NECROID: Interview mit Stefan Scheu

22.05.2008 | 16:33

Der Schwabenbomber NECROID hat mit "Nefarious Destiny" vor kurzer Zeit abermals ein mächtiges und intensives Werk abgeliefert und kredenzt darauf erneut heftigen Death Metal in mannigfaltiger Ausführung. Da die drei Jungs bereits seit einigen Jahren unterwegs sind und bisher zwar durchaus positive Resonanz auf ihre Veröffentlichungen einheimsen konnten, aber dennoch immer noch ein Dasein in den Niederungen des Undergrounds fristen müssen, war es mir ein Volksfest, Sänger und Basser Stefan Scheu zum Interview zu bitten.

Walter:
Nachträglich nochmals Gratulation zu eurem sehr gelungenen neuen Album!

Stefan:
Danke! Uns gefällt es auch immer noch, haha. Im Ernst, es ist meiner Meinung auch ziemlich beeindruckend geworden. Unser Debüt "Natural Disharmonies" habe ich mir, seit wir damals im Studio waren, nicht mehr wieder angehört. Aber das neue Album höre ich noch immer ständig, weil ich es selber so cool finde.

Walter:
Nicht nur du, auch wenn ich das Album erst später hören konnte als du. Wie sind denn die Kritiken auf "Nefarious Destiny" bislang ausgefallen?

Stefan:

Durch die Bank positiv. Das Schlechteste bisher waren 7/10 Punkten und damit kann ich ganz gut leben! Es stehen zwar zum jetzigen Zeitpunkt noch immer viele Reviews aus, aber wenn es so weitergeht, können wir uns wirklich nicht beschweren!

Walter:
Seid ihr mit einer bestimmten Erwartungshaltung an die Veröffentlichung des neuen Albums herangegangen?

Stefan:
Ja klar! Ich denke, es würde auch gar keinen Sinn machen eine neue CD aufzunehmen, wenn es nicht so laufen würde. Ein Traum hat sich im Studio verwirklichen lassen, da Henjo von GAMMA RAY ein Gastsolo auf dem Song 'Demolishing Poetry' gespielt hat. NECROID wurden nämlich einst mehr oder weniger bei einem GAMMA RAY-Konzert gegründet, das ist aber mittlerweile auch schon wieder so ungefähr acht Jahre her. Und jetzt spielt der Typ, wegen dem wir damals zu diesem Gig gegangen sind, auf unserer CD – das ist doch sehr fett! Natürlich hoffen wir mit unserer neuen CD noch mehr Konzerte als bisher spielen zu können, denn auch darum geht es uns!

Walter:
"Nefarious Destiny" erscheint zunächst einmal in Eigenregie, gibt es denn bereits Angebote für Plattenverträge oder zumindest für Vertriebsdeals?

Stefan:
Zur Zeit ist das alles noch etwas unsicher. Wir wollen logischerweise keinen Vertrag unterschreiben, bei dem es im Endeffekt deutlich vernünftiger wäre, doch wieder alles selbst zu machen. Diesbezüglich ist erst mal abwarten angesagt...

Walter:
Nachvollziehbar. Sehr interessant finde ich an eurem Album nicht nur die Musik an sich, sondern sehr wohl auch die lyrische Komponente. Kannst du die Texte bzw. die Hintergründe zu den Songs kommentieren?

Stefan:
Mit "Nefarious Destiny" haben wir uns in die Nähe eines Konzeptalbums gewagt. Zumindest haben die Songs alle ein und dieselbe Thematik als Baustein. Es geht, wie der Albumtitel ja schon sagt, um unheilvolle Schicksale und zwar um solche, die jeden Einzelnen betreffen können. Man kann im Leben derlei Schicksalsschläge aber nicht einplanen, trotzdem kann immer wieder etwas passieren. Mit solchen Vorfällen muss man erst einmal versuchen umgehen zu können. Bei unseren Protagonisten in den Songs geht das allerdings oft ziemlich daneben. 'Betrayed By Life' handelt beispielsweise davon, wie jemand mit einer schweren Krankheit versucht ist mit dieser umzugehen, 'Retribution' dagegen ist eine ultrakitschige Liebesgeschichte im Death-Metal-Style, haha. Das Thema muss aber wohl jeder Mensch einmal durchmachen.

Walter:
Woher kamen (und kommen) denn die Inspirationen für die Texte?

Stefan:
Von überall her eigentlich. Man muss nur mit offenen Augen durch die Welt gehen: Natur, Drogen, Nachrichten, Filme, Bücher, Beziehungen ... alles!

Walter:
Ein besonderes Schmankerl ist auch das Cover von "Nefarious Destiny" geworden. Was kannst du uns dazu mitteilen?

Stefan:
Das Cover stammt von Heiko Wagner, einem sehr talentierten Künstler hier aus unserer Gegend, der auch schon für Bands wie IMMORTAL RITES gearbeitet hat. Das Cover gibt den Albumtitel perfekt wieder: Eine Gottheit, die von Maschinen kontrolliert wird, gleichzeitig aber Justitia's Waagschale in der einen Hand und die Welt in der anderen Hand hält, stellt den Titel perfekt dar, quasi das "Nefarious Destiny" der Menschheit. Alles weitere darf sich besser jeder selbst hinein interpretieren!

Walter:
Weshalb denn der Wechsel von Achim Köhler zu Eike Freese hinter dem Mischpult?

Stefan:
Der Achim hat unser Debüt ja nur gemixt und gemastert und gar nicht aufgenommen. Zu dem Zeitpunkt, als wir "Nefarious Destiny" aufnehmen wollten, war Achim nicht verfügbar, weil er seinen Produzentenjob an den Nagel gehängt hat und bei Nuclear Blast arbeitete. Mittlerweile ist er aber zum Glück wieder ans Mischpult zurückgekehrt! Deshalb mussten wir uns anderweitig umsehen. Ich bin großer DARK AGE-Fan und wusste, dass deren Sänger Eike sein eigenes Studio hat. Naja, und dann waren wir eben plötzlich drei Wochen in Hamburg! Es war eine sehr coole Zeit und die Wahrscheinlichkeit, dass wir für das nächste Album wieder in den hohen Norden reisen, ist sehr hoch.

Walter:
Gab es damals eine bestimmte Intention hinsichtlich der Musik, als Ihr NECROID aus der Taufe gehoben habt?

Stefan:
Nö, wir wollten einfach nur die Musik spielen, die wir selbst geil fanden! Wir waren damals ja erst so um die 16, hatten gerade brutalere Bands für uns entdeckt und wollten auch so sein wie die, haha. Wenn natürlich irgendwann einmal ein Metalkid NECROID hört und auch solche Mucke machen will, das wäre schon sehr cool. Wobei, so was gab es sogar schon. Wir haben anfangs in einer Musikschule im Keller geprobt und einige E-Gitarren-Schüler wollten Songs von uns lernen! Das war nett, aber es könnte doch deutlich mehr werden!

Walter:
Welche Bands sind denn zu nennen, wenn wir über Inspirationsquellen sprechen?
(Ich habe eine ungefähre Ahnung und denke, da hat sich seit den Anfangstagen nicht wirklich viel geändert, oder?)

Stefan:
Also ich nenne da nur die ersten vier METALLICA-Alben! Die haben so einen Extrathron, an den für mich niemals etwas herankommen wird. Bei unserem Basser Patrick ist es dagegen eher Old-School-Death, Black und Thrash Metal. Der hört immer so Zeugs wie ATROPHY, BROKEN HOPE, SODOM und so. Allerdings haben wir nie versucht irgend eine andere Band zu kopieren. Wir schwimmen zwar irgendwo zwischen SEPULTURA, BOLT THROWER und SLAYER, so schätze ich das einmal, aber eine Band, die wirklich so klingt wie wir, fällt mir nicht ein!

Walter:
Mir auch nicht. Gibt es denn auch Nebenprojekte, in die ihr involviert seid oder reicht euch NECROID?

Stefan:
Wir toben uns nebenher schon noch aus, aber die Priorität liegt eindeutig bei NECROID. Patrick macht beispielweise noch ganz gern etwas Doom Metal, was aber hoffentlich nie ein Einfluss für NECROID wird, hehe, und ich mag eigentlich auch Pop/Rock-Zeugs ganz gerne, aber auch das wird kein Einfluss werden, deshalb machen wir so etwas gegebenenfalls auch abseits von NECROID.

Walter:
Auf dem Live-Sektor haben NECROID nach all den Jahren bereits eine recht beachtliche Referenzliste vorzuweisen. Welche Gigs waren denn bislang die Highlights?

Stefan:
Wir waren letztes Jahr mit unseren Freunden von TYRANTS auf einer Tour im Ostblock. In Budapest zu spielen war schon sehr cool, aber auch eine Show in der Slowakei zu spielen war geil. Allerdings weiß ich den Stadtnamen schon gar nicht mehr, aber der Laden war jedenfalls rappelvoll, es waren jede Menge Mädels am Start und so weiter. Sehr schön war es auch im Herbst in Italien, genauer gesagt in Bologna, bei unseren Freunden von LACERATER, mit denen wir ebenfalls gezockt haben. Es gibt viele Gigs, an die ich gerne zurückdenke!

Walter:
Angenommen, du hättest die Chance Bands für ein Festival einzuladen, welche Formationen müssten auf dem ersten "NECROID"-Festival unbedingt mit von der Partie sein?

Stefan:
Das ist natürlich eine Frage des Budgets. ;) Für die teure Variante würde ich METALLICA mit einem Old-School-Set, OVERKILL, ANTHRAX, MACHINE HEAD, DEICIDE, IN FLAMES, HYPOCRISY, ASPHYX und Christina Stürmer (die hab ich kürzlich auf der Musikmesse kennen gelernt – die darf nicht fehlen!) verpflichten.
Die Low-Budget-Variante wären natürlich viele befreundete Bands: MORPHOSYS, CRUEL EXPERIENCE, TYRANTS, LACERATER, SYV, MISANTHROPIC, DARGOLF, ICON, ESCART und EAR-SHOT.
Sorry an die, die jetzt hier nicht mit dabei sind – ihr dürft bei unserem zweiten "Festival" zocken, haha.

Walter:
Die letzten Worte sollen nun die euren sein, aber natürlich nicht bevor du uns noch eine kurzen Ausblick in eure Zukunft gegeben hast.

Stefan:
Ich hoffe, dass "Nefarious Destiny" bald in jedem Plattenladen vertreten sein wird und durch eine Tour promotet werden kann, da arbeiten wir hart daran! Also wenn ihr Bock auf Death Metal habt, schaut vorbei, greift euch eine CD ab - ich denke, wir werden eine coole Zeit haben!

Walter:

Besten Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

Redakteur:
Walter Scheurer

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