In der Gruppentherapie: BE'LAKOR - "Stone's Reach"

28.12.2009 | 17:31

Auch die jungen Australier von BE'LAKOR beweisen eindrucksvoll, dass auch relativ unbekannte Newcomer ohne nennenswerten Hype in der Lage sein können, unsere Redaktion rundum positiv zu überraschen. Nur einer wollte nicht einstimmen ins Lob.

Auch Australier können Musik machen, die gemeinhin eher aus den kalten Gegenden kommt. Nämlich ausufernden, progressiven Melodic Death Metal mit Pagan-Lyrics. Wie nebenbei schütteln die Langmatten aus Down Under großartige Gitarrenmelodien aus dem Ärmel wie in meinem aktuellen Favoriten 'Outlive The Hand', bleiben dabei immer schön episch und schreiben Abwechslung groß. Keyboardteppiche unter Metalriffs, mit einem Male folkloristisch anmutende Töne, fast doomige Passagen, die in schnelle Nackenbrecher münden. Und das alles innerhalb eines Songs, ohne zerfahren zu wirken. Dass könnte aber alles noch so hübsch sein, wenn mir nicht auch der Gesang gefallen würde. Zwar ist er immer verzerrt, aber Be'lakor haben genau die Grenze gefunden zwischen Härte und einem Rest Melodie, der in der Stimme verbleibt. Wenn man ordentlich hinhört, kann man sogar die Texte verstehen. Ja, so darf auch geröhrt werden und ein Gegenpol zu den eingängigen Gitarrenläufen und Keyboardthemen gesetzt werden. Ich bin beeindruckt, obwohl das eigentlich gar nicht mein Heimatgenre ist.

Note: 8,5 / 10
[Frank Jaeger]


Es ist jedes Mal aufs Neue ein Genuss, von einer bis dato völlig unbeachteten Band in positiver Hinsicht geplättet zu werden. BE'LAKOR gelingt dies mit ihrem Zweitwerk "Stone's Reach" eindrucksvoll - toller Melodic Death Metal aus Down Under mit progressiver Note und der perfekten Balance zwischen heftigem Geschrubbe und melodischer Eingängigkeit. Einziges Problem der Australier: Sie erinnern stellenweise recht deutlich an OPETH (neben einigen offensichtlichen AMON AMARTH-Parallelen) und aus diesem Vergleich können sie natürlich nur als zweiter Sieger hervorgehen. Nüchtern und unvoreingenommen betrachtet sind Songs wie beispielsweise 'Venator' oder 'From Scythe To Sceptre' jedoch absolute Glücksgriffe für eine noch wenig bekannte Band wie BE'LAKOR - werden hier doch eine ordentliche Grundhärte, dynamisches Riffing, fesselnde Melodien und eine hervorragende instrumentelle Darbietung erstklassig vereint. Bei Stücken, die teilweise über acht Minuten lang sind, muss man auch einiges aufbieten, um das Spannungslevel hochzuhalten. Doch damit haben BE'LAKOR keinerlei Probleme, abwechslungsreich kommen die Songs allesamt daher. Wenn man jetzt das auf "Stone's Reach" zelebrierte Erfolgrezept noch hier und da ein wenig aufbrechen würde zugunsten eines etwas unkonventionelleren, sprich eigenständigeren Einschlags, dann wäre wirklich gar nichts mehr zu beanstanden. So bleibt zumindest die Gewissheit, dass hier etwas Großes heranreifen kann.

Note: 8,0 / 10
[Stephan Voigtländer]


BE'LAKOR. Ja, okay, sie machen melodischen Metal, der irgendwo im Extremen angesiedelt ist. Okay, sie verstehen, wie man die Instrumente bedient - aber was zur Hölle bringt mir das, wenn nicht nur Teile des Riffings an eintönigere, alte AMON AMARTH erinnern, sondern auch der Gesang zu jeder verdammten Sekunde nach einer mittelprächtigen und langweiligen Johan-Hegg-Kopie klingt? Genau, das nervt. Tja, und wenn jetzt das Songwriting in seiner Eintönigkeit besticht, dann nur, weil man sich über die Stellen freut, wo der Kamerad am Mikro nicht das tut, für was er angestellt ist: "Singen". Ansonsten ist das Songwriting Standard, Standard, Standard. Natürlich, die ein oder andere gute Idee kommt allemal drin vor, doch selbst cooles Riffing wird nach einer der zahlreichen Wiederholungen einfach langweilig. Und dort, wo die Kollegen progressive Grundstrukturen ausmachen wollen, mache ich latente Unfähigkeit im stimmigen Songwriting aus. Die Aussies wissen, wie man die Instrumente spielt, die man ihnen in die Hände gelegt hat, doch Musik machen können sie deswegen noch lange nicht. Und deswegen ist das, was mich am meisten stört, die mangelnde Zielgenauigkeit. Es wird gespielt, was man gerade kann, worauf man Lust hat, aber songdienlich ist das eben noch lange nicht. Deshalb das Fazit, dass vieles darauf hindeutet, dass aus dem Hause BE'LAKOR noch was Interessantes kommen kann, das Potential also durchaus da ist. Doch für mehr als gehobenen Durchschnitt braucht die Band zwei Dinge: Einen neuen Sänger und einen Songwriter - vielleicht den ersten, den die Band je hatte.

Note: 6,5 / 10
[Julian Rohrer]




Auf ihrem Album liefert die schwedische Melodic-Death-Band BE'LAKOR ... Was, BE'LAKOR kommen aus Australien? Umso besser, denn so findet sich ein eweitere talentierte Kombo mit dem Potential, die Metalszene der Südhalbkugel zu stärken. Noch mal von vorn: Bei Erschaffen ihres durch und durch harmonischen Zweitlings (falls man in diesem Genre von harmonisch sprechen darf) haben die Aussies an alles gedacht: Wie selbstverständlich verbinden sich auf 'Stone's Reach' Härte und Melodie zu einer faszinierenden Komposition, die selbst in den epischsten Momenten nicht in den Kitsch absinkt. Ein Meisterwerk der Melodie ist hier etwa das stetig wachsende 'Countless Skies', das mit zurückhaltenden Klängen beginnt und sich zu einem wahren Übertrack entfaltet. Der Gesang growlt mitreißend, ohne in allzu rohes Grunzen zu verfallen - vielmehr fesselt die Stimme durch Tiefe und Dramatik. Bereits nach einem halben Track wird klar: Diese kaum bekannte Band beherrscht ihr Handwerk. Doch solides handwerkliches Können allein ließe den Funken nicht überspringen, würden BE'LAKOR nicht in ihre Interpretation des Melodic Death Metals bereits eine dezente eigene Handschrift einarbeiten. Hier besticht das sehr durchdachte, abwechslungsreiche Songwriting, das den Stil durch eine fast schon progressvie Note erfrischt. So wird es zum Genuss, die vielen Leckerbissen des Albums nach und nach zu entdecken, denn an Highlights mangelt es den Songs nicht. Bei BE'LAKOR ist das große Potenzial nicht in ferner Zukunft, es ist spätestens auf ''Stone's Reach'' greif- und hörbar umgesetzt.

Note: 8,5 / 10
[Regina Löwenstein]


Von diesen Australiern habe ich wirklich nichts erwartet. Der Erstling ist mir nicht bekannt und bis zu diesem Soundcheck hatte ich nicht einmal ihren seltsamen Namen irgendwo gelesen. Dieser stammt aus irgendeinem Computerspiel, wie ich nach kurzer Recherche heraus finden konnte. Meine nicht vorhandene Erwartungshaltung stagniert beinahe, aufgrund dieser wenig originellen Quelle, aber egal. Da muss ich jetzt durch. Kopfhörer auf die Löffel und ab dafür. Nach einiger Zeit herrscht Ruhe und ich frage mich, warum das so schnell ging. Der völlig verblüffte Blick zur Uhr ergibt eine anderes Ergebnis: Es ist eine Stunde wie im Flug vergangen, was ganz einfach daran liegt, dass die acht extrem langen Kompositionen auf diesem Album so herrlich abwechslungsreich, mitreißend und saftig produziert klingen, dass ich offensichtlich total abgetaucht bin. Klar, BE'LAKOR sind ziemlich düster und heftig - Melodeath nennt das die spezialisierte Fangemeinde wohl, aber allein die Gitarrenarbeit ist so abwechslungsreich und melodieverliebt, dass man sich fallen lassen kann. Dazu paaren sich voluminöse Samples und Synthesizer-Sounds, die der ganzen Angelegenheit etwas Orchestrales verleihen. Der vorwiegend angenehm tiefe Gesang von George Kosmas ist dann das letzte i-Tüpfelchen zu meinem fast perfekten Hörvergüngen. Die Parallelen zu älteren OPETH-Alben kommen mir dabei natürlich auch sehr entgegen. Warum ich (noch) keine höhere Wertung für "The Stone's Reach" abgebe, liegt in dem Umstand begründet, dass man an einigen Stellen die sehr langen Nummern hätte straffen können und zum Anderen daran, dass dieses Album seine gesamte Klasse erst mit der Zeit offenbart. Daher ist die vergebene Note zeitlich subjektiv zu betrachten.

Note: 8,0 / 10
[Holger Andrae]

Redakteur:
Rüdiger Stehle

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