JUSTICE: Interview mit Mitch

01.01.1970 | 01:00

Seit 14 Jahren gibt es JUSTICE und doch hat es die Band erst jetzt geschafft, ein komplettes Langeisen mit eigenen Songs aufzunehmen. Das liegt allerdings lediglich daran, dass man sich als Coverband mit allen möglichen Stilrichtungen einen Namen gemacht hat und sich damit sogar eine feste Gefolgschaft erspielen konnte. Ich horchte Sänger Mitch ein wenig zur Band aus.


Stephan:
Ist "The Hammer Of Justice" zu deiner Zufriedenheit ausgefallen?

Mitch:
Zu unserer Zufriedenheit auf jeden Fall, da stehen wir voll dahinter.

Stephan:
Gibt es irgendwas, was man im Nachhinein gesehen, hätte verbessern können?

Mitch:
Im Grunde findet man immer wieder etwas, das man hätte verbessern können. Das kommt einfach je öfter man einen Song anhört. Bei einem Song hätte man vielleicht die Bridge länger machen oder bei einem anderen Song die Gesangslinie ein bisschen ändern können oder statt Grunzen Singen oder umgekehrt. So etwas fällt einem bestimmt immer wieder ein, aber im Großen und Ganzen ist das Werk so ausgefallen wie wir es wollten.

Stephan:
Ist es gewollt, dass ihr euch auf keine Stilart festlegt, sondern sozusagen viele verschiedene Felder abgrast?

Mitch:
Ja, gewollt würde ich jetzt nicht sagen, es ist einfach so, dass die Lieder von mir und vom Uli (Friedel, g. - d. Verf.) zum Großteil gemacht worden und wir haben im Grunde einfach bloß das gemacht, wo wir Bock drauf gehabt haben. Wir haben uns einigermaßen darauf geeinigt, dass es thrashig sein bzw. in die Death Metal-Schiene gehen soll, aber großartig Gedanken darüber gemacht, wie welcher Song dastehen soll, das kann man so nicht sagen.

Stephan:
Ist das Mixen von verschiedenen Stilen das Ergebnis unterschiedlicher Vorlieben der einzelnen Bandmitglieder?

Mitch:
Mit Sicherheit, das muss man auf jeden Fall so sagen. Also ich stehe definitiv auf den Achtziger-Thrash, also so Bay Area oder auch deutsche Sachen. Ja und der Uli, der ist ziemlich melodisch unterwegs, teilweise auch so die düstere Schiene, also mehr depressiv.

Stephan:
Ihr habt euch ja als reine Coverband all die Jahre über Wasser gehalten. Wie kam es dazu, dass ihr jetzt eine komplette CD mit eigenen Stücken aufgenommen habt?

Mitch:
Einfach so aus einer Laune heraus, weil wir gesagt haben, wieso sollen wir das nicht auch einmal machen. Die Leute, die regelmäßig zu unseren Covergigs kommen, haben auch schon danach gefragt. Vor meiner Zeit, also als der Hannes und der Ian noch dabei waren, da gab es mal so eine Mini-CD.

Stephan:
War das diese "Name The Never"?

Mitch:
Genau. Und danach noch eine Single, da war ich dann schon dabei, aber der Ian auch noch. Ja, im Grunde haben wir immer auch was eigenes gemacht.

Stephan:
Habt ihr mit dieser Scheibe das Thema Covern ad acta gelegt oder betreibt ihr das weiter?

Mitch:
Das machen wir auf jeden Fall weiter, weil damit verdienen wir unseren Lebensunterhalt. Es ist so, dass wir quasi keinen Job haben, sondern nur davon leben, weil das eben so gut läuft.

Stephan:
Diese ganzen Festzeltauftritte und was ihr da so habt, das reicht also wirklich aus um komplett davon leben zu können?

Mitch:
Genau.

Stephan:
Werdet ihr da in Zukunft eher zweigleisig fahren oder wie ist das gedacht?

Mitch:
Ich denke mal, das mit den eigenen Sachen das sind immer so saisonbedingte Sachen, d.h. wenn man eine CD rausbringt, dann geht man eventuell auf Tour, spielt vielleicht ein paar Festivals und so. Das mit den Covern, das ist definitiv das ganze Jahr durch. Das heißt, wenn wir unter der Woche mit den eigenen Sachen unterwegs sind, können wir am Wochenende trotzdem covern. Und das Covern ist ja eigentlich bloß auf das Wochenende beschränkt.

Stephan:
Also wird es nicht passieren, dass ihr irgendwann komplett auf die Coverschiene verzichtet?

Mitch:
Das wird dann passieren, wenn die Weltherrschaft da ist. Aber ich denke, es wird nicht so weit kommen, dass wir uns mit den eigenen Sachen komplett ernähren können. Sagen wir mal so, unsere Ziele sind nicht dahingehend gesteckt.

Stephan:
Ihr habt ja jetzt schon drei Live-CDs mit den Coverstücken rausgebracht, aber würdest du mir zustimmen, dass "The Hammer Of Justice" trotzdem euer erstes richtiges Album ist?

Mitch:
Ja, auf jeden Fall. Weil es ja ein Longplayer ist, auch wenn es bloß 34 Minuten sind, aber es sind halt 13 komplette Lieder.

Stephan:
Wieso habt ihr 14 Jahre gebraucht, um ein Full-length-Album mit eigenen Stücken rauszubringen?

Mitch:
(lacht) Ich denke mal, es liegt vielleicht auch daran, dass die Zeit ganz einfach gefehlt hat. Vielleicht war auch die Motivation einfach nicht da. Es ist halt so, wenn man zwei Mal die Woche spielt und sich unter Woche noch auf das Covern, also das Raushören von Sachen, konzentrieren muss, dass dann die eigenen Sachen ein wenig zurückstecken. Und man hat ja nicht von Anfang an davon gelebt, sondern die ersten Jahre hatte man einen Job unter der Woche und am Wochenende hat man gespielt. So ist es halt auch gelaufen.

Stephan:
Ihr seid ja für das diesjährige Wacken Open Air bestätigt. Hören wir da von euch eigenes Material oder Cover?

Mitch:
Nur eigenes und gar keine Cover, das können wir schon sagen. Außer es wird ausdrücklich gefordert, aber das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass da in Wacken jemand was Gecovertes von uns hören will. Wir haben auch vor, da schon ein neues Lied zu spielen, was noch gar nicht auf der CD drauf ist, sondern erst auf der nächsten drauf sein wird.

Stephan:
Und wie heißt das?

Mitch:
Es wird, so wie es aussieht, "New Machine".

Stephan:
Knüpfst du an diesen Auftritt irgendwelche Erwarten im Bezug auf die Band?

Mitch:
Ich hoffe mal, dass uns viele Leute sehen, die uns überhaupt noch nicht kennen. Ich gehe davon aus, dass wir im Zelt spielen, also auf dieser Wet Stage. Das ist halt doch immer so eine Sache, weil wenn du nicht draußen spielst, sehen dich halt doch nicht so viele Leute. In erster Linie soll es uns auf jeden Fall Spaß machen und unseren Fans, die da sind, natürlich auch. Und wir wissen ganz genau, dass viele da sein werden. Der Rami (Ali, dr. - d. Verf.), der Wolfi (Ott, b. - d. Verf.) und ich, wir waren letztes Jahr in Wacken und da haben wir feststellen müssen, dass sehr viele JUSTICE-Shirts unterwegs waren und wir wurden auch gefragt, ob wir spielen. Und im Grunde ist es gut für die Leute, die von hier unten rauffahren, dass sie auch mal eine persönlich bekannte Band sehen.

Stephan:
Ihr scheint ja wirklich jeden Auftritt mitzunehmen, gerade weil ihr euer Geld damit verdient. Ist es so, dass ihr selbst im schäbigsten Jugendclub und im schunkelnden Bierzelt spielt?

Mitch:
Nein, würde ich nicht sagen. Wir haben schon ein paar Ansprüche, weil unsere Anlage hat schon einen gewissen Standard, also im Rahmen von Covern zumindest. Und da kann man nicht überall spielen, das geht auf gar keinen Fall. Außerdem sind die Veranstalter normalerweise eher in unserem Raum gesät, so in Nordbayern und Baden-Württemberg und da kann ich mir nicht vorstellen, dass irgendein Jugendclub aus Düsseldorf anruft und sagt, wir sollen da covern. Also das ist bisher nie vorgekommen.

Stephan:
Euer Repertoire bei den Covern ist ja ziemlich weit gefasst. Welche Stilarten von harter Musik habt ihr denn bewusst ausgespart?

Mitch:
Bewusst ausgespart eigentlich nur die ONKELZ. (lacht) Wir setzen uns da keine Grenzen, es ist halt der Zuschauer, der mehr oder weniger entscheidet durch die Reaktion. Bei uns hier im Raum brauchen wir zum Beispiel überhaupt nichts mehr von der New Metal-Schiene zu spielen. Das interessiert hier niemanden, wenn wir auf die Bühne gehen. Das erwarten sie ganz einfach nicht von uns und wollen sie von uns auch nicht hören. Die wollen von uns Metal hören hier in der Gegend und die harte Gangart, also Black und Death Metal und so was. Während in Baden-Württemberg, da gingen dann ab und zu noch diese LIMP BIZKIT-Sachen.

Stephan:
Und was sind so Klassiker, die auf keinem eurer Auftritte fehlen dürfen?

Mitch:
Ich würde mal sagen, die ersten zwei Stücke haben sich schon etabliert, das ist von PANTERA "Domination" und "Cowboys From Hell". Bei den Metal-Sachen würde ich sagen, HAMMERFALL und MANOWAR können wir zur Zeit nicht weglassen, MAIDEN und METALLICA auch nicht, also von denen müssen wir irgendwas spielen. Und SLAYER natürlich.

Stephan:
Spielt ihr auch Sachen aus dem nicht-Metal Bereich?

Mitch:
Außer dem Intro und Outro nicht.

Stephan:
Ich hab mal irgendwas von einem BLÜMCHEN-Song gehört. Kann das sein?

Mitch:
Wir machen so ab und zu aus Gaudi, wenn wir sehen das Publikum ist noch nicht so ganz da, dass wir irgendwelche Lieder anspielen, was uns gerade einfällt. Es kann höchstens sein, dass du es davon irgendwie hast.

Stephan:
Unter welchen Umständen kam es vor 14 Jahren zur Gründung von JUSTICE?

Mitch:
Das müssen die Begründer eigentlich erzählen. Im Grunde waren es der Wolfi und der Uli. Der Wolfi hat ein paar Leute um sich herum gehabt, die Musik machen wollten und da haben sie einen zweiten Gitarristen gebraucht und das war dann der Uli.

Stephan:
Naja, aber ich kann mir nicht unbedingt vorstellen, dass man jetzt ankommt und sagt, ich gründe jetzt eine Coverband und will damit mein Geld verdienen.

Mitch:
Das mit Sicherheit nicht, es ist einfach nur das Musikmachen gewesen und das zu machen, woran man Spaß hat, also die Musik, die man selber auch hört. Und das ist dann halt dadurch entstanden, dass man sich ein paar Lieder rausgehört hat, wie das halt bei den meisten Coverbands ist. Irgendwann hört sich einer ein paar Stücke raus und dann spielt man und stellt sich ein Programm zusammen.

Stephan:
Und das mit dem Geldverdienen kam dann so dazu?

Mitch:
Das ist halt hier bei uns in der Gegend möglich und das hat sich dann halt irgendwann ergeben.

Stephan:
Was sind so deine Hoffnung für die Zukunft der Band?

Mitch:
Naja, dass sie weiterhin so gut läuft und das wir vor allem mit den eigenen Sachen auch ein bisschen was erreichen können. Das heißt, eventuell eine Tour, irgendwo als Supportgruppe mitspielen und auf jeden Fall eine zweite Platte. Das ist auf jeden Fall klar und dann vielleicht irgendwelche Festivals nächstes Jahr. Also außer Wacken, weil Wacken ist ja dann nächstes Jahr nicht mehr drin.

Stephan:
Glaubst du, dass eure eigenen Stücke irgendwann auch mal von einer Coverband verwurstet werden?

Mitch:
Soviel ich weiß, aus unserem Bekanntenkreis wollen schon welche ein Lied spielen. Das sind die, die uns halt regelmäßig sehen und selber auch eine Band haben.

Stephan:
Kommt ihr eigentlich auch öfters aus dem süddeutschen Raum heraus?

Mitch:
Momentan überhaupt nicht.

Stephan:
Habt ihr überhaupt schon mal außerhalb Deutschlands Gigs gespielt?

Mitch:
Da könnte ich mich jetzt nicht erinnern.

Stephan:
Stimmt es, dass ihr etliche Die Hard-Fans habt, die euch zu jedem Konzert hinterher fahren?

Mitch:
Es sind einige mittlerweile. Die Gesichter in der ersten Reihe sind quasi immer die gleichen.

Stephan:
Welche Zuschauerzahlen lockt ihr so ungefähr zu euren Auftritten an?

Mitch:
Ich denke, zur Zeit können wir von einem Schnitt von 800-1000 sprechen. Es kommt auch darauf an, wie groß das Event ist.

Stephan:
Klar, bei Wacken werden es ein paar mehr sein.

Mitch:
Hoffentlich.

Stephan:
Auf eurer Webseite (http://www.justiceweb.de ) hab ich gelesen, dass ihr eine vierte Live-CD plant. Wann kommt die?

Mitch:
Die ist schon fertig. Da fehlt jetzt nur noch das Cover und dann kommt sie im Endeffekt demnächst schon raus, so im Herbst, denke ich mal.

Stephan:
Was hältst du denn von Online-Mags?

Mitch:
Ich finde es interessant und sinnvoll. Man kann halt viel schneller drauf zugreifen und ihr habt die Möglichkeit von euch aus eben auch auf Zeug zu reagieren, was so außerhalb passiert, also schneller als die Druckmedien auf jeden Fall.

Stephan:
Welche Bands aus dem deutschen Raum sagen dir im Moment am meisten zu?

Mitch:
Aus dem deutschen Raum? Oh Gott! (stöhnt) Du stellst mir Fragen. (lacht)

Stephan:
Gibt's da gar nichts?

Mitch:
Na ich hab für FREEDOM CALL mal was gesungen, deswegen gefällt mir das auch. All-Time-Favs sind natürlich die alten HELLOWEEN-Sachen, aber aktuell könnte ich aus dem deutschen Raum nicht viel benennen.

Stephan:
Wie beurteilst du den Stellenwert von Heavy Metal in Deutschland im Augenblick?

Mitch:
Ja, wieder steigend scheinbar und hoffentlich noch mehr steigend.

Stephan:
Kannst du zum Abschluss drei Gründe aufzählen, warum du Heavy Metal hörst und keine Volksmusik?

Mitch:
Die Volksmusik hat mich durch die ganze Kindheit begleitet, das heißt, davon hab ich auf jeden Fall genug gehört. Beim Heavy Metal bin ich gelandet wegen meinem Bruder, weil der irgendwann mal damit angefangen hat. Während er jetzt schon wieder mehr oder weniger davon weg ist, also jetzt nicht so Die-Hard wie ich. Er hat mich quasi dazu gebracht. Ja, und es macht einfach Spaß, vor allem es selber zu machen.

Stephan:
Hast du noch ein paar letzte Worte loszuwerden?

Mitch:
Hm, eigentlich nix. Ach ja, Finale!

Stephan:
Was denkst du wie es ausgehen wird gegen Brasilien?

Mitch:
Wir gewinnen überraschenderweise. Aber es wird schon knapp, 1:0 oder 2:1.

Stephan:
Gut, dann danke ich dir für's Interview.

Mitch:
Dann bedanke ich mich auch für das Interesse.

Redakteur:
Stephan Voigtländer

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