PIKES EDGE: Interview mit Frontmann Pike

22.12.2016 | 14:20

Nach vier Jahren Wartezeit haut uns PIKES EDGE endlich den "Nameless"-Nachfolger um die Ohren und manifestiert abermals den eigenen Status im heimischen Underground-Bereich. In unserem Gespräch mit Frontmann Pike geht es um die letzten Jährchen, natürlich den aktuellen Rundling und die Geschichte, die "All Of Our Beauty" mit sich trägt. Viel Spaß.

Ich grüße euch. Marcel von POWERMETAL.de hier. Vielen Dank für eure Zeit. Wie geht es euch denn? Wie ist die momentane Stimmung bei PIKES EDGE?

Hey Marcel, danke der Nachfrage. Wir sind gerade in einer gewissen Aufbruchstimmung. In Feierlaune. Die Arbeit im Studio war hart und langwierig, aber jetzt genießen wir das Ergebnis und hoffen, unsere Fans werden es auch tun.

In vier Jahren kann bekanntlich viel passieren. Was ist seit eurem Debüt "Nameless" bei PIKES EDGE so geschehen? Könnt ihr mir ein kleines Update geben?

Man betrachtet zurückliegende Dinge immer aus der heutigen Perspektive heraus. Mein heutiger Rückblick ist ein versöhnlicherer als vor zwei oder drei Jahren. Ich würde sagen, PIKES EDGE hat den ersten Sturm überlebt und ist daran gewachsen. Um die Leser abzuholen: Nach unserer letzten großen und sehr erfolgreichen Tour mit U.D.O hat sich die Band neu formiert. Die Gründe dafür mögen irgendwann mal konkreter gewesen sein, aber letztendlich ist es wie in einer jeden Beziehung. Unter gewissen Konstellationen geht man auseinander oder bleibt zusammen. Ich denke, wer gewillt war, hat aus der Erfahrung viel für sich gewinnen können. Ich für meinen Teil auf jeden Fall. Für mich wurde das Ende zu einem neuen Anfang. Mit einer Prise Glück und passenden Gefährten haben wir nun den Release eines neuen und großartigen Albums erreicht.

"All Of Our Beauty" heißt das gute Stück. Vom Titel her sehr ungewöhnlich für eine Band eures Genres. Was hat es damit auf sich?

Das Gute an unserem Genre ist, dass wir uns bei den Themen und der Art und Weise, wie wir sie präsentieren, immer noch alles erlauben können. Der Titel ist eine Satire des Albumcovers und soll den Widerspruch der Wahrnehmung schon in der äußeren Gestaltung andeuten. Grundsätzlich ist dieses Album ein wildes, wirres Spiel der Sinne, Charaktere, Wahrnehmungen und Ansichten, die sich einander den Spiegel vorhalten. Wir sind einer Linie treu geblieben. Wir behandeln immer noch die Themen, die uns bewegen, die uns am Herzen liegen oder uns Sorgen machen. Prägnant an diesem Album sind die wutgetriebenen Themen. Die Energie daraus ist unüberhörbar.

Ansonsten hat sich recht viel gegenüber "Nameless" verändert.  Das Album ist filigraner und technisch versierter geworden. Durch die neue Konstellation zwischen mir, Lukas, unserem Leadgitarristen, und Fitty Wienhold, der als Produzent seine strenge Hand über das Album gehalten hat, sind neue kreative Kompositionen entstanden, die den Stil von PIKES EDGE erheblich bereichern.

Steckt ein spezielles Konzept oder roter Faden hinter einzelnen Songs? Speziell auch im Hinblick auf das äußerst denkwürdige Artwork.

Ja, dieser war aber nicht beabsichtigt. Er hat sich während der Entstehung des Albums quasi selbst herauskristallisiert. Die meisten Themen hatten eine Gemeinsamkeit. Ihr Anlass war ein Widerspruch zwischen der realen Handlung/Geschehen und dem wofür man steht, oder wie man es/sich nach außen verkauft. Eine geniale Marketingkampagne des Weltgeschehens, und hier meine ich Krieg, Tod, Ausbeutung und jedes andere Elend, das uns so im Abendprogramm mundgerecht schmackhaft und gut verdaulich serviert wird. Der Einfluss geht so weit, dass der Einzelne diese Strategie übernimmt und damit in groteske Argumentationen sich selbst gegenüber verfällt. Wir treiben das in den Songs auf die Spitze, und kreieren gespaltene, (selbst-)zerstörerische Persönlichkeiten, als Folge stetiger eigener Ignoranz und innerer Unstimmigkeit. Wir belügen uns selbst und den Rest der Welt. Wir tauschen alles von Wert in und um uns gegen Wertloses ein. Der Rabe, als Bote des Unheils, ersetzt den Kopf eines schon entstellten menschlichen Rumpfs. Die Frage danach stellt der Titel des Albums.

Mit 'Denial Of Service' gab es den ersten Vorgeschmack. Inwiefern ist der Song denn repräsentativ für das gesamte Album? Welche Stärken bündelt dieser Song?

Wir haben uns (wieder einmal) schwerer Kost angenommen, wollen aber nicht in Pessimismus und Endzeitstimmung verfallen. Ich glaube an den Menschen und an seine Schönheit, um wieder auf den Titel zurückzukommen. Den Helden in sich erwecken, der der Lüge Maske entreißt und sich ihr mutig entgegenstellt. Das ist unser wahres Wesen, darin sehe ich eine Lösung. In unserem Opener 'Denial Of Service' findet sich so einer. In Geschichten/Filmen und Songs ist so etwas leicht zu erschaffen. Wie ist es mit der realen Welt?

Eine gute Frage. Zu dem Song gibt es auch einen passenden Videoclip. Was könnt ihr mir dazu erzählen? Wie verlief dieser Dreh?

Es war ein kalter Abend, mitten im Nirgendwo, als wir in leichter Kleidung und unbesonnen eine alte und verlassene Gießerei betraten. Das Ende der Geschichte ist der Videoclip. Die Hauptakteure sind Vollblutrocker, die ordentlich headbangen und so ziemlich das ganze Repertoire an Abrockvarianten von sich gaben, die körperlich möglich waren. So sind wir, so möchten wir sein.

Ein Song, der mir ins Auge sticht, ist 'Just Go To Hell'. An wen richtet sich dieser Song bzw. wen würdet ihr gerne in die Hölle schicken?

Interessant, dass dir ausgerechnet dieser Song noch ins Auge fällt. Zusammengefasst sind das die Antihelden. Es geht um ungezügelte Reaktionen auf sein Gegenüber (hier als Beispiel zwischen Mann und Frau). Auf eine Verletzung wird potenziert zurückgedroschen. Rache als Motiv, zügellos und ohne moralische oder emotionale Hemmnisse bis hin zu krankhaften perversen Ausartungen. Man kann das Schema gut auf die Gesellschaft übertragen.

Gibt es Pläne, mit "All Of Our Beauty" auch eine Tour zu machen oder einzelne Gigs zu bestreiten? Was könnt ihr mir zu euren Plänen für die kommenden Monate erzählen?

Auf jeden Fall. Wir wollen jetzt richtig Gas geben. Eine Tour ist in Planung. Einzelheiten folgen, sobald alles fix ist. Einzelne Gigs in Deutschland sind auch in Arbeit, sodass wir hoffentlich viele Menschen erreichen werden.

Jungs, ich wäre soweit auch durch mit meinen Fragen. Vielen herzlichen Dank für Zeit und Geduld. Habt ihr unseren Lesern und euren Fans noch etwas mit auf den Weg zu geben? Die letzten Worte gebühren euch.

Marcel, danke dir für das entgegengebrachte Interesse. Bleibt gesund und cool und bis bald auf einem PIKES EDGE-Konzert. Peace!

 

Redakteur:
Marcel Rapp

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