PAIN: Interview mit Peter Tägtgren

01.06.2011 | 12:35

Der neue PAIN-Output trägt den nachdenklichen Titel "You Only Live Twice". Mastermind Peter Tägtgren philosophiert im Interview mit Powermetal.de über das Leben, innere Dämonen und Sex, Drugs & Rock'n'Roll!


Pia-Kim Schaper: Was bedeutet der Albumtitel "You Only Live Twice" für dich persönlich?


Peter Tägtgren: Manchmal fragst du dich, was du mit deinem Leben anfängst. Auf der einen Seite wünschst du dir, du könntest zweimal leben, damit du etwas anders machen kannst. Auf der anderen Seite würde ich alles genau so machen, wie ich es gemacht habe. Ich genieße, was ich tue. Es passieren immer negative Dinge, aber wenn es gut läuft, denkst du da nicht mehr dran. Der Song selbst handelt vom Neid der Leute: Wenn Jemand ein neues Auto hat und ein Anderer denkt, er möchte auch ein neues Auto, oder Jemand viel Geld hat und Jemand anderes auch viel Geld will. Es ist die Eifersucht auf den Erfolg Anderer.

Du würdest wirklich nichts anders machen?

Ich würde nicht wieder zweimal heiraten. Aber man hat alles aus einem bestimmten Grund gemacht, weil es in dieser Situation anscheinend das Richtige war. Es bringt nichts, etwas zu bereuen. Es ist besser, nach vorne zu schauen.

Der Opener heißt 'Let Me Out' - ich habe mich gefragt: "Lass mich raus aus was?"

Der Musik-Industrie. Das musste ich einfach schreiben. Ich spiele wirklich gerne Musik, treffe mich mit den Fans und sowas, aber das Business ist so verwirrend. Das geht schon beim Booking los. In diesem Lied geht es eigentlich um mich und um die Frustration, ein besserer Komponist werden zu wollen. Es fühlt sich an, als würde ich auf der Stelle stehen und den gleichen Song immer wieder schreiben.

Wie lange bist du jetzt im Musikbusiness tätig?

Im professionellen Business etwa 20 Jahre und ich bin nicht weiser geworden - zumindest fühlt es sich manchmal so an.

Du hast deine eigene Version von 'Leave Me Alone' gemacht, den du für SONIC SYNDICATE geschrieben hast. Warum?

Sie waren im Black Lounge Studio von Jonas von SCAR SYMMETRY und ich war auch dort. Ich weiß nicht mehr genau, wie wir darauf kamen, aber ich habe gesagt, dass ich einen Song für sie schreiben könnte. Dabei kam 'Leave Me Alone' heraus. Sie haben ihn dann in ihrer eigenen Version ausgenommen und veröffentlicht, die gut war. Dann habe ich gedacht, ich möchte ihn gerne in meiner Version machen, weil es ein guter Song ist. Es geht um einen Stalker, der vor meinem Haus steht.

Du wurdest von einem Stalker verfolgt?


Ja. Jemand stand vor meiner Tür, den ich zuvor an einem anderen Ort auf der Tour gesehen habe. Das nächste Mal, an einem ganz anderen Ort der Welt, steht dieser Mensch wieder in der ersten Reihe. Da fragst du dich, was abgeht. Dann siehst du den Menschen wieder in der Nähe deines Hauses.

Warum hast du Textstellen verändert?

Sie haben den Text verändert. Vielleicht waren ihnen die Texte zu persönlich.

Der Song 'Dirty Woman' ist sehr rockig. War das geplant?

Nein, nicht wirklich. Das erste Riff ist sehr heavy. Die Vocals machen es rockig. Es ist ein Party-Song. Heavy, Aggressiv. Ich denke, es ist Sex, drugs & rock'n'roll! Ich habe das nicht geplant. Das kam erst mit dem Gesang, dass es ein bisschen wie Sleaze Rock klingt. Ich habe mir die Lungen rausgeschrien. Vorher habe ich es mit den Pain-Vocals probiert und das passte gar nicht zum Lied. Also musste ich etwas Neues versuchen.

Du variierst auf dem gesamten Album sehr stark im Gesang.


Ich sehe die Stimme nicht als Gesang sondern als Instrument. Deshalb versuche ich auch immer, den richtigen Gesangsstil für das Lied zu finden. Zu dem einen Stück passt eine Art von Gesang, die zu einem anderen gar nicht passt. Ich muss dann den Gesang nehmen, der passt, weil ich möchte, dass Musik und Vocals funktionieren. Manchmal verändert sich dadurch eben der gesamte Song.

Im Video zerlegt der Drummer sein Schlagzeug. Was ist die Idee dahinter?


Ich war mit HYPOCRISY auf Tour in Südamerika und habe mir über das PAIN-Album Gedanken gemacht. Einer der Manager fragte dann, ob es nicht cool wäre, wenn drei Leute vorne stehen und spielen und im Hintergrund zerlegt der Schlagzeuger sein Drumkit und die anderen spielen weiter, als wenn nichts wäre und sie es nicht mitkriegen. Das haben wir umgesetzt.

In dem Stück 'Fear The Demon' geht es um die Angst vor den inneren Dämonen. Was sind diese inneren Dämonen?


Man sollte sich vor dem fürchten, was man in sich trägt, das durchdrehen könnte. Wenn Leute durchdrehen und andere Menschen erschießen, sagen sie hinterher häufig, sie wussten nicht, was sie taten. Dieser Dämon ist in allen von uns. Ich werde sehr aggressiv, wenn ich an einem Album arbeite. Ich würde niemals rausgehen und jemanden verletzten, aber es fliegen Gegenstände, wenn ich schlechte Laune habe. Wir müssen alle auf die Leute um uns herum aufpassen.

Möchtest du noch etwas loswerden?


Viel Spaß mit dem Album und kommt zur Tour im Oktober! Wir haben viel vor: Die Bühne wird toll aussehen mit Bildschirmen darauf, wir werden bis zu zwei Stunden durch unseren gesamten Backupkatalog spielen.

Danke für das Interview!

Ich danke dir!

 

Im Track-By-Track zu "You Only Live Twice" nimmt Peter sein Album auseinander.

Redakteur:
Pia-Kim Schaper

Login

Neu registrieren