PHILIAE: Interview mit Alex Frank

22.08.2007 | 22:10

Bereits im Juni erschien das neue Album von PHILIAE. Dafür haben sie sich viel Zeit gelassen. Grund genug, die Hamburger Jungs mal etwas darüber zu befragen.

Swen:
Hallo Alex. Danke, dass du dir die Zeit für unsere Fragen nimmst. Welche Aufgaben hast du bei PHILIAE?

Alex:
Meine Aufgaben bei der Band sind recht vielseitig. Das reicht vom Bass spielen, über die Produktion der Alben, bis hin zu den "Legal Affairs".

Swen:
Gibt es eine spezielle Bedeutung für euren Bandnamen?

Alex:
PHILIAE bedeutet für uns all das, was man immer will und nie bekommt. Daneben steht der Name für die Liebe zu den Dingen, die man begehrt.

Swen:
Seit dem letzten Album ist viel Zeit vergangen und es hat sich viel bei euch verändert. Bitte erzähle doch darüber etwas.

Alex:
Wir waren nach der Tour zu unserem ersten Album "Scapegod" im Jahr 2004 einer Situation, in der es nötig war, uns von unserem damaligen Sänger zu trennen. Wir wollten mehr Inhalt und weniger Verpackung. Obwohl wir mit Guido Maria Kober ziemlich schnell einen neuen, hervorragenden Sänger präsentieren konnten, blieb es uns nicht erspart, ein wenig ins Stocken zu geraten. Wir haben uns damals, eigentlich bis zum Release von "Propaganda", stark auf das Songwriting und die Performance der Band konzentriert. Wir wollten das Beste aus uns herausholen und etwas schaffen, was uns wirklich widerspiegelt. Dafür haben wir ein wenig die Live-Präsenz vernachlässigt. Vielleicht war das ein Fehler, aber wir mussten inhaltlich einiges klar stellen.
Im Nachhinein haben wir viel aus dieser Situation gelernt. Vor allem, dass man nur mit kleinen Schritten auf den Berg kommt und eine Band viel individuellen Freiraum braucht. Die Zusammenarbeit ist heute wesentlich entspannter als früher, und Musik, Film und Lyrics zeigen den Querschnitt unserer individuellen Überzeugungen.
So etwas führt natürlich auch zu musikalischen Veränderungen. Zwischen Zorn und Zerbrechlichkeit, mit Dynamik und Melodie, Härte und Melancholie. Da sind wir heute zu Hause.

Swen:
Erzähle bitte etwas zur Entstehung des neuen Albums. Wie kam es dazu, dass ihr gerade dieses Thema ausgewählt habt? Wart ihr eventuell selbst schon einmal "Opfer" der Medien, beziehungsweise habt schlechte Erfahrungen machen müssen?

Alex:
Das Thema entstand aus der Überlegung, dass wir in allen Zeiten immer fremden Ideen gefolgt sind und nur zu selten eigene entwickelt haben. Zu oft höre ich die Leute sagen: "Dies ist ja so und so und das deshalb so und so..." Ich frage mich dann oft, ob das so ist, oder ob derjenige das nur so gelesen hat. Wer bin ich denn, wenn nicht das Produkt meiner eigenen Erfahrungen? Etwa das Produkt eines künstlichen, kollektiven Bewusstseins? Dabei geht es aber nicht darum, das "Opfer" der Medien zu sein. Wenn du so willst, sind wir das alle und doch keiner von uns. Wir sind die Medien und wir sind verantwortlich und haben die Wahl, uns zu entscheiden. Dabei sollten wir nur genau darauf achten, worauf wir unsere Entscheidungen stützen. Das ist die inhaltliche Botschaft von "Propaganda". Daneben geht es aber auch um die Auseinandersetzung mit der Wirkung dieser Effekte auf das eigene Wohlgefühl. Da wird's aber persönlich und so etwas erklärt man besser nicht so großspurig. Das kann man nämlich nicht in einen Satz packen. Sonst gäbe es ja keinen Grund ein Album zu machen.

Swen:
Wie entstehen bei euch neue Songs. Gibt es da eine Aufgabenverteilung?

Alex:
Eigentlich sind alle beim Schreiben von neuen Songs beteiligt. So kommt es vor, dass jemand von uns einen kompletten Song allein schreibt, oder alle zusammen. Im anderen Fall schreibt einer von uns einen Part und wir machen dann gemeinsam ein Lied daraus. Und im schlimmsten Fall schreiben mehrere an einen Song und einer versaut ihn dann...

Swen:
In der Bandvorstellung ist die Rede, dass ihr die Aufgaben "Rund um die Musik" selbst erledigt. Was war der Grund für diesen Schritt? Habt ihr da noch genügend Zeit, euch voll und ganz auf die Musik zu konzentrieren?

Alex:
Ja, das tun wir. Wir sind heute trotz nationaler Veröffentlichung und Verfügbarkeit im Handel, Tour, Marketing und dem ganzen Quatsch, immer noch in der Situation, alle Rechte selbst zu besitzen. Niemand hat ein Recht, an egal was wir machen, außer uns!! Jeder, der weiß, wie das Geschäft heute läuft, wird verstehen, warum das verdammt hart ist und wohl auch nicht von jeder Band zu bewältigen ist. Ob wir das schaffen, wissen wir nicht. Wir machen einfach weiter und halt nichts anderes. Fünf Mann können verdammt viel erreichen, wenn sie zusammen an einer Sache arbeiten. Erfolgserlebnisse, wie die Veröffentlichung von "Propaganda", ist dann das Brot, von dem man zehrt.

Swen:
Welche musikalischen Zukunftspläne habt ihr?

Alex:
Wir wollen die nächste Platte Mitte bis Ende 2008 veröffentlichen. Das Material ist bereits zu 60 Prozent fertig. Es ist etwas progressiver. Dabei aber noch emotionaler und tiefer. Es hat mehr Härte durch Arrangement und Dynamik und es ist kein Konzeptalbum. Dadurch eröffnen sich textlich mehr Perspektiven und auch gegensätzliche Sichtweisen werden beleuchtet. Inhaltlich geht es darum: "Warum denkt einer so und so, obwohl die Welt ihn wissen lässt, das sie das für falsch hält. Was sind Alternativen zu unserer heutigen Lebensweise und woher kann man Kraft tanken, um solche Wege zu beschreiten?" In den neuen Songs, verarbeiten wir unsere Verzweiflungen, Ängste und Wut. Dabei legen wir großen Wert darauf, dass sie auch nach dem hundertsten Durchlauf noch das gleiche Gefühl vermitteln. Es gibt also noch viel Arbeit. Let's go!

Swen:
Bei so viel Tatendrang danke ich dir für die Beantwortung der Fragen. Zum Schluss noch eine Frage. Wie sieht es mit Auftritten aus?

Alex:
Im Herbst gibt es die "Propaganda"-Tour. Die genauen Daten findet ihr auf unserer Homepage http://www.philiae.com
Ich bedanke mich, auch im Namen der Band, für das Interview. Viele Grüße an die Leser und vielleicht sehen wir uns ja auf einem unserer Konzerte. Wir würden uns freuen!

Redakteur:
Swen Reuter

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