In der Gruppentherapie: KATAKLYSM - "Prevail"

28.05.2008 | 12:16

"Northern Hyperblast" – eine bessere Stilbezeichnung hätten sich KATAKLYSM für ihre Musik kaum ausdenken können. Jahrelang legten die vier Todesblei-Kanadier einen Geschwindigkeitsrekord nach dem anderen hin, bis ihnen beim vorigen Album "In The Arms Of Devastation" plötzlich auch noch Stapelweise Melodien aus dem Ärmel fielen. Ob der Nachfolger "Prevail" dieses Niveau halten kann? Das neue Trümmer-Werk der Truppe um Frontpaket Maurizio und dem Mann an den Saiten sowie Reglern, "J.F.", in unserer Gruppentherapie. Und während die ältere Fraktion der Metal-Professoren die Scheibe eher kritisch beäugt, überschlagen sich die jüngeren Semester gerade zu mit Lobhuldigungen.

kataklysmMeine Fresse, "Prevail" bombt gleich zu Beginn mit dem Titeltrack sofort alles in Grund und Boden, was nicht schnell genug den Griff zur Skip-Taste geschafft hat. Halleluja kann ich da nur sagen, denn den Kanadiern ist mit dem Song ein wahrer Death Metal-Hit gelungen, der bis in alle Ewigkeit die Setlist der Nordamerikaner schmücken wird. Von der Rhythmik her an BOLT THROWER erinnernd, ist der Track wirklich ein Panzer, der live alles unter sich begraben wird. Leider Gottes wird man nach der klasse Einführung eine Wiederholung dieses Bravourstücks vergeblich suchen. Ich finde auf "Prevail" wahrlich kein einziges Stück, was schlecht ist, allerdings vereint auch keines mehr Aggression und Melodie wie die Titelnummer. 'Taking The World By Storm' erinnert in seiner Grundstruktur an alte AMON AMARTH, allerdings fehlt mir die dazugehörige, mächtig tiefergelegte Röhre eines Johan Heeg. Will sagen, die Nummer ist geil, aber das Gekeife in den Bridges und im Refrain nervt...schade. Mit 'Blood Of Heaven' haben sich KATAKLYSM jedoch wieder einen Gefallen getan, denn die Mischung aus Doom/Death und majestätischer, nordisch-melodischer Death Metal-Kunst zieht alle Register hymnischer Breitwandmusik. Schleppende Strophen und treibende sphärische Bridges treffen auf bestechende Refrains, mit melodie lines flankierten Klampfen serviert und inbrünstigen vocals garniert. Meisterstück...bravo...!Ansonsten wanke ich jedoch ein wenig zwischen Applaus und Medienschelte, da gegenüber dem Vorgänger Folgendes abfällt: Melodiegehalt und Eingängigkeit des Materials sind über weite Strecken zurückgefahren worden, was ich etwas bedaure, da KATAKLSYM eigentlich blind die Kunst beherrschen, alles unter einen Hut zukommen: Wut, Hass und Aggression, gepaart mit Emotion und Gefühl für Melodie. Meine Rezie soll aber auf keinen Fall den Anschein erwecken, dass "Prevail" eine schlechte Scheibe ist! Das ist sie auf keinen Fall, sie spielt nur nicht alle bekannten Stärken KATAKLYSMs aus und kann so nicht ganz die Spitzenposition von "In The Arms Of Devastation" überflügeln. Unterm Strich steht jedoch ein weiterer, fett produzierter, würdiger Tritt ins Fressbrett von einer der besten Death Metal-Formationen der Jetztzeit...
[Alex Straka]

Was war das für ein Frohjauchzen, als der Vorgänger "In The Arms Of Devastation" das Licht der Welt erblickte. "Kanada muss irgendwo in Skandinavien liegen," ging mir seinerzeit angesichts der verdammt melodischen 'Like Angels Weeping' oder 'To Reign Again' durch den Kopf. Um es gleich zu sagen: Der Nachfolger "Prevail" kann die hohe Erwartungshaltung nicht ganz befriedigen. Schon der Opener und Titelsong macht klar, dass es hier wieder deutlich in Richtung des Blastlastigeren, bisweilen aber auch etwas eintönigen "Serenity In Fire" geht. Und das ist laut Gitarrist und Produzent J.F. auch durchaus gewollt. Der Québec-Vierer wollte es mal wieder richtig krachen lassen. So rumpelt 'The Chains Of Power' etwa in regelrechter Arschtritt-Manier aus den Boxen, auch 'Breathe To Dominate' gibt richtig Gas. Dennoch bleiben die Melodien nie ganz außen vor. So wartet das Anfangs etwas unspektakuläre 'As Death Lingers' nach einer Weile mit SLAYER-mäßigen Riffs auf, während das zunächst recht schleppende 'Blood In Heaven' mit einem verdammt schicken Refrain daher kommt. Ohrwurmgefahr! Bei 'The Vultures Are Watching' hingegen wird’s mit mehreren Urschreien eher Oldschoollastig, während beim Rausschmeißer nochmals ein typisches Merkmal der vier Franko-Kanadier nicht fehlen darf: Blastbeats mit den Trommelstöcken, während die Basedrum immer nur einmal durchgetreten wird. Auch wenn man im Vergleich zum Vorgänger doch manches vermisst, sind es vielleicht gerade diese Merkmale, die KATAKLYSM wirklich ausmachen: Nie zu viel Melodien, dafür aber mehr Doublebass, mehr Blastbeats, und nochmal mehr Doublebass. Wem "In The Arms Of Devastation" zu verspielt war, wird sich mit "Preivail"auf jeden Fall ordentlich die Birne abschrauben können.
[Carsten Praeg]

kataklysm
Ein bisschen Sorgen gemacht hab ich mir bei KATAKLYSMs neuer Scheibe ja schon, zumindest nach dem ersten Hördurchlauf. Klar böllert und bolzt es noch an jeder Ecke, aber irgendwie befindet sich auch in jedem Song nun ein potentieller Hit. Also richtig eingängig, abwechslungsreich und zum Mitgröhlen geboren. Also nichts mehr mit Harrausfallgemoshe, nur echte, markige Hits. Nun, wie gesagt, die Sorge war beim ersten Durchlauf. Beim zweiten zündeten diese Songs. Und wie. 'Previal', The Vultures Are Watching', 'Blood In Heaven' und und und. Ich könnte ewig an diesen Göttersongs rumhören, nur um im Auto mitzugröhlen oder unschuldige Passanten zu vergraulen. Was hier abgeliefert wurde, eignet sich für alles, was laut ist. Egal ob Konzert, Autofahrt oder Amoklauf. So brachial und trotzdem genial hatte ich den kanadischen Holzfäller nicht erwartet. Respekt!
[Lars Strutz]

Was soll man über KATAKLYSM noch sagen? Die Kanadier liefern seit Jahren durchgehend Granatenalben ab. Und genau so machen sie es auch bei ihrem neuesten Machwerk mit Namen "Prevail". Hier ist mal wieder eine absolute Extrem Metal Bombe aller erste Kajüte gelungen, welche sich einerseits durch den sehr wandlungsfähigen Gesang von Sänger Maurizio Iacono und der wieder einmal schier unmenschliche Leistung von Max Duhamel an den Drums auszeichnet. Andererseits schafft es kaum eine andere Death-Metal-Band, so einen Groove in ihre Songs zu bekommen wie die Kanadier. Gerade der Titeltrack zeigt das besonders gut, denn bei 'Prevail' wechseln sich schnelle Hyperblast-Passagen mit Groovigen Midtempo Passagen ab - großartig! Absolut genial ist auch der (für KATAKLYSM-Verhältnisse) langsame Stampfer 'Blood In Heaven', der mich ein wenig an den Übersong des letzten Albums 'Crippled And Broken' erinnert. Und das kann man beliebig so weiterführen, denn kein Track fällt entscheidend ab oder wäre nur von mittelmäßigem Niveau. Ob 'To The Throne Of Sorrow', 'Breathe To Dominate', 'The Vultures Are Watching' oder 'Tear Down The Kingdom': Alle Songs animieren die Nackenmuskulatur extrem und werden wohl auch Live richtige Knaller werden. So lässt sich nur ein Fazit ziehen: "Prevail" wird DAS Death-Metal-Album des Jahres!
[Martin Schneider]

Die kanadische Todesblei-Walze holt zum erneuten Donnerschlag aus. Für meinen Geschmack jedoch einen Ticken zu heftig, denn bis auf wenige Ausnahmen kommen die unnachahmlichen Melodien ein bisschen zu kurz. Während der Vorgänger "In The Arms Of Devastation" vom Hit-Faktor in seligen "Shadows & Dust"-Gefilden gut aufgehoben war, kann diesmal der Titeltrack und das sehr stark an 'Serenity In Fire' erinnernde 'Taking The World By Storm' Duftmarken setzen. Des Weiteren sind noch 'Breathe To Dominate' und 'The Vultures Are Watching' zu nennen, welches Erinnerungen an 'The Road To Devastation' vom Vorgänger "In The Arms Of Devastation" weckt. Diese Eingrenzung bedeutet jedoch nicht, dass KATAKLYSM ansonsten nur Songs für die Tonne produziert haben. Keineswegs, denn meiner Meinung nach handelt es sich bei den Kanadieren aktuell um die beste Death-Metal-Band der Welt. Allein die messerscharfen Riffs und das sehr abwechslungsreiche Drumspiel sind allein den Erwerb der CD wert. Und über die Qualitäten eines Maurizio Iaccono müssen wir hier nicht streiten.

Fazit: Wer bisher bei den Scheiben der Death-Metal-Institution nicht wiederstehen konnte, kann auch hier der Versuchung nachgeben. Für meinen Geschmack okay, aber an "Shadows & Dust" und "In The Arms Of Devastation" reicht das Songrepertoire nicht ran. Und mal unter uns: Solche Klassiker produziert man nicht alle Tage. Und so hoffe ich, dass die Jungs, wie nach "Serenity In Fire" geschehen, bald eine Scheibe rauskloppen, die genauso viele Hits aufweisen kann wie "In The Arms Of Devastation".
[Tolga Karabagli]

kataklysmIch gehöre ja zu dem Teil der Menschheit, der die Kanadier KATAKLYSM bereits seit den kultigen frühen Releases Mitte der Neunziger ins Herz geschlossen hat. Dabei war es gerade das manchmal leicht chaotische, einigermaßen irre Gehacke, das den fiesen Charme solcher Abrissbirnen wie "Sorcery" oder "Temple Of Knowledge (Kataklysm 'Part III)" ausmachte. Irgendwie war von Anfang an klar, dass KATAKLYSM eines Tages erwachsener und ausge- wogener werden würden, spätestens nach dem Wechsel zu Nuclear Blast zur Jahrtausend- wende. Während "Epic: The Poetry Of War" und mit leichten Abstrichen auch "Shadows & Dust" noch mächtige Hammer-Alben waren, verlor sich die Band allerdings in den letzten Jahren mehr und mehr in grooviger Midtempo-Beliebigkeit. Der letzte Longplayer "In The Arms Of Devastation" war jedenfalls für mich eine herbe Enttäuschung.

Mit "Prevail" nun machen KATALYSM nach meinem Dafürhalten mehrere große Schritte in die richtige Richtung, denn diese Platte ist über weite Strecken endlich wieder der ersehnte Stahlkappenstiefel-Tritt in die Magengrube. Mit dem äußerst eingängigen Opener und Titelsong hat man einen kleinen Hit an den Anfang gestellt, der ordentlich ballert und doch auch den Skandinavien-hörigen Otto-Normal-Deather befriedigen wird. Doch die wahren Göttergaben dieser Scheibe sind apokalyptischen Brecher vor dem Herren namens 'The Chains Of Power' (Hell, yeah!!), 'As Death Lingers', 'The Vultures Are Watching' oder 'Tear Down The Kingdom' (Herrlich!!). Hier besinnen sich KATAKLYSM endlich mal wieder auf bewährte Tugenden und holen den Knüppel aus dem Sack – und das nicht zum Selbstzweck, sondern mit Stil und Niveau. Selbst ein simpler Midtempo-Stampfer wie 'Taking The World By Storm' wird heute wieder mit einem wunderbar hysterischen Geprügel-und-Gekeife-Chorus ausgestattet. Einziger wirklicher Ausfall ist meiner Ansicht nach das schrecklich langweilige 'Blood In Heaven' mit seinen aufdringlichen Melodic-Death-Leads. Das machen doch schon 10.000 andere Bands, und nicht wenige davon klar besser.

Summa summarum kann man "Prevail" durchaus wieder das Prädikat "Killer-Album" an die Brust heften. So zwingend und unterhaltsam wurde man im Hause KATAKLYSM schon lange nicht mehr vermöbelt. Geil!!
[Martin van der Laan]

Spätestens mit ihrem Studioalbum "Epic: The Poetry Of War" (2000), wenn nicht schon mit der Scheibe "The Prophecy (Stigmata Of The Immaculate" (1999) haben sich KATALYSM in der Death-Metal-Szene als eines der musikalischen Aushängeschilder etabliert. Seit der Veröffentlichung dieser beiden Scheiben verfolgen die Kanadier konsequent ihren seinerzeit manifestierten Stil. Wenn man böse wäre, dann könnte man KATAKLYSM vorwerfen, dass sie seitdem allenfalls kleine Nuancen in ihrem Sound verändert haben und musikalisch auf der Stelle treten. Dem ist aus meiner Sicht mit Einschränkungen auch so, ABER: zum einen müssten sich auch viele andere Bands diesen Vorwurf gefallen lassen und zum anderen ist das musikalische Niveau, das KATAKLYSM seit der Veröffentlichung der zuvor genannten Alben aufgefahren haben, stets über dem Durchschnitt angesiedelt gewesen. "Prevail" macht in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Es regiert der typische KATAKLYSM-Sound, wie ihn Fans seit "Epic" lieben. Allerdings ist festzustellen, dass die Kanadier härtetechnisch gegenüber "In The Arms Of Devastation" (das aus meiner Sicht das "ruhigste" Album der Kanadier ist) den Zügel wieder ein klein wenig angezogen haben. So gibt es auf "Prevail" einige wohldosierte Blastbeat-Attacken mehr als auf dem Vorgängerwerk zu hören. Insbesondere 'The Chains Of Power' und 'Breathe To Dominate' klingen verdammt mächtig und recht kompromisslos. Cool klingen auch das massive und gleichermaßen eingängige "To The Throne Of Sorrow" sowie das "schleppende 'Blood In Heaven' mit seinem eingängigen Refrain, das in eine ähnliche Furche schlägt wie 'Crippled And Broken' vom letzten Album. Das Songwriting der vorliegenden Scheibe ist im Vergleich zum Vorgängeralbum von meiner Warte insgesamt ein Quäntchen stärker und "Prevail" macht in seiner Gesamtheit durchaus Laune. Auch wenn "Prevail" nicht unbedingt ein Anwärter ist, als eine der besten Scheiben in der künftigen Endabrechung des Jahres 2008 verortet zu werden, so ist dieses Album unter dem Strich eine Steigerung gegenüber der letzten Scheibe "In The Arms Of Devastation", die ich nicht unbedingt überragend fand. Obwohl KATAKLYSM die Klasse der bisherigen Referenz-Scheiben "Epic" und auch "Shadows & Dust" nicht ganz erreichen, so ist nichtsdestoweniger festzuhalten, dass "Prevail" zweifelsohne Qualitätsfutter für die Lauscher bietet, das KATAKLYSM-Fans sicherlich nicht enttäuschen wird.

[Martin Loga]

Redakteur:
Carsten Praeg

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