Listening-Session zu FACEBREAKERs neuem Album "Infected"

23.09.2010 | 16:49

Die Listening Session zum neuen Album von FACEBREAKER geht derjenigen zu EVOCATIONs "Apocalyptic" voraus. Im Bambi Galore wird abends auch ein kleiner Showcase stattfinden, bei dem ein paar der neuen Songs einem kleinen Live-Publikum präsentiert werden. Normalerweise tanzen hier die Schüler der Hip Hop Academy; vielleicht liegt es daran, dass die tiefen Frequenzen etwas zu dominant aus den Boxen dröhnen.

Der Opener 'Creeping Flesh' geht gleich voll auf die Fresse. Die Gitarren sägen sich förmlich in die Gehörgänge. Schon jetzt ist klar, dass bei der Produktion durch die Band selbst, Jonas Kjellgren und Peter Tägtgren sauber gearbeitet wurde. Auch 'Cannibalistic' startet wuchtig, knüppelt alles nieder und erinnert passend zum Namen etwas an CANNIBAL CORPSE. Der langsame Zwischenpart drosselt das bisher hohe Tempo etwas, bis 'Torn To Shreds' wieder rasant-thrashig nachlegt. Auffällig bei diesem Song sind die in GOJIRA-Manier gespielten, kreisenden Gitarren.

Bei 'Epidemic' nehmen FACEBREAKER den Fuß gänzlich vom Gas. Einzig das Schlagzeug hämmert noch kräftig mit, ansonsten ist die Nummer eher schleppend, aber mit einem ultra-fiesen und leckeren Riff versehen. Die Epidemie walzt sich förmlich über das innere Auge durch die Welt, klasse! Darauf folgt mit 'The Return' der Bonustrack für das limitierte Digipak. Der Bandname wird Programm. Musikalisch fällt hier aber vor allem das saubere Gitarrenriff auf. Ein Glanzpunkt auf dem bisher starken Album. 'Bloodshed' ist ebenfalls wieder schnell geraten, das Tempo ist durchgehend hoch und der Song endet ziemlich abrupt.

Danach sinkt das Niveau der Platte leider kontinuierlich ab und die Band neigt zur Selbstkopie. Als wäre es die Einleitung, ist 'Mankind Under Siege' mit einem kleinen Intro versehen. Zumindest der Beginn ist hier noch interessant, das Tempo jedoch langsamer. Eher ein im Vergleich etwas zu lang geratener Midtempo-Banger. Das Schlagzeug geht jedoch voll auf die Zwölf und weiß zu überzeugen. Das schnellere 'Waiting For The Pain' besticht durch gute Breaks, zündet live bestimmt gut, hat ansonsten aber nicht viel zu bieten.

Der Titel 'Into The Pit' suggeriert eine nach vorne gehende Nummer, die sich live perfekt für eine Wall Of Death mit anschließendem Moshpit eignet – aber Fehlanzeige. Der Einstieg ist langsam, aber auf der Knall, der die Massen aufeinander lospreschen lässt, bleibt aus. In 'Bloodthirst' kommen wieder Rührstabriffs à la GOJIRA zum Einsatz. Der Song ist sehr rockig und das Gitarrensolo gefällt.

'Reanimating The Dead' ist wieder schnell und bietet ein gutes Solo über allerdings schleppenden Drums. Gegen Ende verliert der Song zu sehr an Tempo. Der Titeltrack 'Infected' startet mit Blastbeats und holt noch mal alles raus, was schon am Anfang der Platte überzeugen konnte. Trotz des starken Abschlusses kann die Nummer aber nicht über den eher enttäuschenden zweiten Teil hinwegtrösten.

Was vor allem an "Infected" gefällt, ist die gute Produktion und der wuchtige Einstieg. Das Niveau lässt leider ab 'Mankind Under Siege' nach, dort hätte man einen oder zwei Songs weglassen sollen, denn vor allem diese Hälfte klingt sehr gleichförmig. Das Schlagzeug wird seinem Spitznamen "Schießbude" allerdings mehr als gerecht, auch die Vocals sind brutal und größtenteils gut verständlich – wenn auch die Lyrik sehr einfach ist. Fans von FACEBREAKER stößt die Platte nicht vor den Kopf, ein bisschen mehr Kreativität gerade zum Ende hin hätte ihr aber nicht schlecht gestanden. Infiziert sind wir nun nicht, aber FACEBREAKER veröffentlichen mit "Infected" ein ordentliches Death-Metal-Opus, das seine Fans gewiss findet.

 

[Jakob Ehmke]

Redakteur:
Pia-Kim Schaper

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