KILT: Interview mit Ric, Church, Teko, Lars, Ape, Malkoitch

10.04.2005 | 23:04

Ein kleines Mysterium bildet die Band KILT schon ganz bewusst um sich. Was bei der NewMetal-Truppe aus dem Norden auf den ersten Höreindruck noch ganz überschaubar scheint, entwickelt sich bei näherem Eingehen auf die Band zu einem verästelten Gesamtwerk. Und wenngleich man sich im Interview auch sehr offen und freundlich präsentiert, werden so manche Rätsel absichtlich nicht nur erhalten, sondern auch noch geschürt. Ein offenes Geheimnis ist allerdings der Erfolg von KILT, die scheinbar noch weit mehr unter dem Rock haben, als bisher gehört.

Mick:
Es tut gut mal eine NewMetal-Band zu interviewen und dabei deutsch schreiben zu können.
Ich gebe zu, dass ich euch nicht kannte, bis ich jetzt die "The Art Of Selfdestruction" in die Finger bekam. Erzählt doch mal ein bisschen was über euch.

Teko:
Wir sind mittlerweile sieben Bandmitglieder und kommen aus dem Herzen Schleswig-Holsteins. Gegründet haben wir uns bereits Anfang 2000. Richtig formiert waren wir eigentlich allerdings erst nach den Aufnahmen zur "The Art Of Selfdestruction", als Lars zu uns kam. Mit ihm als neuen Schlagzeuger konnten wir endlich die von uns gewünschte Richtung einschlagen. Das war also gegen Ende 2003. Als 2005 dann der zweite Shouter Dom dazu kam, stellte er eine wunderbare Ergänzung dar.

Mick:
Es heißt nur, ihr habt euren Namen von dem Rock der Schotten. Trotzdem würde ich gern wissen, ob es einen besonderen Anstoß dafür gab.

Church:
Wir waren einfach auf der Suche nach einem kurzen, prägnanten Bandnamen, den man sich auch mit 12,5 Promille noch merken kann. Da lief tatsächlich zeitgleich, während wir in einer netten Runde saßen, ein Werbespot eines Internetanbieters (nennen wir erst, wenn es dafür Geld gibt) und unser Bassist sprang auf und sagte: "Macht was ihr wollt, ich nenn mich KILT". Naja und keiner wollte ihn alleine da stehen lassen. Der Name war kurz und wurde angenommen.

Mick:
In eurer Biographie heißt es, ihr wollt das Genre, in dem ihr Musik macht, nicht revolutionieren. Ihr habt überhaupt ein sehr schwieriges. Wie kommt man als deutsche Band dazu NewMetal zu machen?

Teko:
Die Frage ist schwierig. Ich denke, wir machen halt einfach die Art von Musik, die wir selber auch gerne hören und kaufen würden. Ich denke, der Begriff NewMetal ist sowieso ein wenig zu oberflächlich. Wir mischen halt die Einflüsse von sieben Musikern. Früher hieß es Crossover, jetzt NewMetal.

Mick:
Ich war überrascht, wie viele CDs es bereits von euch gibt. Aber diese hier ist euer offizielles Debüt, nicht wahr?

Ape:
Wir sind sehr fleißige Songwriter. Die "The Hexagon Circle" ist eigentlich für Bewerbungszwecke aufgenommen worden, verkaufte sich aber von Anfang an ganz gut. Naja, als "Bewerbung" fand sie dann auch irgendwie Anklang bei TTS. Die "The Art Of Selfdestruction" ist aber unser erster offizieller Silberling.

Mick:
Würdest du sagen, dass der Sound dieser Scheibe genau dem entspricht, was ich mir augenblicklich unter KILT vorstellen muss?

Ric:
Nein. Das Album "The Art Of Selfdestruction" wurde bereits im September 2003 aufgenommen und wir haben seitdem natürlich eine ganz normale Weiterentwicklung durchlebt. Außerdem kommt hinzu, dass wir zwischendurch einen Line-up-Wechsel vollzogen haben, und der Schlagzeuger zu Gunsten unseres Stilwunsches ausgetauscht werden musste.

Mick:
Welche Bands haben euch geprägt?

Malkoitch:
Alle Bands hier aufzuzählen, würde, glaube ich, ziemlich den Rahmen sprengen, aber als ich damals mein erstes PANTERA-Konzert sah und die Power, die Phil und der Rest versprühte, da wusste ich: das will ich auch.
Ich denke, ansonsten könnte man sagen, es waren wohl Bands wie IRON MAIDEN und METALLICA und alles dazwischen.

Mick:
Warum ist euer neuer Output wieder nur eine EP?

Ric:
Unsere Fans mussten lange auf die "The Art Of Selfdestruction" warten und das ohne dass wir ihnen einen plausiblen Grund nennen konnten, also entschlossen wir uns "selbst" nachzulegen. Die "Arise"-EP ist das Resultat unserer Weiterentwicklung. Wir haben bewusst auf eine teure Produktion verzichtet und einfach nur eine Demo-Produktion gemacht, um schnell veröffentlichen zu können. Bereits in diesem Jahr werden wir unseren zweiten offiziellen Output aufnehmen und da werden die meisten Tracks der "Arise"-EP wieder zu finden sein, dann allerdings in überarbeiteten Versionen. Hier taucht übrigens das erste Mal Dom musikalisch mit auf, und zwar im Song 'My Spine', der auch zum Download auf http://www.kilt-music.com steht.

Mick:
Wie wichtig ist euch euer Image? Sowohl eurer Auftreten, als auch das gesamte Cover-Konzept wirkt sehr ausgegoren. Kannst du in dem Zusammenhang auch noch etwas zu euren Künstlernamen sagen?

Ape:
Das Auge isst mit! Wir sind der Meinung, das eine Band immer nur so gut ist, wie das, was sie auch live verkaufen können, deshalb sind wir immer bemüht, alles so zu gestallten, dass der Konzertbesucher mit ein paar guten Eindrücken eine KILT-Show verlässt, denn einfach nur Musik kann er auch zu Hause auf CD hören.
Ich heiße Ape, da ich mich hin und wieder zum Affen mache. Church kommt einfach vom Nachnamen Kirchner. Achtung jetzt wird es kompliziert. Malkoitch: M(ichael) alko(holiker) itch(Itchy und Scratchy). Das Sic vor Rics Namen hat er wohl seinem psychologischen Profil zu verdanken. Der Rest ist original.

Zum Album:

Mick:
"The Art Of Selfdestruction", wieso ein solcher Albumtitel?

Ric:
Ich glaube, er umschreibt sehr gut all das, was wir in den vergangenen Jahren erlebt haben. Das, was außer uns noch viele andere Bands, wenn nicht sogar jede kennt: das permanente Kaputtmachen auf Gigs. Wir leben alles sehr intensiv und haben somit eine Kunst daraus gemacht uns "klein" zu kriegen. In den Songs auf dem Album geht es in vielerlei Hinsicht ja auch um Selbstzerstörung.
Es wurde also fast so etwas wie ein Motto.

Mick:
Was soll das Album beim Hörer bewirken?

Lars:
Kopfnicken und Fußwippen.

Mick:
Was bedeutet euch die Scheibe selbst?

Ric:
Also zunächst einmal ist und bleibt sie natürlich ein Stück Bandgeschichte. Des Weiteren sind die Aussagen, die damit getroffen werden, auch in 1000 Jahren noch gültig. Wir haben die Songs geschrieben und stehen dazu.

Mick:
Bei mir habt ihr mit dem Album definitiv gewonnen! Ihr schafft echt klasse Melodien. Wer schreibt denn die Lyrics?

Church:
Die Lyrics schreibt ausschließlich Ric, das ist so ein "Vergangenheitsbewältigungszeug" für ihn. Manchmal geht es ziemlich derb zur Sache.

Mick:
Mit Verlaub gesagt: ich kann gar keine Hardcore-Einflüsse hören, wie es angekündigt wird. Gibt es denn welche?

Ric:
Hardcore ist doch nicht nur Musik. Natürlich machen wir sehr metal-lastige Musik. Das liegt daran, dass wir uns selbst nicht auf einen Stil limitieren wollen. Wir wollen einfach mitreißende, power-geladene und moshfähige Musik spielen, und da können andere Einflüsse doch nur hilfreich sein. Trotzdem kommen in den neueren Songs auch Hardcore-Elemente vor. Da die Bandinfo jünger als die CD-Aufnahmen ist, verwirrt das ein bisschen...

Mick:
Woher die Entscheidung so viele Scratches und Samples in die Musik einzufügen? In dem Genre setzt man sich doch mit so was leicht auf den Hintern.

Ric:
Manche lassen halt beim Backen den Zucker weg, aber uns ist egal, ob wir 'nen fetten Arsch bekommen.

Mick:
Was treibt einen zu so einem Song wie 'Bitch'?

Ric:
Meine Schwester hatte mich mit 'nem anderen Mann betrogen.

Mick:
Diese Antwort kann ich unmöglich so stehen lassen!

Ric:
Die Frage lässt nix anderes zu! Ich hatte tierischen Stress mit meiner Schwester, weil die Sachen über mich in Umlauf brachte, die mich ziemlich in Schwierigkeiten brachten. Naja, aber ich finde Familiengeschichten unpassend.

Mick:
Ich mag ja am meisten 'Day By Day'. Was gibt es zu den Lyrics dieses Liedes zu sagen? Steht eine Geschichte dahinter oder nur eine allgemeine Einstellung?

Ric:
Die Geschichte ist schnell erzählt. Es geht einfach darum, dass ich Gott bitten wollte noch einen Tag länger für meine Musik da zu sein, dabei beschreibe ich, dass man auch, wenn man nicht gläubig ist, plötzlich beten kann, wenn man etwas ganz dringend möchte.

Mick:
Leider findet man nirgends die Lyrics zu der Scheibe. Hat das einen bestimmten Hintergrund? Immerhin blieb das Album offensichtlich im Explicit Content-Raster hängen.

Malkoitch:
Für die Texte war schlicht und ergreifend kein Platz. Ein Acht-Seiten-Booklet gibt es laut unserer Plattenfirma erst ab dem dritten Album. Außerdem wären sie tatsächlich nicht gern gesehen.

Mick:
Welches Lied ist deiner Meinung nach das stärkste/wichtigste des Albums?

Teko:
Ganz klar 'Show Me The Way'. Es ist der Titel, den wir quasi erst im Studio fertig gestellt haben. Er wurde Richtungsweisend für unseren neuen Stil. Wir haben ihn auch bewusst als Opener verwendet, denn der erste Eindruck bleibt. Auch live dient er oft als solcher.

Allgemein:

Mick:
Auch wenn ihr eure Konzerte bereits in ganz Deutschland spielt, womit verdient ihr eurer Geld neben der Musik?

Ape:
Wir haben zwei Grafiker, zwei Kaufleute und zwei Studierende. Bei Ric können wir froh sein, wenn er für die Shows und Interviews Ausgang aus seiner Klinischen Betreuung bekommt.
Das Geld verdienen stellt eine wichtige Grundlage für Musiker dar, denn anders als wohl viele immer denken, kostet es meistens mehr als man bekommt.

Mick:
Langsam werde ich neugierig, Ric!

Ric:
Naja, da ich jeden Auftritt in einer Zwangsjacke beginne und ich auch sonst für so manchen "Dritten" merkwürdige Dinge tue, sagt man mir nach, ich hätte nicht alle Steine auf der Schleuder. Ich selbst würde mich eher als Opfer meines zweiten Ichs sehen, aber das zu beschreiben würde den Rahmen sprengen! Sieh es einfach als ein kleines Stück des Image-Puzzles.
Ich habe mich lange in psychologischer Obhut befunden und das hält mir der Rest der Band halt vor. Ich lebe das Ganze aber glaube ich auch gut aus. Von außen betrachtet hätte ich auch manchmal Angst vor mir. Als ziemlich durchgeknallt würde ich mich selber schon bezeichnen.

Mick:
Was Konzerte angeht scheint ihr schon auf einem hohen Level zu sein. Habt ihr schon Mal versucht bei einem großen Festival einen Fuß in die Tür zu stellen?

Lars:
Vielen Dank erstmal für dein Vertrauen in uns. Natürlich haben wir es versucht, aber auch schon auf so manchem Großen gespielt. Das Fuck Christmas zum Beispiel ist schließlich eines der größten Indoor-Events, die ich kenne.
With Full Force wäre natürlich der absolute Hammer. Kommt Zeit, kommt Festival!

Mick:
Welche Ziele habt ihr mit KILT vor Augen?

Ric:
Ein zweites Album, touren, touren, touren und anschließend: WORLD DOMINATION!!! (grins)

Redakteur:
Michael Langlotz

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