KILLING MACHINE: Interview mit Peter Scheithauer

17.10.2006 | 23:35

KILLING MACHINE
Multi-Tasking Metaller

Titel von Alben oder Songs sind im Laufe der Geschichte des Heavy Metal immer wieder ausgeliehen worden, um so mancher Formation zu einem schmucken Namen zu verhelfen. Das Paradebeispiel für einen Ideenlieferant sind diesbezüglich ganz klar JUDAS PRIEST. Wenn man an Namen wie SINNER, EXCITER, STEELER oder RUNNING WILD denkt, sollte eigentlich schon alles klar sein. Zugegeben, all diese Truppen haben sich schon vor langen Jahren gegründet, aber JUDAS PRIEST sind auch heute noch Inspiration für neue Formationen. Benannt nach "Killing Machine", einem der bislang wohl bekanntesten und wichtigsten Scheiben der Metal-Geschichte aus dem Jahre 1978 hat sich ein amerikanisches Quintett, das durchaus als "Supergroup" durchgehen kann.
Initiator ist Gitarrist Peter Scheithauer, der ja schon durch sein Mitwirken an einigen anderen Projekten und Bands immer wieder für Aufsehen sorgen konnte. Zuletzt war er mit TEMPLE OF BRUTALITY am Start, auf die er im Laufe dieses Gesprächs auch noch zu sprechen kommen sollte. Den Grundstein für KILLING MACHINE legte Peter anno 2000, als er unter diesem Banner ein selbstbetiteltes Werk zusammen mit den Herrn Mike Duda, Stet Howland und Mike Vescera veröffentlichte. Doch die Besetzung war wohl nicht unbedingt stabil und so kam man über kleine Achtungserfolge nicht wirklich hinaus und so schnell der Name in der Szene auftauchte, so rasch war es auch wieder still rund um diese Tötungsmaschine. Ob sich daran etwas ändern wird, bleibt abzuwarten, Tatsache ist jedenfalls, dass das Zweitwerk wesentlich essentieller und natürlicher klingt. "Metalmorphosis" so der Titel dieses zweiten Albums wirkt wie aus einem Guss und in Summe auch deutlich traditioneller. Aber nicht nur der Stil ist gereift, auch das Line-up ist anno 2006 ein komplett anderes. An Peters Seite ist nun zunächst einmal Dave Ellefson, der auch gleich seinen ehemaligen MEGADETH-Kumpanen Jimmy DeGrasso für das Schlagzeug bei KILLING MACHINE überzeugen konnte. Zudem sind mit Juan Garcia und James Rivera zwei absolute Ikonen des US-Metals bei KILLING MACHINE mit von der Partie, wodurch die Sache aber ehrlich gesagt viel eher nach Projekt klingt, als dass man sich über einen neue Band zu jubeln traut. Doch Herr Scheithauer hat nicht nur diesbezüglich interessante Neuigkeiten auf Lager.

Walter:
Auch wenn die Musiker der aktuellen Besetzung bekannt sind, weiß man hierzulande nicht wirklich viel über KILLING MACHINE. Handelt es sich denn überhaupt um eine Band oder doch "nur" um ein Projekt?

Peter:
Ich weiß, dieser Projektcharakter haftet KILLING MACHINE wohl in alle Ewigkeit an. Warum auch immer, kann ich zwar nicht beantworten und ich muss gestehen, dass ich es nicht ganz verstehen kann. Aber im Grunde ist es mir auch ziemlich egal. Ich persönlich bin mit der aktuellen Situation zufrieden und wenn es keine Band wäre, hätte es wohl auch erst gar keinen Sinn, auch nur einen Gedanken hinsichtlich einer Tournee zu verschwenden.

Walter:
Kann man so stehen lassen, auch wenn die Erklärung für ein Projekt schon am Line-up problemlos zu erkennen wäre. Wie hast du es geschafft, diese illustre Schar an Musikern zusammenzutrommeln?

Peter:
Mit Dave habe ich ja im Moment auch TEMPLE OF BRUTALITY am Start und so gesehen war es kein Problem, ihn auch für KILLING MACHINE zu begeistern. Wir haben dieselben musikalischen Einflüsse, sind mit denselben Bands groß geworden und haben schlichtweg eine gute gemeinsame Arbeitsbasis. Dave war es auch, der Jimmy DeGrasso ins Spiel brachte, da er ihn schon länger kennt und auch schon mit ihm zusammengespielt hatte. Als Sänger hatte ich James Rivera von Beginn an auf meinem Plan und es dauerte nur einige E-Mails lang bis er mit von der Partie war. Als ich ihm zwei Demosongs habe zukommen lassen und er diese innerhalb kurzer Zeit mit seinen Gesangspassagen ausgestattet retournierte, war ich schlichtweg begeistert. Ich ließ ihn nach Florida, wo ich im Moment zu Hause bin, einfliegen und nach einigen Tagen im Proberaum war ich mir sicher, die richtige Wahl getroffen zu haben. Zu guter Letzt kam auch noch Juan mit ins Boot. Nachdem ich die Rohversionen der Songs immer wieder gehört hatte, musste ich mich um einen zweiten Gitarristen umsehen, da eine zweite Klampfe schlichtweg fehlte. Juan ist ein langjähriger Freund und auch für ihn war es ein sehr interessantes Thema, bei KILLING MACHINE mitzuwirken.

Walter:
Mit dem Namen KILLING MACHINE verbindet der Fan wohl in erster Linie JUDAS PRIEST. Besteht denn irgendeine besondere Beziehung?

Peter:
Für mich persönlich stellt KILLING MACHINE meinen persönlichen Tribute an Bands wie BLACK SABBATH, IRON MAIDEN oder JUDAS PRIEST dar. Ich habe KILLING MACHINE gegründet, um meinen Helden die Ehre zu erweisen und ich denke, dass mir das recht gut gelungen ist. Im Grunde habe ich mir den Bandnamen als Fan ausgeborgt.

Walter:
Wie siehst du die Entwicklung der Band seit den Anfängen? Immerhin ist in "Metalmorphosis" erst euer zweites Album zu haben, obwohl ein sehr großer Zeitraum seit dem Debüt verstrichen ist.

Peter:
Zu den Zeiten des Debüts wurde die Angelegenheit noch nicht ganz so professionell und intensiv betrieben. Ich denke, wir sind stilistisch auch eine ganze Ecke härter geworden. Vor allem der Gesang von James hat sehr viel zum Gelingen beigetragen. Es war eine Art logische Folgerung, da mich heftigere Klänge schon immer begeistern konnten und James für mich der Inbegriff eines "echten" Metal-Sängers ist. Durch TEMPLE OF BRUTALITY kann ich meine persönlichen Einflüsse auch in extrem heftiger Art und Weise verarbeiten, aber auch KILLING MACHINE sind härter geworden und wenn ich mir die Songideen für zukünftige Werke anhöre, denke ich, dass KILLING MACHINE in Zukunft noch härter werden.

Walter:
Durfte man KILLING MACHINE schon auf den Bühnen dieser Welt betrachten?

Peter:
Nein, wir befinden uns diesbezüglich noch in der Planungsphase, aber soweit ich weiß, sind Juan und James schon jetzt Feuer und Flamme, um auch auf Tournee gehen zu können. Ich habe zwar noch keine Ahnung, ob sich eine Tour überhaupt finanzieren lassen wird, aber sobald etwaige Angebote ins Haus flattern, packen wir unsere Koffer.

Walter:
Als Partner konntet ihr Mausoleum Records gewinnen. Wie kam es zu dieser Liaison?

Peter:
Alfie von Mausoleum kenne ich schon lange Jahre und er war es auch, der meine erste CD veröffentlicht hat. Es sind zwar einige Jahre seit damals ins Land gezogen und durch unterschiedliche Managements haben wir uns ein wenig aus den Augen verloren, doch als Alfie wieder aktiv in die Szene eingegriffen hat, bot er mir für mein damals aktuelles "Chasin' The Dragon"-Album mit STREAM einen Deal an. Logischerweise sind wir seit damals in Kontakt geblieben und als er zum ersten Mal KILLING MACHINE gehört hatte, war der Deal auch schon unter Dach und Fach.

Walter:
"Metalmorphosis" klingt ein wenig nach Konzept. Besteht denn ein Zusammenhang zwischen den einzelnen Songs?

Peter:
Nicht wirklich, abgesehen davon, dass es sich um klassische Heavy-Metal-Kompositionen handelt. Jeder Song steht für sich allein und auch die Texte an sich sind mit jedem Song zu Ende. Es gibt überhaupt keinen Zusammenhang. Unsere Songs handeln von unterschiedlichen Themen wie Werwölfen oder japanischen Flugzeugpiloten im 2. Weltkrieg. Es wäre wohl sehr schwierig derlei Themen zu einem Konzept zu verwursten.

Walter:
Was inspiriert einen Musiker zu solchen Texten?

Peter:
Da gibt es jede Menge an Quellen, von denen man sich inspirieren lassen kann. Begonnen bei der Geschichte der Menschheit bis hin zum Alltag, wo einem der Wahnsinn manchmal fast ins Gesicht springt. All das ist eine gute Basis, um Texte zu kreieren.

Walter:
Von wem stammt das Cover für "Metalmorphosis"?

Peter:
Wir wollten das Cover recht simpel halten und nur den Bandnamen sowie den Titel einigermaßen umsetzen, was auch gelungen ist. Entworfen hat das Motiv, ebenso wie jenes zur TEMPLE OF BRUTALITY-CD, übrigens Nel Santiago.

Walter:
In welchen Regionen dieser Erde sollten KILLING MACHINE so richtig durchstarten können?

Peter:
Wo genau, wage ich nicht zu sagen, aber in Europa sollte wohl die Basis für KILLING MACHINE geschaffen sein. Nirgendwo anders auf der Welt wird der traditionelle Metal derart gepflegt. Ansonsten hoffe ich, dass auch Japan und Südamerika zu erobern sein werden. Was die USA betrifft, geht wohl im Moment wohl nicht besonders viel, aber vielleicht kommt auch hier unsere Zeit.

Walter:
Wie bekannt ist, bist du ja nicht unbedingt immer nur in einer Sache aktiv, sondern hast des Öfteren mehrere Flammen am Brennen. Worauf stürzt sich Peter Scheithauer denn im Moment?

Peter:
Ehrlich gesagt konzentriere ich mich im Moment eher auf TEMPLE OF BRUTALITY. Für KILLING MACHINE warte ich erst einmal die Reaktionen ab, um dann zu entscheiden, in welcher Form Aktivitäten zu setzen sind. Aber die TEMPLE OF BRUTALITY-Scheibe wurde eben in Europa veröffentlicht und nun stehen die Veröffentlichungen in den Staaten und Asien auf dem Programm. Zudem hatten wir die Ehre, zusammen mit DISTURBED einige Shows hier in den Staaten zu spielen, die recht erfolgreich verlaufen sind. Auch Gigs zusammen mit ARCH ENEMY und CHIMAIRA waren ganz gut für uns. Es scheint, als ob zumindest TEMPLE OF BRUTALITY hier in den Staaten gut laufen würden. Abgesehen davon bin ich im Moment damit beschäftigt, zusammen mit Csaba Zvekan ein Album einzuspielen. Csaba hat eine unglaubliche Stimme und das Zeug zu einem ganz großen Metal-Sänger zu werden. Was KILLING MACHINE betrifft, muss auch noch erwähnt werden, dass alle Musiker in zumindest einer anderen Band beschäftigt sind und mit Sicherheit nicht KILLING MACHINE als oberste Priorität betrachten.

Walter:
Da wir gerade bei TEMPLE OF BRUTALITY angelangt sind, erlaube ich mir, dieses Thema gleich weiter zu behandeln. Wie sind denn die Reaktionen auf dieses Album namens "Lethal Agenda" generell ausgefallen? In den Staaten scheint die Sache ganz gut zu laufen, aber in Europa waren die Reviews bisher eher dürftig.

Peter:
Vor allem die Produktion ist wohl einigen Kritikern sauer aufgestoßen. Aber zu unserer Entschuldigung muss ich sagen, dass wir lediglich eine Woche Zeit zur Verfügung hatten und von daher haben wir doch ganz gute Arbeit verrichtet. Wir wollten unsere Musik möglichst rau klingen lassen und genau das ist uns mit dem Album auch gelungen. Die nächste Produktion wird aber mit Sicherheit anders ausfallen, denn außer uns selbst ist offenbar niemand mit dem Sound zufrieden. Allerdings bin stolz darauf, sagen zu können, dass sämtliche Instrumente auf der Scheibe ihren natürlichen Sound beibehalten haben, da wir keinerlei Computerhilfe in Anspruch genommen haben. Unser Album wurde ohne Pro-Tools aufgenommen, sondern in konventioneller, analoger Art und Weise, wodurch die Heavyness beibehalten werden konnte. TEMPLE OF BRUTALITY ist außerdem ohne Übertreibung eine gute Live-Band. Die amerikanischen Fans konnten sich schon davon überzeugen und auch in Europa sollte es bald mit unserem Live-Debüt klappen. Angeblich dürfen wir schon Ende September oder im Oktober rüber zu euch, was uns sehr freuen würde. Macht euch schon einmal darauf gefasst! Zuvor werden wir noch unser zweites Video aufnehmen, denn auch damit kann man hier in den Staaten wieder etwas reißen.

Walter:
Das klingt ja durchaus viel versprechend. Wie kann ich mir denn das Songwriting vorstellen? Kannst du unterscheiden, für welche Band du nun einen Song komponierst? Oder schubladierst du deine Ideen zunächst, um sie später dem jeweiligen Album zuzuordnen?

Peter:
Das ist gar nicht schwierig. KILLING MACHINE und TEMPLE OF BRUTALITY sind zwei völlig unterschiedliche Bands und von daher gibt es kaum Überschneidungen. Es ist aber doch passiert, dass ich Riffideen für TEMPLE OF BRUTALITY als nicht brutal genug empfand und eben jene dann für KILLING MACHINE verwendete. Nach der Fertigstellung der TEMPLE OF BRUTALITY-CD sind viele Riffs übrig geblieben, die im Endeffekt bei KILLING MACHINE zur Verwendung kamen. Dadurch klingen KILLING MACHINE irgendwie sehr frisch und trotz der Tatsache, dass es sich um traditionellen Metal handelt, um einiges härter als vergleichbare Bands.

Walter:
Für die Produktion von "Metalmorphosis" konnte niemand Geringerer als Ikone Bill Metoyer gewonnen werden, der sich in letzter Zeit ja kaum noch für solche Tätigkeiten Zeit genommen hatte. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Peter:
Warum Bill nicht öfter für Produktionen verpflichtet wird, verstehe ich selbst nicht. Er ist und bleibt einer der Könige auf diesem Gebiet. Mann, der Kerl hat die ersten SLAYER-Alben produziert, muss man noch etwas dazu sagen? Abgesehen davon ist er ein besonders netter Kerl und ein langjähriger Freund von James, der die Sache auch eingefädelt hat. Es gibt keinen besseren Produzenten als Bill, wir lieben ihn!

Walter:
Da Peter im Moment ausreichend beschäftigt ist und einige heiße Eisen gleichzeitig im Feuer hat, fällt auch sein Blick in die Glaskugel recht umfangreich aus:

Peter:
Wie schon erwähnt liegt mein Hauptaugenmerk im Moment eher bei TEMPLE OF BRUTALITY und diesbezüglich hoffe ich, unseren vorgesehenen Plan einhalten zu können. Wir haben vor im September/Oktober bei euch in Europa gastieren zu können (und zwar als Special Guest von Paul Speckmann und MASTER auf deren kommender Tour - der Verf.). Nach unserer Rückkehr in die Staaten geht es dann ans Schreiben neuer Songs, da wir so gegen März 2007 mit dem zweiten Album am Start sein möchten. Zudem bin ich auch in das Komponieren von Soundtracks involviert. So werde ich in die Arbeiten für die Soundtracks zu den Filmen "Waking Up Dead" und "The Third Nail" involviert sein. Beide Filme sollen noch in diesem Jahr veröffentlicht werden, weshalb ich diesbezüglich ein wenig im Stress bin. Wenn es sich zeitmäßig vereinbaren lässt, sollte auch die Scheibe zusammen mit Csaba noch 2006 erscheinen. Dafür nehme ich mir aber ausreichend Zeit, denn dieses Album soll ein Kracher mit jeder Menge BLACK SABBATH-Vibes werden, soviel ist schon gewiss. Sollte uns ein Angebot für eine Tour mit KILLING MACHINE ins Haus schneien, werden wir uns bestimmt auch auf eine solche begeben. Abgesehen davon habe ich vor geraumer Zeit auch damit begonnen, ein Buch zu schreiben, von dem ich hoffe, dass es als Vorlage für einen Film dienen wird. Aber im Moment komme ich kaum zum Schreiben. Eine Anfrage, ob ich denn nicht Interesse hätte, ein Soloalbum zu veröffentlichen, musste ich vorerst auf Eis legen, obwohl es sehr reizvoll wäre. Aber auch meine Tage haben nur 24 Stunden, obwohl ich recht multi-taskingfähig bin.

http://www.killingmachine.tv/

Redakteur:
Walter Scheurer

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