Gruppentherapie: RIOT - "Immortal Soul"

01.11.2011 | 08:12

Die Reformation im berühmten "Thundersteel"-Line-up hat lange Schatten geworfen, doch schließlich hat diese denkwürdige Gemeinschaft mit "Immortal Soul" nach über zwanzig Jahren wieder ein Album aufgenommen. Hat es RIOT geschafft, die hohen Erwartungen der vielen Fans zu erfüllen? Der Sieg im Soundcheck deutet daraufhin, auch wenn in der Gruppentherapie nicht nur Euphorie herrscht.

Dass "Thundersteel" und "The Privilege Of Power" zu den Höhepunkten der RIOT-Diskografie gehören, ist sicher unbestritten. Und mit exakt jenem Line-Up kehrt Bandhäuptling Mark Reale nun fünf Jahre nach "Army Of One" zurück und schürt natürlich die Hoffnung an diese Perlen des traditionellen, flotten Heavy Metals anzuknüpfen. Stilistisch gelingt das den Herren dann auch. Schon das Eröffnungsdoppel 'Riot'/'Still Your Man' sind erstklassiger schnelle Banger, 'Wings Are For Angels' ist eine grandiose Hymne und die beiden getragenen 'Crawling' und 'Fall Before Me' sind mit wunderschönen Ohrwurmmelodien versehen. So weit, so gut. Allerdings ist es dann auch mit der Herrlichkeit leider vorbei. Im zweiten Abschnitt verflacht "Immortal Soul" zusehends. 'Sins Of The Father' nervt im Refrain ein wenig, dem Titelsong fehlt es an Spannung und auch 'Believe' oder 'Echoes' lassen Drive und die großen Melodien der ersten Hälfte missen. Und damit ist "Immortal Soul" unterm Strich auch nur ein gutes Album geworden, das man aber dank der ersten fünf Songs als Fan der Band unbedingt einpacken muss.

Note: 7,5/10
[Peter Kubaschk]


Meine Freude über dieses Album ist vor allem deshalb immens, weil ich nach all den Wirrungen nicht mehr damit gerechnet hätte, dass es je das Licht der Welt erblicken würde. War die "Thundersteel"-Reunion erst groß angekündigt und gefeiert worden, brach die Band kurz darauf schon wieder auseinander und der Traum von RIOT mit Mark Reale, Don van Stavern, Bobby Jarzombek und Sangesmeister Tony Moore schien endgültig ausgeträumt. Doch offenbar wussten die Herren, dass sie da einige tolle Sachen auf der Pfanne hatten, welche der Nachwelt nicht vorenthalten blieben sollten, und so liegt jetzt "Immortal Soul" vor uns und bringt uns zumindest in weiten Teilen zurück zu den Tagen des Klassikers "Thundersteel". Der Opener 'Riot' ist ein flammendes Speed-Spektakel der Sonderklasse, das folgende 'Still Your Man' führt uns zurück zu den "Johnny"-Stücken der Vergangenheit, und 'Wings Are For Angels' ist einfach eine Hymne für die Ewigkeit. Die experimentellen Momente der "The Privilege Of Power"-Phase werden nicht bemüht, was für mich persönlich jetzt kein Manko ist, da ich jene stets gut aber auch sehr gewöhnungsbedürftig fand. Stattdessen ist auch einiges von der DiMeo-Ära übrig geblieben, so dass einige Songs doch deutlich entspannter und hardrockiger gehalten sind als "Thundersteel". Das führt letztlich auch dazu, dass ich hier nicht ganz die volle Punktzahl zücke: Dieses Line-up ist einfach mit den Speed-Granaten so genial, dass ich gerne noch mehr davon gehabt hätte. Dennoch: Ein richtig starkes Comeback eines der besten Line-ups, die der US-Metal je kannte - und somit natürlich auch ein verdienter Soundcheck-Sieger für den Oktober.

Note: 9,0/10

[Rüdiger Stehle]

Na, da hat die US-Legende doch im Grunde ein mehr als formidables und wirklich unterhaltsames Album veröffentlicht, welches vollkommen zu Recht ganz oben auf unserem Treppchen seinen Platz eingenommen hat. "Immortal Soul" schimpft sich das insgesamt vierzehnte Studiowerk der Herren um Ausnahmesänger Tony Moore und Mark Reale, welches im Vergleich zu seinen Vorgängern noch einige Schüppen zusätzlich ins Feuer schmeißen konnte. Zwar muss ich gestehen, mit meinen noch relativ jungen Lenzen nicht viel vom bisherigen RIOT-Schaffensprozess miterlebt zu haben, weiß ich dennoch um die immense Bedeutung des "Thundersteel"-Meilensteins für den Power Metal im Laufe der 80er, 90er und jüngsten Jahre. Ich kann meinem Kollegen Rüdiger Steele nur Recht geben, wenn er anno 2011 von einem "richtig starken Comeback" spricht. Das eröffnende 'Riot' überzeugt durch seine immense Spielfreude und Vitalität, die Stücke 'Still Your Man' und das äußerst coole 'Sins Of The Father' durch seine aufgedrehte Geschwindigkeit und da sich die Herren bei monumentalen Hymnen wie 'Wings Are For Angel', sowie dem abwechslungsreichen 'Whiskey Man' mächtig ins Zeug legen, dürfte bei jedem Fan beim Hören ein regelrechter Wasserschwall im Mund zusammenlaufen. Leicht episch und immens variabel kämpfen sich die fünf Herren durch diese unsterbliche Seele. Jungs, da habt ihr ein echtes Power-Schmankerl an den Mann gebracht! Vielen Dank dafür.

Note: 8,5/10
[Marcel Rapp]

Im klassischen "Thundersteel"-Line-up startet RIOT anno 2011 nochmals richtig durch. Besonders der formidable, speedig-harte Opener 'Riot' sprüht nur so vor Power und Spielfreude. Sangesgott Tony Moore hat gewiss nichts verlernt. Was für ein Auftakt! Der feine Midtempo-Banger 'Still Your Man’ besitzt gleichmaßen Hymnen-Potenzial, was der feinen Gitarrenarbeit und der superben Darbietung von Tony Moore geschuldet ist. Speedster wie 'Wings Are For Angel’ tragen unverkennbar den Vibe der "Tundersteel"-Ära, doch im weiteren Verlauf tritt leider kein zweiter Überhammer vom Schlage 'Riot' zutage, obgleich die Amis durchgehend überdurchschnittliche Stücke mit einer überragenden Gesangsleistung von Tony Moore auf dieses Album gebannt haben. Die tollen Midtempo-Rocker 'Stand Before Me' und 'Insanity' sind solche Ohrwürmer. Leider sind für meinen Geschmack in der zweiten Albumhälfte die speedigen Songs etwas unterrepräsentiert. Vor allem aber wäre es geschickter gewesen, den wohl stärksten Track des Werkes in der Mitte zu platzieren. Sei’s drum. RIOT bieten auf "Immortal Souls" höchst unterhaltsamen Metal, der es mit den Meisterleistungen der Vergangenheit ohne weiteres aufnehmen kann. Zudem wurde das neue Album klanglich top in Szene gerückt. Nur knapp unter neun Punkten in unserer Skala reiht sich der neue Leckerbissen von RIOT ein. Dringende Kaufempfehlung für die melodische Old-School-Abteilung und alle, die zeitlosen Metal lieben!

Note: 8,5/10
[Martin Loga]


"Thundersteel"-Line up - das geht natürlich jedem Power Metaller geschmeidig runter. Obwohl ich selbst ja das genannte Album ein wenig schwächer finde als der Rest der Welt, denn mein Liebling ist der abgefahrene Nachfolger, aber nichtsdestotrotz darf man von dieser Zusammensetzung der nicht tot zu kriegenden Band Großes erwarten. Das ist dann vielleicht auch das Problem, denn dass hier kein völliger Murks verzapft werden würde, war klar. Doch über eine relativ normale, gute Note kommt dann "Immortal Soul" doch nicht hinaus. Wie hier bereits erwähnt, kann das Werk nicht durchgehend auf höchstem Niveau überzeugen. Aber genau das wird von RIOT erwartet, wenn sie schon so vollmundig auftreten. Das Prädikat "ein gutes Album" ist so eindeutig nicht ausreichend. Aber: lässt man das Werbethema des Donnerstahls mal außen vor, dann hauen einige der Stücke schon mächtig rein. Die Gitarrenarbeit ist durchgehend stark, und Tony Moore ist natürlich eine Bank, wenn man höhere Töne vertragen kann. Einige der Lieder können dann nach einigen Durchläufen objektiv sogar doch irgendwie im Umfeld der Großtaten der Band angesiedelt werden - schade nur, dass man sich in diesen Momenten ganz offensichtlich mehr an "Thundersteel" denn "The Privilege Of Power" orientiert. Und das ist dann vielleicht auch noch mehr der Grund für die gute, aber nicht herausragende Note, nämlich das Fehlen der Experimente, die die Band Ende der Achziger so wertvoll machten. Auf hohem Niveau, aber ohne Überraschungen. Das ist bei RIOT mitnichten ein schlechtes Urteil!

Note: 7,5/10
[Frank Jaeger]

Dass "Immortal Soul" die Wiederauferstehung einer zuletzt arg schwächelnden Legende markiert, wird schon beim ersten Hördurchlauf klar. Vergessen wir daher einfach mal alles weitere, was wir über RIOT und das "Thundersteel"-Line-Up wissen oder zu wissen glauben, und konzentrieren uns voll und ganz auf die neuen Songs. Die erste halbe Stunde dieser Platte erweist sich als eine wahre Offenbarung für Edelstahl-Traditionalisten. Die aufgedrehte Speed Metal-Hymne 'Riot' ist der Hallo-Wach-Punch, der den Hörer öffnet für die wunderbare Gitarrenarbeit von 'Still Your Man', den Ohrwurm-Stampfer 'Crawling' (ala early SAVATAGE!) oder das energetisch aufgeladene 'Wings Are For Angels', dessen Chorus allerdings in der selbst generierten Hitze allzu schnell verdampft. 'Sins Of The Father' ist ein weiterer Volltreffer mit Hit-Potential; 'Fall Before Me' brilliert mit einer ausgefeilten Melodie-Führung und reift mit der Zeit zum eigentlichen Highlight von "Immortal Soul". Bis hierher spricht alles für glatte 9 Punkte. Doch dann kommt das, was früher die B-Seite war; und plötzlich ist die Magie irgendwie weg. Ab dem eher gehemmt wirkenden Titelsong (Warum hält sich Mark Reale auf einmal so zurück? Was hat ein QUEENSRYCHE-Chorus auf einer RIOT-Platte verloren?) fällt dieses Album schlagartig von 9er auf 7er-Niveau ab. 'Insanity' klingt nicht schlecht aber irritierend nach frühen NOCTURNAL RITES (sic!). 'Whiskey Man' läuft gut rein, ist aber so spektakulär wie Pommes Schranke. Und viel mehr kommt da nicht. Trotzdem ist "Immortal Souls" in der Quersumme natürlich ein rundum gutes und hörenswertes Metal-Album. Eine EP mit den ersten sechs Songs wäre allerdings der Oberknaller gewesen.

Note: 8,0/10
[Martin van der Laan]

Redakteur:
Peter Kubaschk

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