LAY DOWN ROTTEN: Interview mit Daniel

06.05.2005 | 18:43

Ich will ja nichts im positiven Sinne beschwören, aber meiner Meinung nach haben LAY DOWN ROTTEN mit ihrem dritten Album "Cold Constructed" eines der Death-Metal-Highlights des nicht mehr so jungen Jahres am Start. Dass ich mit dieser Meinung nicht der Einzige bin, bezeugen die etlichen positiven Reviews vieler Magazine und Webzines. Daran dürfte nach Einfuhr der zehn Riff-, Brüll- und Keifattacken kein Zweifel bestehen.
Mit solch einem starken Album im Nacken war es für Bandgründer und Leadgitarrist Daniel "Mett-God" Benner ein Leichtes, dieses Interview zu machen. Neben der Bandgründung geht's natürlich um das aktuelle Werk, aber auch die Liveaktivitäten werden kurz am Rande gestreift.

Tolga:
Erzählt doch bitte etwas über eure Gründungsgeschichte und eure bisherigen Veröffentlichungen. Würdet ihr von eurer Seite her sagen, dass "Cold Constructed" noch zu toppen ist?

Mett-God:
Die Geschichte LAY DOWN ROTTEN beginnt im Jahre 1999. Ich (Daniel Mett-God) spielte damals mit unserem Drummer (Timo) noch zusammen in einer Power-Metal-Kapelle namens TALON. Mein Songwriting war aber deutlich zu hart für diese Band, so dass ich mich dazu entschloss ein Death-Metal-Projekt zu machen. Ich nahm einen Song auf und spielte diesen einigen Kumpels und Musikerkollegen vor, die sofort begeistert waren von dem Geholze. Ich hatte ruckzuck genug Leute zusammen um die Sache richtig zu starten.
Im Jahr 2000 hatten wir dann genug Songs zusammen um Konzerte zu spielen und unser erstes Demo "Colder As Cold" rauszuhauen. Danach spielten wir Konzerte, wo es nur ging und unser Basser Johannes verließ die Band um im hohen Norden bei Rising Sun Records anzuheuern. Ersatz war nach kurzer Zeit schon mit Uwe gefunden, der uns als zuverlässiger und trinkfester Kumpel gerade recht kam. Wir begannen schon kurz vor dem Ausstieg von Johannes mit den Aufnahmen zu unserem 2. Demo "Way Of Weakness".
Etliche Konzerte und ca. ein Jahr später machten wir uns dann an das Songwriting für das Album "Paralyzed By Fear", mit welchem wir es schafften, unseren Deal mit Remission Records an Land zu ziehen. Die Resonanzen waren durchweg gut, aber auch in unseren Augen noch zu verbessern. Das gleiche haben wir uns für den Nachfolger vorgenommen. Wir werden wieder versuchen noch ein Quäntchen mehr raus zu holen aus unserem dritten offiziellen Album als aus "Cold Constructed". Wir wissen aber schon jetzt, dass das für uns nicht leicht wird, weil bei "Cold Constructed" alles genauso geklappt hat, wie wir es uns vorstellten.

Tolga:
Ich hab ja in meiner Rezi geschrieben, dass sich eure CD so anhört, als ob KATAKLYSM und HYPOCRISY Anfang der Neunziger zusammen ins Studio gegangen sind um diese CD einzutrümmern. Seht ihr das ähnlich?

Mett-God:
Wir haben natürlich einen mächtigen Einschlag aus der Schweden-Ecke, den ich auch nicht verleugnen kann und vor allem auch nicht will, aber wir versuchen immer bei unseren Songs Eigenständigkeit zu entwickeln. Ich muss auch weiter gestehen, dass wir die letzte KATAKLYSM-Scheibe rauf und runtergehört haben (Ich auch - d.Verf.). Da bleibt natürlich immer was hängen, wenn man am Songwriting ist. Unsere Eigenständigkeit ist uns aber sehr wichtig. Wir haben kein Problem damit in eine Schublade gesteckt zu werden. Es ist aber unser Ziel, wenn man unsere Musik hört, dass man sagt: "Öööh, sach ma, das könnt doch LAY DOWN ROTTEN sein?!?" und nicht: "Das klingt ja wie DISMEMBER oder HYPOCRISY usw."

Tolga:
In 'The Domination Of Chaos' kreischt sich Jost so dermaßen die Seele aus dem Leib, dass man richtig erahnen kann, wie sehr dabei der Kehlkopf belastet wird. Kann er das auch live so rüberbringen, ohne dass nach ein paar Konzerten stimmenmäßig nix mehr geht?

Mett-God:
Ja, aber holla. Ich lade euch alle gerne ein, damit ihr euch das Grauen ansehen könnt. Manche Menschen sagen, Jost ist eine Maschine, hehe. Nee, im Ernst: Josti ist ein absolutes Talent und hat zudem in den letzten Jahren seine Gesangstechnik so sauber entwickelt, dass er das, was man auf CD von ihm hört, auch live identisch rüberbringt und vor allem dies auch mehrere Shows hintereinander. Er setzt sich halt auch mal im Gegensatz zu mir mal in der Probe hin und trinkt einen Tee für die Stimme, während wir uns Alkohol in die Rüstung schütten.

Tolga:
Neben dem Opener 'Murder Instinct' ist 'Headshot Poetry' mein absolutes Lieblingsstück auf der CD. Wolltet ihr den Beginn bewusst so gestalten wie bei 'To Live Is To Die' von METALLICAs "...And Justice For All"-Album?

Mett-God:
Danke für diesen göttlichen Vergleich! An 'To Live Is To Die' habe ich allerdings gar nicht gedacht, als ich den Song mit den Jungs geschrieben habe. Bei uns baute sich mehr so ein AMON AMARTH-Feeling auf, warum auch immer.

Tolga:
Welche Stücke gefallen euch am besten und denkt ihr, das ihr hier oder da noch was ändern würdet?

Mett-God:
Mir persönlich gefallen am Besten die Stücke 'Murder Instinct', 'Let Me Be Your Suffering', 'Cutting Deeper' und 'Cold Constructed'. Da hängt am meisten Herzblut von mir dran. Wenn man die Songs nach Abschluß der Aufnahmen und Mastering etc. zu Hause noch mal hört, findet man immer was, das man nachträglich hätte anders machen können. Aber das waren diesmal echt nur Kleinigkeiten, die nicht ins Gewicht fallen.

Tolga:
Kennt ihr das "Forbidden Evil"-Album von FORBIDDEN und wie steht ihr zu dem Vergleich? Ich hab den deswegen angebracht, weil ähnlich wie auf dem Debüt von FORBIDDEN ihr ebenfalls mit genialen Riffs angebrettert kommt und den Zuhörer voll an den Eiern packt.

Mett-God:
Auf jeden Fall kenne ich eine der göttlichsten Thrash-Scheiben ever. Mit dem Vergleich kann ich sehr gut leben. Bleibt nur zu hoffen, dass unser Album noch die selbe Durchschlagskraft hat wie dieses Hammeralbum der Amis.

Tolga:
Was könnt ihr mir über die Texte erzählen? Steckt da ein gewisser kritischer Hintergrund oder ist es sogar ein Konzeptalbum?

Mett-God:
Ein Konzept steht nicht dahinter. Wir haben bei diesem Album mit drei Mannen an den Lyrics gearbeitet (Jost, Timo und ich), und zwar alle unabhängig voneinander. Wir haben einfach über das geschrieben, was uns interessiert und bewegt und was wir über diesen Weg einfach raus lassen wollten. Wir haben uns nicht festgelegt auf ein Thema, so dass es ein grosses Spektrum an Texten geworden ist. Ich habe mich viel mit Krieg ('Broken Minds Behind Wounded Faces') und Politik ('Human Remains Cargo') oder mit psychischen Krankheiten ('Cutting Deeper') beschäftigt. Jost hat sich mit Religion ('Gutted Angel') und Sadismus ('Let Me Be Your Suffering') auseinandergesetzt und Timo über Todesstrafe ('Headshot Poetry') und mit Mördern ('Murder-Instinct') befasst.

Tolga:
Welche Bands haben euch beeinflusst und in welche Richtung wird sich der Sound von LAY DOWN ROTTEN noch entwickeln?

Mett-God:
Zu unseren Haupteinflüssen gehört mit Sicherheit EDGE OF SANITY, HYPOCRISY, AT THE GATES und viele andere Stockholm- und Göteborg-Bands, aber auch Bands wie METALLICA, SLAYER, BLACK SABBATH oder PINK FLOYD, kommt ganz drauf an. Ich weiß nicht, wohin sich unser Sound noch entwickeln wird, aber ich kann so sicher wie die Steuer behaupten, dass wir nie so einen krassen Stilbruch wie Bands namens TIAMAT oder PARADISE LOST machen werden. Das geht gar nicht. Wir werden natürlich an unserem Sound weiter arbeiten aber wir werden unseren Wiedererkennungswert behalten.

Tolga:
Während auf der ersten Hälfte der CD in erster Linie KATAKLYSM und HYPOCRISY dominieren, geht's auf der zweiten Hälfte eher Richtung DISMEMBER und vor allem ENTOMBED. Seht ihr das ähnlich?

Mett-God:
Huiuiui, die Frage ist für mich schwer zu beantworten. Es ist auf jeden Fall beim Setzen der Reihenfolge nichts in dieser Art beabsichtigt worden. Und zu den Vergleichen habe ich ja bei den vorherigen Fragen schon ausreichend erläutert.

Tolga:
Wie schaut's mit Touraktivitäten aus? In der Rock Hard hab ich nur was von einem Konzert am 21.05. in Gießen gelesen. Ist da noch was in Planung?

Mett-God:
Jau, ich hoffe das man von uns noch dieses Jahr einiges hören wird, was Live-Aktivitäten betrifft. Wir spielen wie schon erwähnt am 21.05 in Gießen mit DISBELIEF und am 04.06.2005 haben wir Heimspiel hier in Herborn auf dem 3. Earcrush, zusammen mit SOUL DEMISE, FEARER und SINCE THE DAY. Im August spielen wir noch ein kleines Festival in Mainz und im Oktober steht eine Mini-Tour mit BRANDED SKIN und RESURRECTED an. Aber da dies noch nicht reicht, planen wir auch noch eine "große" Tour, zu der ich allerdings an dieser Stelle noch nichts weiter sagen kann. Lasst euch überraschen.

Tolga:
Besteht die Chance festivaltechnisch noch irgendwo aufzuspringen oder wird das nächstes Jahr erst in Angriff genommen?

Mett-God:
Wir haben zwar noch zwei Bewerbungen für Festivals laufen, aber ich geh davon aus, dass es dieses Jahr mit den Sommerfestivals für uns sehr mau aussehen wird. Wir waren einfach zu spät mit unseren Bewerbungen, da wir uns um das Layout und den Rattenschwanz, der an so einer CD dranhängt, kümmern mussten. Nächstes Jahr fangen wir früh genug an und dann gnade euch Gott. Harr harr harr.

Tolga:
Wann ist denn mit der nächsten CD zu rechnen? Ich frag nur deshalb, weil es ja bestimmt schon einige Zeit her ist, das ihr "Cold Constructed" aufgenommen habt?

Mett-God:
Ist eine berechtigte Frage. Aufgenommen haben wir die Scheibe nämlich schon im Juli letztes Jahres. Wir sind momentan auch schon fleißig am Songs schreiben für den Nachfolger und haben derzeit schon vier Stück fertig. Unser Ziel ist es, die Songs bis November ausgearbeitet zu haben, und spätestens im Februar 2006 mit der Produktion unseres dritten Albums zu beginnen. Ich denke mal, dass dieses Album ähnlich überragende Reaktionen hervorrufen wird wie "Cold Constructed". Es gibt auf jeden Fall eine innovative Death-Metal-Faust von oben auf den Schädel.
Vielen Dank für das Interview. (Ganz meinerseits - d. Verf.)

Redakteur:
Tolga Karabagli

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