K17: Interview mit Matthias

11.02.2005 | 22:13

Das K17 ist so etwas wie ein Wohnzimmer. In dem Club an der Pettenkofer Straße 17a in Berlin-Friedrichshain trifft sich alles, was mehr als 50 Prozent schwarze Klamotten im Schrank hängen hat. Bis zu fünf Flure mit verschieden dunkler Musik sorgen Wochenende für Wochenende für lange, äußerst lange Nächte - wobei das Weekend im K17 schon am Dienstag beginnt. Wer es etwas uriger will, geht 100 Meter weiter ins "Jailbreak" in der Bänschstraße 79. In beiden Örtlichkeiten sorgen insgesamt 40 bis 50 Leute für das Seelenheil der Kundschaft. Einer davon, Matthias Reupricht, ist der Gründer der beiden Läden und stellt das K17, das Jailbreak und die dazugehörige Geschichte vor: "Alles hat 1992 mit dem Jailbreak begonnen. Eröffnet noch als Rockschuppen, wurde es schnell zur Metalkneipe. Nach einiger Zeit wurde der Drang nach Konzerten immer stärker, da das Bangen auf Tischen nicht wirklich befriedigend war und es in Berlin kaum noch Metalkonzerte gab. Also wurde 1994 Jailbreak Delay (ab 1996 Jailbreak Concert) gegründet und die ersten Konzerte in Berlin und Leipzig durchgezogen. Hat viel Spaß gemacht, aber war immer mit höllisch viel Arbeit verbunden. Um das zu ändern, wollte ich einen eigenen Club gründen. Gute Idee, aber schwer umzusetzen. Erst Ende 1998 haben wir einen entsprechenden Laden gefunden. Nach der Suche in ganz Berlin wurde zu meinem Glück im Nachbarhaus vom Jailbreak die Tischlerei frei. Dreißig Meter lang, fünf Meter breit, vier Meter hoch und über die gesamte Fläche auf drei Meter Höhe mit Müll abgedichtet: Hurra, wir hatten unseren Club. Mit viel Hilfe von Freunden und Stammgästen haben wir dann 1999 am revolutionären Arbeiterfeiertag, dem 1. Mai, eröffnet und endlich gab es Metal satt. Bald kam dann jegliche Schwarzkittelmucke und auch mal Punk oder Hardcore dazu."

Und wie kam er auf die Idee, so einen Club hochzuziehen? "Da ich schon seit 1987 im Atelier 89 (vielleicht bekannter als HDD) tätig war und dort im Februar 1992 aufgehört habe (das Bezirksamt hat dort die "Kultur" bestimmt), wollte ich ohne Vorschriften meinen eigenen Weg gehen." Der Name für die Etablissements war jeweils schnell gefunden, sowohl für die Kneipe wie den Konzertsaal. "Jailbreak vom gleichnamigen '74er AC/DC-Album und K 17 vom Gründungsort, der Kadiner Straße 17", sagt Matthias. 2002 kam dann für den Metalkneipen- und Konzertmacher ein Einschnitt. Der Umzug in die Pettenkofer Straße. "Die Mietverträge sind ausgelaufen und der neue Besitzer hatte mehr etwas für Wohnlofts übrig. Der Umzug war eine echte Herausforderung. Immerhin mussten Büro, Kneipe, Konzertsaal, Biergarten, Russenzelt und Pension (ca 1500m²) innerhalb von zwei Wochen aus der Kadiner Straße raus und in die Pettenkoferstraße rein. Dabei hatten wir das laufende Programm im alten Laden zu bewältigen und schon das Anschlussprogramm für den neuen Club zu gestalten - nebenbei noch die Baustelle in der Pettenkofer und die Behördengänge für den neuen Laden. Am 29. März 2002 hatten wir dann die letzte Party im alten K17 und am 04. April die neue Eröffnung. Auch wenn noch nicht alles perfekt war, hatten wir es trotzdem geschafft."

Nun kommen im Schnitt zu den einzelnen Themenabenden 400-1000 Besucher, letztes Silvester tummelten sich sogar 1400 Leute in den Hallen des Clubs. Ein typischer Abend verläuft dabei meisten so: Im Erdgeschoss läuft Elekro und Gothic, im zweiten Stock 80er-Mugge, im dritten Stock Metal. Besondere Samstage wie die RockHard-Party lassen im Gegensatz dazu im gesamten Haus die schweren Gitarren sprechen. Der Eintritt liegt für solche Partys zwischen 2,50 und fünf Euro. Auch die Getränkepreise liegen im für den Geldbeutel freundlichen Bereich: Bier im halben Liter kostet zwei bis 2,50 Euro, 0,2 Liter Wein gibt es ebenso ab zwei Euro. Wer noch länger seine Zeit im K17 verbringen will, kann sich dort gleich um einen Job bewerben. "Für unsere Tresen suchen wir immer Leute. Weiterhin brauchen wir immer Promoter und ich suche für Jailbreak Concert noch einen erfahrenen Booker. Die wichtigsten Qualifikationen sind Zuverlässigkeit & Ehrlichkeit. Außerdem müssen unsere Mitarbeiter kommunikativ sein und ins Team passen. Wichtig ist für mich weiterhin, dass sie Ihre Mitmenschen respektieren. Ansonsten kann man alles lernen, wenn man nur will", so Matthias. Aus solchen Sätzen spricht die Professionalität, die er sich in den vergangenen Jahren als Organisator erworben hat. "Alle unsere Firmen gehören unter ein Dach. Das Jailbreak, die Kneipe, war das erste Geschäft und unser "Wohnzimmer". Jailbreak Concert, das zweite Geschäft, ist eine Konzertagentur. Wir haben früher auch viele Veranstaltungen außerhalb gemacht, was sich durch den neuen Laden erledigt hat. Pro Jahr veranstalten wir vielleicht noch zwei bis vier Konzerte in anderen Locations. K 17, das dritte Geschäft, ist sozusagen der ganze gastronomische Bereich und das Haus selber." Kann es bei so viel Geschäft noch echte Underground-Arbeit geben? Wie können Nachwuchsbands im K17 auf die Bühne kommen? "Sie dürfen nicht in der GEMA angemeldet sein! Dazu gehört auch, dass der erste Silberling - wenn vorhanden - von diesem Fluch befreit ist. Ansonsten per E-mail (info@k17.de) einfach eine kleine, feine Bewerbung senden. Ob und wie es weitergeht, teilen wir dann mit. Ansonsten immer mal auf unsere Homepage schauen. Da gibt es einen Bereich mit Support-Platz-Angeboten."

Die Rückschau nach den Jahren der Arbeit fällt für Matthias Reupricht differenziert aus: "Mit einem Fazit habe ich es eigentlich nicht so sehr, da alle Jahre gute und schlechte Tage hatten. Manchmal steigt einem die Arbeit über den Kopf und man hat die Schnauze voll, wird dann aber wieder durch ein besonderes Konzert oder eine gelungene Party belohnt. Am meisten halten uns aber unseren vielen Stammgäste aufrecht. Ohne die fantastische schwarze Szene in Berlin, Metaller und Gothics gleichermaßen, hätten wir es niemals soweit geschafft. Dafür mal auf diesem Wege ein riesiges Dankeschön von mir und dem K 17-Team!"

Internet: http://www.k17.de

Redakteur:
Henri Kramer

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