In der Gruppentherapie: GRAND MAGUS - "Hammer Of The North"

30.06.2010 | 20:07

GRAND MAGUS wirbeln mit "Hammer Of The North" gerade mächtig Staub auf. Und auch die Redaktion von POWERMETAL.de hievt das Trio auf #2 des Juni-Soundchecks. Und doch stimmen nicht alle in die Jubelarie ein.


GRAND MAGUS werden gerne als Doom Metal bezeichnet. Aber im Grunde ist das nicht ganz korrekt, denn prinzipiell ist die Musik des Trios nichts anderes als leicht getragener Heavy Metal mit DIO-Tendenz. Und den spielen sie gut. "Hammer Of The North" braucht zwar dank des etwas zähen Openers 'I, The Jury' etwas Anlaufzeit, wächst aber in der Folgezeit ungemein und schenkt dem Hörer lupenreine Hits der Marke 'Northern Star' und 'Ravens Guide Our Way', die sich mit beachtlicher Penetranz im Hirn verankern. Mehr von dieser Sorte und die Wertung würde noch recht deutlich nach oben schnellen. Da diese Songs aber durchaus ein Stück herausragen und man daneben etliche gute, meist im Midtempo agierende Nummern präsentiert, sind acht Punkte mehr als folgerichtig.

Note: 8,0/10
[Peter Kubaschk]

Ich habe ja bereits beim Vorgänger "Iron Will" mein Unverständnis über die Euphorie zum Ausdruck gebracht, die GRAND MAGUS allenthalben ernten. Da das aktuelle Album auch keinen Deut vom vorherigen Weg abweicht, ist das gute Abschneiden nur auf einen sehr "finsteren" Soundcheck zurückzuführen und dem fehlenden Futter für Traditionsmetaller. Denn obwohl "Hammer Of The North" guten Metal mit leichtem Doomfaktor bieten, habe ich das alles schon so häufig gehört, dass es einfach nur noch als Mitläufer bezeichnet werden kann, und obendrein klingt der neue Rundling ganz simpel wie die Fortsetzung von "Iron Will". Die Fortsetzung eines schon nicht gerade umwerfenden Albums ist schlichtweg unnötig. Zwar nicht unhörbar, aber Jubelarien bleiben mir im Halse stecken.

Note: 6,0/10
[Frank Jaeger]

Wenn von doomig rockendem Heavy Metal der klassischen Schule die Rede ist, dann darf es durchaus verwundern, dass es bei mir bis ins heurige Jahr gedauert hat, dass ich mit dem Trio aus Stockholm richtig warm werden konnte. Immerhin sind die genannten Attribute für mich üblicherweise ein gefundenes Fressen, doch aus mir nicht mehr nachvollziehbaren Gründen konnten mich seinerzeit meine ersten Anläufe auf "Iron Will" und "Wolf's Return" noch nicht so recht fesseln. Ein Live-Auftritt beim Rock Hard konnte dann erste Überzeugungsarbeit leisten, und mit "Hammer Of The North" ist im Juli-Soundcheck nun endlich der Groschen gefallen. Der Anfang mag noch etwas gewöhnlich stampfen, doch schon hier ist vor allem der pumpende Bass und der lässige Gesang aller Ehren wert, und auch die Leads sind wirklich großartig. Mit zunehmender Spieldauer steigert sich die neue GRAND MAGUS jedoch immer weiter, und wenn wir bei Hymnen wie 'The Lord Of Lies' und 'At Midnight They Get Wise' angelangt sind, dann gibt es kein Halten mehr. Mir war bereits nach dem dritten Durchlauf der Scheibe klar, dass das komplette Backprogramm her muss, und drei Viertel sind bereits da. Wer auf kernigen, klassischen Heavy Metal mit rockiger und doomiger Note steht, der ist bei GRAND MAGUS goldrichtig.

Note: 9,0/10

[Rüdiger Stehle]

GRAND MAGUS konnten für ihr letztes Werk "Iron Will", das mir bislang noch nicht zu Ohren gekommen ist, viel Lob erhalten. Nun haben die Schweden ein neues Album im Gepäck, dessen Cover von einem sehr ansprechenden Werk von Necrolord (u.a. DISSECTION, EMPEROR und jüngst THULCANDRA) geziert wird. Die Frage, ob die Musik der Heavy-Doomster ebenso hochklassig ist, würde ich - trotz kleinerer Abstrichte - eher mit ja beantworten. BLACK SABBATH-Einflüsse sind allgenwärtig im Repertoire des Schweden-Dreiers - besonders bei den Riffs - und die Vocals von Janne "JB" Christoffersson haben Klasse. Mit "Hammer Of The North" bieten die Schweden eine rundum gute, vereinzelt sogar sehr gute Scheibe, aus der für mich der überragenden Titeltrack, 'Bond Of Blood' (beide von klasse Refrains getragen) sowie die etwas schneller gespielte Nummer 'At Midnight They'll Get Wise' sich qualitativ hervortun. Leichte Schwächen illustriert hingegen ein Stück wie 'Lord Of Lies', das zu behäbig rockt und dem das gewisse Etwas fehlt. Insgesamt würde ich mir wünschen, dass GRAND MAGUS in Zukunft weiter auf starke Refrains setzen und öfter mal eine schnelle Nummer wie 'At Midnight They'll Get Wise' Einzug in die Tracklist erhält, denn gerade die etwas schnelleren Lieder stehen der Band außerordentlich gut zu Gesicht. Außer Frage steht auf jeden Fall eines: "Hammer Of The North" ist ein deutlich überdurchschnittliches Werk.

Note: 7,5/10
[Martin Loga]


Um eine emotionale Bindung zu dem Kristian-Wåhlin-Artwork von "Hammer Of The North" herstellen zu können, sollte man Geschmacksspezialist sein und die Symbolkraft eines Wolfes als mindestens atemberaubend einstufen. Wild, rau, angriffslustig, Heavy Metal – da war einmal etwas. Nach 48 Minuten ist immer noch das Jahr 2010, im Fernsehen werden die ersten Auswirkungen einer Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko veranschaulicht, und die Schweden GRAND MAGUS halten lediglich eine Genreplatte bereit. Keine schlechte. Eine schön ohne hoffnungslose Old-School-Romantik produzierte und von Janne Christoffersson tadellos gesungene zudem. Aber jedes Riff erinnert daran, dass es Tony Iommi bereits unzählige Male direkt vom Griffbrett gestohlen wurde, während die Melodien letztlich nie die Schwelle zur Nachhaltigkeit passieren. Der Wolf trottet bald in den dunklen Wald, übersieht dabei sogar einen leckeren Elch und legt sich schlafen. Selbst von 'Northern Star', 'Ravens Guide Our Way' und 'Bond Of Blood', die sich ein Stück vor die übrigen Songs drängeln, wird man niemandem mit funkelnden Augen vorschwärmen müssen.

Note: 6,5/10

[Oliver Schneider]

Redakteur:
Peter Kubaschk

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