PERZONAL WAR: Nostalgie-Interview mit der Band

17.12.2016 | 21:29

"The Inside" und "Newtimechaoz" haben jetzt auch schon einige Jährchen auf dem Buckel. Doch zu ihrem runden Geburtstag haben sich die Jungs von PERZONAL WAR mit "Inside The New Time Chaoz" eine Compilation der besonderen Art einfallen lassen. Wir ließen mit ihnen die letzten zwei Dekaden Revue passieren. Herausgekommen ist ein sehr nostalgisches Interview, das wir euch selbstverständlich nicht vorenthalten möchten.

Hi Jungs. Vielen Dank, dass ihr euch meinen Fragen annehmt. Wie geht es euch und wie die momentane Stimmung bei PERZONAL WAR ist.

Hi Marcel, besten Dank der Nachfrage. Uns geht es gut und wir sind bester Laune. Zum einen steht unser 20-jähriges Jubiläum am 29.10. im Kubana in Siegburg vor der Tür, für das wir fleißig proben und wofür wir uns einige Überraschungen haben einfallen lassen; zum anderen erscheint einen Tag vorher unser neues altes Album "Inside The New Time Chaoz". Deshalb sind wir motiviert und bereit Ärsche zu treten, hehe.

Im vergangenen Jahr konntet ihr mit "The Last Sunset" auf euch aufmerksam machen. Was ist seit der Veröffentlichung bei euch so passiert? Könnt ihr mir ein kleines Update geben?

Wir haben einige Einzel-Shows und Festivals gespielt und das Jahr dann zusammen mit ARCHITECTS OF CHAOZ bei einer kleinen Deutschland-Tour ausklingen lassen. Die Tour hat großen Spaß gemacht und wir kamen bestens miteinander aus - wir kennen uns alle ja auch schon ewig. "The Last Sunset" hat sich für heutige Verhältnisse auch recht ordentlich verkauft - von daher sind wir eigentlich recht zufrieden. Danach ging es dann recht schnell an die Vorbereitungen zum Jubiläumsalbum. Wir haben im April die Scheibe aufgenommen, haben dann an einem Wochenende unsere ehemaligen Bandmitglieder Sven, Frank und Sascha eingeladen und somit hat dann jeder noch seinen Teil zum Album beigetragen, der in der Vergangenheit bei der Band gespielt hat. Bis auf Daniel haben wir alle zusammen bekommen und es hat tierisch Bock gebracht mal wieder ein bisschen in der eigenen Vergangenheit zu buddeln. Danke Jungs für Euren Einsatz!

Erst einmal möchte ich euch an dieser Stelle zum Bandgeburtstag gratulieren. Wenn ihr mal die letzten zwei Dekaden PERZONAL WAR Revue passieren lasst, was waren eure High- und was eure Lowlights?

Besten Dank. Ich selbst kann es kaum glauben, dass wir jetzt schon seit 20 Jahren dabei sind. Highlights gibt es natürlich viele. Als wir anfingen, haben wir uns natürlich wie kleine Kinder über jede gute Kritik gefreut, die in irgendeinem Magazin stand. Auch unser Beitrag auf einem der ersten Rock Hard "Unerhört"-Sampler war für uns wie ein Ritterschlag. Letztlich hatten wir über die gesamte Zeit viele tolle Momente. Unsere kommerziell erfolgreichste Phase mit "Faces" oder "When Times Turn Red" war sehr gut - da spielt es aber auch eine große Rolle, dass man 10 Jahre jünger war und wesentlich mehr Zeit in die Band investieren konnte als heute. Auch der gesamte Markt hat sich seitdem ja stark verändert - damals kauften die Leute ja tatsächlich noch CDs.

Lowlights waren natürlich immer dann, wenn ein Bandmitglied gehen musste oder auch freiwillig gehen wollte. Da wir von Anfang an immer großen Wert auf das Zwischenmenschliche gelegt haben, hat das erstmal immer ein tiefes Loch in die Band gerissen, das man dann erstmal wieder auffüllen musste. Auch der Ärger mit unserem damaligen Label B.Mind Records zählt nicht zu den besten Zeiten von PERZONAL WAR. Wir hatten damals "Different But The Same" aufgenommen - konnten die Platte aber erst ein Jahr später veröffentlichen. Da uns das dann aber zu AF-Records brachte, hatte es letztlich doch sein Gutes.

Mit "Inside The New Time Chaoz" schenkt ihr euren Fans und auch mir ein tolles Geburtstagsgeschenk. Was war eure Hauptintention, die ersten beiden PERSONAL WAR-Alben noch einmal zu beleben?

Wir wollten natürlich irgendetwas Besonderes zum 20-Jährigen machen. Ein reiner Re-Release einer einzelnen Platte kam dabei nicht in Frage. Da die ersten beiden PERZONAL WAR-Alben ja nie unter wirklich professionellen Bedingungen erschienen sind - zumindest nicht außerhalb von Deutschland - haben wir uns für eine Mischung aus beiden Alben entschieden. "The Inside" lief ja damals als Eigenproduktion und wurde nur bei unseren Konzerten und bei ein paar Mailorders verkauft. "Newtimechaos" hatte zwar einen Vertrieb - das lief aber auch nicht wirklich rund. Somit haben die neu hinzugekommenen Fans nun die Möglichkeit die alten Nummern zu hören, denn bei eBay zahlt man teilweise richtig viel Kohle für die ersten beiden Alben. Und für diejenigen, die die Scheiben bereits haben, ist es hoffentlich auch nicht ganz uninteressant, denn wir haben die Songs natürlich etwas geupdated - so wie 20 Jahre alt PERZONAL WAR-Songs eben im Jahr 2016 zu klingen haben.

Hand aufs Herz, Freunde. Wieviel "The Inside" und "Newtimechaoz" steckt denn in dem PERZONAL WAR-Sound anno 2016, auch im Hinblick auf das letzte Album "The Last Sunset"?

Schwer zu sagen. Ich denke schon, dass wir uns von unseren Anfangstagen recht stark unterscheiden, ohne diese aber zu verleugnen. Als wir uns mit den alten Songs noch mal neu beschäftigt haben, dachten wir schon manchmal: "Krass, was wir da gemacht haben, das würden wir heute nie mehr so machen." Teilweise mussten wir da natürlich auch schmunzeln - und es gibt natürlich Songs, die ganz bewusst durchs Raster für die Neuaufnahmen gefallen sind, hehe.

Aber ganz ehrlich, in den Jahren sind natürlich auch neue musikalische Einflüsse für uns hinzugekommen und wir haben uns auch als Musiker weiterentwickelt. Ich denke, jedes unserer Alben hat seine Daseinsberechtigung. Auch wenn man heute nicht mehr alles völlig super findet, können wir trotzdem dahinter stehen. Und ich denke, das beste PERZONAL WAR-Album ist noch nicht geschrieben - deshalb machen wir wohl auch noch ein Weilchen weiter!

Welche Erinnerungen kommen in euch hoch, wenn ihr an die damalige Zeit zurückdenkt.

Wir sind natürlich völlig naiv gestartet - mit der Intention ganz schnell die Weltherrschaft zu übernehmen, hehe. Ich denke, so denkt jede junge Band, wenn sie anfängt. Und das ist ja auch gut so. Auch wenn uns recht schnell klar wurde, dass wir unser Ziel vielleicht nicht so einfach erreichen würden, hat uns das nicht davon abgehalten, weiter zu machen. Unsere Intention war von Anfang an ein starkes Bandgefüge zu haben - Spaß miteinander zu haben, gut miteinander klar zu kommen. Ich persönlich kann nicht verstehen, wie man zusammen Musik machen kann, wenn man sich eigentlich nicht leider kann. Von daher herrschte von Anfang an bei uns ein großer Zusammenhalt. Generell waren die Anfangstage natürlich super - außer Metal, Bier und Mädels hatten wir nicht viel Anderes im Kopf. Wir gingen noch zur Schule und hatten Zeit ohne Ende und keine großartigen anderen Verpflichtungen. Ich denke gerne daran zurück - bin allerdings auch sehr happy mit der jetzigen Situation. Wo früher die Band grundsätzlich mehr Zeit im Leben einnahm, ist sie heute ein super Ventil und Kontrast zum alltäglichen Wahnsinn. Ist doch cool, wenn man neben Job, Familie und anderen Verpflichtungen die Möglichkeit hat, Dampf abzulassen und angestauten Frust in Musik umzuwandeln. Das macht mich auf jeden Fall zu einem grundpositiven Menschen.

Hinter welchen Songs der neuen "Inside The New Time Chaoz"-Compilation stecken besondere Geschichten oder Hintergründe, die ihr uns nicht vorenthalten wollt?

Der für uns wichtigste Song ist wahrscheinlich 'Putrefaction Of Mind'. Mit dieser Nummer sind wir auf dem Rock Hard-Sampler gelandet und auch auf dem AFM-Sampler - zu dieser Zeit noch als unsigned Band. Durch den Rock Hard-Beitrag wurden zum ersten Mal Labels auf uns aufmerksam und wir fingen an, die Band etwas fokussierter zu betreiben. Diese Nummer kam auch live immer besonders gut an. Aus diesem Grund war klar, dass wir die Nummer in jedem Fall neu aufnehmen werden. Außerdem war das ein Song, bei dem die ursprüngliche Demo-Ur-Version wesentlich besser war als die Variante, die später auf "The Inside" gelandet ist.

Wenn ihr eure ersten beiden Alben miteinander vergleicht, welche Unterschiede zwischen "The Inside" und "Newtimechaoz" fallen euch auf Anhieb ein?

Für "The Inside" haben wir unsere ersten beiden Demos neu aufgenommen und zusätzlich ein paar neue Songs dazu gepackt. Die Songs sind also mit recht viel Zeit und ganz ohne Druck entstanden. Mit der "Newtimechaos"-Platte wollten wir unbedingt einen draufsetzen - im Nachhinein zocken wir auf dieser Platte aber am Limit unserer Fähigkeiten. Weniger ist manchmal mehr, das wussten wir aber früher noch nicht. Jeder Song brauchte unbedingt mindestens 10 Riffs und 100 Tempowechsel, wodurch vieles etwas konfus wurde.

Um ehrlich zu sein höre ich beide Scheibe nur sehr selten. Da wir uns aber ja jetzt etwas intensiver damit auseinandergesetzt haben, haben wir die alten Songs natürlich nochmal bewusst Revue passieren lassen. Gute Ansätze waren auf beiden Platten - mit den Neueinspielungen haben wir versucht etwas Ballast über Bord zu werden und Kleinigkeiten zu reduzieren. Ich hoffe das ist uns gelungen. Rückblickend muss man sagen, dass beide Scheiben gute Momente haben, aber auch Längen. Auf der anderen Seite aber auch viel jugendlichen Leichtsinn und Rohheit, die man jetzt vielleicht nicht mehr so reproduzieren kann. Beides hat seinen Reiz!

Wie wird die PERZONAL WAR-Zeit nach "Inside The New Time Chaoz" aussehen? Welche Pläne habt ihr noch für 2016?

Ich denke, dass wir recht zügig mit den Arbeiten zum nächsten regulären Album anfangen werden. Wir haben gerade alle Bock, natürlich auch motiviert durch den Geburtstag. Die ersten Shows für 2017 stehen ebenfalls - also mal schauen, was sich für uns noch so ergeben wird.

Jungs, damit wäre ich mit meinen Fragen am Ende und möchte mich noch einmal für Zeit und Geduld bei euch bedanken. Ich wünsche euch mit "Inside The New Time Chaoz" und für das restliche Jahr alles erdenklich Gute. Möchtet ihr unseren Lesern und PERZONAL WAR-Maniacs noch etwas mit auf den Weg geben?

Marcel, besten Dank für Deine Zeit und Mühe! Und liebe Fans und Powermetal.de-Leser: vielen Dank für 20 super geile Jahre! Ohne Euch wären wir schon lange nicht mehr da. Und freut Euch nicht zu früh, wir werden Euch noch lange auf den Keks gehen, hehe.

Redakteur:
Marcel Rapp

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