Gruppentherapie: HALCYON WAY - "Building The Towers"

23.12.2010 | 10:07

Die bis dato nur im Kaffeesatz des Untergrunds bekannten HALCYON WAY haben mit "Building The Towers" unsere Soundchecker überzeugt und kommt auch außerhalb dieser Gruppe gut an. Der anspruchsvolle Stilmix aus Power, Progressive & Thrash passt einfach.


Von HALCYON WAY hatte ich ehrlicherweise noch nie einen Ton gehört und sie sind tatsächlich nur auf Empfehlung eines unserer Stammposter im Forum in den Soundcheck gekommen. Die schlechteste Empfehlung war das offensichtlich nicht. Die Amis spielen kraftvollen, verspielten Metal, der immer mal wieder mit einigen todesmetallischen Backings aufgepeppt wird. Das ist in der ersten Hälfte von "Building The Towers" schon gut gespielt, mit einigen Hooks versehen, aber der letzte Funke fehlt da noch. Dieser wird dann spätestens mit 'Mouth Without A Head' entfacht. Ab dieser Nummer werden die Arrangements noch griffiger, die Refrains noch eingängiger, die Songs noch abwechslungsreicher und mit 'Icon Of Resolution' (grandioses Finale!) und 'Inside Looking Out' sind hier auch die zwei absoluten Höhepunkte des Albums zu hören. Wer auf leicht progressiven Power Metal steht, der auch gerne in den angrenzenden Genres wildert, sollte sich HALCYON WAY notieren und diesen Namen gleich mal doppelt unterstreichen. Tolle Band mit Wachstumspotential.

Note: 8,0/10
[Peter Kubaschk]

Wie der Peter so war auch ich im Vorfeld gänzlich unbedarft in Sachen HALCYON WAY. Daher lässt sich durchaus sagen, dass es eine Überraschung ist, die Band in unserem neuen Soundcheck so weit oben zu sehen. Doch verdient ist es allemal. Hat man nach der ersten Minuten des Openers 'Rise To Revise' noch das Gefühl, es mit einer weiteren modernen Mischung aus Melo-Death, Metalcore und Neo-Thrash zu tun zu haben, nimmt die Geschichte schon bald eine spannende Wendung und es offenbaren sich starker melodischer Gesang und herrliche Leads, welche die Band aus Atlanta als durchaus modern inszenierte Power-Progger präsentieren. Hier und da wird die gefällige von grantigen Backing Vocals und zeitgemäßen Sounds flankiert, aber mit melodischen und instrumentalen Anklängen an das neuere Werk von Bands wie JAG PANZER oder LILLIAN AXE beweist die Truppe aus dem US-Staat Georgia eben auch Sinn für Tradition. Damit setzt sie sich vielleicht ein bisschen zwischen die Stühle und wird hier wie da die Kritik der Puristen heraus fordern, doch das schert mich in dem Fall herzlich wenig, weil einfach alles frisch und enthusiastisch, dabei aber doch durchdacht und ausgefeilt klingt.

Note: 8,0/10
[Rüdiger Stehle]

Auch ich muss mich meinen Vorrednern anschließen: mir war bis vor dieser Veröffentlichung aus dem Hause HALCYON WAY nichts über die Band bekannt. Dies hat jedoch den entschiedenen Vorteil, dass man völlig uneingenommen und erwartungsfrei an die aktuelle Scheibe herangeht. Diese Einstellung setzt dem freudigen "Aha-Erlebnis", was "Building The Towers" auslöst, zusätzlich mit dem genialen Coverartwork, welches mich irgendwie an die DEATH-Scheiben erinnert, noch die Krone auf. "Building The Towers" ist im Großen und Ganzen ein sehr kraftvolles und ausdrucksstarkes Gemisch aus verschiedensten Genres, umhüllt von einem sehr progressiv ausfallenden Mantel. Insbesondere die variable Stimme des ehemalige ASHENT-Shouters Steve Braun hat es mir mehr als angetan und passt perfekt ins Songgefüge. Auch wenn es mir schwer fällt, einzelne Highlights aus dem Sortiment rauszupicken, muss ich die Klasse von 'Rise To Revise', 'Icon Of Resolution' und 'The Age Of Betrayal' betonen: Großartige, aber teils auch komplizierte Songstrukturen, facettenreiche Melodien, gepaart mit harten Riffs geben den insgesamt zehn Songs das gewisse Extra. Einflüsse unterschiedlichster Richtungen (Power – und Progressive-Metal übernehmen hier den Bärenanteil) tragen hier zu einem großartigen Gesamtkunstwerk bei, was zu Recht weit oben mitspielen darf.

Note: 8,5/10
[Marcel Rapp]


Ja, wie ist denn das hier einzuordnen, wo wir mal wieder vor dem großen Metal-Schrank stehen? Power Metal mit Speedanleihen? Progressive durchnetzt von Thrashsplittern? Das bleibt mal offen, da sollen sich andere Experten festlegen. Das Gebräu der Fünfe hier steigt ja auch recht fulminant ein, wenn sich da mindestens vier Singstimmen, von bulbig über zart bis hin zu grenzhysterisch gegenseitig flankieren. Wohl bekomm's! Und es wirkt in der Regel auch Spannung steigernd. Im Nachgang dann legt sich das Quintett auf einen "Stil" immer noch nicht so richtig fest. Bei HALCYON WAYs ist beim Hören Ideen-Erraten angesagt. Was kommt da gleich?! - Ist eine schöne Beschäftigung. Das ist neben der unbestrittenen Meisterschaft in der Beherrschung der Mittel das Naja der Platte: die ausufernde Art, sich hier Metal doch wieder zurechtzuschreiben. 'Desecration Day' ist da so ein Beispiel für Virtuosität, es geht auf und nieder, eine Salve jagt die nächste, durchballert mit feinen Einzelgitarrenlautserien. Das käsige Synthesizer verführt zum mitleidigen Lächeln, hat aber auch seinen Platz.
Die Balladen, die ruhigen Momente des Albums, wirken recht konzeptioniert und strategisch eingesetzt, aber gerade hier kann sich eine sonnenbebrillte Testosteronkumpanei aus der Neuen Welt ziemlich zum belächelten Blümchen machen.
Diese als Auflockerungen gesetzten Ruhepunkte und auch die angedeuteten Improvisationen souliger Femininröhren dienen in diesem an sich zu durchdachten, festgezurrten Werk als Farbkleckse, die ich persönlich gern angenommen habe.

Note: 6,0/10
[Mathias Freiesleben]

Beim Hören von "Building The Towers" muss ich ständig an eine ganz bestimmte Plattenfirma (sic!) denken. HALCYON WAY hätten mit ihrer Musik absolut perfekt ins Sortiment von DVS Records (R.I.P.) gepasst. Label-Chef Rene Janssen hatte immer ein großes Faible für diese Art von Progressive Metal auf hohem Niveau mit stilistischen Ausschlägen in unterschiedliche Richtungen. HALCYON WAY bauen ihren Sound auf ein solides Fundament aus klassischem US Power-Metal und verwenden für die darauf gesetzte komplexe Architektur kantige Thrash-Riffs, verschachtelte Instrumental-Parts und megaharmonische Gesanglinien. Die Stimme von Frontmann Steve Braun erinnert mich in den Strophen manchmal an Ozzy Osbourne, was definitiv als Kompliment gemeint ist. Die Zutaten sind also vom Allerfeinsten, und über weite Strecken ist die Verbindung der stilistischen Elemente vorzüglich gelungen. Am allerbesten gefallen mir HALCYON WAY, wenn sie erst die Progressive-Keule auspacken, um sie dann wieder in wunderschöne Melodien zu verpacken. So funktionieren zum Beispiel der tolle Opener 'Rise To Revise', das dynamische Hook-Monster 'Age Of Betrayal', das intensive 'Inversion' oder das unwiderstehliche 'Desecration Day'. Eine noch höhere Wertung verhindern in meinen Augen zwei, drei Songs, die sich auch nach mehreren Durchläufen einfach nicht im Ohr festsetzen wollen, und die eine oder andere Passage, wo die verschiedenen Elemente eben doch eher nebeneinander stehen statt miteinander zu verschmelzen. Bin gespannt, ob HALCYON WAY diese kleineren Schwächen auf ihrem nächsten Werk noch ausmerzen können. Dann steht uns ein amtliches Killer-Album ins Haus. Genre-Aficionados sollten auch schon "Building The Towers" unbedingt eintüten.

Note: 8,0/10
[Martin van der Laan]

Ich kann mich den Vorschreibern nur anschließen - auch an mir ging das HALCYON WAYsche Debüt "A Manifesto For Domination" sang- und klanglos vorüber. Und wenn nicht "Building The Towers" von den Herren Soundcheckern aufs Dezember-Treppchen gehievt worden wäre, hätte dieses Album bei mir wohl ein ähnliches Schicksal ereilt. Aber so weit ist es ja erfreulicherweise nicht gekommen, und auch in Zukunft werde ich diese Band aus Atlanta wohl im Auge behalten müssen. Denn - ihr ahnt es schon - auch mir gefällt "Building The Towers" richtig gut. Positiv ist auf jeden Fall hervorzuheben, dass HALCYON WAY sehr abwechslungsreich zu Werke gehen, und so bauen sie getreu dem Motto "Pimp My US-Metal" beispielsweise auch thrash-metallische Riffs oder death-metallische Growls ein. Aber die Songs klingen trotzdem immer wie aus einem Guss, und kein Element wirkt irgendwie fehl am Platz. Und an Eingängigkeit mangelt es den zehn Kompositionen sowieso nicht. Songs wie der Opener 'Rise To Revise', das recht progressive 'Inversion' oder auch das längliche 'Inside Looking Out' machen einfach Spaß. Hin und wieder fühle ich mich zwar an Bands wie FATES WARNING, ICED EARTH oder auch TWISTED TOWER DIRE erinnert, aber das soll bei solchen Vergleichen ja gar kein Kritikpunkt sein. Ich kann dieses Album jedenfalls auch nur wärmstens empfehlen .

Note: 8,5/10
[Martin Schaich]

Redakteur:
Peter Kubaschk

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