RIVERSIDE: Interview mit Mariusz Duda

15.06.2009 | 07:27

RIVERSIDE legen mit "Anno Domini High Definition" das beste Album ihrer Karriere vor. Ein beeindruckendes Werk voller Emotionen und Tiefgang. Wir sprachen mit Sänger & Bandkopf Mariusz Duda.

Mariusz ist natürlich vom sehr euphorischen Gesprächseinstieg begeistert. "Es ist toll, dass Dir unser Album so gut gefällt. Wir haben auch hart dafür gearbeitet." Auf die Frage, wo er den Unterschied zu den ersten drei Werken, der sog. "Reality Dream"-Trilogie sieht, sagt Mariusz: "Sehr schön, dass Du fragst, was der Unterschied zu der Trilogie ist und nicht, was der Unterschied zu "Rapid Eye Movement" ist. Es war schon erstaunlich, wie viele Leute den Zusammenhang zwischen den ersten Alben nicht mitbekommen haben. Ich denke, "Anno Domini High Definition" ist etwas offener, weiter gefasst als unsere bisherigen Alben. Die Instrumente sind sehr gleichberechtigt, niemand dominiert mehr." Auch die Texte haben ihren Einfluss auf die Musik, wie Mariusz erläutert: "Es geht in den Songs, darum wie schnell unser Leben ist, wie dynamisch, wie energisch, wie kurzlebig. Und genau deshalb sollte es auch ein sehr energisches und auch eher kurzes Album sein. Und ich denke, dass wir diese Ziele erreicht haben." Die große Stärke dieser Veränderung ist aber, dass man RIVERSIDE immer noch sofort erkennt. "Ja, das denke ich auch. Wir wollten unseren Sound erweitern, nicht komplett verändern. Ich finde es schon sehr wichtig, dass Veränderung stattfindet und man dabei nicht seine Identität verliert. Eine Band ohne Identität ist nicht sehr viel wert." Meine Begeisterung beruht vor allem auf die Intensität von Tracks wie 'Left Out' und 'Hybrid Times'. "Unsere Musik soll emotional, soll sehr intensiv sein. Es ist nicht ausreichend, wenn man nur gut auf seinen Instrumenten ist und einen Song fehlerfrei spielen kann. Unsere Musik soll den Hörer berühren, weshalb auch jeder von uns versucht, seinem Instrument die verschiedensten Stimmungen zu entlocken. Wenn es dann um Besessenheit und Leidenschaft geht, muss diese Intensität einfach greifbar sein." Dabei macht Mariusz auch deutlich, dass die Band die neue Freiheit, die sie nach der Trilogie nun hatte, sehr nötig hatte. "Auf "Anno Domini High Definition" kann jetzt jeder das spielen, was er spielen möchte. Gerade unser Gitarrist Piotr kann jetzt endlich zeigen, was er drauf hat. Er hat seine Stil noch etwas erweitert und spielt jetzt auch rockiger. Michal kann jetzt endlich richtig schön orgeln und alle Möglichkeiten nutzen, die seine Tasteninstrumente hergeben. Warum auch nicht? Es ist Rockmusik."

Nicht wirklich Rockmusik sind Blasinstrumente, die dennoch Einzug in 'Egoist Hedonist' finden. "Auf die Idee ist Michal gekommen. Erst haben wir mit Keyboards gearbeitet, aber er fand, dass echte Bläser besser klingen. Es haben dann drei Typen einer befreundeten Band kurz im Studio vorbeigesehen und die paar Sekunden eingespielt. Das war auch sehr günstig." Ebenfalls ungewöhnlich sind subtile Wort- und Zahlenspiele. Dennoch ist es natürlich kein Zufall, dass der Titel des vierten Albums aus vier Wörtern besteht und es 44:44 Minuten lang ist. "Ich mag solche Zahlenspiele. Bei unserer Trilogie hatten alle Alben Titel mit drei Wörtern und hier hatten wir jetzt die einmalige Chance die vierstellige Zahl voll mit Vieren zu nehmen und dazu einen Titel zu wählen, der ebenfalls aus vier Wörtern besteht. Beim nächsten Album gibt es dann vielleicht etwas, was mit der Zahl fünf zusammenhängt." Eine Albumlänge von fünf Stunden und 55 Minuten ist dabei aber nicht vorgesehen, wie Mariusz lachend erklärt. Auf Tour gehen die vier Polen natürlich auch. "Es wird definitiv eine Headlinertour im Herbst geben, auf der wir neben Song der ersten Alben auch das komplette neue Album spielen werden. Wenn sich danach noch ein Supportslot bei einer guten Band anbietet, machen wir das vielleicht auch noch." Für ihre fabelhaften Liveshows sind die Polen ja schon seit ihren Anfangstagen bekannt, als sie beim ProgPower 2004 alle Anwesenden umgeblasen haben und schon während des Gigs alle Shirts & CDs verkauft waren. Ein Auftritt, den Mariusz nie vergessen wird: "Das war tatsächlich ein unglaublicher Gig. So etwas, wie der echte Startschuss unserer Karriere. Wir haben dem ProgPower viel zu verdanken."






Natürlich interessiert mich auch die offensichtlich spezielle Situation in Polen. Viele Bands nehmen mittlerweile ihre DVDs oder Live-CDs dort auf - man denke an ANATHEMA oder PORCUPINE TREE - gerade der Progressive Rock erlebt dort einen unheimlichen Hype. Angesprochen auf die Besonderheiten sagt Mariusz: "In erster Linie ist es ein sehr stark wachsender Markt. Und auch durch den Erfolg, den wir haben, beginnen viele polnische Bands selbstbewusster zu werden. Sie werden auch stärker wahrgenommen. Bands wie VOTUM bekommen einen Plattenvertrag außerhalb Polens, SATELLITE werden stärker beachet. Das alles ist das Ergebnis davon, dass Progressive Rock in Polen immer populärer wird. Dabei ist die Stimmung bei den Konzerten gar nicht so besonders. Die ist in Deutschland oder Holland viel besser. Die Fans sind dort viel enthusiastischer als bei uns in Polen, wo mehr zugehört wird. Ihr Deutschen werdet eigentlich nur von den Portugiesen geschlagen, aber die sind auch total verrückt. Die Polen können sicher von euch deutschen Fans noch etwas lernen."

Redakteur:
Peter Kubaschk

Login

Neu registrieren