Gruppentherapie SUBTERRANEAN MASQUERADE - "Vagabond"

14.10.2017 | 22:48

Wer orientalisch angehauchten Rock und Metal sucht, der muss nicht zwingend zu ORPHANED LAND greifen, denn auch die Prog-Rocker SUBTERRANEAN MASQUERADE haben in dieser Hinsicht einiges zu bieten. Inzwischen zelebriert die Band bereits seit dem Jahr 2005 ihre eigentümliche Mischung aus den verschiedensten Genres und das dritte Langeisen "Vagabond" war Grund genug für uns, die Scheibe mit einer Gruppentherapie einmal näher zu beleuchten.

Im Gegensatz zu Kollege Macher, der ein ausgemachter Progfan ist, bin ich bei allzu komplexer Musik ja schnell genervt, vor allem wenn technische Demonstrationen zum Selbstzweck verkommen. Dennoch kann ich mich hier dem Urteil seiner Rezension vollumfänglich und auch in der Note anschließen, "Vagabond" ist für mich die Prog-Überraschung des Jahres. Der Grund liegt dabei klar im Songwriting der Truppe, die es gekonnt schafft, all die vielen, vielen Einflüsse in solch schlüssige Lieder zu packen, dass mir beispielsweise der saucoole Klezmer-Part erst beim dritten Durchlauf aufgefallen ist, da hab ich Songs wie 'As You Are' aber bereits schon mitgesungen. Mit solch einer Leichtigkeit wurde im Prog in meinen Ohren schon lang nicht mehr musiziert und ich bin hellauf begeistert.

Note: 9,0/10
[Raphael Päbst]

 

Leichtigkeit, ja. Dieses (anscheinend) lässige Herausschütteln von tollen Melodien und cool arrangierten Songpassagen finde ich bei SUBTERRANEAN MASQUERADE auch bemerkenswert. Bereits beim ersten Hör dieser mir bis dato komplett unbekannten Band bin ich schon beeindruckt ob der Vielfalt der verarbeiteten Stilistiken aus völlig unterschiedlichen Genres (auch jenseits des Rock-/Metal-Universums). Und das Ganze fügt sich wie selbstverständlich zusammen, ohne dass irgendwelche Brüche oder wahnsinnig vertrackte Passagen zutage treten würden. Dafür mit wunderbar stimmungsvollem orientalischen Einschlag. Ja, von mir aus nennen wir es Prog Metal, aber wie bereits erwähnt in einer harmonischen und vor allem songdienlichen Variante und mit warmem, ansprechendem Sound ausgestattet.
Ich werde allerdings das Gefühl nicht los, dass mir der Vorgänger "The Great Bazaar" (nachdem ich zweimal via Bandcamp durch bin) sogar noch ein Stück besser mundet, da die Kompositionen griffiger sind und die Band teilweise auch etwas härter zu Werke geht. 'Nomad' und 'Hymn Of The Vagabond' zeigen die kraftvollere Facette (inkl. Growling) in Ansätzen - mehr davon könnte den Hörspaß sogar noch weiter steigern, wobei das nun wirklich Herumkritteln auf hohem Niveau ist. "Vagabond" hält die Spannungskurve fast immer oben, nur an wenigen Stellen wird es für meinen Geschmack etwas zu langatmig-verspielt (exemplarisch: drei Viertel des Songs 'Daled Bavos'), und dann verliert mich die Band zumindest für kurze Zeit. Trotzdem ist das Musizierkunst auf erstklassigem Niveau ... und dem krönenden Abschluss mit dieser sensationellen Coverversion eines BOWIE-Welthits. Punktemäßig liege ich damit in conclusio mit Nils und Raphael absolut auf Augenhöhe.

Note: 9,0/10
[Stephan Voigtländer]

Unsere Gruppentherapien leben ja eigentlich zumeist von gegensätzlichen Meinungen und so habe ich es wirklich versucht, bei SUBTERRANEAN VAGABOND das Haar in der Suppe zu finden, über das ich mich in diesen Zeilen auslassen kann. Wirklich fündig geworden bin ich allerdings nicht, denn "Vagabond" ist ein absolut leckerer Prog-Release geworden, der trotz ungewohnter Songstrukturen und höchst anspruchsvollem Songwriting geradewegs ins Ohr geht. Musikalisch irgendwo zwischen OPETH und LED ZEPPELIN angesiedelt, sind es allerdings vor allem die orientalischen Instrumente, die der Musik der Multi-Kulti-Truppe eine ganze eigene Würze verleihen. Einzig das ab und an eingesetzte Akkordeon wirkt oftmals etwas arg kitschig und erinnert mich irgendwie unweigerlich an die musikalische Untermalung in einer Bar am Hamburger Hafen, was mir zumindest teilweise das ansonsten rundum gelungene musikalische Gesamtkunstwerk versalzt. Abgesehen davon ist "Vagabond" jedoch ein wirklich feines Album geworden, das mir einige spaßige Stunden vor dem heimischen CD-Player beschert und die Band auf meinem Merkzettel direkt ganz nach oben katapultiert hat. Eineinhalb Punkte muss ich schlussendlich trotzdem für den Einsatz des Schifferklaviers abziehen, denn das wäre in meinen Ohren wirklich nicht nötig gewesen.

Note: 8,5/10
[Tobias Dahs]

Redakteur:
Tobias Dahs

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