Perlen der Redaktion: Tobias Dahs' Highlights 2021

03.01.2022 | 12:34

Ein weiteres Jahr Pandemie liegt hinter uns: Verschobene oder abgesagte Konzerte waren an der Tagesordnung und auch mir war es das zweite Jahr in Folge nicht vergönnt, eine Liveshow zu erleben. Aber wenigstens gab es an der Veröffentlichungs-Front viele positive Meldungen, denn selten fiel es mir so leicht, Kandidaten für meine Top 20 zu finden. Daher legen wir auch ohne viel weitere Vorrede los mit meinen Highlights des Jahres 2021.

Mit dem Überfluss kommen natürlich auch einige Probleme. So habe ich wahrscheinlich zehnmal die erste Platzierung geändert, bis ich einfach einsehen musste, dass es in diesem Jahr zwei Goldmedaillen für das Album des Jahres geben muss. Konkret teilen sich bei mir mit BIFFY CLYRO und IRON MAIDEN zwei britische Bands den Platz an der Sonne. Für die Schotten um Simon Neil ist es dabei schon das zweite Jahr in Folge die Pole Position in meinem Ranking, was angesichts der Tatsache, dass "The Myth Of The Happily Ever After" praktisch nahtlos am Vorgänger "A Celebration Of Endings" anknüpft und mit dessen musikalischer Klasse spielend mithalten kann, keine Überraschung sein dürfte. Hier gibt es Hits am Fließband und damit verdient den geteilten ersten Rang. Die Eisernen Jungfrauen teilen sich die Platzierung mit den Schotten und haben mich mit "Senjutsu" wirklich mehr als positiv überrascht. Als langjähriger Fan der Band und Freund der proggigen MAIDEN-Jahre nach 2000 waren meine Erwartungen sowieso schon hoch, doch das Doppelalbum hat selbige sogar noch übertroffen. Ja, natürlich gibt es den ein oder anderen Song, der bei mir bis heute nicht so recht zündet, doch allein schon das epische 'Lost In A Lost World' und das zum Niederknien schöne 'Hell On Earth' rechtfertigen die Anschaffung. Dazu zünden auch die kompakteren Tracks wie 'Days Of Future Past', 'Stratego' oder 'The Writing On The Wall' sofort und mit 'Death Of The Celts' gibt es wieder ein wunderbares, historisch inspiriertes Epos zu hören. Ganz, ganz großes Kino.

Für Platz drei geht es dann von der britischen Insel rüber nach Hamburg, wo HELLOWEEN das quasi-Comeback-Album des Jahres ausgebrütet hat. Ja, ich war wirklich skeptisch, was von der "Pumpkins United"-Besetzung auf Platte zu erwarten ist, doch das selbstbetitelte Langeisen ist ein absoluter Volltreffer und liefert mit 'Skyfall' einen meiner persönlichen Songs des Jahres. Der Platz auf dem Treppchen war daher praktisch schon am Tag der Veröffentlichung gesichert. Anders sieht das schon bei GOJIRA aus, denn "Fortitude" wollte mir im ersten Moment nicht so recht gefallen. Doch angeführt von der Single 'Amazonia' fräste sich die Scheibe langsam in den Gehörgang und überzeugt mich inzwischen auf ganzer Linie, auch wenn insgesamt der Vorgänger "Magma" und "The Way Of All Flesh" die Nase vorne behalten. Dennoch sind die Franzosen weiterhin die spannendste Band im Spannungsfeld aus Death, Groove und Prog Metal. "Agression Continuum" auf Platz 5 betrachte ich hingegen immer noch mit einem lachenden und einem weinenden Auge, markiert die Scheibe doch mit dem Ausstieg von Burton C. Bell das Ende einer Ära bei FEAR FACTORY. Das ändert aber nichts daran, dass der Schwanengesang des Fronters ein absoluter Hammer von einem Album ist, der bei mir sofort einen Volltreffer landete.

AT THE GATES tat sich da ähnlich wie beim Vorgänger "To Drink From The Night Itself" deutlich schwerer, denn auch "The Nightmare Of Being" erkämpfte sich meine Gunst erst mit der Zeit. Mit dem großartigen Comeback "At War With Reality" kann die Scheibe dabei nicht mithalten, trotzdem stehen die Schweden weiterhin für perfekt in Szene gesetzten und dezent melodischen Todesstahl. Gleiches könnte man im Heavy-Metal-Sektor von RAGE behaupten, wo erneute Besetzungswechsel wieder einmal wie ein Jungbrunnen gewirkt und mit "Resurrection Day" ein grandioses Album hervorgebracht haben. Peter Tägtgren muss in selbigem Brunnen eine Dauerkarte gelöst haben, denn "Worship" von seiner Hauptband HYPOCRISY klingt als wäre die Zeit Ende der Neunziger oder Anfang 2000 stehen geblieben. Ganz großes Death-Metal-Kino gibt es hier also mit epischer Schlagseite. Abgerundet werden die Top 10 schließlich von der wunderbaren JOANNE SHAW TAYLOR, die sich mit "The Blues Album" schnell einen Platz auf meiner Merkliste erspielt hat, während THE CROWN dort schon lange steht und mit "Royal Destroyer" eine wunderbar kurzweilige Todesstahl-Abreibung serviert.

Aber auch abseits der ersten zehn Plätze gibt es ein paar Bands, auf die ich gesondert eingehen möchte. Als erstes wäre dort EVERGREY, die ich irgendwie immer sträflich ignoriert habe, weil ich sie für eine weitere europäische Power-Metal-Band gehalten habe. "Escape The Phoenix" hat mich jedoch schnell eines besseren belehrt und mich aus dem Stand weg zum Fan konvertiert! THE OFFSPRING meldet sich mit dem überraschend starken "Let The Bad Times Roll" zurück, TETRARCH lässt mit eingängigem Nu-Metal auf "Unstable" die frühen Zweitausender auferstehen, MOSTLY AUTUMN liefert wie immer einen Prog-Rock-Festschmaus auf "Graveyard Star" ab und GODSLAVE habe ich dank "Positive Aggressive" ähnlich wie EVERGREY auch erst jetzt für mich entdeckt. Ganz toller Thrash Metal aus deutschen Landen mit einer sehr positiven Message. Alles in allem eine wirklich starke Top 20 und ein tolles Musikjahr 2021!

Eine Band, die ebenfalls in meinem Ranking untergekommen ist, markiert für mich auch gleichzeitig meinen Newcomer des Jahres. Auferstanden aus der Asche von AXOLOTL ist das THE VOID'S EMBRACE, die auf ihrem Erstling "Dawn Of A Stillborn Sun" eine wunderbar düstere Mischung aus Black und Death Metal zelebrieren. Ein ganz heißer Underground-Tipp in meinen Ohren, den sich jeder Fan von AMON AMARTH, DISSECTION oder AT THE GATES einmal anhören sollte.

Ein weiterer Indikator für ein wirklich gutes Jahr ist die Tatsache, dass mir im Bezug auf Alben dieses Mal keine Enttäuschung in den Sinn kommt. Sämtliche Scheiben, auf die ich mich gefreut und von denen ich Großes erwartet habe, haben selbige Erwartung entweder erfüllt oder sogar noch übertroffen wie im Falle von HELLOWEEN und IRON MAIDEN. Wie eingangs erwähnt war der Sektor Livekonzerte dafür eine komplette Enttäuschung, denn ein weiteres Jahr ohne echte Livemusik ist für mich vergangen. Dennoch möchte ich diese Stelle für einen schnellen Shoutout in Richtung des gesamten Teams der Warehouse Stage nutzen, denn deren regelmäßige Livestream-Konzerte helfen massiv dabei, die Trauer über fehlende "echte" Konzerte zu mildern.

Zu guter Letzt noch ein paar Worte zu unseren internen Projekten, die mir 2021 wieder sehr viel Spaß gemacht haben. Die Diskografie-Checks bleiben eine Freude, denn nichts ist schöner als über die eigenen Lieblingsalben zu fachsimpeln, auch wenn sie immer wieder die Lücken in der eigenen Sammlung offenbaren und damit auf den Geldbeutel schlagen. Ebenso hatte ich mit meinen Kollegen bei unserem Pommesgabel-Podcast jede Menge Freude, wobei mir vor allem das großartige Interview mit Michael Kiske von HELLOWEEN im Gedächtnis geblieben ist, wo Marcel dem Urgestein der deutschen Metalszene viele spannende Hintergründe zum neuen Album entlockt hat.

 

Rang

Band Album
01. IRON MAIDEN Senjutsu
01. BIFFY CLYRO The Myth Of The Happily Ever After
03. HELLOWEEN Helloween
04. GOJIRA Fortitude
05. FEAR FACTORY Agression Continuum
06. AT THE GATES The Nightmare Of Being
07. RAGE Resurrection Day
08. HYPOCRISY Worship
09. JOANNE SHAW TAYLOR The Blues Album
10. THE CROWN Royal Destroyer
11. EVERGREY Escape The Phoenix
12. THE OFFSPRING Let The Bad Times Roll
13. TETRARCH Unstable
14. THE PICTUREBOOKS The Major Minor Collective
15. MOSTLY AUTUMN Graveyard Star
16. ENDSEEKER Mount Carcass
17. GODSLAVE Positive Aggressive
18. THE VOID'S EMBRACE Dawn Of A Stillborn Sun
19. MALMSTEEN, YINGWIE Parabellum
20. SUIDAKRA Wolfbite

Redakteur:
Tobias Dahs

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