In der Gruppentherapie: VOLBEAT - Beyond Heaven/Above Hell

16.09.2010 | 06:27

Michael Poulsen und seine Sidekicks sind zurück. Und "Beyond Heaven/Above Hell" so gut wie immer. Oder?


Die Karriere der vier Dänen von VOLBEAT verläuft in den letzten fünf Jahren wie an der Schnur gezogen. Es gibt kein Rückschläge, keine Hürden, es geht immer nur bergauf, bergauf, bergauf. Jetzt sind sie beim Branchenriesen Universal gelandet, füllen mühelos 4.000er Hallen im ganzen Land und dürften mit "Beyond Hell/Above Heaven" mit riesiger Sicherheit die Top10 der deutschen Charts knacken. Glücklicherweise geht bei diesem rasanten Aufstieg nicht die musikalische Qualität verloren. Klar, das große Überraschungsmoment ist mittlerweile nicht mehr da, aber auch "Beyond Hell/Above Heaven" überzeugt mit der einzigartigen Mischung aus Elvis, SOCIAL DISTORTION, LIFE OF AGONY und METALLICA. Dazu lässt man zur Abwechslung auch mal KREATOR-Mille ('7 Shots') oder NAPALM-Barny ('Evelyn') ins Mikro brüllen, lotet die stilistischen Grenzen immer weiter aus und sprüht weiterhin vor Spielwitz und smarten Songwriting. Songs wie das sehr klassische 'The Mirror & The Ripper', die erste Single 'Fallen', das mit SLAYER/METALLICA-Tribut ausgestattete 'Who They Are', das sehr Westernlastige '16 Dollars' oder der zukünftige Showabschluss 'Thanks' werden weiterhin für geschüttelte Haare, ein freudiges Grinsen und viel, viel Schweiß sorgen. Stars are born.

Note: 8,5/10
[Peter Kubaschk]

Die Jungs von VOLBEAT sind irgendwie fleischgewordenes "Danish Dynamite". In kürzester Zeit haben sie einen unverwechselbaren Stil und Sound kreiert, in dem sie sich zwar suhlen, aber dennoch zu allen Seiten ausschlagen. Das neue Album ist wieder - und das ist sicher der einzige Punkt, der ihren zum Nachteil gereicht - ein großartiges, melodisches, abwechslungsreiches und überzeugendes Werk, dass nur deshalb ein wenig schlechter dasteht, weil die Vorgänger eben so überirdisch waren. Natürlich hat der Gesang von Michael Poulsen daran großen Anteil, aber hört euch mal ein Brett wie 'Who They Are' an und dann sagt mir, ihr hättet das erwartet. Oder die Thrash-Western-Hymnen-Melange in '7 Shots'. Nein, das neue Scheibchen ist kein bisschen schlechter als die Vorgänger. Dafür aber noch variabler, und damit noch spannender. Ich habe es erwartet, und ich wurde bestätigt. Und ich erwarte als nächtes, dass das Album in Zukunft noch wächst und ich mich ärgern werde, hier nur eine acht gezückt zu haben...

Note: 8,0/10
[Frank Jaeger]

Die ganze Euphorie um VOLBEAT ist für mich seit Jahren ein Buch mit sieben Siegeln. Klar, das ist schon irgendwie originell, was die Jungs hier abliefern. Rock'n'Roll mit Seele und Melancholie, aber dennoch mit ordentlich Spaß in den Backen; eine Mischung aus einem weniger finsteren Glenn Danzig und einem Elvis Presley mit heavy bratenden Gitarren? Das ist immer meine erste Assoziation, wenn die Band irgendwo aus den Boxen schallt oder bei einem Festival auf die Bretter tritt. Und auch die neue Scheibe bestätigt diese Vergleich; sympathisch groovender, warmer Rock'n'Roll mit Western- und Südstaaten-Flair, trifft auf dunklen, gefühlvollen Gesang, und auch vor einer ungenierten SLAYER-Hommage wie in den Versen zu 'Who They Are' schrecken die Dänen nicht zurück. Ganz ehrlich, wenn ich mir das Album so anhöre - mehrmals am Stück, dann beginnt mir so langsam zu dämmern, was diese Band ausmacht. Es ist eine gelungene Mischung aus Originalität und gelungenen Zitaten, die durch spürbare Spielfreude und ein feines Gespür für eingängige Momente zusammen gehalten wird. Mir ist es auf lange Sicht hin und wieder zu poppig und locker, aber in der richtigen Stimmung habe ich durchaus meinen Spaß daran.

Note: 7,0 / 10
[Rüdiger Stehle]


Es muss 2007 gewesen sein, als ich den Namen VOLBEAT das erste Mal ganz unten auf dem Billing eines Festivals gelesen habe. In diesem Jahr bereisten sie Deutschland sehr stark, weshalb dieser Schriftzug auf vielen Shirts zu lesen war. Ein Jahr später spielten sie bereits am späten Nachmittag auf dem With Full Force und zogen viele Fans an. Mittlerweile kratzen VOLBEAT an der Headliner-Position, nehmen häufig die Rolle des Co-Headliners ein. Mit dem neuen Album "Beyond Hell/Above Heaven" soll nun die letzte Hürde genommen werden. Zumindest auf Metal-Festivals könnten die Dänen es an die Spitze schaffen, denn das aktuelle Werk dröhnt ungewohnt metallisch aus den Boxen – aber keineswegs schlecht. Ihren Trademarks sind sie treu geblieben, mischen Rock'n'Roll mit Country und harten Gitarren. Vor allem der Opener 'The Mirror And The Ripper' ist typisch VOLBEAT, sowie einige weitere Tracks wie 'Fallen' oder '7 Shots'. Bei anderen Songs hauen die Jungs jedoch mächtig in die Saiten. 'Who They Are' erinnert mit dem Anfangsriff an SLAYER, in 'Evelyn' wird gar gegrowlt. Mit "Beyond Hell/Above Heaven" machen VOLBEAT einen großen Schritt nach vorne.

Note: 8,5/10

[Pia-Kim Schaper]

Der Alltag erfolgreicher und noch erfolgreicher werdender Musiker ist ein Arschloch. Er lässt Dinge geschehen, die früher, als wenige das Gespräch suchten und man nicht ununterbrochen auf Tour war, nicht für möglich gehalten wurden. Die schalen '16 Dollars' und 'Thanks', 'Magic Zone' sowie die Auftragsarbeit 'A Warrior's Call', deren Hintergrund jederzeit erkennbar ist, huschen unbemerkt durch. Die Platte muss fertig werden, das nächste Flugzeug wartet, und schon wieder hält jemand nichtige Fragen bereit. Bei "The Strength/The Sound/The Songs" brachten VOLBEAT die Energie noch selbst aus Dänemark mit; heute sollen Mille Petrozza und Barney Greenway ankurbeln. Dabei transportiert '7 Shots' eine brüchige 'Another Day, Another Way'- oder 'Rebel Monster'-Attitüde, während 'Evelyn' sich aufgrund von Greenways Gebrüll nicht mit den übrigen Songs des Albums verträgt. Zum ersten Mal scheint sich die Band Gedanken darüber gemacht zu haben, dass sie mehrere Zielgruppen anspricht. "Beyond Hell/Above Heaven" soll vor allem dieses gemischte Publikum bedienen und wirkt bisweilen gezwungen. Eine ähnliche Lockerheit wie die des ersten Singleabwurfs 'Fallen', mit dem VOLBEAT erhobenen Hauptes durch den Pop stöckeln, weisen nur 'A New Day' und 'Being 1' auf.

Note: 7,5/10

[Oliver Schneider]

Redakteur:
Peter Kubaschk

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