NEFARIUM: Interview mit Carnifex

02.03.2008 | 18:25

Ein ordentliches schwarzmetallisches Gewitter klassischer Art haben kürzlich NEFARIUM aus Norditalien losgetreten. Mit ihrem aktuellen Output "Haeretichristus" hat die Band eine durchaus gelungene Scheibe veröffentlicht, die hinter den Veröffentlichungen skandinavischer Genrevertreter keinesfalls zurückbleibt. Frontmann Carnifex stand POWERMETAL.de für ein Interview zur Verfügung.


Martin:
Glückwunsch zu eurer neuen Scheibe.

Carnifex:
Danke. Wir hoffen, dass unser neues Album "Haeretichristus" von den Black-Metal-Fans und den Fans extremer Musik ganz allgemein ebenso positiv aufgenommen wird wie von dir. Wir waren lange Zeit mit dem Album beschäftigt, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Aber wir sind mit der Scheibe rundum zufrieden, da wir ein schnelles und brutales Black-Metal-Album geschaffen haben, das NEFARIUM von seiner besten Seite zeigt.

Martin:
"Haeretichristus" ist die erste Veröffentlichung von NEFARIUM, die ich bisher gehört habe. Vergleiche die neue Scheibe doch bitte mit dem Vorgängeralbum "Praesidium" (2005) - sowohl in musikalischer Hinsicht als auch produktionstechnisch.

Carnifex:
"Haeretichristus" unterscheidet sich erheblich von unserem ersten Studioalbum "Praesidium", obwohl beide Alben schnellen Black Metal zu bieten haben. Seit "Praesidium" hatten wir klare Vorstellungen vom nachfolgenden Album und den unbedingten Wunsch, kompromisslose Musik zu machen. Und dies ist uns auf unserem neuen Album sehr gut gelungen, finde ich. Insofern ist "Haeretichristus" eine Weiterentwicklung von "Praesidium" in vielerlei Hinsicht: Wir haben uns kompositorisch verbessert und wir haben die Geschwindigkeit beim Schlagzeug nach oben angehoben.
Das Album klingt ganz generell gesprochen intensiver als der Vorgänger und die Atmosphäre ist dunkler. Der Sound des Albums war so geplant, dass jedes Instrument klar herauszuhören ist. Das Konzept von "Haeretichristus" ist expliziter als das von "Praesidium" und die Botschaft, die wir an unserer Zuhörer richten, ist direkter. Wir richten unser Augenmerk bei NEFARIUM darauf, eine bestimmte stilistische und konzeptionelle Richtung zu verfolgen und wir versuchen, durch die Erfahrungen, die wir hinzugewinnen, uns stetig weiterzuentwickeln.

Martin:
Wie ergaben sich denn die Gastauftritte von Chaq Mol (DARK FUNERAL) und Infaustus von SETHERIAL auf dem neuen Album? Seid ihr mit beiden befreundet?

Carnifex:
Es war schon eine Ehre für uns, dass sich Bandmitglieder von DARK FUNERAL und SETHERIAL dazu entschlossen haben, auf unserem neuen Album mitzuwirken. Seit unseren Anfängen mit NEFARIUM wollten wir uns immer durch Schweden-typischen Black Metal auszeichnen und am Ende der Aufnahmen von "Praesidium" baten wir Chaq Mol darum, sich unser Album anzuhören und uns einige Tipps und Ratschläge zu geben. Ihm gefiel unsere Arbeit und seitdem haben wir einen guten Draht zum ihm, der schließlich zu dem Gastbeitrag auf "Haeretichristus" führte. Chaq Mol ging sehr professionell an seinen Part heran. Er war auch ziemlich freundlich zu uns und wir sind ihm sehr dankbar dafür, dass er für dieses Vorhaben zur Verfügung stand.
Wir haben "Haeretichristus" in den Hitfire Studios in Schweden gemixt und gemastert, wo auch schon DARK FUNERAL ihrem ersten offiziellen Livealbum den letzten Schliff verpasst haben. Wir sind dem Rat von Chaq Mol gefolgt und haben dort einige Erfahrungen als Musiker hinzugewonnen.

Martin:
Ihr spielt mit NEFARIUM Old-School Black Metal ohne jeglichen Keyboard-Einsatz. Seht ihr euch mit NEFARIUM in der musikalischen Nachfolge von MARDUK oder DARK FUNERAL? Worin bestehen für dich Unterschiede zwischen NEFARIUM und diesen beiden Bands?

Carnifex:
Ich denke, dass das schnelle Schlagzeugspiel auf jeden Fall dasjenige Element ist, welches NEFARIUM in die Nähe der bekannten schwedischen Black-Metal-Bands rückt. Aber es gibt in der heutigen Metalszene in Europa nicht so viele ultraschnelle Bands in diesem Genre. Man muss sich unser Album schon sorgfältig anhören, um substanzielle Unterschiede in Form des Riffing und anderer Dinge zu finden.
Unsere Musik erinnert zweifellos an DARK FUNERAL, MARDUK und wir wurden von diesen Bands auch irgendwie beeinflusst, da uns diese Bands bis zur Entstehung von NEFARIUM musikalisch als Hörer dieser Musik immer begleitet haben. Wir finden, dass Leute wie Frost von SATYRICON, Hellhammer (u.a. MAYHEM), Samoth von EMPEROR und auch viele andere Musiker wahre Ikonen des Black Metal sind und wir schätzen diese Musiker und ihr Schaffen sehr. Aber ich will unterstreichen, dass unsere Musik aus unseren tiefsten Gefühlen heraus entsteht, ohne dass wir einzelne Dinge im Vorgriff einfach festlegen.

Martin:
Was haltet ihr eigentlich davon, Keyboardklänge im Black Metal einzuflechten? Wäre das auch eine Option für NEFARIUM?

Carnifex:
Eigentlich hören wir uns so ziemlich jede extreme Spielart des Metal an und wir haben auch keine Vorbehalte gegen Keyboards oder Synthesizer. Mit NEFARIUM wollen wir allerdings in musikalischer Art und Weise Kälte, Brutalität und Atmosphäre erzeugen und diese Instrumente sind aus unserer Sicht nicht so geeignet, um diese Stimmungen und Eindrücke zu erzeugen. Ich glaube nicht, dass Leute in unserer Musik in Zukunft Keyboards finden werden, die öfter in Erscheinung treten um die Gitarrenriffs leichter verdaulich zu machen. Wir ziehen es vor, Melodien an den Gitarren zu komponieren. Wir versuchen stetig, uns an den Instrumenten zu verbessern.

Martin:
Das ist ein gutes Stichwort. Also spielerisch ist das, was ihr mit "Haeretichristus" umgesetzt habt, exzellent. Besonders die Schlagzeugarbeit ist beeindruckend. Wie oft probt ihr eigentlich und wie häufig gebt ihr Konzerte?

Carnifex:
Wir proben seit mehreren Jahren mit der gesamten Band drei Mal pro Woche in unserem eigenen Studio [fleißig, fleißig, die Herrschaften - Anm. d. Verf.] Den Rest der Zeit müssen wir dazu verwenden, um unser Album zu promoten, unsere Internetseite zu pflegen und um Anfragen zu bearbeiten. NEFARIUM erfordert viel Engagement und die Arbeit für die Band nimmt viele Stunden in Anspruch, aber NEFARIUM ist eben unsere Leidenschaft. Wir freuen uns darauf zu sehen, wie die Band weiter vorankommt. Die Kommentare und Reviews, die wir bisher zu "Haeretichristus" erhalten haben, fallen absolut positiv aus und das spornt uns an, weiter eifrig und mit voller Hingabe auf ein weiteres Studioalbum hinzuarbeiten.
Wir finden, dass Liveshows erst zeigen, ob eine Band auch gute Musik außerhalb des verglasten Aufnahmestudios machen kann. Normalerweise spielen wir eines oder zwei Konzerte pro Monat, weil wir berufstätig sind und auch unsere Familien haben. Wir versuchen jetzt allerdings, häufiger zu spielen und in Zusammenarbeit mit unserer Plattenfirma Agonia Records eine Tour zustande zu bringen, um "Haeretichristus" zu promoten. Von daher denke ich, dass sich da in Zukunft auch für uns persönlich etwas verändern könnte. Wir spielen sehr gerne live. Jedes Mal, wenn wir auf der Bühne stehen, ist das für uns etwas Besonderes. Auch der Kontakt mit den Fans ist uns sehr wichtig.

Martin:
Meines Wissens gibt es nicht sonderlich viele Black-Metal-Bands in Italien, sehr wohl aber etliche Bands im Subgenre des Melodic/Power Metals. Wie sieht es denn mit dem Anklang eurer Musik bei den italienischen Fans aus? Habt ihr eine treue Fangemeinde in eurem Heimatland?

Carnifex:
Also ehrlich gesagt gibt es da bei uns große Probleme und es fehlt einfach an Unterstützung in der italienischen Metalszene. Lokal aktive Bands werden kaum unterstützt und die Organisatoren von Konzerten sind oft auch nicht so engagiert. Wir haben anhand eines Ereignisses außerhalb Italiens die Erfahrung gemacht, dass die italienische Musikszene, gerade für die Art von Musik, die wir machen, alles andere als gut funktioniert, abgesehen von ein paar Ausnahmen.
Die neuesten Reviews zu "Haeretichristus" präsentieren NEFARIUM als hörenswerte und gute Band und auch auf unser erstes Album "Praesidium" hin erhielten wir einiges an positivem Feedback von italienischen Medien. Auf unserer mediterranen Halbinsel existieren auch viele kleine Metalbands, die mehr oder weniger Freizeit- und Spaßprojekte sind und denen sich keinerlei Perspektive aufzeigt, das Ganze professionell aufzuziehen. Nur wenige Black-Metal-Bands aus Italien produzieren Alben für professionelle Labels.

Martin:
Welche Alben würdest du eigentlich als besonders wichtig für die Entwicklung des Black Metal nennen? Wähle bitte fünf aus.

Carnifex:
SATYRICON - "Nemesis Divina"
SETHERIAL - "Nord"
DARK FUNERAL - "The Secret Of The Black Arts"
DODHEIMSGARD - "Satanic Art"
KVIST - "For Kunsten Maa Vi Evig Vike"
CADAVER INC. - "Discipline"

Martin:
Hast du am Schluss noch eine Nachricht am Start, die du an unsere Leser oder an die Black-Metal-Fans richten möchtest?

Carnifex:
Ich möchte die Bedeutsamkeit der Fans unterstreichen, die den Black Metal unterstützen! Vor allem deshalb, weil es in anderen Musikbereichen viel populärere Bands gibt, diese aber kaum Talent besitzen.

Redakteur:
Martin Loga

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