IVORY NIGHT: Interview mit Patrick Fuchs

01.01.1970 | 01:00

Die „bessere Lösung für die zweite Gitarre neben Weikath“ (HELLOWEEN) stand mir freundlicherweise für ein Interview zur Verfügung. Wenn das nix ist..

Zur Person/Band
Stefan: Seit wann machst du Musik und hast du schon immer gesungen und Gitarre gespielt?

Patrick: Oh je... Musik mach´ ich seit 1995, wobei sich das wohl erst später nach Musik angehört haben dürfte. Gesungen habe ich schon immer. Ich war also einer derer, die heimlich, wenn keiner daheim war, zum Mikrofon gegriffen haben und sich sehr geschämt haben, wenn Papa mal früher heim kam. Die Gitarre hab´ ich seit 1990 in der Mangel.

Stefan: Wie würdest du eueren Sound jemandem beschreiben, der euch nicht kennt?

Patrick: Wir spielen ursprünglichen Metal und aufs Wesentliche reduzierte Lieder. Wir sind kein True- oder Retro-Metal und bei uns wird nichts mit Bombast aufgeblasen. Wir machen einfach laute Gitarrenmusik.

Stefan: Spielst du bei IVORY NIGHT 100%ig das, was du spielen willst und wie groß ist der Einfluss der anderen Mitglieder?

Patrick: Die anderen sind bloß angestellte Musiker und haben kein Anrecht auf kreative Beteiligung.
Quatsch, in Wirklichkeit schreibt jeder von uns. Einige Lieder sind Gemeinschaftsprodukte (z.B. "Salvation Is An Honest Man" oder "Never Be My Friend"), viele aber von einzelnen von uns ausgebrütet (z.B. "Charon Of Styx" und "Insane" von Carsten, oder "Fallen Father" von mir). Tilmann zum Beispiel schreibt selten komplette Songs mit Gesangsmelodien, sondern ist eher der Lieferant von Riffs und einzelnen Teilen aus denen die Band dann Lieder zusammengesetzt.
Man kann deshalb sagen, dass bei uns rein musikalisch keiner unzufrieden werden kann, weil wir das so machen, wie es uns gefällt. Wenn sich der Geschmack ändert, ändern sich auch die neuen Stücke. Im Endeffekt klingt dann trotzdem alles nach uns. Ich finde, dass Carstens Lieder bestimmt ganz anders sind als meine. Aber auch wenn ich Melodien singe, die er sich ausgedacht hat, klingt´s nach IVORY NIGHT.

Stefan: Bei IVORY NIGHT hat sich das Besetzungskarussell ja schon einige Male gedreht. Wie wirkt sich diese Tatsache auf die Musik aus?

Patrick: Sicherlich. Wir hatten früher mal einen Drummer, der viel Thrash Metal hört, da klangen die Songs dann auch schmutziger :-)
Unsere Bandbreite ist für eine Metalband ohnehin recht groß, da fallen unterschiedliche oder wechselnde Einflüsse im Gesamtkontext nicht negativ auf.

Stefan: Worauf legst du beim Songwriting Wert?

Patrick: Wir orientieren uns am Ursprung, also am Rock. Keine blöden Streicher / Keyboards / Heldenchöre, nur gute direkte Lieder. Immer überlegen, ob etwas rüber kommt, oder ob man nur in die Standardkiste gegriffen hat.
Ich bin ein unerträglicher Quertreiber und will immer das Gegenteil. Das kann bedeuten, dass ich was anschleife, was grade von mir gar keiner erwartet hat, oder dass ich das Material der anderen in eine andere Richtung schieben will. Insgesamt will ich spüren, dass ein Song "kickt" oder "knallt". Das hat mit Logik nix zu tun, das spürt man einfach. Deshalb kann ein simpel aufgebautes "Beyond The Pain" genauso gut zünden wie ein komplexeres "Salvation Is An Honest Man" oder ein episches "Mother Earth".

Stefan: Hat sich dein Musikgeschmack in den letzten Jahren verändert und wie sehr beeinflusst dich dieser beim Songwriting?

Patrick: Mein Musikgeschmack wird in den letzten Jahren extremer, also entweder härter, oder rockiger. Ich höre mir jetzt lieber ANTHRAX als Melodic Metal an. Aber auf der anderen Seite dann auch PINK CREAM 69, BAP, ALICE COOPER oder WISHBONE ASH. Die neoklassizistische MALMSTEEN- / STRATOVARIUS-Schiene ist bei mir ganz stark reduziert.
Ich habe mich auf die wesentlichen und ursprünglichen Dinge fixiert: Metal kann Rock und Thrash gleichzeitig abdecken, hat aber für mich nichts mit getriggerten Drums und fetten Orchesterpassagen zu tun.

Stefan: Welche Ziele hast du als Musiker und wie wichtig sind dir diese, bzw. wie sehr verfolgst du diese Ziele?

Patrick: Das wechselt von Zeit zu Zeit. Manchmal ist man eher gefrustet und zweifelt. Im Moment hatten wir ein sehr starkes Konzert auf dem AStA-Sommerfest in Kaiserslautern, dann denkt man schon wieder eine Spur größer.
Nichts gibt mir mehr Bestätigung, als eigene Sachen zu bringen. Überhaupt denke ich, es wäre der Musikgeschichte sehr schlecht gegangen, wenn FREDDIE MERCURY, JIMI HENDRIX oder ALICE COOPER lieber auf Nummer sicher gegangen wären und in Coverbands gespielt hätten.

Neue CD
Stefan: Wie laufen die derzeitigen Aufnahmen für die neue CD und wann soll sie erscheinen?

Patrick: Die Aufnahmen sind beendet, wir stecken mitten im Abmischprozess. Wenn wir Ende des Jahres unsere kleine Tour durch Deutschland machen, wollen wir auf jeden Fall unsere CD dabei haben. Sollte also mit Oktober hinhauen.

Stefan: Erzähl´ doch bitte mal, was sich im Vergleich zu älteren IVORY NIGHT Aufnahmen verändert hat!

Patrick: Die alten Aufnahmen waren reine Homerecordings. Dieses Mal waren wir für die Schlagzeug- und Gesangsaufnahmen in einem "echten" Tonstudio in Düsseldorf und haben dort von einem Tontechniker Unterstützung erhalten. Es ist von unschätzbarem Vorteil, wenn jemand mit geschultem Gehör als Außenstehender den Aufnahmeprozess leitet. Besonders beim Gesang.
Das jetzige Album wird auf jeden Fall im Presswerk vervielfältigt, nicht selbstgebrannt.

Stefan: Gibt es sonst noch Wissenswertes über die neue CD?

Patrick: Sie wird Weltklasse und sie kommt bald raus!

Texte
Stefan: Sind euere Texte eher klischeehaft, persönlich oder noch anders und könntest du ein Beispiel nennen?

Patrick: Auf keinen Fall klischeehaft. Jedenfalls nicht von der Aussage her. Manche Musik verlangt nach kraftvollen und brachialen Worten, da ergibt sich das automatisch. Sonst hätten sich über die ganzen Jahre die typischen Klischee-Texte des Heavy Metal ja nicht gebildet. Ich will aber auf jeden Fall eine "interne Klischeebildung" vermeiden, so wie bei MANOWAR. Dort werden ja rein aus Prinzip Kriegstexte verfasst.
Wir haben von meiner Seite her viele persönliche oder sozialkritische Geschichten. Oder Zorntexte, die sind dann nicht immer klischeefrei. Bei Carsten ist das ähnlich, er schreibt aber mehr Erzählungen, oder auch über Mythologie. Bloß keine Texte darüber, wie toll es ist im Krieg ehrenvoll zu sterben.

Stefan: Wie wichtig sind dir die Texte und wie leicht gehen sie dir von der Hand?

Patrick: Ich habe früher immer gesagt, dass ich als Musiker in erster Linie auf die Musik achte und mir die Texte recht egal sind. Damals hatte ich einfach noch keinen guten Text geschrieben, der mir als Maßstab hätte gelten können. Ich will mittlerweile schon eine Aussage haben, weil mich schlechte Texte von anderen Bands schon zu oft geärgert haben. Oft merkt man, dass keine Ideen vorhanden sind und nur das wiedererzählt wird, was alle anderen schon gemacht haben. Ein Garant für gute Texte war (die Poserzeit 86-92 ausgenommen) immer ALICE COOPER oder auch BAP. Diesen Standard möchte ich auch erreichen. Demnach gehen uns die Texte keineswegs immer leicht von der Hand.

Live
Stefan: Habt ihr schon einmal überlegt, euch für euere Konzerte zu schminken?

Patrick: Ähem, na ja... Eventuell die Haare hochtoupieren... Braucht Tilmann dann eh nicht. Ich dachte, wir sähen auch ungeschminkt super aus. Sollten wir denn?

Stefan: Habt ihr euch schon einmal Gedanken darüber gemacht, eine Live-CD aufzunehmen (das hätte ja gewisse Vorteile gegenüber einer Studio-CD, zudem seid ihr eine sehr gute Live-Band)?

Patrick: Aha, mein Lieblingsthema! Ich bin absoluter Live-CD Fanatiker! Ich will so was auf jeden Fall, und zwar eine echte Kultscheibe. Mit ganz viel Dreck und leicht schiefem Gesang. Und mit lautem Publikum. Ich denke, man sollte allerdings vorher einige Studioplatten draußen haben, um eine gute Auswahl treffen zu können. Da könnten wir dann auch die eine oder andere Lieblings-Coverversion aufnehmen. "Edge Of Thorns" von SAVATAGE wäre dann mein Favorit.
Was mich auch mal sehr reizen würde, wäre eine Liveplatte mit nur neuem Material aufzunehmen. Ich glaube CLOVEN HOOF haben so was mal gemacht.

Stefan: Ihr plant im Oktober eine kleine Tour, wo wird man euch überall sehen können?

Patrick: Vorwiegend in Mittel- und Ostdeutschland. Und im November natürlich in Kaiserslautern. Die genauen Daten und Orte findet man auf unserer Homepage http://www.ivorynight.de bzw. http://www.ivorynight.com.

Persönliches
Stefan: Was wäre für dich die optimale Bandbesetzung, mit welchen Musikern würdest du gerne spielen?

Patrick: Also, ich fasse das mal so auf, dass ich jetzt meine Allstars zusammenstellen soll. Ich bilde dann mal zwei Gruppen. Die Gruppe ROCK:
mit Freddie Mercury (R.I.P.) als Sänger, Brian May (QUEEN), Andy Powell (WISHBONE ASH) und Helmut Krumminga (BAP) an den Gitarren, Trevor Bolder (URIAH HEEP) am Bass und Phil Collins (GENESIS!!!) am Schlagzeug.
Und die Gruppe METAL:
Charles Rytkönen (LEFAY) und Les Carlsen (BLOODGOOD) als Sänger, Zakk Wylde (OZZY) und Steve Stevens (BILLY IDOL) an den Gitarren, Nibbs Carter (SAXON) am Bass und am Schlagzeug sitzt dann Cozy Powell (R.I.P.).
Oh Gott, um die Frage zu beantworten, habe ich 15 Minuten gebraucht und bin doch nicht zufrieden!
Es gibt wenige mit denen ich gerne mal spielen würde: Mit Freddie Mercury hätte ich gerne mal Singen geübt, außerdem denke ich, dass ich bei HELLOWEEN eine bessere Lösung für die zweite Gitarre neben Weikath wäre...

Stefan: Was bedeutet Musik für dich und gibt es da manchmal Konflikte mit deiner Freundin?

Patrick: Musik muss immer sein. Hören und selbst spielen. Generell kann ich wahrscheinlich gar nicht aufhören Musik zu machen, das gehört einfach zu mir.
Meine Freundin kommt da fast immer gut mit klar, weil sie sieht, dass Musikmachen DAS ist, was ich kann. Sie weiß ja am besten, wie wenig ich sonst noch so kann.

Stefan: Wie gehst Du mit Kritik um? Hast du dahingehend schon schlechte Erfahrungen gesammelt?

Patrick: Bei unserm ersten Auftritt waren wir die Vorgruppe einer Hardcore-Band auf einer Schulparty. Dort haben deren Fans ganz laut "No Peilung!" gebrüllt. Wir dachten die würden uns anfeuern und haben erst auf dem Video gehört was die wirklich wollten... Die haben auch gesagt, ich sänge wie Mickey Mouse. Wahrscheinlich hatten die recht damals.
Generell trift mich Kritik manchmal gar nicht, oft aber sehr und ab und zu kann ich direkt was davon umsetzen, wenn die Kritik angebracht ist.
Die Kritik zu unserer "Demo '98"-CD hat mich damals schon getroffen. Wir waren größtenteils völlig naiv an die Sache rangegangen und dachten, das wäre schon ganz gut. Na ja, die CD ist echt sauschlecht!

Stefan: Welche sind deine Einflüsse als Sänger, welche als Gitarrist und gibt es heute noch Vorbilder für dich?

Patrick: Als Sänger Eric Adams, Rob Halford, Freddie Mercury (auch wenn man's nicht hört), Harry Conklin von JAG PANZER und Michael Kiske früher mal. An der Gitarre Steve Stevens, fast alle von WISHBONE ASH, Zakk Wylde und Helmut Krumminga (BAP).
Vorbilder habe ich schon irgendwie. Es ist allerdings weniger, dass ich jemanden bewundere, weil er super Gitarre spielt oder toll singt. Ich bewundere zum Beispiel Biff von SAXON dafür, dass er mit paar-und-Fünzig immer noch Gas gibt, dabei die Band souverän anführt und besser singt, als in jungen Jahren. Oder WISHBONE ASH für einige zeitlose Stücke Musik. Und natürlich ALICE COOPER wegen seiner hochprofessionellen Art und seiner immensen Ausstrahlung.

Stefan: Hast du schon mal überlegt eine ganz andere Stilrichtung zu spielen?

Patrick: Ja, dreckigen und lauten Rock. Aber ich denke, das kommt ohnehin alles bei IVORY NIGHT unter.

Stefan: Welche Hobbys hast du außer Musik?

Patrick: Meine Freundin, Freunde und Familie, die Natur und Tiere. Ich spiele außerdem gern mal stümperhaft Minigolf.

Stefan: Was für Musik hörst du momentan am liebsten?

Patrick: ALICE COOPER, WISHBONE ASH, QUEEN, PINK CREAM 69, BAP und ANTHRAX.

Stefan: Was sind deine Lieblingssongs von IVORY NIGHT?

Patrick: Salvation Is An Honest Man, Fallen Father, Charon Of Styx, Insane, Mighty Wings, Killer 7, You Don't Destruct Me

Sonstiges
Stefan: Wie läuft´s mit MEN OF WAR, wie lange wollt ihr diese Band weiterführen und wie viele Konzerte spielt ihr derzeit?

Patrick: Carsten und ich haben vor einem Jahr gesagt, dass wir mit M.O.W. aufhören wollen. Dann dachten wir, wenn gute Angebote kommen, werden wir die natürlich nicht ablehnen. Und so lange welche kommen und die dann so viel Spaß bringen, wie fast alle seit diesem Entschluss, lassen wir das auch so! Ich glaube, wir spielen mit M.O.W. circa 15 Auftritte im Jahr, da wir keine kleinen Auftritte mit schlechten Konditionen annehmen wollen.
Der Vorteil ist, dass eine Coverband, die nur eine bestimmte große Band nachspielt, von mehr Veranstaltern gebucht wird, als "normale" Coverbands, oder IVORY NIGHT. Das Gute ist, dass es schon einige Veranstalter gab, die nachdem wir mit M.O.W. gespielt haben, auch IVORY NIGHT gebucht haben.

Stefan: Welche CD hast du dir als letztes gekauft?

Patrick: "Chain Of Command" von JAG PANZER (1987 aufgenommen, jetzt erst veröffentlicht)

Stefan: Möchtest du sonst noch irgendwas loswerden?

Patrick: Danke für die Unterstützung!

Redakteur:
Stefan Lang

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