HAMMER KING: Interview mit Frontmann Titan Fox V

17.06.2021 | 14:25

Der vierte HAMMER KING-Schlag hat das Licht der Welt erblickt und allein aufgrund des Appetizers 'Hammerschlag' bat ich Frontmann Titan Fox V zum Interview. Gesagt, getan. Heraus kam ein äußerst schönes Gespräch mit einem sympathischen Frontmann, der uns ein wenig in das Königreich des Hammerkönigs entführte, mit dem wir über das neue, selbstbetitelte Album ebenso sprechen konnten wie über die Hochzeit mit Napalm Records, die erwähnte erste Single sowie mögliche Live-Packages. Aber lest selbst!

Titan, vielen Dank, dass du dir ein wenig Zeit für meine Fragen nimmst. Bevor es ans Eingemachte geht: Wie geht es dir? Wie ist die derzeitige Stimmung bei HAMMER KING?
Hi Marcel, schön mit dir zu sprechen! Ich habe gerade den Pommesgabel-Podcast mit Michael Kiske und dir gehört, es geht mir also gut, hehe. Im HAMMER KING-Lager sind wir natürlich alle bestens gespannt und voller Vorfreude auf den Release unseres selbstbetitelten Albums [welches inzwischen am 11. Juni erschien – Anm. d. Red.]. Das ist eine spannende Zeit! Unser erstes Album bei Napalm Records, wir sind dort gelandet, wo wir immer sein wollten. Nun darf sich zu viel Herzblut und ganz viel engagierter Arbeit noch ein bisschen Glück gesellen, dann wird das alles großartig werden.

Es freut mich sehr, dass dir unser Podcast gefällt! Ihr legt mit den Veröffentlichungen ein sehr gutes Tempo vor und veröffentlicht im siebten Bandjahr das vierte Studioalbum. Diesmal habt ihr euch nach "Poseidon Will Carry Us Home" aber etwas mehr Zeit gelassen. Magst du mir ein kleines Update geben, was in der Zwischenzeit passiert ist und wann ihr mit den Arbeiten zum neuen Album angefangen habt?
Wir wollen grundsätzlich immer einen etwa anderthalb-jährigen Rhythmus einhalten. Durch den leichten Reboot der Band – neues Label, neuer Mix-/Mastering-Partner, neuer Coverartist, neues Outfit und vor allem neuer Mann am Bass – haben wir viel zusätzlich zur reinen Musik gearbeitet. Die Corona-Zeit hat uns dadurch glücklicherweise weniger getroffen als die meisten anderen Bands, denn wir hätten all das ohnehin genau zu dieser Zeit gemacht. Um die richtigen Partner für alles zu finden, haben wir allerdings viele Sachen und Leute ausprobiert. Das hat einige Monate zusätzlich erfordert. Für die reine Albumproduktion lagen wir im gewohnten Rhythmus. Nun haben wir bereits mit dem Songwriting für HAMMER KING #5 begonnen – waste no time!

Selbstbetitelte Alben haben bekanntlich eine gewisse Aussagekraft. Welche Intention steckte denn bei euch dahinter, das neue Album schlicht "Hammer King" zu betiteln?
Zum einen ging es tatsächlich um den eben beschriebenen Reboot der Band und den damit einhergehenden Neubeginn mit nochmal ganz großer Motivation, zum anderen sind all unsere Alben bisher immer wie Bücher zu einem bestimmten Thema gewesen: Das Debüt hatte viele Songs, die unmittelbar im Kingdom spielten, "King Is Rising" war eine Sammlung von Kriegsgeschichten und "Poseidon Will Carry Us Home" war ein sehr nautisches Album, das sich unter anderem mit der Cape Horn-Umsegelung befasste. Beim Entstehen des neuen Albums wurde deutlich, dass sich viele Songs direkt mit der Person des Königs beschäftigten, was uns darin bekräftigte, den logischen Schritt zu gehen und den King endlich auch auf dem Cover erscheinen zu lassen. Als wir das Artwork dann mit unserem Logo sahen, war klar, dass wir dort keinen Titel mehr draufsetzen würden und der Titel "Hammer King" somit bereits draufstand.

Und mein lieber Herr Gesangsverein – die neue Scheibe ist ein richtiges Brett in Sachen Schwermetall. Im Vergleich zum Vorgänger finde ich es noch zielstrebiger, energischer und in gewisser Art auch etwas epischer. Worin liegen denn deiner Meinung nach die musikalischen Unterschiede zwischen dem Vorgänger und dem neuesten Rundumschlag?
Ich danke dir, ich sehe das tatsächlich genauso wie du! Wir haben immer das Ziel, sehr eingängige Songs zu schreiben. Bei unserem Debüt "Kingdom Of The Hammer King" ist uns das besonders gut gelungen, weshalb das Album für mich auch immer unerreicht blieb. Als ich den finalen Mix von "Hammer King" im Auto gehört habe, ist mir jedoch etwas passiert, was mir zuvor noch nie passiert war: Ich war zum ersten Mal in meinem Leben als Musiker von einem eigenen Album beeindruckt! Wir sind sehr froh, dass wir Jacob Hansen für Mix und Mastering haben gewinnen können, denn wir sind große Fans seiner Arbeit für die PRETTY MAIDS – und letztlich hat er aus unserem Album genau das auch herausgeholt: Das Album hat massiv Druck und klingt gleichermaßen transparent und groß, weshalb auch der epische Anteil deutlicher geworden ist. Genau in diese Richtung wollen wir weitergehen: Die harten Songs sollen mächtiger und die epischen Songs noch epischer werden.

Nicht nur durch Titel wie 'Awaken The Thunder', 'We Are The Kingdom' oder 'Kings Of Kings' kommt eine gewisse "Jetzt erst recht"-Mentalität zum Vorschein. Inwieweit brachte euch diese Devise inmitten der Corona-Pandemie denn noch mehr Durchschlagskraft, Entschlossenheit und Power?
Das "Jetzt erst recht" kam bereits vor Corona. Wir hatten unseren ersten Besetzungswechsel in der Bandgeschichte und auch wenn der Wechsel richtig für die Band war, so war er trotzdem schmerzhaft und traurig. Letztlich ist keine Trennung schön, egal auf welcher Seite man steht. Als wir es einigermaßen eingeordnet hatten, kam dieser Drive, der sich vor allem im Studio gezeigt hat: Dolphs Drumming war massiver und experimentierfreudiger als früher und ich hatte das Gefühl, dass ich gesanglich machen konnte, was ich wollte. Es lief wirklich prima, alles hat gepasst. Das Studio Greywolf ist umgezogen und die neuen Räume klingen einfach großartig, das hat uns auch geholfen. Im Englischen sagt man "it was just happening", besser kann man das nicht zusammenfassen.

Die bockstarke Up-Tempo-Monsterhymne 'Hammerschlag' war der erste "Hammer King"-Appetizer – wie entstand denn die Kollaboration zwischen euch und TANKARD-Herzensbrecher Gerre sowie dem EPICA-Gitarristen Isaac? Speziell bei Herrn Geremia hat mich das positiv gewundert.
Hahaha, Herzensbrecher ist das perfekte Stichwort! Wir haben 2019 auf einem Benefiz-Festival im Osten Deutschlands gespielt, wo TANKARD Headliner war. Wir sind zwar seit Jahren mit ihrem Gitarristen Andy befreundet, Gerre kannte ich erstaunlicherweise aber noch nicht. Unser Techniker Marco hat da die Brücke gebaut und plötzlich kam Gerre mit offenen Armen auf mich zu und rief: "Ey, ich will dich kennenlernen, ich bin voll der Fan von euch! Ich hab all eure Alben – physikalisch, nicht als Download!", worauf ich dann antwortete: "Ich bin auch voll der Fan von dir – Sturm der Liebe, ganz großes Kino!" Es war Liebe auf den ersten Blick! Wir haben dann ewig geredet und schließlich vage festgehalten, dass man ja mal einen Song zusammen machen könnte. Als wir ein halbes Jahr später dann die Musik von 'Hammerschlag' hatten, lag es natürlich auf der Hand, Gerre ins Boot zu holen. Er war sofort dabei. Wir waren dann bereits im Studio, als die Corona-Geschichte richtig losging und im Internet überall diese Corona-Sessions auftauchten – Charlie Benante spielt mit Alex Skolnick einen Song von RUSH und so ähnlich. Da meinte ich zu Charles [Greywolf, POWERWOLF – Anm. d. Red.], dass es doch eine gute Idee wäre, aus 'Hammerschlag' eben genau so eine Allstars-Nummer zu machen und noch zwei Gitarristen einzuladen. The Crusader von WARKINGS war natürlich erste Wahl, da wir ihn beide kennen und er ein extrem feiner Mensch und exzellenter Gitarrist ist. Isaac Delahaye von EPICA war Charles' Vorschlag, da die beiden sich von gemeinsamen Touren kennen. Beide haben sofort zugesagt und innerhalb weniger Tage hatten wir zwei großartige Soli, die uns nun live einiges abverlangen, hehe.

Ich höre "Hammer King" vom beginnenden 'Awaken The Thunder' bis zum abschließenden 'Holy'-Outro und würde mir am liebsten die Klamotten vom Leib reißen und mir bewaffnet das nächstgelegene Schlachtfeld suchen. Mit welcher Intention schreibt ihr dieses bockstarke Stahlfeuerwerk oder welche Message steckt – auch im Hinblick auf die eigenen, inneren Kämpfe – dahinter?
Wir wollen, dass Leute sich die Kleider vom Leib reißen und danach in die Schlacht ziehen! Letztlich stehen wir natürlich im Dienst seiner Majestät, da bleibt uns wenig übrig, als massive Songs zu schreiben, die ihm huldigen. Monarchen mit großen Hämmern sind nur dann angenehme Zeitgenossen, wenn man sie bei Laune hält. Glücklicherweise trifft sich das sehr gut mit unserem grenzenlosen Fanatismus, ständig neue Songs zu kreieren. Denn ganz ehrlich, nichts in der Welt ist großartiger, als das Gefühl, einen neuen starken Song erschaffen zu haben. Außer natürlich, sich die Kleider vom Leib zu reißen und in die Schlacht zu ziehen, da schließt sich dann der Kreis.

Wer illustrierte bislang die Artworks für HAMMER KING?
Die ersten drei Artworks hat der großartige Timo Wuerz erschaffen, das aktuelle nun erstmals Péter Sallai. Wir haben einige Leute angetestet, da sowohl Napalm als auch wir gewisse Vorstellungen hatten. Als Péter seine erste Skizze schickte, war es offensichtlich, dass er es sein würde. Er hat die Figur des HAMMER KING in eine massive Gestalt gepackt. Sieht auf dem Album, in Anzeigen und auf Shirts bestialisch aus!

Seit jeher begleiten euch die Parallelen zu MANOWAR, obwohl ich da noch viele weitere Einflüsse sowie eine recht eigene Note in eurem Sound sehe. Aber wie sehr stört oder ehrt euch vielleicht der Einfluss der selbsternannten "Kings Of Metal"?
Da ich damals nach dem Ende der ersten ROSS THE BOSS-Besetzung den Wunsch hatte, unser nie entstandenes drittes Album irgendwie nachzuholen, war die MANOWAR-Parallele an sich ganz passend. Man darf auch bedenken, dass ich bei ROSS THE BOSS wie in allen Bands, an denen ich beteiligt bin oder war, komponiert und vor allem aber arrangiert habe. Da ist auch verständlich, warum die beiden neuen ROSS THE BOSS-Alben so brutal anders klingen. Ich glaube, dass ich einfach arrangiere, wie es MANOWAR in der mittleren Phase (was zeitlich natürlich Frühphase sein müsste, aber eben Album drei "Sign Of The Hammer" bis sechs "Kings Of Metal" bedeutet) tat. Mir ist klar, dass man in dieser Sparte Musik, wie wir sie spielen, zwangsläufig immer damit zu leben hat, dass eine neuere Band wie eine klassische Band klingt. Ich erinnere mich, dass man STRATOVARIUS nachsagte, sie klängen nach HELLOWEEN. Dann sagte man SONATA ARCTICA nach, sie klängen nach STRATOVARIUS. Letztlich klingen alle traditionellen Bands irgendwie nach dem Einzugsgebiet der klassischen Bands und entwickeln mit der Zeit im Idealfall einen eigenen Touch. Das ist bei uns auch nicht anders, daher freut es mich sehr, dass du die eigene Note raushörst! Ich glaube tatsächlich, dass wir uns mit diesem Album ziemlich freischwimmen, daher passt der Titel "Hammer King" sehr gut.

Ihr seid seit diesem Album im Schoße von Napalm Records. Worin liegen denn deiner Meinung nach die großen Vorteile, bei solch einem renommierten Label unter Vertrag zu sein?
Die liegen definitiv bei der super Promo, denn ich konnte bisher noch nie mit so vielen Leute sprechen, wie jetzt. Das hilft immens und wir wissen das definitiv zu schätzen! Wir waren bei Cruz Del Sur Music total glücklich und Enrico Leccese ist ein echter Freund, aber für eine Band wie uns, die kommerziellen Metal spielt, ist Napalm einfach die perfekte Company. Die Tatsache, dass zu Napalm Records auch Napalm Events gehört und wir somit ein motiviertes Booking hinter uns haben, ist ein weiterer Pluspunkt. Man hört ja oft von Bands und Musikern, dass Plattenfirmen heutzutage nicht mehr nötig wären. Ich kann nur sagen, dass vieles von dem, was uns gerade weiterhilft, ohne Plattenfirma nicht existieren würde. Als es mit Napalm losging, hat mich der gewaltige Aufwand, den sie betreiben, sofort fasziniert. Viele Fragen und viele Aufgaben – das zahlt sich aus, denn sie sind sehr systematisch und genau. Das ist genau unser Ding!

Wie wird es in diesem Jahr mit HAMMER KING oder auch LORD VIGO weitergehen? Blickt ihr schon vorsichtig in die Terminkalender für Live-Shows oder wollt ihr euch erst einmal weiterhin auf Songwritingprozesse für künftige Abenteuer fokussieren?
Wir scharren mit den Hufen und wollen auf jeden Fall live spielen! Metal ist eine der prädestiniertesten Livemusikstile, daher je früher desto besser. Ich hoffe sehr, dass es da sehr bald losgeht. Das Songwriting für das neue Album hat trotzdem bereits begonnen und klingt bisher ziemlich druckvoll. Ich denke, dass man als Musiker den großen Vorteil genießt, niemals Langeweile zu verspüren. Man hat immer viel zu tun, ob es Writing, Demos aufnehmen, Studioarbeit oder in normalen Zeiten Konzerte sind. Das ist bei LORD VIGO nicht anders, da ist die fünfte Platte fast fertig. Live werde ich natürlich nur noch mit HAMMER KING zu sehen sein, da wir alle der Meinung sind, dass es beide Bands verdient haben, uneingeschränkt arbeiten zu können. Und beim King bin ich eben nicht abkömmlich.

Apropos live – stell dir vor, du darfst dir ein Konzert-Line-up bestehend aus drei oder vier Band – natürlich mit HAMMER KING – für einen unvergesslichen Abend im Zeichen des Schwermetalls aussuchen. Für welche Größen würdet ihr gern den Abend eröffnen?
Oh, wie verlockend! Ich schlage drei verschiedene Modelle vor:
1) Hammers & Kings Tour: HAMMERFALL, WARKINGS und HAMMER KING. Könnte machbar sein.
2) Helden Tour: HELLOWEEN, SAXON, HAMMER KING.
3) Modell Größenwahnsinn: IRON MAIDEN, POWERWOLF, HAMMER KING
Aber letztlich wollen wir wirklich einfach spielen und da freuen wir uns auf alle möglichen Konstellationen. Wir wünschen uns viele Supportshows und Festivalslots. Hoffen wir das Beste!

Mein Lieber, damit wäre ich mit meinen Fragen auch durch und möchte mich nochmal bei dir für Zeit und Geduld bedanken. Damit gebühren dir die letzten Worte: Was möchtest du an die Leser von POWERMETAL.de noch richten?
Ich danke dir sehr für dieses wirklich großartige Interview! Es war mir eine absolute Freude! Powermetal.de ist für uns natürlich ohnehin etwas Besonderes, da wir über Georg und Stefan Lang ja alle Leser seit der ersten Stunde sind. Großartig, dass ihr nun auch noch in so kurzer Zeit einen renommierten Podcast habt schaffen können, das hat mir in Deutschland immer ein wenig gefehlt. Ich danke dir und euch und jedem Leser für den Support, wir geben Vollgas was HAMMER KING angeht, haben auf www.hammer-king.com einen neuen Shop mit wachsendem Sortiment – und hoffen vor allem, dass wir uns alle sehr bald live und in Farbe sehen können! God bless the King, may the King bless you!

Redakteur:
Marcel Rapp

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