IN EXTREMO: Interview mit Kay Lutter

04.10.2013 | 17:19

Mit "Kunstraub" wurde in diesen Tagen das elfte Werk IN EXTREMOS veröffentlicht. Und lasst es euch gesagt sein, das Album wird Erwartungen erfüllen und übertreffen. Darum sprachen wir kurz mit Bassist und Pauker Kay Lutter über das aktuelle Album, die kommende Tour und derzeitige Lage bei der Spielmannstruppe.

Hallo zusammen. Marcel von POWERMETAL.de hier. Vielen Dank, dass es mit dem Interview klappt. Zunächst einmal, wie geht es euch? Alles im Lot im IN EXTREMO-Lager?

Klar ist alles im Lot – und wir sind vor allem froh, dass es nun endlich losgeht.

 

"Kunstraub", euer nunmehr elftes Studioalbum, steht in den Startlöchern. Agiert ihr im Vorfeld mit der identischen Aufregung wie zu "Gold"- oder "Hameln"-Zeiten oder geht ihr heuer etwas lockerer, routinierter an die Sache heran?

Zu "Gold"- und "Hameln"-Zeiten waren wir im Übrigen gar nicht aufgeregt, denn wir sind damals mit Sicherheit ganz anders an die Sache herangegangen als heute. Es gab keine Erwartungshaltung einer Plattenfirma, der Presse oder der Fans; wir haben diese CDs damals einfach nur für die nächste Mittelalter-Saison produziert, um etwas verkaufen zu können. Das hat sich erst mit „Weckt die Toten“ geändert, allerdings hatten wir hier eher mit dem Zeitdruck zu kämpfen. Erst nach dieser CD gab es dann so etwas wie eine Erwartungshaltung. Heute sehen wir das wesentlich lockerer, vor allem haben wir mittlerweile den Luxus, dass wir uns so viel Zeit nehmen können, wie wir brauchen.

Vor rund einem Jahr, am 4. August 2012, hattet ihr einen Auftritt auf dem "Woodstock"-Festival in Polen. Das war euer bisher größter Auftritt, oder? Wie waren eure Eindrücke? Wenn ihr daran zurückdenkt, bekommt ihr auch viele Monate später immer noch jene Gänsehaut, die ihr sicherlich vor Ort auch hattet?

Der Auftritt in Polen war wohl das Konzert vor der größten Zuschauermenge. Und auch wenn man vieles von den großen Open Airs in Westeuropa sicherlich anders gewohnt ist: Das Woodstock kommt für mich dem Gedanken eines guten Festivals am nächsten. Es muss nicht alles perfekt sein, es zählt einzig und allein die Stimmung.

 

Im Mai dieses Jahres folgte dann eine Fahrt auf dem "Full Metal Cruise". Wie waren eure Eindrücke? Hat es sich sehr von "normalen" Konzerten unterschieden?

Eigentlich nicht wirklich – und für uns war es ja bereits die zweite Fahrt mit einem Metal-Schiff, da wir im Januar 2012 schon bei 100.000 Tons Of Metal zu Gast waren. Klar unterscheidet sich solch ein Konzert von den Hallen- oder Open Air-Festivals, allein schon in technischer Hinsicht. Für uns sind solche Sachen aber immer eine willkommene Abwechslung.

 

Es ist ja nicht zu übersehen, dass ihr versucht, keine ausgelatschten Pfade zu gehen, sondern euch stets weiter zu entwickeln. Das ist mir auch auf "Sängerkrieg" aufgefallen, fiel mir auf "Sterneneisen" auf und kommt auch aktuell auf "Kunstraub" stets zum Vorschein. Seht ihr das genauso wie ich? Würdet ihr euch nach all den Jahren immer noch zum Mittelalterock zählen oder habt ihr mittlerweile diese Genrebezeichnung satt?

Wir haben uns diese Genrebezeichnung ja nicht selbst gegeben und, ganz ehrlich: Ich konnte mit dieser Bezeichnung noch nie etwas anfangen. In Extremo bestehet aus sieben völlig verschiedenen Musikern, von denen die Rockfraktion nicht wirklich ihre Wurzeln in der mittelalterlichen Musik hat. Aber gerade die Mischung ist für mich das Interessante.

Ich konnte im Vorfeld in das neue Album hören und muss euch gratulieren. Die Scheibe ist euch definitiv gelungen. Kommen wir zunächst zum lyrischen Aspekt: Die meisten eurer Stücke erzählen eine Geschichte. Daran kommt auch "Kunstraub" nicht vorbei. Welche Geschichten erzählt uns Das Letzte Einhorn auf dem neuen Album?

Das würden wir dann doch gern dem Zuhörer überlassen. Ich konnte schon früher in der Schule die Frage nicht leiden, was der Dichter denn wohl mit dem Gedicht bezweckt hat. =)

 

Okay. Musikalisch fällt auf, dass sich die Gitarren gekonnt in den Vordergrund drängeln. Das spielt sich speziell bei 'Der die Sonne schlafen schickt', dem punkigen 'Lebemann', sowie beim harten Titeltrack wider. Ist das der Weg, den IN EXTREMO auch zukünftig einschlagen?

Wir versuchen schon immer aufs Neue, mit alten Traditionen zu brechen und neue Wege zu beschreiten. Aber dass sich die Gitarre, zumindest im Gegensatz zu "Sterneneisen" oder "Sängerkrieg", in den Vordergrund drängelt, sehe ich nicht so.

 

Na gut, aber kommen wir einmal zur Live-Darbietung. Zukünftig dürften sich, aus meiner Sicht, 'Feuertaufe' und eben 'Kunstraub' als Bühnen-Kracher erweisen. Liege ich damit richtig? Welche weiteren "Kunstraub"-Stücke könnten sich auf der Bühne etablieren?

Wir gehen mit acht neuen Songs auf "Kunstraub"-Tour, was schon relativ gewagt ist. Aber ich bin ebenso gespannt darauf, welche Stücke sich für das kommende Jahr dann endgültig auf der Setlist festsetzen werden. Für mich gehört 'Gaukler' noch mit dazu sowie 'Himmel und Hölle'.

 

Ende des Jahres steht der erste Teil der "Kunstraub"-Tour an, im April folgen dann einige Russland-Termine. Auf was können sich speziell einheimische Fans gefasst machen? Stehen schon etwaige Vorgruppen fest?

Auf der "Kunstraub"-Tour wird uns die Band HASSLIEBE begleiten, deren neues Album "Sklave der Neuzeit" von Jon Caffery produziert wurde, der früher auch für DIE TOTEN HOSEN verantwortlich zeichnete. Für 2014 stehen die Support-Bands noch nicht fest – bis auf ein paar einzelne Termine mit unseren Freunden von DRITTE WAHL aus Rostock.

 

Wir freuen uns. Sodann wäre ich mit meinen Fragen auch am Ende und wünsche euch viel Erfolg mit "Kunstraub" und der darauf folgenden Tour. Danke für das Interview! Die obligatorisch letzten Worte gebühren euch. Was möchtet ihr unseren Lesern und euren Fans noch mit auf die Reise geben?

Ich hasse nichts so sehr wie letzte Worte. Das hat immer was von Abschied. Und gerade darum geht es bei uns ja nicht! ;-)

Redakteur:
Marcel Rapp

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