MOB RULES: Interview mit Klaus Dirks

09.10.2005 | 22:31

Die Melodic Metaller MOB RULES haben sich in den letzten Jahren mittels nun schon vier Studio-Alben kontinuierlich nach oben gespielt, sind live hierzulande sehr präsent und darüber hinaus eine recht sympathische Truppe. Sänger Klaus Dierks klingelte eines Abends leicht verspätet bei mir durch, und hatte nach einer artigen Entschuldigung wirklich allerhand zu erzählen und entpuppte sich als sehr angenehmer und lustiger Gesprächspartner. Natürlich stand erwartungsgemäß die neue LIVE-DVD/-CD "Signs Of The Time - Live" und deren Entstehung im Mittelpunkt des Gesprächs, aber auch andere Punkte wie der Status von MOB RULES im In- und Ausland, Wunsch-Touren oder auch ein gewisses Online-Magazin namens Powermetal.de (!) kamen zur Sprache.

Martin:
Klaus, "Signs Of The Time - Live" wurde an nur einem Abend in eurer Heimatstadt Wilhelmshaven aufgenommen, d.h. alles musste auf Anhieb sitzen. Das muss doch Stress pur gewesen sein, oder?

Klaus:
Ja. (lacht) Klar, den ganzen Abend zu organisieren, die ganzen Vorbereitungen, das schlaucht schon. Du weißt ja auch nicht, ob die Kulisse da sein wird, also ob genügend Leute kommen. Es war ja eine Release-Party, wo nicht nur reine Fans, sondern auch viele Neugierige und Familienangehörige da sind. Man weiß also nicht, ob man die nötige Stimmung für so ein Projekt erzeugen kann. Wir haben aber lange geplant und haben halt ordentlich geprobt und auch ein relativ sicheres Set gewählt, wo wir wissen, dass der Ablauf stimmt. Wir haben einige Auftritte im Vorfeld gespielt um uns quasi warm zu spielen. Und letztlich hat alles funktioniert. An dem Nachmittag probt man halt auch noch. Wichtig war auch, dass alle unsere Freunde und Leute, mit denen wir schon lange Jahre zusammenarbeiten, da waren. Das reicht vom Licht-Designer bis zum Mischer. Diese Leute haben uns schon auf der Wacken Road Show begleitet, aber ob das End-Produkt, die DVD, letztlich dann auch zu gebrauchen ist, weiß man natürlich vorher nicht.

Martin:
Inwiefern musstet ihr denn eure Plattenfirma von der Idee überzeugen, da man ja weiß, dass sich Live-Alben eher weniger als neue Studio-CDs verkaufen. Oder wer hatte letztlich überhaupt die Idee zu diesem Projekt?

Klaus:
Das war eigentlich meine Idee. Wir haben es eigentlich immer so gehalten, dass wir unsere Release-Parties in einem schönen Rahmen gehalten haben und ich fand es immer schade, dass man den ganzen Aufwand nur für einen Abend betreibt. Sei es jetzt der spezielle Bühnenaufbau, die spezielle Setlist oder ähnliches, was ja auch Spaß macht. Aber so ein Abend geht schnell vorbei und man hat im Nachhinein nichts davon. Wenn man auf Tour ist, dann muss man sich immer mit irgendwelchen Gegebenheiten wie Licht, Spielzeit oder was auch immer arrangieren. Aber bei solchen Abenden "zu Hause" haben wir die alleinige Kontrolle und können mal richtig unsere Vorstellungen zu 200 % umsetzten. Meist sind wir ja als Support unterwegs, und insofern war diese Gelegenheit dann schon was Besonderes. Da war halt die Idee, das einfach mal auszunutzen und auf Konserve festzuhalten, weil uns auch viele Fans weltweit gar nicht live sehen können und so trotzdem eine prima Show geliefert bekommen. Wir haben oft sehr exotische Länder in beispielsweise Gästebuch-Einträgen und dann macht das doppelt Sinn. Die ganze Idee war einfach reizvoll. Natürlich kostet das Spaß auch eine Menge Geld, aber wir hatten zu dem Zeitpunkt auch gerade unser zehnjähriges Bühnenjubiläum und da haben wir gesagt, das gönnen wir uns bzw. das Risiko gehen wir ein. Aber das Ergebnis ist ja zum Glück sehr gut geworden, denke ich...
Hinzu kommt auch noch, dass wir ja erst den Gig aufgenommen haben und dann erst die Platenfirma hinzugezogen haben. Das war dann kein Problem und schließlich sind die auch froh, wenn Bands mal eigene Ideen haben und diese auch umsetzen. Sie haben quasi ein fertiges Produkt gekriegt und mussten nur entscheiden, ob und wann sie es veröffentlichen oder halt nicht.

Martin:
In welchem Maße hattet ihr die Kontrolle bei der eigentlichen Produktion der DVD/CD nach dem Auftritt? Wie läuft so eine Produktion eigentlich ab?

Klaus:
Wir haben mit sieben Kameras gefilmt, bzw. das Film-Team aus Berlin. Dann war da ja unser Engineer, der auch schon unsere letzten beiden Alben produziert hat, dabei und hat 32 Spuren digital mitgeschnitten. Das Konzert war ja im Juni letzten Jahres. Danach war tourbedingt erstmal ein paar Monate Pause und irgendwann hat dann Markus Teske angefangen, die Aufnahmen zu bearbeiten und zu mischen. Da haben die Filmleute und die Leute aus dem Studio zusammengearbeitet und geschaut, was man überhaupt mit den Aufnahmen machen kann. Zwischendurch bekamen wir dann immer mal wieder kurze Clips zugeschickt, damit wir schauen konnten, wie z.B. die Art des Schnittes ist und solche Sachen. Das ging nebenher immer so weiter, so dass wir immer nah dran waren, aber irgendwie haben wir das ganze dann auch zeitlich etwas unterschätzt. Es sollte schon früher rauskommen, aber da waren wir etwas blauäugig und naiv und haben den Aufwand leicht unterschätzt.
Die heiße Phase ging dann so im Frühjahr diesen Jahres los. Erst war das Live-Album fertig. Zwei Songs haben wir als Bonus raus gelassen und weil es sonst auch zu lang geworden wäre. Die History kam dann irgendwann dran und zwischendurch haben wir immer Kommentare gegeben was so okay ist und was nicht. Aber die Pausen in der Produktion durch Touren etc. hatten aber auch ihr Gutes, denn so hatten wir immer etwas Abstand. Auf Druck sollte man bei so einem Produkt auch nicht vorgehen, da hier eben auch ein gewisses Flair wichtig ist.

Martin:
Mir gefällt – wie ich ja auch schon meinem Review geschrieben habe – auch die optische Aufmachung des gesamten Packages sehr gut. Das Booklet beispielsweise macht für eine DVD eine wirklich gute Figur. Wie wichtig ist dieser Aspekt für euch generell?

Klaus:
Ich denke mal, wenn man sich unsere Alben anschaut, dann sieht man, egal ob Original-Version oder Digipak, sehr schnell, wie wichtig uns das ist. Also, gerade Cover und Booklet sind uns schon was wert. Die "Among The Gods", die ja quasi bereits unser Jubiläum markiert hat, ist schon ziemlich aufwendig geraten. Natürlich sind bei der optischen Großzügigkeit auch Grenzen gesetzt, da alles ja auch bezahlt werden muss. Ein Buch mit 36 Seiten ist nicht immer machbar... (lacht)

Martin:
Von eurem Gitarristen Matthias Mineur weiß man ja, dass er für ein großes deutsches Metal-Magazin schreibt. Gibt es bei MOB RULES noch weitere Aktivitäten dieser Art oder auch vor allem irgendwelche Side-Projekts oder "Neben-Bands"?

Klaus:
Nee, eigentlich nicht. Journalistisch ist da keiner außer Matthias unterwegs. Und das lustige ist, dass viele ihn eher von seiner Tätigkeit beim "Hammer" kennen, er aber eigentlich freier Journalist ist und auch für andere Magazine wie "Gitarre und Bass" und diverse Plattenfirmen schreibt. Die anderen in der Band sind halt entweder Studenten oder arbeiten nebenbei. Der Einzige, der wirklich von der Musik lebt, ist unser Lead-Gitarrist Sven Lüdke, der auch noch in einer Coverband spielt und Gitarren-Schüler hat. Bei unserem Status und vor allem bei dem, was wir so versuchen auf die Beine zustellen, also bei allem investieren und reinvestieren, bleibt nicht wirklich viel Kohle übrig. Wir müssen halt alle noch andere Jobs machen, wobei wir uns dabei aber auch eine gewisse künstlerische Freiheit erhalten. Sobald man von einer Band wirklich zu 100% finanziell abhängig ist, fängt man wahrscheinlich an anders zu denken. Das geht dann so in die Richtung, dass man überlegt, was muss ich schreiben oder wie muss ich singen, damit mein Kühlschrank voll ist.

Martin:
Du meinst, dann geht man mehr Kompromisse ein?

Klaus:
Richtig! Das passiert wahrscheinlich schon unbewusst, denn wenn es dir erstmal dreckig geht, dann geht das ganz schnell. Da gibt es ja einige Beispiele. Deshalb machen wir das auf unsere Art, so dass keiner in Existenznöte kommt. Aber wenn es natürlich irgendwann mal richtig knallen sollte, dann haben wir da natürlich nichts dagegen...

Martin:
Ihr habt dieses Jahr auch erneut in Wacken gespielt. Wie habt ihr als Band die "Schlammschlacht" erlebt?

Klaus:
Ja, ähnlich wie alle, würde ich sagen... (lacht) Ich war alle Tage da und so nach drei Tagen geht es einem dann doch etwas an die Substanz und man freut sich auf die Dusche. Zunächst haben wir mit MOB RULES ja Glück gehabt, denn kurz vor unserem Auftritt regnete es noch, dann hatten wir beim Gig glücklicherweise keinen Regen und der Himmel riss auf, aber danach ging es dann richtig los... Früher haben wir das aber auch anders herum erlebt und mussten unter widrigen Umständen leiden. Das klingt jetzt komisch, aber besser so, als wenn es richtig stürmt.

Martin:
Ihr seid vor ein paar Jahren mal mit IVORY TOWER aus Kiel getourt. Ich finde diese Band aus meiner Heimat sehr genial und hoffe, dass sie bald wieder aktiv wird. Für euch ging es ja ziemlich bergauf, während IVORY TOWER praktisch in der Versenkung verschwunden sind. Habt ihr noch Kontakt untereinander?

Klaus:
Ich würde mal sagen, sporadisch. Man trifft sich manchmal. Den Gitarristen habe ich gerade jetzt in Wacken wieder mal getroffen. Aber ich habe gerade voller Freude gelesen, dass sie nächstes Jahr auf dem Headbangers Open Air spielen.

Martin:
Oh, das ist ja klasse! Das wusste ich noch nicht.

Klaus:
Ja, da kannst du mal sehen. Ich habe das übrigens auf eurer Seite gelesen... (lacht)

Martin:
Das ist mir jetzt ein klein wenig peinlich, die Meldung muss mir durchgerutscht sein, Aber gut, dann machen wir jetzt mal trotz meiner eminenten Vorfreude darauf weiter mit diesem Interview. Wie ist denn euer Status im europäischen Ausland momentan? Wo läuft es besonders gut? Oder anders gefragt: Wo würdet ihr gerne mal spielen?

Klaus:
Wo es für uns gut läuft, ist sicherlich Frankreich, wo wir wenn es geht auch immer Station machen. Ansonsten Österreich und Schweiz ist auch in Ordnung, aber sonst gibt es sicherlich noch den einen oder anderen Nachholbedarf. Ich denke da an Südeuropa und auch an Südamerika, wo wir live-technisch sicherlich mal hin müssen, aber da hat sich bislang noch nichts ergeben. Das ist aber auch immer eine finanzielle Frage.

Martin:
Das Stichwort Touren fiel ja schon. Ihr wart in der Vergangenheit mit vielen auch größeren Bands unterwegs (u.a. HELLOWEEN, COMPANY OF SNAKES, SAVATAGE). Gibt es diesbezüglich noch Wünsche? Eine Band, mit der ihr unbedingt mal touren möchtet oder Musiker, mit denen ihr gerne mal studiotechnisch zusammenarbeiten möchtet?

Klaus:
Ich kann da natürlich nur für mich sprechen, denn da ist jeder wohl sehr unterschiedlich. Aber obwohl wir ja schon mit denen unterwegs waren, wäre eine Zusammenarbeit auf Platte mit Jon Oliva eine tolle Sache, auch wenn ich dabei vermutlich baden gehen würde, aber das wäre mir dieser Traum wert. Und mal für IRON MAIDEN zu eröffnen, wäre natürlich auch super, aber da braucht man dann auch viel Geld...

Martin:
Was liegt für euch in den kommenden Monaten an? Gibt es bereits Pläne für eine neue CD?

Klaus:
Ja, wir beginnen schon Songs zu schreiben und werden das fünfte Album demnächst angehen. Die DVD ist dahingehend abgeschlossen, was die Arbeit angeht. Mit "Among The Gods" waren wir live sehr aktiv, gerade hier in Deutschland und jetzt steht uns auch wieder der Sinn nach neuer Musik. Die etwas längere Pause vom Songwriting, auch bedingt durch die DVD-Produktion, hat der Band sicherlich auch gut getan. Die kreativen Tanks sind wieder aufgeladen. Wir sind, was den Sound angeht, ja sehr detailverliebt und dann dauert das auch so seine Zeit.

Martin:
Dann noch etwas ganz anderes: Bist du eher jemand, der Online-Magazine durchstöbert oder eher jemand, der in einschlägigen Print-Magazinen blättert, wenn du dich über die Szene informieren willst?

Klaus:
(lacht) Die Frage habe ich ja vorhin schon beantwortet, oder?

Martin:
Stimmt eigentlich...

Klaus:
Eigentlich bin ich täglich bei euch auf der Seite um mal zu gucken, was es Neues gibt. Ich bin gerne auf dem neuesten Stand und da sind Print-Magazine halt eher ungeeignet, da die dort verbreiteten Information eben schon ein paar Wochen alt sind. Das Internet ist halt das schnellste Medium.

Martin:
Und die berühmten letzten Worte sind diesmal?

Klaus:
Ja, äh? Ja...

Martin:
Vielleicht so in Richtung: Kauft die DVD?

Klaus:
Das war natürlich auch mein erster Gedanke. Es lohnt sich wirklich und was man dann auch immer sagt: Kommt zu unseren Konzerten! Vielleicht kommt ihr von Powermetal.de ja dann auch mal zu unserer nächsten Release-Party.

Martin:
Das sollte sich einrichten lassen und vielen Dank für das interessante Interview!

Redakteur:
Martin Stark

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