Gruppentherapie: MAGNUM - "The Visitation"

21.01.2011 | 11:03

Die Erwartungen waren nach dem letzten, nicht überragenden Werk "Into The Valley Of The Moonking" nicht besonders hoch. Doch MAGNUM zeigen sich im 39. Jahr(!) der Bandgeschichte wie einer Frischzellenkur entsprungen und präsentieren genau die Musik, die sie stark gemacht hat. Der Titel "Album des Monats" ist die Belohnung.


MAGNUM sind seit mehr als 30 Jahren eine feste Größe des epischen Hardrock. Alben wie "On A Storyteller's Night" oder "Wings Of Heaven" darf man widerspruchslos "Klassiker" nennen und Songs wie 'How Far Jerusalem' und 'Kingdom Of Madness' kann jeder Fan auswendig mitsingen. Und auch wenn für den Stempel "Klassiker" ein wenig der Zeitgeist fehlt und MAGNUM anno 2011 einfach nur nach MAGNUM klingen, so werden zumindest viele Songs von "The Visitation" in Zukunft mitgesungen. Immerhin ist dies ihr bestes Album seit der Reunion im Jahr 2002 und beinhaltet alleine so viele mitreißende Songs wie auf den vier letzten Alben zusammen. Ganz vorne ist dabei 'Freedom Day', eine Nummer, deren Zeile 'Sing for the human race' in Zukunft sicher aus hunderten von Kehlen ertönt. Wäre dieser Song 1985 erschienen, hätte sie wohl einen ähnlichen Status wie 'How Far Jerusalem'. Und mit 'The Visitation', 'Spin Like A Wheel' und 'Mother Nature's Final Dance' gibt es diverse Kompositionen auf ähnlich hohem Niveau. Lediglich das etwas kitschige 'Tonight's The Night' und das nicht ganz so nachhaltige 'Doors To Nowhere' verhindern eine noch höhere Wertung. Bärenstark,

Note: 8,5/10
[Peter Kubaschk]

Der Bandname MAGNUM steht in der melodischen Hardrock-Szene für absolute Qualität und Kontinuität. Seit dem Debüt "Kingdom Of Madness" (1978) hat uns die Truppe um Sänger Bob Catley Klassiker wie "On A Storyteller´s Night" (1985) oder auch "Vigilante" (1986) geschenkt und sich damit für alle Fans des epischen Hardrocks unsterblich gemacht. Nach einer etwas längeren Auszeit, folgte mit dem überdurchschnittlichem "Breath Of Life" (2002) das erste Reunion-Album, gefolgt von dem fantastischen und für MAGNUM-Verhältnisse doch relativ hartem "Brand New Morning" (2004). Gerade dieses Album machte klar, dass die genommende Schaffenspause der Band sehr gut getan hatte. Die Spielfreude war zurück, die Arrangements passten und die etwas gealterten Herren strotzten nur so vor Tatendrang. Nach dem zwischenzeitlich erschienenden "Princess Alice And The Broken Arrow" (2007), hat die Band nun mit ihrem neuen Album "The Visitation" ein weiteres Meisterstück am Start. Der neue Longplayer offenbart alles, was die Band stark gemacht hat und immer noch macht. Schon gleich mit dem Opener 'Black Skies' (knackiges Riffing) wird die Meßlatte sehr hoch gelegt. Dazu gesellen sich so Highlights wie das mitzusingende 'Wild Angels', das mitfühlende und leicht bombastische 'The Last Frontier' oder der Uptempo-Knaller 'Spin Like A Wheel'. MAGNUM haben trotz ihres schon etwas fortgeschrittenem Alters noch lange nicht genug und präsentieren sich mit "The Visitation" in Klassiker-Verfassung.

Note: 9,0/10
[Thomas Schmahl]


MAGNUM sind eine dieser Bands, die ich immer total klasse fand, aber die es nie in den Inner Circle meiner Faves geschafft haben. Klar, mindestens die Alben von "Chase The Dragon" bis "Goodnight L.A." gehören zu den kanonischen Werken des Hardrock. Außerdem ist Bob Catley einer der begnadetsten Rock-Sänger unter der Sonne. Nicht nur mit MAGNUM, sondern auch solo und als Gast bei AVANTASIA, AYREON und Gary Hughes setzte er ein Highlight nach dem anderen. Trotzdem sind mir die Alben nach "Breath Of Life" nicht wirklich geläufig; alles mal gehört, aber nur noch sehr wenig davon im Ohr. Geht man so recht unvoreingenommen an "The Visitation" heran, stellen sich unmittelbar zwei Empfindungen ein: Bob Catley ist noch immer eine Bank. Und irgendwie wirken MAGNUM heutzutage auf sympathische Weise anachronistisch. Dieser warme, schnurrende, leichtfüßige Gitarren-Sound, die Earcandy-Hooklines, die Mischung aus getragenen Hymnen und gepflegten Rockern, Song-Titel wie 'Wild Angels' oder 'Tonight's The Night' und das alles völlig unpeinlich und authentisch: schön, dass es so etwas noch gibt. Wegweisende Klänge erwartet von MAGNUM eh keiner, sondern ein würdiges Verwalten des eigenen Erbes auf den Schlachtfeldern des kraftvollen, epischen, leicht angeproggten Melodic Rock. Und MAGNUM tun mehr als das. Sie fügen ihrer Diskographie mit "The Visitation" ein weiteres kleines Juwel und ihrer privaten Jukebox mit 'Black Skies', 'Spin Like A Wheel', 'Wild Angels' und 'Midnight Kings' ein paar neue Hits hinzu. Well done, guys!

Note: 8,0/10
[Martin van der Laan]

Die altgedienten Recken von MAGNUM hatte ich nach dem für meine Begriffe vergleichsweise saftlos klingenden letzten Album "Into The Valley Of The Moonking" (2009) offen gestanden gar nicht mehr auf dem Schirm. Dass Front-Charismatiker Bob Catley und Gitarrist Tony Clarkin derart packend auf "The Visitation“ agieren, habe ich daher nicht erwartet. Eine amtliche Vollbedienung in Sachen melodischem Bombast-Rock erwartet den Hörer, die mit dem knackigen Eröffnungstitel 'Black Skies' ihren Anfang nimmt. 'Doors To Nowhere' und das überaus ohrwürmelige 'Spin Like A Wheel' - um nur einige Stücke zu nennen - bieten zeitlosen Melodic Rock mit Stil, der auch nach häufigem Hören nichts von seinem Charme einbüßt. Aufs Wesentliche reduziert gibt es mit ‚The Final Frontier‘ eine besonders starke Ballade zur hören, die mit zum besten in diesem Genre gehört, was mir seit längerem untergekommen ist. MAGNUM-Fans müssten hier zuschlagen. Allen passionierten Melodic-Rockern hingegen lege ich diesen Silberling wärmstens ans Herz. Well done, Folks!

Note: 8,0/10

[Martin Loga]


Die britische Artrock-Legende gehörte vor etwa 20 Jahren zu meinen Favoriten. Bis dahin erschienene Werke wie "The Eleventh Hour", "Kingdom Of Madness" oder der Alltime-Klassiker "On A Storytellers Night" liefen in Dauerrotation und können bis heute begeistern. Danach ließ mein Interesse an der Band, die sich sogar in Zeiten, in denen ich auf der Suche nach immer extremeren Bands und Spielarten war, behaupten konnte, schnell nach. Trotz guter Musik und immer exzellentem Gesang von Bob Catley war die Magie für mich ab "Goddnight L.A." einer gewissen Belanglosigkeit gewichen. Daher war mein Interesse an "The Invitation" eher gering. Und beim ersten Durchlauf hält sich die Begeisterung auch noch in Grenzen. Nett, toller Gesang, aber die Gänsehautmelodien zeigen sich nicht. Erst beim dritten oder vierten Anlauf springt der Funke auf mich über und entfacht dabei aber gleich ein wahres Freudenfeuer. Wieso habe ich das mitreißende 'Midnight Kings' nicht beim ersten Anhören entdeckt? Weshalb ist mir die Gesangsmelodie von 'Freedom Day' nicht sofort unter die Haut gegangen? Und warum in aller Welt bin ich nicht bereits bei der Entjungferung von 'Wild Angels' begeistert mitsingend durch die Wohnung gesprungen? Keine Ahnung. Fakt ist: "The Invitation" ist eine Ansammlung von extrem vielseitiger, in höchstem Maße melodischer Rockmusik, die in manchen Momenten sogar etwas episch anmutet. Die beste Magnum-Scheibe seit "Wings Of Heaven". Toll.

Note: 8,5 /10
[Holger Andrae]

Redakteur:
Peter Kubaschk

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