RUFFIANS: Interview mit Luke Bowman

29.09.2006 | 16:10

Wie Phönix aus der Asche stiegen auch RUFFIANS vor etwas mehr als zwei Jahren wieder aus der Versenkung auf. Nachdem die Truppe 1989 aufgelöst wurde und es über Jahre hinweg überhaupt nicht nach einer Reunion ausgesehen hatte, half die Penetranz einige eingefleischter Fans, die Gitarristen Craig Behrhorst so lange mit Mails nach einer Reunion bombardierten, bis dieser seinen ehemaligen Kumpanen Rich Wilde (v., der 1986 den damals zu VICIOUS RUMORS abgewanderten und später auf tragische Weise ums Leben gekommenen Carl Albert ersetzte), Chris Atchison (g.) und Luke Bowman (dr.). Da der mittlerweile leider ebenfalls verstorbene Original-Basser Dan Moura zu jenem Zeitpunkt ebenfalls nicht mehr in der Lage gewesen wäre, den Trip nach Europa mitzumachen, musste mit dem Bay Area-Veteranen Eric Wong eine weitere Legende kontaktiert werden, um diese Reunion zu realisieren. Eine stärkere Motivation als das "Bang Your Head"-Festival 2004 hätte es wohl kaum geben können und so wurden RUFFIANS sowohl für die Warm-Up-Show als auch für das Festival selbst verpflichtet. Nicht wenige Fans waren wohl nicht zuletzt deshalb 2004 als Besucher in Balingen und im Nachhinein betrachtet, waren es allein diese beiden Auftritte wert, anwesend gewesen zu sein. Mit einer schwer beeindruckenden Setlist, die aber nicht nur aus Klassikern bestand, sondern zum Teil auch aus bis dahin noch nicht veröffentlichten Songs, zählten RUFFIANS mit zu den absoluten Highlights dieser BYH-Ausgabe. Dieses Wochenende schien die Band auch weiterhin inspiriert und motiviert zu haben. Neben diesem Festival wurden noch weitere Konzerte in insgesamt acht Ländern absolviert. Die erste (und bis dahin einzige) Veröffentlichung, die selbstbetitelte EP, erschien in überarbeiteter Form und mit verschiedenen "Bonüssen" als Vinyl- und CD-Version und nicht zuletzt der Ansturm auf diese Scheiben brachte den Herrschaften wohl auch einen neuen Plattenvertrag ein. Mit Metal Heaven haben RUFFIANS nun einen neuen Partner an der Seite und mit "Desert Of Tears" erscheint dieser Tage das lang ersehnte neue Album der Band.
Luke Bowman wirkte anlässlich des vereinbarten Interview-Termins entspannt und zufrieden und gab folgendes zu Protokoll...

Walter:
Hand aufs Herz. Habt ihr vor zwei Jahren mit einer derartigen Resonanz gerechnet?

Luke:
Nein, überhaupt nicht. Ich muss sogar gestehen, zu Beginn durchaus skeptisch gegenüber Craig's Idee, die Band wieder aufleben zu lassen, gewesen zu sein. Ich hatte für sieben Jahre das Schlagzeug noch nicht einmal angesehen, geschweige denn darauf gespielt, war also auch nicht unbedingt der Fitteste an meinem Instrument. Doch Craig war uns gegenüber offenbar ebenso penetrant, wie die Fans ihn gepiesackt haben (lacht). Aber im Endeffekt hat es sich ja doch ausgezahlt, die Band und die Fans sind zufrieden, mehr braucht man ja auch gar nicht.

Walter:
Aus der Reunion ist zum Glück auch mehr geworden als lediglich jene beiden Konzerte in Balingen. Das Ergebnis eurer abermaligen Zusammenarbeit nennt sich schlussendlich "Desert Of Tears". Gibt es denn schon erste Reaktionen darauf?

Luke:
Noch nicht wirklich, denn der Veröffentlichungstermin liegt ja noch vor uns. Die Reaktionen jener Kritiker, die uns auch zu einem Interview gebeten haben, sind allerdings ausschließlich positiv, wenn nicht gar euphorisch gewesen, weshalb ich dem Veröffentlichungstermin sehr entspannt und beruhigt entgegen sehe.

Walter:
In diese Riege der euphorischen Kritiker reihe ich mich ebenfalls ein. Einige Songs haben aber offenbar schon einige Zeit auf dem Buckel, schließlich kommen mir einige Tracks noch vom BYH reichlich bekannt vor.

Luke:
Das ist korrekt. 'Darkest Of Light' haben wir damals ebenso gespielt wie den Titelsong. Auch 'Running Blind' ist nicht mehr neu, sondern lediglich bislang noch nicht veröffentlicht worden. Es ist also eine Mischung aus ein paar älteren und aktuellen Tracks geworden, repräsentiert aber den Zustand der Band sehr gut.

Walter:
Ein weitere interessanter Aspekt an der Scheibe ist auch, dass mit Tommy Sisco ein weiteres bekanntest Gesicht mit von der Partie ist. War denn Eric nicht bereit, weiterhin bei RUFFIANS mitzuspielen?

Luke:
Eric war zum Zeitpunkt der Reunion ja ohnehin lediglich als Aushilfsbassist bei uns, so dass er uns nach den Konzerten mitgeteilt hat, dass er nicht gerade scharf darauf wäre, abermals ins Studio zu gehen um die Scheibe aufzunehmen. Eric hat ja nebenbei auch UNJUST am Laufen, die just in jener Zeit, als er zu uns gestoßen war, ein Album fertig produziert hatten. Ihm war damals schlichtweg nach Konzerten, weshalb er überhaupt keinen Bock auf Studioarbeiten hatte. Bei Tommy wiederum war es so, dass er von Beginn an klar gesagt hat, dass er uns wohl nur für die Studiozeit zur Verfügung stehen kann, da er mit seiner Band LOVE PLANET ausgelastet genug ist. Jetzt wo das Album fertig ist und es abermals auf Tournee geht, war Eric logischerweise abermals unsere erste Ansprechstelle. Nun schließt sich der Kreis, denn Eric wird uns nun auch auf der kommenden Europa-Tournee begleiten.

Walter:
Gutes Stichwort. In wenigen Wochen werdet ihr abermals in unseren Breiten zu sehen sein. Was darf der geneigte Fan denn erwarten?

Luke:
Jede Menge Songs von "Desert Of Tears", aber natürlich auch reichlich Klassiker. Es wird mit Sicherheit eine gute Zeit für alle sein, denn genau deswegen haben wir immer Musik gemacht. Es war uns immer schon ein Anliegen den Fans eine gute Zeit zu bieten.

Walter:
Was euch mit Sicherheit abermals gelingen wird. Zudem ist Deutschland so etwas wie eure zweite Heimat geworden, zumindest scheinen die Fanzusprüche hier am stärksten zu sein.

Luke:
Das kann man so sagen. Mitteleuropa scheint generell ein guter Boden für traditionellen Metal zu sein, aber Deutschland ist da noch einmal hervorzuheben. Man scheint uns regelrecht zu lieben und das ist ein sehr großartiges Gefühl. Aber auch wir lieben unsere Fans in Deutschland!

Walter:
Hat sich die Art des Songwritings irgendwie verändert in all den Jahren? War es denn in den letzten Monaten schwieriger neue Songs zu komponieren als in eurer Jugend?

Luke:
Der Hauptunterschied liegt darin, dass wir früher wesentlich öfter gemeinsam proben konnten. Da Rich aber in North Carolina wohnt, während alle anderen Bandmitglieder in Kalifornien beheimatet sind, ist es sehr schwer überhaupt gemeinsam zu proben. Das letzte Mal, dass alle Bandmitglieder zusammen waren und geprobt haben, muss im Juni dieses Jahres gewesen sein, als wir hier bei uns einige Gigs gespielt haben. Allerdings wirkt die Angelegenheit komplizierter als sie tatsächlich ist. Klar, früher haben wir uns getroffen, geprobt und danach etwas gemeinsam unternommen, das geht logischerweise heute nicht mehr. Doch durch die moderne Technik und das Internet ist es nun kein Problem mehr Songideen auf jenem Weg auszutauschen. Von daher hat sich die Herangehensweise beim Songwriting zwar grundlegend geändert, nicht aber das Ergebnis!

Walter:
Was man auf "Desert Of Tears" auch eindrucksvoll nachvollziehen kann. Wie ist eigentlich der Kontrakt bei Metal Heaven zustande gekommen?

Luke:
Craig hat eine Zeit lang das gesamte Internet nach kleineren Plattenfirmen abgegrast und irgendwann einmal ist er dabei wohl auch auf diese Firma gestoßen. Nach den üblichen Vorgängen, wie Bemustern und vor allem Abwarten, hatten wir dann einen Deal bei Metal Heaven an Land gezogen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war mir klar, dass RUFFIANS wieder zu einem sehr gewichtigen Teil meines Lebens geworden war. Klar habe ich noch immer meinen Job in einem holzverarbeitenden Betrieb, aber durch die Band kam wieder wesentlich mehr Abwechslung in mein Leben.

Walter:
Mit dem Ergebnis der Zusammenarbeit mit eurer Plattenfirma darf man wohl auch mehr als zufrieden sein. Die Musik steht ohnehin für sich, die Produktion ist gelungen und auch das Cover passt zum Titel. Gibt es eine bestimmte Beziehung zu Ägypten oder was hat es damit auf sich?

Luke:
Das Cover ist eher aus Spaß entstanden. Als wir uns auf "Desert Of Tears" als Albumtitel geeinigt hatten, brachte ich das Thema Ägypten ins Spiel. Da wir nicht wirklich wussten, wie wir dieses dann umsetzen konnten, war eine Zeitlang sogar im Gespräch, den Titel als Hieroglyphen abzubilden. Schlussendlich haben wir es aber doch bei der eher konventionellen Art gelassen, um nicht zu sehr für Verwirrung zu sorgen.

Walter:
Reunion, Gigs, neues Album. Soweit, so perfekt. Was wird denn noch folgen?

Luke:
Nach der Veröffentlichung des Albums werden wir wieder bei euch zu Gast sein. Aber das ist noch lange nicht alles. Logischerweise wollen wir auch in den Staaten vermehrt unterwegs sein, obwohl dort im Moment relativ wenig Interesse an RUFFIANS besteht, aber das wird schon wieder. Weiters sind wir gerade dabei mit einigen Veranstaltern über Auftritte bei den europäischen Sommer-Festivals im nächsten Jahr zu verhandeln. Im Moment ist zwar noch nichts fixiert, aber ich denke, man wird RUFFIANS im Laufe des Sommers 2007 abermals auf der einen oder anderen europäischen Open Air-Bühne sehen können! Zudem wollen auch in absehbarer Zeit mit einem weiteren Studioalbum aufwarten können. Auf jenem wird es dann wirklich nur brandneues Material geben. Das Schreiben der Songs hat sich nämlich im Nachhinein als recht unkompliziert erwiesen, wenn auch das Proben so gut wie unmöglich ist. Und an Ideen für neue Songs mangelt es uns ebenfalls nicht. Man könnte fast meinen, wir wollen die verlorene Zeit, die wir durch unsere Auflösung in Kauf nehmen mussten, zurück gewinnen.


Uns soll das nur recht sein. Wie auch immer eine weitere Scheibe von RUFFIANS entsteht, so lange Qualitätsware wie auf den bisher bekannten Veröffentlichungen der Band abgeliefert wird, brauchen wir uns keinerlei Gedanken zu machen.

Redakteur:
Walter Scheurer

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