NIGHT OF THE WORLD: Interview mit NTR

30.09.2013 | 17:26

Mit einem starken Debüt festigt eine weitere Band Polens Ruf als Hochburg des traditionellen schwarzmetallischen Untergrunds.

Black Metal der alten nordischen Schule, zeitgemäß produziert: Die polnische Black-Metal-Band NIGHT OF THE WORLD wurde vor zwei Jahren gegründet und konnte auf unseren Seiten kürzlich mit ihrem ersten Minialbum "Drive The Knife Deeper" einiges Lob einstreichen. Daher baten wir Sänger NTR zum Gespräch und bekamen knappe und prägnante Auskünfte, so wie es früher schon Usus war, als der Black Metal noch jung war. Zur Bandgeschichte etwa, weiß NTR Folgendes zu berichten: "NIGHT OF THE WORLD besteht aus ML, AM und mir. Wenn man mit unserem Lärm vertraut ist, dann denke ich, dass es sehr offensichtlich ist, dass wir keine Novizen der musikalischen Ruchlosigkeit sind. In anderen Worten: Wir haben bisher schon unter anderen Bannern als NotW extreme Noten erschaffen."

Das sind im Falle unseres Gesprächspartners NTR alias Namtar unter anderem MASSEMORD und FURIA, doch die Prioritäten lassen sich offenbar für die Bandmitglieder nur schwer eingrenzen: "Die ekstatisch Lust daran, aggressive und kompromisslose Musik aufzuführen, war schon immer unser aller Priorität. Ich habe hier bewusst nicht von "Erschaffung" gesprochen, denn alles, was in der extremen Metalmusik erfunden werden konnte, wurde bereits erfunden. Dennoch, diese Priorität hat sich kein Stück weit geändert. Allerdings ist es aufgrund der Beteiligung unserer Mitglieder an anderen Bands schwierig, von unseren Plänen in Form harter Fakten zu sprechen. Auf jeden Fall war das nicht das Letzte, was ihr von uns gehört habt. Außerdem ist natürlich auch geplant, unsere musikalische Bestialität in Anwesenheit von Zeugen zu präsentieren." - Damit deutet NTR an, dass die Band offenbar auch live spielen möchte, doch wirklich konkrete Pläne gibt es hierfür leider noch nicht, weder wo, noch wann und mit wem steht fest: "Wegen der anderweitigen Verpflichtungen der NotW-Mitglieder, gibt es noch keine festen Details betreffend Tourdaten, aber früher oder später werden wir definitiv zuschlagen, und ich hoffe auch auf deutschem Boden. Nach all den Jahren, in denen ich nun live aufgetreten bin, ist es mir völlig egal, mit wem oder wo ich auf der Bühne erscheine. Natürlich gibt es die Grenzen der Vernunft, aber das Internet ist nicht der richtige Ort, um Antagonismen zu begründen oder zu pflegen. Natürlich wollen wir nicht überall und für jeden spielen, denn das ist nicht unsere Zielsetzung. Wir brauchen keinen Ausgleich für irgendwelche Komplexe und wir streben auch nicht nach Wertschätzung. Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich hier noch schreiben können, dass ich sehr gerne mit der besten deutschen Band aller Zeiten auftreten würde, doch - glücklicherweise - durfte ich vor wenigen Wochen schon mit BOHREN & DER CLUB OF GORE die Bühne teilen."

Auf den kraftvollen, aber dabei gerade nicht sauberen oder sterilen Sound angesprochen, gibt sich NTR sehr zufrieden mit dem Ergebnis, das der Saitenmann der Band erzielte: "AM ist für die ganzen Aufnahmen und deren finale Anti-Form verantwortlich. Er hat unsere Intention perfekt realisiert, so dass unser Debüt mit seiner unprätentiösen  Aggressivität und überwältigenden Negativität zuschlagen kann. Damit stehen wir im Gegensatz zu den klaren Klängen, welche die ganzen Musikproduzenten heute erschaffen. Wenn man all das in Betracht zieht, ist es uns nicht nur gelungen, unser Primärziel zu erreichen, sondern wir haben auch Material aufgenommen, das wir ohne Zweifel als ein Stück extreme Metalmusik bezeichnen können, und dieses Phänomen ist vor Kurzem aus der Mode gekommen."

Auf die Ähnlichkeit seiner Stimme zu derjenigen Aldrahns, und auf die Vergleiche zum DØDHEIMSGARD-Debüt angesprochen, ist NTR jedenfalls nicht unangenehm berührt: "Es ist schwer, nicht zu bemerken, dass wir von der alten skandinavischen Szene beeinflusst sind, denn die hat unsere Biographien schwerwiegend verändert. Der Vergleich mit "Kronet Til Konge" ist daher auch sehr schmeichelhaft, ebenso wie dein Vergleich meines Gesangs mit Aldrahn. Allerdings höre ich diese Assoziation zum ersten Mal. Wobei das daran liegen könnte, dass ich nicht damit vertraut bin, wie NotW im Internet aufgenommen wird. Bisher wurden wir beschuldigt, von URGEHAL, INFERNAL WAR und MARDUK inspiriert zu sein, und ich könnte mir keine bessere Promotion für unsere Antimusik vorstellen." - Diese Referenzen finden sich offenbar auch in der Einstellung der Band zum Black Metal an sich: "Für mich ist NotW die natürliche Antwort auf den über-philosophischen Extremmetal der Moderne. Das bezieht sich auch darauf, exzessive Mengen spirituellen Bullshits in den Black Metal zu pumpen. Was mich angeht, ziehe ich es einfach vor, an die Macht des Feuers und der Gewehrkugeln zu glauben!"

Zur heimatlichen Szene befragt, freut sich NTR über die dortigen Entwicklungen, ohne sie selbst allzu genau zu verfolgen: "Ich gebe dir ohne zu Zögern Recht, dass die polnische BM-Szene mit interessanten und einzigartigen Bands wuchert, auch im internationalen Vergleich. Allerdings habe ich nur eine grobe Ahnung davon, was so alles im polnischen Untergrund los ist, weil es mich überhaupt nicht interessiert. Dennoch freue ich mich darüber, dass die Anzahl der polnischen Bands, die im Ausland bekannt sind, ständig steigt. Viele davon haben diese Wertschätzung wirklich verdient. Andere bedauerlicherweise nicht."

Da NTR ja bereits angedeutet hat, keine Namen nennen zu wollen, belassen wir es zum Schluss mit der Frage nach den Zukunftsplänen: "Das Material für ein neues Album wächst derzeit noch in unseren Köpfen, aber irgendwann wird der kreative Druck mit Sicherheit nicht mehr kontrollierbar sein, und dann nehmen wir uns wieder ein paar Tage Zeit, um das ganze Material für die neue Veröffentlichung unsterblich zu machen. Wir hoffen sehr, dass dann wieder das Logo von Folter Records auf dem CD-Inlay prangen wird. Wir werden sehen!"

Redakteur:
Rüdiger Stehle

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