REBELLION: Interview mit Tomi Göttlich

30.10.2012 | 23:54

Wie Phönix aus der Asche melden sich die Power-Metaller von REBELLION wieder eindrucksvoll und mit neuer Langrille zurück, hatten sie im vergangenen Jahr doch einen kleinen Umbruch zu verzeichnen. Ein gut gelaunter Tomi Göttlich stand uns Rede und Antwort zum neuen Album, der kommenden Tour und der Bandvergangenheit.

Hallo Freunde, Marcel von POWERMETAL.de hier, vielen Dank, dass ihr euch ein wenig Zeit für meine Fragen nehmt. Alles im Lot im REBELLION-Camp?

Jau, uns geht’s gut, wir freuen uns auf die Tour im November und sind bester Dinge.

 

In den vergangenen Jahren ging es bei euch ja drunter und drüber. Wie habt ihr den Austritt von Mastermind Lulis, Drumtier Lücking und Gitarristin Wenzel verkraftet? Wenn 60% der Band abhanden kommt, denkt man da kurze Zeit über die Auflösung nach?

Für mich war die Band tot. Es gab aber erstaunlich viele Reaktionen aus dem Fanlager, die Micha und mich ermutigt hatten weiter zu machen. Da eigentlich jeder aus dem Business die Band abgeschrieben hatte - bis aus Massacre-Records, die von Anfang an klar gesagt haben, dass sie natürlich zu dem alten und relativ gut dotierten Vertrag stehen würden -, hatten wir ja nicht so viel zu verlieren. Und es ist ja auch immer eine Frage der Sichtweise. 60% verloren bedeutet immer auch 40% behalten. 40% Prozent können ziemlich eindrucksvoll sein, ich verweise da gerne auf Ardbeg, Springbank oder Talisker! Selbst die CDU würde sich wohl über 40% freuen, andere schon über 5%.

 

Rückblickend, was waren ihre Gründe, die Band zu verlassen? Bestehen noch Kontakte?

Ich denke, sie hatten sich mehr Erfolg erwartet, ich meine wir haben wirklich fünf Hammeralben rausgetan und es ist nicht das passiert, was man angesichts dieser Qualität und Kontinuität hätte erhoffen können. Aber auch das ist eine Frage der Sichtweise, ich selber habe das dann doch anders gesehen.

Klar habe ich noch Kontakte zu Gerd, Simone und Uwe. Schließlich haben wir doch einiges zusammen erlebt, das ist doch deutlich mehr wert, als eine unterschiedliche Sichtweise. Die Trennung lief ja von allen Seiten aus sauber ab. Gerade mit Uwe gab es da natürlich einiges zu regeln, aber Uwe und ich, wir machen seit über 20 Jahren zusammen Musik, das verbindet, da regelt man auch schwierige Fragen fair und sauber, und kann sich danach noch in die Augen sehen. So läuft das unter Freunden.

Am Ende wurde alles gut und ihr fandet neues, talentiertes und ambitioniertes Personal. Wie kamt ihr an Karut und Geibig an den Klampfen und Karle an der Schießbude?

Ollie kenne ich seit knapp 30 Jahren (Gott bin ich alt), seit 10 Jahren spiele ich mit ihm in MAGIC OF RADIO und SCHLAMMBEIN zusammen. Olli ist mein Freund (und sowas sage ich nicht leichtfertig), ich kenne ihn und er kennt mich, die Verpflichtung war ziemlich risikoarm, denn er ist ein brillanter Gitarrist und Songschreiber und kann zudem noch fett produzieren in seinem eigenen Studio … ohne Ollie wäre das alles so nicht möglich gewesen. Mehr Risiko sind wir da mit Matthias gegangen, der überhaupt noch nie eine CD aufgenommen hat. Aber Matthias hatte sich wirklich früh und sehr nachdrücklich gemeldet, ich merkte, der Typ will genau in DIESE Band, das hat mir gefallen und ich dachte mir, da muss der Bub (er ist Mitte 20 glaub ich) halt schnell reinwachsen. Mir ist einer, der genau jetzt genau das will, lieber als einer, der erst mal besser ist, aber schon so viel gemacht hat, dass er quasi alles macht, um irgendwas zu machen. Matthias hatte ein gutes Jahr Zeit da rein zu wachsen und ich finde, das hat er sehr gut gemacht, ich meine einen Gerd Lücking musst du auch erst mal ersetzen. Stephan war eigentlich das größte Risiko. Ich kenne ihn schon seit Jahren, er hat früher selber lange Bass gespielt und hat ein Hammertiming. Aber ich hatte ihn als Gitarristen für REBELLION überhaupt nicht auf dem Schirm, er spielt Blues und Rock und seine Songs sind viel zu verkopft und kompliziert, er schreibt immer gleich ein ganzes Album und quetscht das dann in einen Song. Irgendwie war er dann mal als Gast im Proberaum und hat mit Ollie über Gitarrensounds und so’n Gedöns geschwafelt und dann haben wir halt ein bisschen gejammt und das hat so gut gepasst in jeder Hinsicht. Mein Gott, das Risiko musste ich einfach nehmen und es hat super funktioniert. Stephan bringt eine Note in die Band, die Rebellion etwas Besonderes gibt und er hat gelernt Metal zu spielen und zehn Songs zu schreiben, anstatt alles in einen zu klatschen.

Aber am wichtigsten war mir, dass alle Bandmitglieder Kumpels oder Freunde von mir sind und in meiner Nähe wohnen, sodass wir mindestens einmal pro Woche proben können.

 

Nun steht mit "Arminius Furor Teutonicus" euer nunmehr sechstes Album im Raum. Die Wikinger-Thematik habt ihr mit dem dritten und letzten Teil "Arise: From Ginnungagap to Ragnarök - The History of the Vikings Volume 3" ad acta gelegt. Welches Konzept steckt hinter dem neuen Output?

Wie es Titel des Albums ja schon andeutet, geht es um Arminius, der im Jahre 9 nach Christus im Teutoburger Wald den Römern unter Varus gehörig den Hintern verhauen hat. Natürlich ist die Story historisch sauber recherchiert und im recht umfangreichen Booklet auch sehr breit dokumentiert.

Was hat sich, bis auf das Bandkarussell und der thematischen Ausrichtung in diesen drei Jahren zwischen den Veröffentlichungen noch verändert?

Ich denke, wir sind als Team besser aufgestellt und organisiert als früher. Du kannst einen Uwe Lulis nicht 1zu1 ersetzen. Heute teilen sich mehrere Leute die Aufgaben. Wir haben neben der Band noch ein Team von sehr kompetenten und engagierten Leuten. Sonst wären Album, Promotion, Video, Tour und der ganze Rest so nicht zu organisieren gewesen.

 

Kommen wir einmal zu den Songs. Falls ihr meine Rezension gelesen habt, dürfte euch nicht entgangen sein, dass ich speziell 'Rest In Piece', 'Breeding Hate' und 'Furor Teutonicus' in den Himmel lobe. Welche Stücke haben es euch angetan? Welche eignen sich und könnte man in zukünftigen Live-Sets wieder finden?

Deine drei Faves werden allesamt im Live Set vertreten sein, zudem noch drei weitere Songs der neuen CD und 'Aptrgangr', den ersten Song den die neue Besetzung veröffentlich hat (wohlgemerkt, als kostenlosen Download). Ich finde es aber bemerkenswert, dass jeder Rezensent andere Faves hat, das spricht für eine große Ausgewogenheit der CD.

 

Es ist ein äußerst vielschichtiges Album geworden. Zum einen gibt es melodische, bedächtige Epiker und zum anderen schnelle Power-Songs. Wie wichtig war euch die Abwechslung anno 2012?

Da haben wir eigentlich gar nicht so drauf geachtet, ich hatte natürlich das "Storyboard" im Kopf und hab die Songs gesetzt, so wie ich dachte, dass es passt, klaro achtest du dabei auf Spannungsbögen und darauf, dass es zum textlichen Inhalt passt, aber du musst auch mit dem arbeiten, was du hast und ich denke, dass hat dieses Mal alles sehr gut gepasst, viel besser als man erhoffen durfte angesichts der von dir schon angesprochenen Besetzungswechsel und der Neuzugänge. Manchmal muss man Dingen einfach auch ihren Lauf lassen und darauf vertrauen, dass es die Nornen gut mit einem meinen.

 

Bei dem jungfräulichen Durchgang des Longplayers hatte ich unfassbar viele Streitäxte, Schwerter, Schlachten und rollende Köpfe vor dem geistigen Auge. Ging es euch da anders oder wolltet ihr das oben beschriebene Konzept so authentisch wie möglich rüberbringen?

Uns ging es da nicht anders UND wir wollten das oben beschriebene Konzept so authentisch wie möglich rüberbringen. Das ist doch keine „ODER“ Frage, die Köpfe sind doch gerollt, zumeist römische, ist klar, und zwar von genau den Leuten abgeschlagen, die von den Römer vorher oft als Tiere gesehen und entsprechend abgeschlachtet wurden (Tacitus, nur sinngemäß). Den nationalen Stolz, der aus diesen Aussagen hervorgehen mag, habe ich übrigens im Booklet besonders erwähnt, man sollte nicht vergessen, dass Arminius u.a. von Bismarck, vor allem aber von Hitler instrumentalisiert wurde, auch das darf nicht unerwähnt bleiben, es passt halt nicht wirklich auf eine klassische Metal Platte, sollte aber zumindest im Booklet klare Erwähnung finden, Nazis sind nämlich Arschlöcher und zwar immer und überall und egal welcher Nationalität.

 

Welche Pläne stehen für die kommenden sechs Monate im Raum? Habt ihr vor, im kommenden Jahr mal wieder auf Tour zu gehen und das neue Album auf der Bühne zu präsentieren?

Klar Mann, am 01.11. geht los. Checkt einfach unsere Homepage (www.rebellion-metal.de) oder unsere Facebook-Seite.

 

So wie ich euch kenne und einschätze, ruht ihr euch nicht auf den Lorbeeren aus, sondern plant schon das kommende Album, nicht wahr? Gibt es schon vereinzelte Ideen?

Nee, Mann, ich setz mich erstmal ganz bequem auf meine Lorbeeren, haha

 

Freunde, damit wäre ich mit meinen Fragen am Ende und bedanke mich vielmals für eure Geduld. Ich wünsche euch mit „Arminius Furor Teutonicus“ viel Erfolg und hoffe, dass man in naher Zukunft wieder viel von euch hört. Die letzten Worte gebühren euch, was habt ihr unseren Lesern und euren Fans noch zu sagen?

CU guys on tour, hope you like the taste of the band alive … Metal never dies

Redakteur:
Marcel Rapp

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