TESSERACT: Interview mit James Monteith

30.11.2012 | 01:46

TESSERACT sind seit ihrem Debut-Album "One" nicht mehr aus der modernen Progmetal/Djent-Szene wegzudenken. Wir haben Gitarrist James Monteith auf dem Euroblast-Festival getroffen und haben mit ihm über Sängerwechsel, neue Songs und Djent gesprochen.

Hi James! Wie geht es dir und was passiert gerade in TESSERACT? Was ist seit "One" und der EP "Perspective" geschehen?

Mir geht es sehr gut, danke! Ich freue mich sehr, dass wir auf dem Euroblast spielen. Ich liebe dieses Festival, wir sind das dritte Mal hier und hatten jedes Mal eine gute Zeit. Was seit der EP passiert ist: Wir sind durch viele Veränderungen durchgegangen. Wie du vielleicht mitbekommen hast, hat Elliot Coleman, der Sänger der EP, die Band verlassen, wir brauchten also einen neuen Sänger. Nach einigen Recherchen fanden wir Ash O’Hara, der erst vor kurzem zur Band hinzugestoßen ist.  Und wir arbeiten gerade an unserem nächsten Album, 80% sind bereits aufgenommen, Ash arbeitet jetzt an den Vocals.

Du hast es gerade selber gesagt: Ihr habt vor kurzem euren neuen Sänger Ash O’Hara bekannt gegeben. Wie habt ihr ihn gefunden? Habt ihr viele Auditions durchgeführt?

Wir haben tatsächlich viele Sänger online Vorsingen gehört. Ash kannten wir schon länger, denn Acle [Gitarre, JE], hat eine EP von Ash’s Band produziert. Er fand eines Tages die EP wieder und meinte "hört euch den mal an!". Wir waren alle total erstaunt und haben ihn eingeladen um mit ihm ein paar Songs zu spielen. Wir haben ihm dann einen Track gegeben, um sein Songschreiben zu testen. Seine Ideen waren fantastisch. Die neue Single 'Nocturne'  war der Song, dem wir ihm gaben, im Prinzip hat er den Song geschrieben. Das war dann seine Audition.

Warum hat sich die Band von Daniel Tompkins [Sänger auf "One", JE] getrennt? O’Hara ist großartig, aber ich finde, dass Tompkins auch sehr gut reingepasst hat…

Daniel war perfekt für uns und wir sind sehr stolz auf das Album, das wir mit ihm gemacht haben. Es war ihm aber nicht mehr möglich weiter zu machen. Ihm machte das intensive Touren keinen Spaß. Er hatte auch noch andere Projekte am Laufen und konnte das Ganze mit seinem Privatleben nicht mehr verbinden. Es ist also eher auf Lebensumstände zurückzuführen, weshalb er ausgestiegen ist. Das kam sehr unerwartet und in einer schwierigen Zeit: Das Album war noch nicht lange veröffentlicht, wir hatten viele Konzerte und Festivals in Planung und dann brach alles zusammen. Aber so läuft das Leben manchmal.

Was hältst du von SKYHARBOR [Tompkins neues Projekt, JE]?

Er [Daniel, JE] hat großartige Musiker an seiner Seite und hat tolle Vocals dem Album beigesteuert. Es ist ein tolles Projekt und ein gutes Album und er hat damit viel für die indische Szene gemacht. Die indische Szene wächst im Moment sehr stark, es gibt viele Bands, die neue und frische Musik machen, auch sehr gute traditionelle Sachen, aber SKYHARBOR machen zum Beispiel etwas spannendes und anderes und steuern einen wichtigen Beitrag zur Metal-Welt bei.

Du hast je gerade gesagt, dass 80% vom neuen TESSERACT-Album bereits aufgenommen sind. Kannst du weitere Details verraten? Wurde bereits Musik geschrieben, gibt es einen Titel, etc…?

Ich werde mein Bestes versuchen, denn es ist schwierig alles zusammen zu bekommen, da wir uns gerade im Aufnahmeprozess befinden. Wir haben 'Nocturne', der ja schon veröffentlicht ist und ein Song trägt den Arbeitstitel 'May', denn die Ideen wurden im Mai geschrieben. Den Song werden wir auch heute im Set spielen, um neben 'Nocturne' noch etwas Neues präsentieren zu können. Und dann haben wir noch einen sehr langen Track, den wir wohl in verschiedene Parts unterteilen werden. Der Song ist sehr progressiv und erinnert ein bisschen an den Flow von 'Concealing Fate'. Auch generell wollen wir uns nicht von kurzen Songs einschränken lassen, sondern verschiedene Parts schreiben, die ineinander übergehen. Und dann gibt es hauptsächlich weitere Arbeitstitel, zu denen ich noch nicht mehr sagen kann.

Ihr spielt heute insgesamt das dritte Mal auf dem Euroblast-Festival und könnt es jedes Mal wachsen sehen. Was denkst du über die Progressive-Metal-/Djent-Bewegung?

Ich finde, dass es ein großartiges Phänomen ist. Es gibt so viele Bands, die interessante Sachen machen, wenn man auf andere Subgenres vom Metal guckt, wie zum Beispiel beim Metalcore, ist das eher selten der Fall. Es gibt PANZERBALLETT, die sehr guten Jazz mit Metal mischen, dann gibt es THE ALGORITHM, die einfach irrwitzig elektronisch sind, dann sind da noch CHIMP SPANNER, die mehr für den 80er-Jahre-Fusion-/Jazz-Sound stehen, aber alles passt in die selbe Szene. Und dann gibt es noch HACKTIVIST, die Hip Hop mit einbringen. Ich denke, dass es eine sehr gesunde Szene ist, die sich dadurch auszeichnet, dass sie nicht beschränkt ist. Andererseits ist sie noch am Wachsen, da sie sehr interessant ist. Das kann man auch gut am Festival sehen: 2008 fand das Event noch in einer sehr winzigen Location statt, wo vielleicht 400 Leute reingepasst haben und heute kommen 1500 Leute auf das Festival. Ich finde das sehr aufregend, es gibt viele tolle Bands und großartige Musiker und es ist toll ein Teil davon zu sein.

Was sind die Pläne nach dem Euroblast-Gig? Gibt es bereits geplante Touren, kommt ihr noch mal nach Deutschland?

Das Hauptziel ist, die restlichen 20 % des Albums fertig zu bekommen und natürlich den Gesang, an dem Ash im Moment arbeitet, abzuschließen. Wir wollen das Album so schnell wie möglich fertig stellen und es dann Anfang des nächsten Jahres rausbringen, irgendwann im Laufe des ersten Quartals. Und es steht noch eine Tour mit DEVIN TOWNSEND und FEAR FACTORY durch das Vereinigte Königreich bevor. Nachdem wir unser Album veröffentlicht haben, kommen wir auch nach Deutschland zurück.

Viele Leute diskutieren ob Djent ein Musikstil oder eine Gitarrentechnik ist. Was ist dein Kommentar dazu?

Ich finde, dass die Leute sich besser mit Dingen auseinandersetzen sollten, die wirklich wichtig sind, es ist mir eigentlich egal (lacht). Es fing damit an, dass der Sound eines Akkordes beschrieben wurde, der von vielen Bands weiterentwickelt wurde, woraus letzten Endes ein Genre wurde. Die Leute können es nennen, wie sie wollen, immer wenn ich Foreneinträge lese, in denen darüber diskutiert wird, frage ich mich wieder: "Warum ist das wichtig?"

Der Djent-Stil ist sehr groove-orientiert. Wo bekommt ihr eure Ideen her, derartig rhythmusbetonte Musik zu machen, die andererseits sehr vielfältig ist?

Derartige Musik kann man nicht im Jam improvisieren, mir ist so ein Genie zumindest noch nicht bekannt. Wir schreiben die meisten Pattern mit Cubase, was heutzutage ja sehr üblich ist. Um die komplexen Rhythmen zu verstehen, ist es hilfreich die Takte auf kurze Einheiten, also vier bis 16 Takte, zu verkürzen und eine Hi-Hat mitlaufen zu lassen, bzw. etwas, zu dem man mit dem Kopf mitnicken kann. Wir mögen es sehr zu grooven und das Material interessant klingen zu lassen.

Gibt es noch etwas, dass du unseren Lesern und euren Fans sagen möchtest?

Haltet die Augen offen für ein neues TESSERACT-Album 2013! Es ist etwas anders, viel hat sich entwickelt, aber ein weiteres "One" wäre auch langweilig.

Redakteur:
Jakob Ehmke

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