STORMHAMMER: Interview mit Horst Teßmann

01.01.1970 | 01:00

STORMHAMMER sind wieder da. Ab 10.05.2004 steht die neue Wuchtbrumme "Lord Of Darkness" in den Regalen und berauscht die Hörerschaft mit Power Metal, der seine Stilbezeichnung mehr als verdient hat. Mit einer knackigen Eigenproduktion, jeder Menge Riffpower und tonnenweise Melodien, die für Dauerrotation im Player sorgen, setzen STORMHAMMER zum nächsten Lauschangriff an.
Zu diesem Ereignis hatte Basser Horst Teßmann einige interessante Anekdoten und Fakten zu berichten, die auch mal unmittelbar auf die Produktion der Scheibe Einfluss nahmen.

Alex Straka:
Hi Horst! Erst mal die obligatorische Frage nach dem Wohlbefinden. Wie gehts? Hat das Release-Kribbeln bereits begonnen?

Horst Teßmann:
Hi, ja das Kribbeln hat begonnen, die ersten Reviews haben wir in den Vorabversionen schon bekommen und es ist wieder sehr spannend, da unsere letzte Scheibe ja schon zweieinhalb Jahre her ist.

Alex Straka:
Ich habe auf eurer Homepage gelesen, dass das VÖ-Datum auf Anfang Mai verlegt worden ist. Anvisiert war zunächst der 8. März 2004. Welche Probleme sind bei der Produktion aufgetreten?

Horst Teßmann:
Bei der Produktion verlief alles planmäßig, nur hat uns die belgische Post einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn die haben es geschafft, unser Master, das per Luftpost und Einschreiben verschickt worden war, vier Wochen in der Gegend rumzufahren, um es dann wieder zurückzuschicken!

Alex Straka:
In meinem Review zu "Lord Of Darkness" beschreibe ich euren Stil etwas drastisch als Mischung der NWoBHM, des US Power Metal und europäischen Speeds. Wie siehst du euch selbst? Kannst du meine Einschätzung teilen?

Horst Teßmann:
Ja, das geht schon in Ordnung. Wir sind alle von den traditionellen "Größen" beeinflusst und haben unseren eigenen Stil so gefunden.

Alex Straka:
Eine Frage, die ich jeder Band stelle, ist die nach dem Entstehungsprozess der neuen Langgrille. Wie geht ihr an eine neue Scheibe ran? Entstehen die Songs komplett im Proberaum oder kommen die Jungs mit fertigen Ideen?

Horst Teßmann:
Bei allen drei Scheiben war die Entstehung etwas unterschiedlich, aber alle Songs entstehen letztendlich im Proberaum.
Bei "Fireball" entstanden die Songs durch Sessions, lange bevor die Aufnahmen begannen, bei "Cold Desert Moon" teils bei Sessions, teils am PC und bei "Lord Of Darkness" hauptsächlich am PC. Fertige komplette Songs gib es bei uns eigentlich nie, da immer irgendwas umgebaut wird, weil sich immer einer findet, der was anderes ausprobieren will.

Alex Straka:
Ihr habt "Lord Of Darkness" selber produziert und gemischt. Das Ergebnis ist sehr fett geworden. Läuft eine Band nicht Gefahr, das Gesamtresultat aus den Augen zu verlieren, wenn sie alle Handlungsstränge selbst in die Hand nimmt?

Horst Teßmann:
Ganz im Gegenteil, denn wir wollten nicht die Aufnahmen selbst machen und die Aufnahmen durch einen schwachen Mix zerstören lassen, oder den zeitaufwendigen Mix durch ein schwaches Mastering kaputt machen lassen usw.
Die Zufriedenheit mit dem Endprodukt ist viel größer, wenn man alles gut hingekriegt hat und sich nicht über einen Produktionsschritt ärgern muss, den man nicht im Griff hatte. Klar kann das Ganze auch bös nach hinten losgehen, aber ich denke, wir machen jetzt schon so lange Musik, auch Chris, dass wir schon eine gute Vorstellung haben, wie etwas klingen soll.

Alex Straka:
Kannst du uns etwas zu eurer Lyrik erzählen? Texte wie 'Cyber Mortis' haben mit dem Internet einen reellen Bezug.

Horst Teßmann:
Ursprünglich sollte das Album auch 'Cyber Mortis' heißen und wir wollten etwas mehr aktuellen Bezug einbringen. Letztlich kamen aber dann doch wieder mehr von Fantasy angehauchte Lyriks dazu und wir hatten dann auch keine zündende Idee für ein 'Cyber Mortis'-Cover, zumal immer mehr Bands auf die Cyberschiene eingebogen sind.
Die Lyrics kann man alle bei uns auf der Homepage nachlesen, und sie befassen sich oft mit "düsteren" Themen.

Alex Straka:
Was an eurer Musik auffallend ist, ist die permanente Vermeidung typischer Power-Metal-Klischees. Hypermelodische Singalong-Refrains sucht man bei euch vergeblich. Achtet ihr beim Schreiben eurer Songs darauf, solche Trademarks tunlichst zu umgehen?

Horst Teßmann:
Eigentlich weniger, denn mir zum Beispiel ist es schon wichtig, dass eine Nummer einen eingängigen Chorus hat. Der Chorus muss dabei aber nicht so platt sein, dass es schon mehr ein Kinderlied ist. Die Songs sind eben so entstanden und sind auch ein bisschen unser Stil. Wir machen die Songs nicht nach dem Schema: "Das soll jetzt so klingen wie..." bzw. anderherum: "Das soll jetzt auf keinen Fall sein wie..." Es ergibt sich halt so und die nächste Scheibe wird wieder ein bisschen anders, glaube ich.

Alex Straka:
Ich persönlich finde es sehr lohnenswert, dass sich die einzelnen STORMHAMMER-Mitglieder immer voll in den Dienst der Mannschaft stellen. Man hört kein ausuferndes Sologefrickel und hat immer das Gefühl, dass ihr aus einem Guss harmoniert. Kann man euch als Einheit bezeichnen, die auf einer Wellenlänge funktioniert?

Horst Teßmann:
Ja, im Großen und Ganzen schon. Es gibt natürlich auch heftige "Diskussionen", bis eine Nummer fertig ist. Aber wir wollen Songs auf CD pressen, die wir auch live spielen können. Wir überlegen uns immer, was man aufnehmen kann und dann auch live so hinbekommt. Viele Produktionen sind vollgestopft mit Gimmicks, leider wird man die aber live nie zu hören bekommen, weil sie ohne Computer nicht spielbar sind.

Alex Straka:
Alex, Many und du spielen bereits seit mehr als zehn Jahren gemeinsam in dieser Band. Chris hingegen erst seit März 2003. Gab es Probleme bei der Integration in dieses etablierte Line-up?

Horst Teßmann:
Nur Anfangs, als Chris noch nicht so recht glauben konnte, dass er fest dabei ist. Wir haben es wohl nicht richtig rübergebracht, dass wir uns sofort sicher waren, dass er unser neuer Drummer ist.

Alex Straka:
Ich habe den Eindruck, dass ihr auf "Lord Of Darkness" sehr viel Wert auf den Gesang gelegt habt. Tommys Vocals sind sowieso genial und die Backings sitzen punktgenau. Wie lange lasst ihr euch Zeit für diese detailierten Gesangsarrangements und wie probt ihr diese? Schließlich singt ja fast die ganze Band.

Horst Teßmann:
Ohh, da ging jede Menge Zeit drauf. Es gab meistens mehrere Versionen für die Gesang-Lines von Tommy und die haben wir dann zusammen meist noch ausgefeilt. Es war manchmal sehr frustrierend für Tommy, da wir mit nix zufrieden waren. Da Tommy bei den Backings auch immer mitsingt, ist es für uns dann einfacher, die Backings zu machen. Geprobt werden dann die neuen Songs mit der ganzen Band, wobei die Hauptschwierigkeit für Alex, Manny und mich dann ist, die Instrumente mit dem Gesang auf die Reihe zu bekommen.

Alex Straka:
STORMHAMMER ist jetzt mittlerweile seit zweieinhalb Jahre tastenlos. Mit Martina Schüller und Markus Heindl hattet ihr bereits zwei Keyboarder in der Band. Auf "Lord Of Darkness" hat Alex im Studio die Tastenarbeit übernommen. Ihr sucht momentan eine/n Keyboarder/in um den vakanten Posten neu zu besetzen. Wie agiert ihr momentan live?

Horst Teßmann:
Bei drei Stücken kommen die Keyboards von Minidisc, ansonsten spielen wir ohne Keyboarder. Falls dies ein Keyboarder liest, soll er sich ruhig melden, wir hätten schon gerne wieder einen festen Tastendrücker.

Alex Straka:
Ihr habt im Oktober letzten Jahres bei Mausoleum einen Vertrag unterschrieben. Was erwartet ihr von dieser Zusammenarbeit?

Horst Teßmann:
Wir liegen bis jetzt auf der gleichen Wellenlänge und alles, was wir von Mausoleum erwartet haben, hat auch funktioniert.
Wir hoffen, dass es eine vernünftige Tour gibt, denn das ist in unseren Augen das Wichtigste, um eine Scheibe zu promoten. Ansonsten ist eine gute PR eben das A und O, um sich aus der Masse der Bands nach oben zu schwimmen.

Alex Straka:
Auf eurer Homepage habe ich Bilder von Many in Ritterrüstung gesehen, die in Verbindung mit den Aufnahmesessions von "Lord Of Darkness" stehen. Kannst du uns aufklären?

Horst Teßmann:
Das Bild stand hauptsächlich in Zusammenhang mit der Verletzung, die sich Many bei einem Axtkampf bei den Kaltenberger Ritterspielen zugezogen hat. Das hat natürlich die Aufnahmen wiederum verzögert.
Er ist Mitglied bei den Münchner Barbaren, die bei Mittelalterfesten mitwirken und dort auch Schaukämpfe bestreiten. Nachdem er jetzt beinahe seinen Ring- und kleinen Finger der linken Hand verloren hätte, zieht er sich aber von den Schaukämpfen zurück (zum Glück für uns).

Alex Straka:
Wie sieht es dieses Jahr mit euren Touraktivitäten aus? Ist schon was geplant?

Horst Teßmann:
Ja, im Moment gibt es ein Angebot für Oktober, das aber noch nicht richtig spruchreif ist. Wir hoffen aber, dass es klappt.

Alex Straka:
Horst, vielen Dank für das Interview und ein erfolgreiches Jahr 2004.

Redakteur:
Alex Straka

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