Perlen der Redaktion: Frank Wilkens Highlights 2023

31.01.2024 | 15:48

Ein buntes Jahr. Kein Album für die Ewigkeit, aber hoffnungsvolle Newcomer und wiedergekehrte alte Hasen im x-ten Frühling.

Die Einleitung zu diesem Beitrag fällt etwas trauriger aus. Denn während ich meine Anmerkungen zu den Highlights des Jahres in die Tastatur quäle, erreicht uns die Nachricht, dass Tony Clarkin von MAGNUM verstorben ist. Sollte ich meine ultimativen Hardrockalben der 1980er Jahre nennen, darf "On A Storyteller's Night" nicht fehlen. Ein Album, das mich persönlich nachhaltig beeinflusst hat. Gute Reise, Tony.

Was meine persönliche Album-Hitliste 2023 angeht, kann ich in diesem Jahr mal wieder die außergewöhnliche Vielfalt hervorheben. In den Top Ten sind ziemlich viele Subgenres vertreten, die aufzeigen, dass der Heavy Metal in seiner farbenfrohen Pracht bei weitem noch nicht am Ende ist (wie schon so oft prognostiziert). Was mich diesbezüglich auch immer wieder beeindruckt, ist die Tatsache, dass es Bands in meine persönliche Schatzkiste treibt, die ich bis dato entweder überhaupt nicht auf dem Schirm hatte oder die einem Phönix gleich aus meiner eigenen Musikliebhaber-Asche emporstiegen.

Zur ersten Kategorie gehört ATREYU. Mit ihrem jüngst im Dezember erschienenen "The Beautiful Of Dark" spielten sich die Amis aus dem Nichts in meine persönliche Jahreswertung. Zugegeben, bislang hatte mich diese Metalcore-Band, die sich nach dem Helden des Romans von Michael Ende "Die unendliche Geschichte" benannt hat, noch gar nicht interessiert. Ach ja, die zitierte unendliche Geschichte: Auf welche Band könnte diese Formulierung mehr zutreffen als auf die ROLLING STONES? Mit ihrem aktuellen Werk "Hackney Diamonds" knüpfen die Glimmer Twins locker an ihre Glanzzeiten an. Wer mir das Ende 2022 prophezeit hätte, dem hätte ich einen Vogel... ach was, einen ganzen Vogelschwarm gezeigt. Das Gleiche mag auch für METALLICA gelten, deren aktuelles Opus "72 Seasons" definitiv nicht jeden Kollegen begeistern konnte. Sicher, auch dieses Album braucht eine gewisse Vorglühzeit, aber dann konnte "72 Seasons" komplett und in voller Länge überzeugen.

Im Sommer bekam ich die Gelegenheit, bei der Listening Session des neuen PRIMAL FEAR-Albums "Code Red" im schwäbischen Hamberg dabei zu sein. Nach der Pressevorstellung war mir zwar klar, dass Mat Sinner und Co. hier ein ganz starkes Ding hingelegt haben. Doch mir war zu dem Zeitpunkt selbst noch nicht wirklich bewusst, dass man damit den sehr guten Vorgänger "Metal Commando" noch den Rang abläuft. Je öfter ich "Code Red" durch meine Ohren schickte, desto klarer wurde mir, dass dies wohl das Album des Jahres sein musste.

Ebenso auf der Comeback-Liste steht IN FLAMES. Die Schweden haben nicht nur mit "Foregone" ihr bestes Album seit "Clayman" abgeliefert, sondern beim Summer Breeze Open Air einen beachtlichen Auftritt hingelegt. IN FLAMES ist wieder da! Nicht wieder da, sondern überhaupt da ist ALL FOR METAL. Kontrovers diskutiert und aufgrund der Herangehensweise nicht unbedingt jedermanns Darling. Mir wurscht, ich finde das Debütalbum stark.

Eine Band, die ich zu ihren Glanzzeiten in den Achtzigern ignoriert habe, ist TYGERS OF PAN TANG. Umso mehr freut es mich, dass es eine Kultband von damals geschafft hat, ein mehr als nur gutes Album zu präsentieren. Ein sehr gutes Album gab es auch von SUBWAY TO SALLY, die ich nicht mehr wirklich auf dem Radar hatte. Respekt für "Himmelfahrt" und ganz besonders für meinen Song des Jahres, nämlich 'Was ihr wollt'.

Ja, was wollen wir eigentlich? Heavy Metal wollen wir. Und dennoch hat sich ein Album in meine persönliche Hitliste geschlichen, das mit Metal so viel am Hut hat wie Udo Lindenberg und Apache 207 (deren Hit 'Komet' übrigens den zweiten Platz in meiner Wertung der besten Songs des Jahres einnimmt). Die Rede ist von "Paragon", dem Soloalbum der NIGHTWISH-Sängerin Floor Jansen. Abseits jeglicher lauter Gitarrenmusik schaffte es die Niederländerin, mit ruhigen und persönlichen Tönen für ein entspanntes Hörvergnügen zu sorgen.

Am Ende bleibt aber doch die Floskel "Nothing Compares To Metal" zu bemühen. Der Albumtitel verspricht nicht zu viel, denn das aktuelle Album von VELVET VIPER ist das beste der Bandgeschichte. Zudem hatte ich das Vergnügen, mit Rockikone Jutta Weinhold ein Podcast-Interview zu führen und sie beim Wacken Open Air auch persönlich zu treffen.

Apropos Wacken: Viel wurde geschrieben, viel gezetert und viel gespottet. Dennoch kehrte ich mit vielen positiven Eindrücken von diesem Event zurück, deshalb ist es im abgelaufenen Jahr definitiv mein Highlight in Sachen Live-Erlebnis. Und genau dort, im Pressezelt, harrten wir Journalisten aus, um exklusiv dem neuen DORO-Album zu lauschen. Die Sängerin selbst war anwesend und stellte knapp die Hälfte der neuen Platte vor. Damit wären wir am Ende des Rückblickes auch bei der Enttäuschung des Jahres, denn trotz ein paar guter Songs kam "Conqueress - Forever Strong And Proud" nicht über den letzten Platz in unserem Soundcheck hinaus.

Ich schaue auch gern auf die (zugegeben wenigen) Podcast-Interviews zurück. Ein ganz besonderer Dank geht an dieser Stelle an Sabina Classen, die mit HOLY MOSES nicht nur ein starkes Album veröffentlicht hat, sondern buchstäblich in Rente geht. Dazu durfte ich mal wieder mit Bobby von OVERKILL schwadronieren und auch SUBWAY TO SALLY gab via Pommesgabel-Podcast einen Einblick in das aktuelle Schaffenswerk. Neben den oben genannten Alben konnte ich mich auch mit den neuesten musikalischen Darbietungen von SHAKRA, ECLIPSE, KK'S PRIEST, FIFTH ANGEL, ELEINE, THEOCRACY sowie den Hamburger Jungs von IRON SAVIOR anfreunden. Mit ENSLAVED und ASPHAGOR haben es am Ende immerhin doch noch zwei Bands aus den schwarzmetallischen Gefilden in meine Top 20 geschafft.

Abschließend möchte ich 2023 als ein ordentliches bis gutes Jahr für unsere Lieblingsmusik einordnen. Es gab kein echtes Überfliegeralbum, aber ein paar nachhaltige Sachen waren schon dabei. Möglicherweise wird 2024 das toppen können. Allerdings vermag ich aktuell keine Prognose zu erstellen, denn oft sind es die Überraschungen, die für die Würze sorgen. Ich freue mich jedenfalls auf ein weiteres Jahr voller geiler Platten und toller Konzerte.

Euer Fränky


Platz

Band Album
01. PRIMAL FEAR Code Red
02. METALLICA 72 Seasons
03. IN FLAMES Foregone
04. ALL FOR METAL Legends
05. TYGERS OF PAN TANG Bloodlines
06. ATREYU The Beautiful Dark Of Life
07. SUBWAY TO SALLY Himmelfahrt
08. FLOOR JANSEN Paragon
09. THE ROLLING STONES Hackney Diamonds
10. VELVET VIPER Nothing Compares To Metal
11. SHAKRA Invincible
12. FIFTH ANGEL When Angels Kill
13. ECLIPSE Megalomanium
14. HOLY MOSES The Invisible Queen
15. ELEINE We Shall Remain
16. KK's PRIEST The Sinner Rides Again
17. IRON SAVIOR Firestar
18. ASPHAGOR Pyrogenesis
19. THEOCRACY Mosaic
20. ENSLAVED Heimdal

Redakteur:
Frank Wilkens

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