INFINITAS: Interview mit Savannah Childers

15.03.2020 | 14:47

Mit "Infernum" erzählen die Schweizer INFINITAS die nächste, etwas höllischere Geschichte und kredenzen uns ein formidables Album irgendwo zwischen melodischem Stahl und leichter Folklore. Und weil das Album auch in den kommenden Wochen noch Wellen schlagen wird, stand uns die Dame an der Violine, Savannah Childers, Rede und Antwort. Herausgekommen ist ein sehr schönes Gespräch, in welchem sie uns das Konzept näher durchleuchtet, was wir euch natürlich nicht vorenthalten möchten.

Hi Savannah, vielen Dank zunächst, dass du dir ein wenig Zeit für meine Fragen nimmst. Wie geht es euch denn? Wie ist die momentane Stimmung bei INFINITAS?
Hi, danke dir für dein Interesse und dass du Freude an unserer Musik gefunden hast. Wir sind aufgefrischt ins neue Jahr gestartet. Nach unserer Plattentaufe im Dezember konnten wir alle einmal richtig durchatmen. Es war eine tolle Taufe und es war echt schön zu sehen, wie viele Menschen uns durch unsere Musik begleiten und in jeder neuen Etappe unterstützen. Es war und bleibt ein unbeschreibliches Bild in meinem Kopf. Um solche Momente zu erreichen, braucht es jedoch sehr viele intensive Tage und Monate zuvor. Da standen die Aufnahmen und deren Produktion im Vordergrund, Videoclips, das Organisieren der Plattentaufe und nicht zuletzt parallel dazu, das was uns wirklich erfüllt: Konzerte spielen! Neben Internet-Präsenz und Aufnahmen ist das Livespielen natürlich der direkteste Zugang zu unserer Musik - zu uns als Musiker und zu dem was wir der Welt mit unserer Musik mitgeben möchten. Hier fühlt man es so richtig!

"Civitas Interitus", euer Vorgängeralbum, ist knapp zweieinhalb Jahre alt. Verrate mir doch einmal, was in der Zwischenzeit bei INFINITAS passiert ist und wie lange die Entstehung eurer neuen Platte "Infernum" gedauert hat.
Die Entstehung der neusten Platte "Infernum" begann ziemlich direkt, nachdem "Civitas Interitus" herauskam. Dort begann unser Gitarrist und Songschreiber also vor knapp zwei Jahren mit dem Songwriting. Einzelne Ideen waren schon bereits vorher vorhanden, denn es war schon von Anfang an klar, dass die Geschichte, die in "Civitas Interitus" erzählt wird, weitergehen musste. Nebstdem muss ich erwähnen, dass "Civitas Interitus" uns gezeigt hat, dass unsere Musik und das Konzept wirklich sehr gut ankommt und wir mehr wollen. Wir haben uns an einem Wochenende getroffen und konkret geplant, wie es weitergehen sollte, um unsere großen Ziele zu erreichen. Jetzt, knapp zwei Jahre später, sind wir sehr zufrieden mit der Entwicklung und zielen immer noch nach oben!

"Infernum" ist in mehrfacher Hinsicht ein besonderes Album. Konzeptionell habt ihr euch durchaus etwas einfallen lassen. Erzähle mir doch kurz vom "Infernum"-Konzept und dessen Protagonisten. Was hat es mit diesem Höllentrip auf sich?
"Infernum" ist die Fortsetzung von "Civitas Interitus", in dem der einzige Überlebende namens Adelar aus einer von Dämonen eroberten Mittelalterstadt (Lunatris) fliehen muss. Wie am Anfang des neuen Albums betont, segelt er auf das weite Meer hinaus, wo sein Schiff zu Bruch geht. Es gibt verschiedene Möglichkeiten wie seine Zukunft aussehen könnte. Er alleine mit seiner Einstellung zum Leben kann dies bestimmen. Entweder kann er voller Angst und Verzweiflung sein Leben weiterführen, da er seine Heimatstadt verloren hat und in Lebensgefahr steckt - dann gerät er in seine eigene Hölle. Auf der Kehrseite kann Adelar auch mit Zuversicht in die Zukunft schauen und für neue Erlebnisse offen sein. Dann erlebt er seinen eigenen Himmel. "Infernum" kam in dem Sinne zu Stande, weil wir in einem ersten Schritt nun die erste Möglichkeit vertonen wollen bzw. seine eigene persönliche Hölle oder wie du es schön sagst: Höllentrip. Es geht darum, dass wir alle durch diese Zeiten im Leben gehen müssen, in denen wir entscheiden, wie wir mit unserem Leben weiterfahren - machen wir es uns zur Hölle oder können wir trotz allen unangenehmen Umständen etwas daraus ziehen, an dem wir wachsen können und unsere Lebensgeschichte weiterschreiben können.

In welchem Gesamtkontext - eure alten bzw. künftigen Werke betrachtend - steht "Infernum"?
"Infernum" steht mit dem ersten Album "Civitas Interitus" und mit zwei zukünftigen Releases in einem Gesamtkontext. In diesem Konzept, welches wir aufgearbeitet haben, geht es darum, dass wir alleine die Macht haben unser Leben selber in die Hand zu nehmen. Unsere Entscheidungen und Einstellungen dem Leben gegenüber führen zu Gutem sowie Schlechtem und schlussendlich sind dies alles Dinge, die wir erleben werden. Erfahrungen führen zu Erkenntnissen, welche wiederum zu einem bewussteren Leben führen. "Civitas Interitus" beschreibt die Ausgangslage des Protagonisten Adelar und wie er seinem Schicksal entfliehen muss. Wir erzählen in drei verschiedene Releases die drei Möglichkeiten, wie er sein Leben nun weitergestalten kann. Zur Hölle ("Infernum"), zum Himmel voller Optimismus oder in der Ausgeglichenheit geprägt von seinen Erkenntnissen (Erde). Alle drei Alben, also Himmel, Erde & Hölle ("Infernum") fassen wir mit "Memoria" zusammen. Unsere Songs haben alle Namen von Dämonen. Diese Dämonen und deren unterschiedliche Charakteristika verkörpern die Erlebnisse des Protagonisten. Beispielsweise kommt der Dämon Rahu aus indischen Texten und ist verantwortlich für Sonnen- und Mondfinsternisse. Er bringt Dunkelheit über die Welt und lässt uns auch so fühlen. Im Song 'Rahu' geht es um genau solche Gefühle.

Aber auch musikalisch finde ich angenehme, leichte Veränderungen zum "Civitas Interitus"-Album. Findest du nicht auch, dass "Infernum" passend zum Artwork durchaus härter, bisweilen sogar düsterer ausgefallen ist?
Das ist definitiv so - wenn die Hölle beschrieben wird, wird das Ganze auch etwas härter und düsterer. Im Gegensatz zum letzten Album wird weniger auf das Folkige zurückgegriffen, sondern auf progressive und härtere Riffs und Melodien. Auch die Texte erzählen von düsteren Momenten von Verzweiflung und schwierigen Entscheidungen.

Mit 'Rahu', dem Aushängeschild 'Tiamat', sowie 'Avnas' und 'Lilith' konnte ich meine Highlights schon früh herauspicken. Was sind deiner Meinung nach die Herzstücke der Platte, die Grundpfeiler, auf denen "Infernum" steht?
Yeah, cool, dass das halbe Album für dich alle Highlights sind! Das ist für mich eine sehr schwierige Frage, da die Songs alle zusammen mit sich so in Verbindung zu einem Ganzen stehen. Es gibt aber zwei Songs, die für mich persönlich herausstechen: 'Tiamat' und 'Vadatajs'. Im Song 'Tiamat' beschäftigen wir uns mit einem Thema, das mich und uns als Band sehr bewegt: der zerstörerische Umgang mit unserer Mutter Erde und unsere eingeschränkten Sichten auf unseren Platz auf dieser Erde. Uns muss wieder bewusst werden, dass der Mensch Teil der Natur ist - man könnte auch sagen sogar nur Gast. Illusionen, dass wir die Erde unendlich ausschöpfen können, werden scheitern, denn sie wird uns schneller zerstören, als wir sie. Dagegen sind wir machtlos.
'Vadatajs' schließt das Album ab, hält das Ganze aber noch etwas offen, damit das nächste Album kommen kann. Hier irrt Adelar, unser Protagonist, durch den Wald. Immer wieder bringen ihn Dämonen vom Weg ab und lassen ihn seine Entscheidung, dass er aus dieser Hölle kommen möchte, hinterfragen. Der Song zeigt die Stolpersteine auf, die einem im Weg stehen können, wenn man an sein Ziel kommen möchte. Zuletzt macht es einfach verdammt Spaß diesen Song auf der Bühne zu spielen!

Du weißt, wir Redakteure denken oft und gern in Schubladen. Doch INFINITAS ist musikalisch schwer in eine zu stecken. Folk und Heavy Metal hier, ein wenig Thrash und viele Melodien dort - wie würdest du von deiner Sicht aus den Stil INFINITAS' beschreiben?
Es ist wirklich echt schwierig unseren Sound zu kategorisieren. Deshalb sage ich oft, dass wir einfach Metal machen - Punkt, hehe. Öfters werden wir aber als Melodic Metal bezeichnet, welches aber auch nicht ganz überall übereinstimmt. Wie du sagst: Die älteren Sachen haben einen eher folkigen Einfluss, während die neueren Songs etwas progressiver sind - einzelne Black-Metal- und Thrash-Einflüsse sind sogar kurz zu hören. Aus meiner Sicht als Geigerin: Mir macht es echt Freude mit den Riffs und Strukturen der Gitarre zu spielen. Teils harmonieren wir oder sind ziemlich gegensätzlich. Während ich auf dem letzten Album eher folkige Melodien übernommen habe, spiele ich in den neueren Sachen öfters die Rolle einer zweiten Gitarre, die im Rhythmus und Melodie abwechselt.

Noch ein kurzes Wort zum Artwork: Toll! Wer war dafür zuständig?
Das Album-Cover wurde vom gleichen Künstler, der bereits das letzte Album illustirert hat, gemacht, nämlich Franz Föhn. Er ist Bäcker von Beruf und malt nebenbei. Wenn du das Original in den Händen hältst (es ist ungefähr Vinyl-Größe), da sabberst du einfach 30 Minuten vor dich hin. Er ist sehr talentiert und arbeitet verdammt viele Details ins Bild, ohne dass es überladen wirkt. Zudem versteht er sehr gut, unsere Wünsche umzusetzen. Wenn wir mit unserer Idee kommen, was wir genau wollen, skizziert er einen ersten Entwurf und dann sprudelt es aus ihm raus. Einfach Hammer! Das Artwork im CD-Booklet, welches eine Karte der Hölleninsel zeigt, hat unser Gitarrist Selv illustriert. Beide haben dies wirklich sehr toll gemacht und wir haben uns sehr auf das Endprodukt gefreut!

Ein kleiner Ausblick auf die folgenden Monate: Was hält 2020 für INFINITAS noch parat und welche Pläne habt ihr für die kommenden elf Monate noch?
Im kommenden Jahr möchten wir natürlich unser frisch getauftes Baby promoten und somit möglichst viele Konzerte spielen. Ein Highlight wird sicher den Auftritt an den New Metal Days in Slowenien sein. Hier durften wir bereits letztes Jahr an den Metal Days spielen und durften die Atmosphäre dieses wunderbaren Orts Tolmin miterleben - es ist echt ein schönes Festival! Für unser nächstes Konzert kommen wir nach Dresden, auf das wir uns auch schon ziemlich freuen! Im April kommen wir vermutlich ebenfalls auf deutschen Grund. Neben Konzerte geben, machen wir uns aber auch schon langsam aber sicher an die Arbeit für das nächste Album, um die Geschichte fortzusetzen.

Savannah, vielen Dank noch einmal für Zeit und Geduld - ich wünsche euch mit "Infernum" viel Erfolg und freue mich persönlich schon auf eure künftigen Schandtaten. Was möchtest du unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?
Danke dir für das Interview! Es war mir eine Freude und ich finde es immer wieder schön wie die Metal-Community, wie zum Beispiel durch (Online-)Magazine ihre Bands so tatkräftig unterstützt! Was ich euch, liebe Leser*innen mitgeben möchte: Einen fetten Applaus an dich als Person, dass du gerade dieses Interview gelesen hast! Falls du uns schon eine Weile verfolgst - danke dir für deine Unterstützung. Du hilfst uns unsere Träume zu verwirklichen! Und falls du heute zum ersten Mal in Kontakt gekommen bist mit INFINITAS: Wir würden uns sehr freuen dich an einem Konzert zu sehen und etwas mit dir zu plaudern & trinken!

Redakteur:
Marcel Rapp

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