Gruppentherapie: PHARAOH - "Bury The Light"

08.03.2012 | 07:32

Ein neues PHARAOH-Album stößt in der Redaktion normalerweise auf ungeteilte Begeisterung. Daran ändert "Bury The Light" erwartungsgemäß nicht viel.

Überhöhte Erwartungshaltung? Vielleicht. Zumindest war der erste Eindruck von "Bury The Light" nach dem gar famosen "Be Gone" etwas ernüchternd. Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern braucht "Bury The Light" ein paar Spins zur Entfaltung und kann nicht von der ersten Umdrehung richtig packen. Doch hat man sich an die leicht verwaschene Produktion erst einmal gwöhnt und sich in Gourmethappen wie 'The Year Of The Blizzard', dem eröffnenden 'Leave Me Here To Dream' oder dem ziemlich eingängigen 'The Spider's Thread' hereingewühlt, bietet auch das vierte Album der Amis ganz edle Heavy-Metal-Kost. Tim Aymars Stimme ist gewohnt großartig und die Melodienvielfalt wieder sehr beeindruckend, auch wenn der ein oder andere Refain ('The Wolves') keine Jubelarien zulässt und "Bury The Light" daher nicht ganz die Klasse von "Be Gone" und "The Longest Night" erreicht. Fans schlagen hier aber natürlich dennoch zu.

Note: 8,0/10
[Peter Kubaschk]



Seien wir doch ehrlich, die meisten wirklich guten Scheiben brauchen ein paar Spins, um sich richtig zu entfalten. So ist es auch bei "Bury the Light" von PHARAOH. Und obwohl PHARAOHs Musik unter dem kraftstrotzdenen Banner Power Metal fährt, handelt es sich hier um eine Band, die anspruchsvoll, feinfühlig und detailverliebt zur Sache geht. Ich verstehe die Musik daher auch nicht als eine Aneinanderreihung von Hymnen zum Fäuste recken, sondern eher als kompositorischen Gourmetschmaus, zubereitet von Musikern, die ihr Handwerk zelebrieren, für Leute, die in der Musik nicht vordergründig nach dem Plakativen suchen, sondern tief in die Musik eindringen wollten. Deshalb gibt es hier auch keinen Bollersound, der nach 10 Sekunden klar macht, wie Power Metal wir doch sind, sondern den von Peter schon beschriebenen, leicht verwaschenen Sound, der viel Raum für den Klang der Gitarren und den Bass und die Stimme frei lässt. Welche Wonne, wenn mal nicht das Schlagzeug das lauteste Instrument ist, selbst wenn dann die vermeintliche "Power" verloren geht.
Ich selber kenne die Band noch nicht so lange wie meine Fanboy-Kollegen und daher kann ich den Vergleich zu den Vorgängern kaum ziehen. An einen solch magischen Supersong wie 'Year Of The Blizzard' kann ich mich jedoch nicht erinnern, auch nicht an so einen erhaben-hymnischen Anfang wie bei 'Castles In The Sky', das später von absolut königlichen Gesangsmelodien gekrönt wird. Aber wie gesagt, hier ist eher die Band als Kollektiv der Star und nicht der einzelne Song oder Musiker, und somit ist das ganze Gebilde PHARAOH als Gesamtwerk zu sehen. Macht einfach viel Spaß, hier zuzuhören. Und man bemerke, wie verschieden zwei 8-Punkte-Rezis sein können!

Note 8,0/10
[Thomas Becker]

Grandios, stark, brillant und durch und durch aus Stahl geschmiedet, schaffen es die eifrigen Burschen von PHARAOH, mein geschultes Gehör zu fesseln und Ohrwürmer hinein zu pflanzen, die mich noch Stunden nach dem jungfräulichen Durchlauf nicht in Ruhe lassen. "Be Gone" war, da sind wir uns wohl alle einig, ein wahres Freudenfest und genau an diesen, entschuldigt meinen Ausdruck, endgeilen Stücken schließt sich "Bury The Light" in meinen Augen nahtlos an. Über allem thront das variantenreiche Stimmchen Aymars, welches die praktizierte Instrumentaldarbietung zusätzlich veredelt und dieser das gewisse Sahnehäubchen aufsetzt. Sicherlich können nicht gänzlich alle Songs wie das herrlich verspielte 'Leave Me Here To Dream', das mitreißende 'The Wolves', das, wie mein Kollege Thomas Becker treffend bemerkte, magische 'The Year Of The Blizzard' oder das mit völliger Hingabe vorgetragene, dennoch hart wirkende 'Cry' diesen hohen Standart speziell des Beginns halten. Dennoch sind beinah überall mal mehr, mal weniger hell blinkende Highlights zu erkennen. Eine enorme Palette an Ideen, ein hohes Pensum an Spielfreude, Frische und Agilität, sowie die Unterstützung eines Ausnahmesängers – all das bringt PHARAOH mit "Bury The Light" die verdiente Silbermedaille. Glückwunsch.

Note: 8,5/10
[Marcel Rapp]


Nach der ausgesprochen starken Langrille "Be Gone" war die Erwartungshaltung an den Nachfolger "Bury The Light" entsprechend hoch. Tim Aymar und seine Kollegen knüpfen im Prinzip musikalisch nahtlos dort an, wo "Be Gone" seinen wohligen Ausklang fand. Das eröffnende 'Leave Me Here To Dream’ besticht durch seine Eingängigkeit und durch seinen Fülle an Melodien. Über fast acht Minuten Länge erstreckt sich das Stück 'The Year Of The Blizzard’, das nach seinem wunderbar balladesken, von Tim Aymar klasse dargebotenen Anfangsteil kraftvoll Fahrt aufnimmt. Auch das schnell aufgezogene 'In Your Hands' bleibt dank der feinen Leadgitarren und der überragenden Stimme des Frontmanns bestens im Ohr und im Hirnstübchen kleben. Der Rest des Materials fällt qualitativ allenfalls geringfügig ab. Im Ergebnis stimme ich Peter zu: Im direkten Vergleich hat "Be Gone“ in Sachen Qualität und Langzeitwirkung die Nase ein wenig vorn. Eine überaus lohnenswerte Scheibe haben die US-Amerikaner dennoch in petto. Alles in allem eine runde Sache!

Note: 8,5/10
[Martin Loga]

Ich und eine neue PHARAOH: das scheint eine Sache für sich zu sein. Fand ich "The Longest Night" auf Anhieb toll, hatte ich mit "Be Gone" doch erhebliche Startschwierigkeiten. Ich fand das Album zwar gut, musste es aber lange liegen lassen und dann immer mal wieder auflegen, bevor ich es richtig toll fand. Und ich spreche hier jetzt nicht von Tagen oder Wochen, sondern von Jahren. Aber - Odin sei Dank - ist der Funke irgendwann doch übergesprungen, weshalb ich die Platte mit all ihren tollen Facetten nun vollends genießen kann. Und um nun die Brücke zu "Bury The Light" schlagen - ich glaube, hier verhält es sich ähnlich. PHARAOH klingt in meinen Ohren nicht großartig anders als auf dem Vorgänger (einzig der absolut nervige Drum-Sound ist natürlicher geworden - danke dafür). Songwriting, Instrumentalisierung, Gesang - viele Ansatzpunkte zur Kritik lassen sich da nicht finden. Tim Aymar klingt kraftvoll, charismatisch und vor allem eigenständig. Es handelt sich auf dem ganzen Album auch um durch die Bank gute Songs, die durch Power, Abwechslung und einen Schuss Verspieltheit punkten können. Aber komplett begeistern kann mich die Platte auch trotz einer wirklich starken Nummer wie 'The Year Of The Blizzard' nicht.
Vermutlich brauche ich bloß Zeit. Aber Stand März 2012 sitzen leider nur siebeneinhalb Zähler drin.

Note: 7,5/10
[Oliver Paßgang]

Redakteur:
Peter Kubaschk

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