Perlen der Redaktion: Marcel Rapps Highlights 2023

08.01.2024 | 17:51

Willkommen im Jahr 2024, das – wenn man auf die kommenden Monate blickt – schon sehr verheißungsvolle Alben zu bieten hat. Die Vorfreude wächst und wächst und 2023 ist erst wenige Tage her. Doch warum wird mir dieses vergangene Veröffentlichungsjahr nicht so sehr in Erinnerung bleiben wie die vergangenen Jahre? Warum fiel es mir so schwer, mein Ranking zu erstellen? Warum konnte ich nicht meine Top 3 aus der Pistole schießen, sondern grübelte und grübelte? Fragen über Fragen, denn bei genauerer Betrachtung war 2023 ein gutes, aber eben nicht sehr gutes Veröffentlichungsjahr für meinen persönlichen Geschmack. Wir blicken zurück.

STORMWARRIOR, ATLANTEAN KODEX, THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA – meine persönliche Speerspitze hat sich zumindest im Veröffentlichungssektor in diesem Jahr doch sehr rar gemacht und auch weitere Bands, bei deren Albumankündigungen ich sofort Schnappatmung bekommen würde, hielten sich zum größeren Teil im Verborgenen. Doch wenn ich mir meine Top-20 in Gänze anschaue, komme ich trotzdem aus dem Grinsen kaum heraus. Naja, zumindest ist es auf meinem Bild angedeutet.

Das liegt sicherlich an ENDSEEKER, PRONG, THULCANDRA, PRIMAL FEAR und NIGHT DEMON – Bands, deren neueste Alben sicherlich zu den stärksten ihrer gesamten Karriere zählen. Und im Falle der Veröffentlichungswut des German Metal Kommandos und den US-amerikanischen Wegbereitern des Alternative Metals kann man hierfür schon den imaginären Hut ziehen. Mit "Global Worming" und "Hail The Abyss" wurden auch herrlich atmosphärische Alben veröffentlicht, obgleich ihnen die Spielfreude und Leichtigkeit von "Outsider" den Rang minimal abläuft.

Atmosphärisch geht es beim folgenden Albumquintett weiter, denn alle Jahre wieder finden sich die Plague-Metaller von MALADIE in meiner Liste wieder. Willkommen zurück, ist "For We Are The Plague" ein mehr als meisterliches Album. Doch auch PRIMORDIAL und – Überraschung, Überraschung – NECROTTED haben die Düster-Aura mit Löffeln gefressen.

Und wenn wir schon bei extremeren Metal-Richtungen sind, darf natürlich Tom G. Warrior in Form von TRIUMPH OF DEATH nicht fehlen, obgleich streng genommen "Resurrection Of The Flesh" kein reguläres, sondern ein Live-Album mit Songs seiner einstigen HELLHAMMER-Band darstellt. Dazwischen wird es noch einmal klassisch und was bin ich froh, dass sich METAL CHURCH nach dem tragischen Verlust ihres Goldkehlchens äußerst tatkräftig zurückmeldet. Das Ergebnis: "Congregation Of Annihilation".

In den nächsten Platzierungen, wir sind mittlerweile in den Top 10, wechseln sich klassischere und deftigere Töne herrlich ab, zumal hiervon auch sehr viel bereits in unserer Podcast-Folge erzählt wurde. Doch so oder so haben mich das SILVER BULLET-Melodienfeuerwerk auf "Shadowfall", das neueste, Gift und Galle spuckende Ungetüm von LEGION OF THE DAMNED, diese durch und durch einzigartig epische wie schwere Atmosphäre seitens SORCERER auf "Reign Of The Reaper" und diese schlichtweg bockstarke US-metallische Kraftperle namens "The Hallowed" vom Fleck weg überzeugt.

JAG PANZER und Co. haben sich eben eindrucksvoll zurückgemeldet. Wie bei MALADIE haben auch neueste Alben aus dem Hause OVERKILL seit Jahren ihren Platz in meinem Ranking sicher und da ist auch die "Scorched"-Abrissbirne keine Ausnahme. US-Thrash at its best.

Natürlich habe ich mich auf neue Musik aus dem Hause HEATHEN FORAY gefreut, denn seit "Armored Bards" verfolge ich die Jungs unheimlich gerne. Doch welch durch die Bank weg geiles, wie wuchtiges, wie melodisches Album "Oathbreaker" geworden ist, hätte ich tatsächlich nicht erwartet. Hiervon kann auch "Rise To Power" ein tödliches Liedchen singen, denn bei genauerer Betrachtung drückt MEMORIAM aktuell alles in Grund und Boden.

Trotzdem folgt – mit doch weiterem Abstand – klassisches Stahlgut auf dem dritten Platz. Mit kaum einem zuvor genannten Album habe ich mich so im Detail beschäftigt wie mit "The Sinner Rides Again". Und auch ohne meine damit verbundenen Erinnerungen an Gespräche mit Tim Owens und KK Downing strotzt das zweite KK'S PRIEST-Album vor Stärke, Stahl und Anmut. Noch vor meiner Zeit bei POWERMETAL.de habe ich ONHEIL aus den Niederlanden für mich entdeckt und "Razor" wie auch "Storm Is Coming" fest ins Herz geschlossen.

Neun Jahre später kehren deftige Thrash'n'Black-Töne zurück und – Hand aufs Herz: Auf "In Black Ashes" stimmt alles: Artwork, Sound, Dynamik, Songs, Hooks, Melodien; ein Album, an dem man sich nicht satthören kann. Was soll da noch folgen? Die Antwort war schwierig, aber ist nun klarer denn je. Denn Piet Sielck und IRON SAVIOR haben quasi im Vorbeifliegen das wohl beste Album ihrer Karriere veröffentlicht. Zugegeben, "In Black Ashes" und "Firestar" liefern sich bei mir ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen, doch diese Blaupause des Kraftstahls deutscher Herstellung ist einfach eine Spur konsequenter, sodass die Goldmedaille Richtung Hamburg geht.

Doch bei all den tollen Alben, großen Überraschungen und Songs wie 'Allvoll' (HEATHEN FORAY), 'Bound As One' (JAG PANZER), 'One More Shot At Glory' (KK'S PRIEST) oder 'Pick A God And Prey' (METAL CHURCH), sowie bisher nicht genannte Bands mit tollen Alben und Songs (DARK EMBRACE und 'Never Seen The Sun', ANGELUS APATRIDA mit 'What Kills Us' oder auch MEGADETH und 'Life In Hell') gibt es auch Enttäuschungen.

Und nein, für diese "Auszeichnung" war "72 Seasons" doch zu gut. Wenn man diesen Bandnamen, bei dessen Klang alleine sich mir schon die Gänsehaut aufstellt, weiterführt und sich nach den Genre-Glanztaten der 1980er Jahre ein Comeback wagt, dann muss das sitzen. Im Falle von SAVAGE GRACE und "Sign Of The Cross" war das kein Reinfall im klassischen Sinne, doch in der Nachbetrachtung und bei aller Enttäuschung für mich persönlich an der Grenze zur Belanglosigkeit.

Kommen wir zu etwas Schönem, den Newcomern. Denn gerade im Metal-Bereich sind wir hiervon reich gesegnet und bei mir haben die Thrasher von EXUL sowie schwärzere, tödlichere Töne seitens ROTTING DEMISE für sehr viel Eindruck gesorgt. Doch bei einem Bandnamen wie HANS LAZER ALIEN SLAM, einer musikalischen Ausrichtung zwischen 80er-Jahre Synthie Pop und Thrash'n'Death, einem Artwork wie auf "Action Metal" und einem Auftreten wie auf dem "Dong Open Air" kann man ob dieser grandiosen Band nur Feuer und Flamme sein. Auch hier sollten wir streng sein, denn das Debütalbum ist bereits 2020 erschienen, doch aufmerksam wurde ich auf die sympathischen Jungs durch ihre 'Rider'-Neueinspielung in diesem Jahr. Bitte macht weiter so.

Ihr kennt mich: Bei Musik spielt Optik eine große Rolle und einem gelungenen Artwork zolle ich sehr gerne Respekt. Das Auge isst schließlich mit. Und welche tollen Artworks meine Top-20 auch haben, so sollte zumindest diese Kategorie eine Band gewinnen, die bisher nicht genannt wurde und die ihrer neuen Musik ein Cover geschenkt hat, dem ich mich das gesamte Jahr 2023 nicht entziehen konnte. Ladies and gentlemen: "Chaos & Colour" von URIAH HEEP.

Last but not least haben mich auch Live-Auftritte gefesselt und nach der coronabedingten Zwangspause tat es unheimlich gut, wieder vollumfänglich Konzerte besuchen zu können. Vor allem INSOMNIUMs Auftritt auf dem "Dong Open Air", IN FLAMES auf dem "Reload"-Festival und dieses sonnendurchflutete Stündchen bei NESTOR auf dem "Rock Hard"-Festival haben meine Seele erreicht und mich tief beeindruckt. In den Hallen wurde es vor allem Anfang 2023 sehr stark, als SOILWORK in Bochum sowie KISSIN' DYNAMITE in Köln die Hallen in Schutt und Asche legten. Doch selten hat mich ein Gig so fasziniert wie gefesselt, haben Atmosphäre wie Ausdruck, hat sich die Location mit der Band sowie dem stürmischen Wetter perfekt inszeniert wie bei ZEAL & ARDOR im kalendarischen Hochsommer im Amphitheater in Gelsenkirchen. Hier hat alles gestimmt.

Und wie ich mich auch auf deren Auftritt auf der 2024er Auflage des "Reload"-Festivals freue, so gibt es auch Bands, die neue Alben angekündigt haben und mein Herz ob dieser Ankündigung wieder höherschlagen lassen: DRAGONFORCE, JUDAS PRIEST, RIOT V sind leckere Namen und auch HELLOWEEN mit drei Sängern, FEAR FACTORY und FORBIDDEN mit neuem Sänger, KERRY KING mit noch unbekanntem Sänger sowie ANTHRAX mit gewohntem Sänger stehen in den Startlöchern. Und ich gebe nach wie vor die Hoffnung nicht auf, dass das weiterhin bestehende Triumvirat meines metallischen Geschmacks 2024 mit neuen Alben daherkommt. Zumindest THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA war bereits im Studio, müssen die anderen beiden teils hochepischen, teils sturmkriegerischen Hochburgen also nur noch nachziehen.

So viel zum Ausblick auf 2024 und ich hoffe, ihr hattet genauso viel Freude wie ich bei meinem Rückblick auf 2023. Euch allen ein gesundes, bockstarkes Jahr! Cheers.

Rang

Band Album
01. IRON SAVIOR
Firestar
02. ONHEIL
In Black Ashes
03. KK'S PRIEST
The Sinner Rides Again
04. MEMORIAM
Rise To Power
05. HEATHEN FORAY
Oathbreaker
06. OVERKILL
Scorched
07. JAG PANZER
The Hallowed
08. SORCERER
Reign Of The Reaper
09. LEGION OF THE DAMNED
The Poison Chalice
10. SILVER BULLET
Shadowfall
11. NECROTTED
Imperium
12. TRIUMPH OF DEATH
Resurrection Of The Flesh
13. METAL CHURCH
Congregation Of Annihilation
14. PRIMORDIAL
How It Ends
15. MALADIE
For We Are The Plague
16. NIGHT DEMON
Outsider
17. PRIMAL FEAR
Code Red
18. THULCANDRA
Hail The Abyss
19. PRONG
State Of Energency
20. ENDSEEKER
Global Worming

 

Redakteur:
Marcel Rapp

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