NILE: Interview mit Karl Sanders

09.07.2007 | 15:48

NILE: Brutalität, das alte Ägypten ... und Briefe von Universitätsprofessoren!

NILE sind eine der originellsten Bands des gesamten Death-Metal-Genres. Ihr oberbrutaler Death Metal, gepaart mit außergewöhnlichen Texten über das alte Ägypten zu Zeiten der Pharaonen, gleicht einem Vorschlaghammer. Dennoch dringen zu jeder Sekunde außergewöhnliche technische Fertigkeiten zu Tage. Nicht nur wegen des schnellsten Schlagzeugers des Death-Metal-Genres, George Kollias. Das alles ergibt in seiner Gesamtheit einen facettenreichen, unglaublich intensiven Brutalo-Sound, dem man sich als Death-Metal-Fan eigentlich kaum entziehen kann. Mit "Ithyphallic" haben NILE nun bereits ihre sechste Full-Length-Scheibe für die Nachwelt einbalsamiert. Karl Sanders, seines Zeichens alleiniger Songschreiber, Gitarrist und Frontmann der Band, stand Powermetal.de für ein kurzweiliges Gespräch zur Verfügung.


Martin:
Hallo Karl! Schön, dich am Telefon zu haben! Wie geht es dir?

Karl Sanders:
Mir geht es gut. Danke.

Martin:
Karl, ich hoffe, du hast mich nicht mit einem alten, bösen ägyptischen Fluch belegt... (Insidergag, Eingeweihte wissen Bescheid)

Karl Sanders:
Wenn ich das getan hätte, dann hättest du das schon lange gemerkt, hähä!

Martin:
Euer neues Album "Ithyphallic" ist exzellent geworden! Ich bin schwer beeindruckt. Glückwunsch!

Karl Sanders:
Vielen Dank für das Lob! Das freut mich.

Martin:
Was bedeutet denn "Ithyphallic" und welche Idee steckt hinter dem Cover der neuen CD?

Karl Sanders:
Also der Titel geht zurück auf alte ägyptische Bräuche. Die Ägypter richteten Statuen mit riesigen Ausmaßen der von ihnen angebeteten Götter auf. Sie taten das, um der Macht und der Fruchtbarkeit dieser Gottheit Ausdruck zu verleihen. Sie wollten eine Macht darstellen, die imstande ist, neues Leben zu erschaffen. Das Cover hat jetzt nicht eine soo tiefgehende Bedeutung. Man sieht halt, dass viele Sklaven dieses riesige Monument durch die Wüste schleppen ... das ist Metal, hähä!

Martin:
Karl, ihr seid ja nun seit einiger Zeit bei Nuclear Blast, dem größten unabhängigen Metallabel der Welt, unter Vertrag. Sie haben außer NILE sehr, sehr viele große Bands unter Vertrag. Befürchtest du nicht, dass sie den Vertrag in Zukunft auch wieder lösen könnten, wenn sich "Ithyphallic" doch nicht so gut verkaufen sollte, wie Nuclear Blast hofft? Größere Plattenfirmen tendieren ja leider teilweise dazu, sich von Bands zu lösen, die an sich vernünftige Verkaufszahlen erzielen.

Karl Sanders:
Also wir machen uns keine Sorgen darüber, ob wir 'genügend' Scheiben verkaufen werden oder nicht. Darüber machen wir uns keine Gedanken. Eines nach dem anderen. Wir haben jetzt eine großartige Scheibe am Start und geben 100 Prozent live. Wir machen uns dann Sorgen, wenn es an der Zeit ist.

Martin:
Ja, eure neue Scheibe ist verdammt stark. Ich habe sie schon viele Male komplett gehört und sie gefällt mir immer noch extrem gut. Sie klingt immer noch aufregend.

Karl Sanders:
Ja, vielen Dank!

Martin:
Erzähl mir doch bitte einmal, wie eure Arbeitsweise aussieht, wenn ihr neue Titel komponiert. Welches ist bei euch der Ausgangspunkt, mit dem ein Titel entsteht?

Karl Sanders:
NILE-Songs entstehen mit dem jeweiligen Text. Wir schreiben die Texte zuerst. Denn sie geben dir gewissermaßen einen Pfad vor, den du gehst. Ich setze mich hin mit meiner Gitarre, die Texte vor mir liegend. Und die Texte inspirieren mich dann dazu, das Ganze zu vertonen. Der Text gibt die Richtung vor. Das klappt gut und ich habe mich da noch nie irgendwie verheddert. Der Text leitet mich eben. Ich benutze meine Gitarre, um diesen Texten Leben zu einzuhauchen. Und wenn dann Dallas (Toler-Wade) bei mir ankommt, dann erstellen wir ein erstes Demo des Titels. Das leiten wir dann an George (Kollias) weiter. Er übt seine Drumparts ein. Wir kommen dann als Band zusammen und arbeiten gemeinsam an dem Song.

Martin:
Wo wohnt und lebt denn George eigentlich? Lebt er in Griechenland?

Karl Sanders:
Ja, George lebt in Athen. Aber er fliegt immer dann in die USA, wenn es bei NILE etwas Wichtiges zu tun gibt. Er ist übrigens heute bei mir angekommen. Wir werden jetzt für die Ozzfest-Tour proben.

Martin:
Und wo lebt Dallas? Wohnt er weit entfernt?

Karl Sanders:
Dallas lebt hier ganz in der Nähe von mir. Nur eine halbe Meile entfernt.

Martin:
Dallas hat ja den Bass auf "Ithyphallic" eingespielt. Der Bassist Chris Lollis wird live euer Line-Up verstärken. Wird es in Zukunft weiterhin kein stabiles, dauerhaftes Line-Up bei NILE geben?

Karl Sanders:
Es wäre toll, wenn wir ein stabiles Line-Up hätten. Wir werden uns Zeit lassen bezüglich der Entscheidung, einen neuen Bassisten aufzunehmen. Ich meine, Chris würde wohl schon gerne bleiben und wenn sich seine Worte bewahrheiten, dann werden wir ihn als neues, permanentes Bandmitglied haben. Das wäre cool. Aber nachdem wir schon so viele Wechsel von Bandmitgliedern in den letzten Jahren hatten, widerstrebt es mir einfach, jemand als Bandmitglied aufzunehmen, der nicht längere Zeit auf Tuchfühlung mit uns war und sich das dann gründlich überlegt hat.

Martin:
Du hast ja im Jahre 2004 ein Soloalbum mit dem Titel "Saurian Meditation" aufgenommen. Wird es da ein zweites Album geben?

Karl Sanders:
Ja. Eine neue Scheibe ist in Arbeit. Bis jetzt habe ich an vier Titeln gearbeitet. Ich denke, dass ich nach der Tour zu "Ithyphallic" eine Pause einlegen werde und an dem zweien Album arbeite. Und vielleicht wollen es Relapse Records veröffentlichen.

Martin:
Was hältst du aus heutiger Sicht von deinem Soloalbum? Hörst du dir eigentlich ältere NILE-Alben an und überlegst du manchmal, was du heute anders aufnehmen würdest?

Karl Sanders:
Über die Jahre hinweg haben wir mit jeder Aufnahme zu einem neuen Album hinzu gelernt, denke ich. Klar, wenn wir diese alten NILE-Alben heute aufnehmen würden, dann könnten wir die viel besser umsetzen. Aber diese Zeit haben wir nicht. Von daher ist das nicht wirklich eine Option. Ich denke, dass wir mit dem leben müssen, was wir aufgenommen haben und wir müssen aus Erfahrungen, die wir gemacht haben, lernen. Das ist übrigens etwas, was ich an unserem neuen Album "Ithyphallic" sehr mag. Man kann hören, dass wir aus Fehlern der Vergangenheit gelernt haben. Wir haben jetzt eine Scheibe am Start, mit der wir sehr zufrieden sind.

Martin:
Hörst du dir dann ältere NILE-Scheiben überhaupt an? Es gibt ja Künstler, die ihre älteren Werke überhaupt nicht mehr anhören. Die meinen dann immer, dass sie nicht in der Vergangenheit herumkramen, sondern sich allein auf die Zukunft konzentrieren.

Karl Sanders:
Also ab und zu höre ich mir unsere alten Sachen schon an. Aber normalerweise beschäftige ich mich nur mit unserem neuen Album "Ithyphallic", da ich ja die alten Alben schon etliche Male gehört habe. Wenn ich mir dann die alten Sachen anhöre, dann denke ich entweder: "Hey, mir fällt jetzt erst auf, wie geil dieser Song überhaupt klingt". Oder ich denke mir: "Liebe Güte, ich kann kaum glauben, dass wir diesen Krempel auf das Album gepackt haben!"

Martin:
Wie wäre es denn damit, wenn du mal einen Soundtrack zu einem Film komponieren würdest? Zum Beispiel zu "Die Mumie - Teil 3". Hast du darüber schon nachgedacht?

Karl Sanders:
Das würde ich sehr gerne tun. Aber im Moment bin ich mit NILE verdammt beschäftigt. Da geht sehr viel Zeit drauf (lacht).

Martin:
Aber in Zukunft würdest du gerne einen Soundtrack schreiben?

Karl Sanders:
Ja, also wenn irgendwann einmal der Tag kommen sollte, an dem ich keinen Metal mehr spielen möchte, dann wäre das ein interessantes Betätigungsfeld für eine zweite Karriere, Soundtracks zu Filmen zu schreiben. Ich denke, dass mir das Spaß machen würde.

Martin:
Ich hoffe aber, dass du das frühestens in fünfzehn oder zwanzig Jahren machen wirst.

Karl Sanders:
Hahaha!

Martin:
Hast du eigentlich schon viel Feedback bezüglich der mythologischen NILE-Texte bekommen? Ich meine von Geschichtsprofessoren oder von Menschen aus Ägypten?

Karl Sanders:
Es ist sogar so, dass ich ständig Briefe von Universitätsprofessoren bekomme!

Martin:
Ach was! Echt?

Karl Sanders:
Ja, Mann! Und ich kriege auch Briefe von Studenten. Aus vielen Ländern. Es gibt echt einige NILE-Fans in Ägypten. Wir kriegen immer mal wieder Briefe. Die ermutigen uns sehr in dem, was wir tun.

Martin:
Stehst du eigentlich noch in Kontakt mit früheren Bandmitgliedern von NILE wie John Vesano (Bass) oder Tony Laureano (Schlagzeug)?

Karl Sanders:
Ich stehe noch in Kontakt mit Pete Hammoura (Schlagzeuger). Wir sind ziemlich gut befreundet. Ab und zu plaudere ich auch mit Chief Spires (Bass). Denn seine Band und NILE proben im selben Studio. Wir kommen prima miteinander aus.

Martin:
Was machst du in deiner Freizeit? Spielst du gerne Videospiele?

Karl Sanders:
Ich spiele gerne 3D-Shooter der ersten Generation.

Martin:
Also "Doom" zum Beispiel?

Karl Sanders:
Ja! Doom! Das ist eines der besten Spiele aller Zeiten!

Martin:
Jetzt kommen wir mal zu euren Tour-Aktivitäten. Wie sieht denn eigentlich der Zeitplan aus? Er spielt ja jetzt das Ozzfest. Wann können wir euch denn endlich mal wieder in Deutschland sehen?

Karl Sanders:
Es wird eine Tour mit SIX FEET UNDER geben. Wir werden im November und Dezember 2007 in Europa spielen.

Martin:
Karl, danke für dieses Interview. Willst du noch eine kleine Botschaft an die NILE-Fans richten?

Karl Sanders:
Wir können es kaum erwarten, bei euch zu spielen! Deutschland ist eines der Länder, in denen ich am liebsten auftrete. Wir sehen uns auf der Tour! Danke für das Interview und für dich alles Gute!

Redakteur:
Martin Loga

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