Luca Turillis RHAPSODY: Interview mit Luca Turilli

17.12.2012 | 07:44

Vor dem München-Gig der "Ascending To Infinity Cinematic World Tour" hatten wir die Möglichkeit, mit Luca Turilli über dieses Event zu sprechen.

Es gibt Interviews, die man eher als Pflichtprogramm wahrnimmt und es gibt Interviews mit Luca Turilli. Nachdem Luca seine Pizza aufgefuttert hat, werde ich sehr freundschaftlich und warmherzig empfangen. Der Tourmanager gibt uns eine Viertelstunde und ich weiss schon vorher, dass wir dies überschreiten werden. Luca selber hat nämlich eine Stunde eingeplant.
Ich habe ja schon im Sommer ein langes Telefoninterview (Teil1, Teil2, Teil3) mit ihm geführt, aus dem eine dreiteilige Story wurde und sage ihm, dass ich deshalb auch gerne mit Alessandro Conti, dem neuen Sänger auf "Ascending To Infinity" geredet hätte.

Alessandro gibt zwei Stunden vor einer Show keine Interviews, da er seine Stimme schonen will. Das klingt jetzt sehr nerdy, aber Alessandro hat eine sehr professionelle Einstellung und er möchte wirklich das Optimale aus seiner Stimme herausholen, und dem Publikum das Beste bieten. Ich weiss das wirklich zu schätzen. Weisst Du, Fabio (Lione, RHAPSODY OF FIRE - TB) hat das eher locker genommen, hat getrunken und geraucht und Party gemacht, aber da ist Alessandro schon ein ganz anderer Typ.

Auch Luca entpuppt sich als Anti-Alkoholiker, der Bier nur in den seltensten Fällen anfasst. So stoße ich mit meinem bayrischen Hellen gegen ein Coca Cola an. Echte Bayern würden mich jetzt schimpfen. Ich frage Luca nach der "Ascending To Infinity Cinematic World Tour" und will wissen, wie Luca dem Publikum das Gefühl vermitteln will, in einem Kino zu sitzen.


Leider können wir bei den meisten Venues ausserhalb Italiens nicht unser optimales cinematisches Potenzial zeigen. In Italien waren die Bühnen viel größer und das war wirklich großartig. Ich habe einen Trailer von einer Show aus Bilbao gemacht. Dort war auch das Publikum fantastisch und die Leute haben geheult. Weisst Du, es gibt einen Moment in der Show, der besonders emotional ist und da passiert es immer wieder, dass es Tränen gibt, so auch gestern bei der Show in Prag, wo ein Kerl auf einmal Wasser in den Augen hatte
(die Duette mit Alessandro Conti und  Gastsängerin Sassy Bernert haben mich auch nicht kalt gelassen, schnüff - TB).

Ich frage ihn, ob denn auch die Mädels bei RHAPSODY-Konzerten heulen.

Ach, die Mädels heulen auch, aber wir haben generell mehr Männer im Publikum als Mädels. Aber zurück zu Deiner Frage: Natürlich wollen wir nach dem Split und dem Neuanfang etwas ganz besonderes machen und den RHAPSODY-Fans eine Show bieten, die sie so noch nicht gesehen haben. Die Show baut sich auf Videoprojektionen auf. Wir haben ja die Kollaboration mit Dream Day Media, der Hauptverantwortliche dort ist Allen Morgan, der auch die Sounds für Cubase geschaffen hat. (ein professionelles Audiobearbeitungsprogramm der Firma Steinberg, das in fast alles Studios verwendet wird - TB)  Das ist wirklich eine sehr fruchtbare Kollaboration, man kümmert sich dort um uns, die Jungs sind super-professionell und es macht einen großen Spaß, mit denen zu arbeiten. Aber das ist erst der Anfang. Wir möchten diesen cinematischen Aspekt in der Zukunft nämlich zu unserem ultimativen Trademark machen. Klar ist aber auch, dass wir unsere Show den Gegebenheiten anpassen müssen und in Deutschland sind die Bühnen kleiner. Vorteil eines kleines Venues ist dann wieder, dass man die Leute näher an der Bühne hat, was wir auch sehr genießen! Und dennoch wird es auch nachher eine opulente Videoshow geben, auf die Du Dich freuen kannst!

Wobei diese Videoproduktionen an sich jetzt auch nicht mehr so etwas Besonderes sind. Schau Dir mal Bands aus dem Progressive-Bereich wie RUSH, TOOL oder PORCUPINE TREE an, die arbeiten alle auch mit sehr professionellen Videoeinspielungen, und kombinieren visuelle Aspekte mit der Musik.

Oh, ganz ehrlich, ich kenne die alle nicht. Aber ich denke, der Hauptunterschied zu denen wird sein, dass schon unsere Musik sehr cinematisch ist. Unsere Show bestehend aus der Musik gepaart mit den cinematischen Sequenzen soll es Leuten, die die Geduld und den Willen aufbringen, ermöglichen, eine Art emotionale Reise zu unternehmen. RHAPSODY wollen ihrem Publikum das Gefühl eines epischen Kinoerlebnissens geben.Denke an diese ganzen Movie-Soundtracks mit alle den Chören und bombastischen Passagen. Sowas wollen wir auch mit RHAPSODY erreichen.

Freust Du Dich denn auf den "Hobbit"?

Ja, klar, jeder dieser großen Kino-Blockbuster ist eine große Freude für mich und genauso freue ich mich hier auf die Musik von Allen Jay Friedman.




Die "Ascending To Infinity Cinematic Tour" ist Eure bislang längste Tour. Wie hält man sich da fit? Ich höre immer wieder von Bands, dass man schnell krank wird.

Ja, es geht durch ganz Europa und 2013 um die ganze Welt. Wir headlinen das Prog Power in USA, wir wollen viele Sommer-Festivals in Europa spielen und vor allem auch ein Fokus auf Asien legen. Wir freuen uns besonders auf ein bekanntes Festival in Südkorea. (welches das genau ist, konnte ich nicht in Erfahrung bringen - TB).

Was die Fitness betrifft: Klar, es ist eine große Gefahr, krank zu werden, vor allem killt mich die Klimaanlage ständig. Ich hatte jetzt auch drei Tage lang Fieber, aber die Shows euphorisieren da natürlich und dann macht es mir nichts aus, auch mit Fieber alles zu geben. Die Fans sollen ja nur den besten Eindruck der neuen RHAPSODY bekommen. Heute geht es mit dem Fieber auch wieder. Generell muss man, um gesund zu bleiben, einige Regeln beachten. Zu Beispiel, sofort nach der Show, bei der man meistens schwitzt wie ein Tier, duschen gehen. Und klar, so eine Tour ist auch Stress und das schwächt Dein Immunsystem sehr.

Just in den Moment flitzt ein nur mit Handtuch umwickelter Alex Landenburg ums Eck, der gerade aus der Dusche kommt. Ein Videointerview hätte hier für einige Lacher gesorgt. Doch zurück zu Luca.

Luca, trotz Krankheiten, Fieber und Stress, macht Dir das Touren Spaß?

Klar, ich liebe es, vor allem jetzt mit der neuen Band, den neuen Leuten, es ist wieder dieses Familiengefühl da und der Wille, die Band ans Limit zu pushen. Wir wollen es nochmal wissen und werden an unser Limit gehen.

Und das Touren ist natürlich auch die Hauptgeldquelle. Jedenfalls haben mir andere Musiker erzählt, dass man mittlerweile nur noch auf der Tour das Geld verdient.

Hmm, für uns eher nicht. Wir müssen die ganze Videoproduktion um die ganze Welt fahren, da müssen wir erstmal viel investieren. Für mich geht es zunächst mal darum, die neuen RHAPSODY zu promoten und auf der Welt bekannter zu machen, also betrachten wir die jetzige Tour als Zukunftsinvestition. Dies können wir uns aber nur leisten, weil wir schon aus der Vergangenheit Erfolge hatten und einen Namen, auf dem sich nun neu aufbauen lässt. Das große Geld werden wir persönlich aber nicht machen mit dieser Tour. Wir sind froh, wenn wir das reinholen, was wir ausgeben.

Wie groß muss man sein, um mit der Musik Geld zu verdienen?

Hahaha, ich weiss es nicht. Wir jedenfalls sind es nicht. Obwohl: RHAPSODY ist schon ein großer Name, wenn Du in meiner Heimatstadt durch die Staßen läufst, kennt ihn jeder, haha.

Ich mag Lucas bescheidenen Humor. Luca, hast Du noch ein Wort für die Vorbands der Tour übrig?

Oh, die sind alle toll. ORDEN OGAN haben ja diesen opulenten BLIND GUARDIAN-Sound, den ich sehr mag und für die läuft es in Deutschland ja gerade richtig gut. Und dann natürlich FREEDOM CALL. Jeder kennt FREEDOM CALL! Wir wollten unbedingt mit einer starken Support-Band spielen, die schon im Vorfeld für Stimmung sorgt und noch dazu sind sie großartige Leute, mit denen wir gut zurecht kommen und das ist auch sehr wichtig auf Tour.

Gutes Schlusswort! Nun lassen wir den Vertreter der Plattenfirma nicht länger warten, beenden unser Gespräch mit mille Grazie einer herzigen Verabschiedung.  Auf zu den Shows!

Redakteur:
Thomas Becker

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