Gruppentherapie: RIVAL SONS - "Rival Sons"

24.06.2011 | 09:49

RIVAL SONS heißt der Überraschungszweite des Juni-Soundchecks, der mit einer großen Portion LED ZEPPELIN und vielen Anklängen an die 1970er und 1960er Staub aufwirbelt. Und wir sagen euch, wie die Platte klingt.


Hier geht's ab! Gerade bei den ersten beiden Songs der "Pressure & Time" bekommt man den Mund nicht mehr zu. Allerfeinster Retro-Rock im Siebziger-Jahre-Stil für all diejenigen, die schon beim Gedanken an LED ZEP, die DOORS und die BLACK CROWES Bluthochdruck kriegen. Es quietscht und orgelt an allen Ecken und Enden, dazu ein wunderbarer Sänger, der die Stücke voller Inbrunst und ganz im Stile von Robert Plant intoniert. Der mal pumpende, mal eher wabernde Sound packt einen sofort, dazu ist die Mucke auf das Wesentliche reduziert: ordentlich bratende Gitarren, ein durchdringender Rhythmus und eben die mal markerschütternden, mal gefühlvollen Vocals. In einer gerechten Welt würden die RIVAL SONS damit vermutlich Stadien füllen, auch wenn man inzwischen gerade mal auf zwei Alben (inklusive "Pressure & Time") und eine EP zurückblickt, aber für den großen kommerziellen Erfolg müsste man sich sicherlich mehr anbiedern. Gut, dass sie es nicht tun. Schon der Opener 'All Over The Road' rifft wunderbar dreckig los und das anschließende 'Young Love' dürfte sich gewiss unter den besten Songs des Jahres einreihen. Delikat ist auch der groovige Stampfer 'Burn Down Los Angeles' - oh, yeah! Nur die etwas konfusen 'Save Me' und 'White Noise' kicken mich nicht so recht, aber das kann man getrost ignorieren bei einer Trefferquote von 80%. Diesem Album zu lauschen ist nämlich das reinste Vergnügen. Aber irgendwer muss ja auch das Erbe der Zeppeline hochhalten - da gibt es zwar auch noch die geballte Schwedenpower namens CRYSTAL CARAVAN und GRAVEYARD, doch auch die können ja nicht ganz allein die Welt retten.

Note: 9,0/10
[Stephan Voigtländer]



Angestaubt. Eigentlich 40 Jahre alter Scheiß, nachgespielt und unoriginell. Kennt man zur Genüge. Das sind RIVAL ZEP - ähm, ich meine RIVAL ZUNS. Quatsch, SONS. Warum feiern das alle so ab? Na gut, eines muss ich sagen: Weil es wirklich gut gemacht ist. Einige der Songs schlagen wirklich eine Kerbe in den Stamm, das die Späne rieseln. Musikalisch ist es aber tatsächlich zwischen späten Sechzigern und frühen Siebzigern hin- und herpendelnd - der Opener ist neuer, 'Young Love' älter, dann wird es wieder Zeit, irgendwo zwischen "III" und "IV" zu schwelgen. Die starke Stimme von Jay Buchanan trägt die Songs, aber wenn sich innerhalb von etwas mehr als einer halben Stunde Langweiler wie 'Only One' verbergen, muss man schon behaupten, dass man auf "darf es etwas mehr sein" sicher mit "ja" geantwortet hätte. Zumindest solange es Songs wie die ersten beiden Tracks oder 'Burn Down Los Angeles' als Zugabe gegeben hätte. Doch bei zehn Liedern gibt es immerhin gleich drei schwächere Auftritte (das an UFO erinnernde 'Save Me' gehört übrigens ausdrücklich nicht dazu, sondern 'Gypsy Heart', und den Albumtiefpunkt bildet 'White Noise'), und das ist eindeutig zu wenig, um mein Monatstreppchen zu erklimmen. In den Sternstunden rocken sie die Wurst von der Stulle, aber die Abwechslung, die sie womöglich reinzubringen versucht haben, geht bis auf den Rausschmeißer nach hinten los. Da hätte ich mir einfach 30 Minuten mit dem Fuß auf dem Rockgaspedal gewünscht.

Note: 6,5/10
[Frank Jaeger]



Und wieder hat es hier eine Platte auf unser Redaktionstreppchen geschafft, die vom ersten bis zum letzten Ton enormen Spaß macht und die trockenen Tage des kommenden Sommers enorm erfrischend gestaltet. So ist es nach mehreren Durchläufen auch kein großes Wunder, dass RIVAL SONS mit ihrem superbem Werk "Pressure & Time" so gut in unserer Redaktion ankommen und vollkommen zu Recht auf dem Silberplatz unseres Monatstreppchens landen. Hierbei spielt das "Time" im Albumtitel eine große Rolle, teleportiert uns das Quartett mit seinem bluesigen und enorm groovenden 70er-Jahre-Rock knappe 40 Jahre zurück in die Musiklandschaft. Ab dem ersten Ton des eröffnenden 'All Over The Road' keimt dieses einzigartig rotzige Rock-Gefühl wieder hoch, welches damals viele unserer Eltern im Sturm eroberte. Dass die RIVAL SONS hierbei mehr als authentisch und bodenständig zu Werke gehen, versteht sich von selbst. Hier wechseln sich gekonnt kernige Passagen ('Burn Down Los Angeles') mit etwas ruhigeren Stücken wie 'Only One' ab, sodass neben dieser Zeitreise auch enorm viel Abwechslung und Variabilität die zehn Stücke auf "Pressure & Time" durchfährt. Dass mich dabei ein Großteil der Redaktion auf dieser Reise zurück in die unverfälschten Siebziger begleitet, freut mich sehr. Lasst euch von diesem nicht ganz einzigartigen, aber durchaus sympathischen Flair verzaubern.

Note: 8,5/10
[Marcel Rapp]


Der harte Sound der Siebziger ist in letzter Zeit wieder schwer im Kommen - was nicht zuletzt Veröffentlichungen von Bands wie BLOOD CEREMONY, GRAVEYARD, GHOST, ORCHID oder THE DEVIL’S BLOOD - indizieren. RIVAL SONS aus Los Angeles gesellen sich fortan mit einem Sternchen zu dieser illustren Aufzählung. Das frühere Krach- und Röchel-Label Earache hat sein stilistisches Potpourri um eine heiße, bis dato nur den wenigsten bekannte Band ergänzt. RIVAL SONS eifern stark den legendären LED ZEPPELIN nach, schmeißen dazu eine Schippe DEEP PURPLE ('Young Love'), THE FREE, CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL und schmecken das Ganze mit einer Prise THE WHO und den ROLLING STONES ab. Aushängeschild der Band ist Sänger Jay Buchanan der - ich muss es einfach sagen - stimmlich selbst den jungen Robert Plant beinahe abhängt. Kraftvoll, charismatisch und mit einem hohen Wiedererkennungswert ausgestattet veredelt dieser Mann wuchtige, erdige Hardrock-Perlen, die in einem äußerst warmen und lebendigen Klangbild präsentiert werden. Analoges regiert, Leute! Und dieser Sound läuft mir wie ein reifer, weicher Whiskey voll rein. Auch der Gitarrensound und die Drums klingen, als seien sie in den frühen 1970ern auf Tonträger konserviert worden. Und das ist ein Kompliment! Ob locker flockig wie bei 'Young Blood', kraftvoll rockend wie bei 'Get Mine' oder einfach zum Träumen wie bei der Gänsehaut-verdächtig gesungenen Halbballade 'Face Of Light': RIVAL SONS komprimieren auf zehn starken Songs die besten Zutaten dessen, was geilen 70er Hardrock mit Beat-Feeling ausmacht. Genrefans sollten dieses Werk auf keinen Fall verpassen! 

Note: 8,5/10
[Martin Loga]



Was sich im Vorfeld mit der nur als Download veröffentlichten EP schon andeutete, findet in dem nun vorliegenden Album 'Pressure & Time' seine zu erwartende Fortsetzung. RIVAL SONS aus Los Angeles sind tatsächlich zu etwas Höherem auserkoren (siehe Review zur EP) und dazu bestimmt, in die Fußstapfen von LED ZEPPELIN zu treten. Schon gleich mit den ersten Tönen des Openers 'All Over The Road' erklingt wieder dieser coole, trockene Sound, wie man ihn von den besten 70s-Produktionen her kennt. Besonders der Schlagzeug-Sound erinnert an den kultigen John Bonham (LED ZEPPELIN). Der recht fetzigen Nummer folgt das DOORS lastige 'Young Love' und die erste Auskopplung und gleichzeitiger Titeltrack 'Pressure & Time'. Schon alleine dieser Song mit seiner lässigen Leichtigkeit und seiner Coolness rechtfertig den Kauf dieses Longplayer. Ebenso cool geht es bei dem mit fetter Orgel unterstütztem ''Only One' weiter, wo die famose Stimme von Jay Buchanan besonders zur Geltung kommt. Mit dem stampfende 'Burn Down Los Angeles' und 'Save Me' wird die Drehzahl dann etwas erhöht. Beide Tracks zusammen genommen rocken in nicht mal fünf Minuten mehr das Haus, als manch Veröffentlichung dieses Genre in 60 Minuten. Der Abschluss des unglaublich intensiven Albums ist dann auch, wenn man unbedingt danach suchen möchte, der gleichzeitige Höhepunkt. Das entspannt liebliche 'Face The Light' hat eine traumhafte Instrumentierung, die den Zusammenhang der Band ein wenig widerspiegelt. Alles ist perfekt aufeinander abgestimmt: Robins pumpend blubbernden Bass, Michaels klirrend trockende Drums und Scotts groovend rockende Gitarre treffen auf die eindringlich intensiven Vocals von Jay, der nicht selten an den unerreichten Robert Plant erinnert. Die RIVAL SONS vereinen das Beste der ROLLING STONES, FREE und LED ZEPPELIN in sich.

Note: 10/10
[Thomas Schmahl]


Tipp: Lest auch die Einzelrezension von Chefredakteur Peter Kubaschk.

Redakteur:
Martin Loga

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