GODSLAVE: Interview mit Bernhard Lorig

14.04.2009 | 11:26

Kniet nieder, ihr Sklaven und huldigt dem Metal-Gott! Nein, keine Angst, ich bin (noch?) nicht komplett durchgeknallt, auch mir ein Aufruf wie dieser, ob der Klasse mancher Bands, durchaus angebracht erscheint.

Ich selbst bin zu einem "Sklaven" der Saarländer GODSLAVE mutiert, seit ich die Ehre hatte, mich mit "Out Of The Ashes", der aktuellen Thrash-Kanone der Burschen, zu beschäftigen.
Auch wenn das Debüt "Bound By Chains" keineswegs von schlechten Eltern gewesen ist, haben uns die Saarländer GODSLAVE erst auf ihrem aktuellen Scheibchen "Out Of The Ashes" ihre wahre Stärke gezeigt und ein dermaßen sattes Thrash-Metal-Brett abgeliefert, dass man der Formationen ihren Underground-Status keineswegs anmerkt, sondern viel eher auf eine erfahrene Truppe als "Verursacher" getippt hätte. Grund genug also für ein kleines Fragespielchen.
Der aus beruflichen Gründen kurzfristig nach Britannien emigrierte Gitarrist Bernhard Lorig musste uns Rede und Antwort stehen, was er aber auch gerne tat.

Walter:
Was gibt es denn zu den Anfängen bzw. Anfangstagen von GODSLAVE zu berichten?

Bernhard:
Aller Anfang ist schwer, haha. Unsere "Anfangsphase" muss man als eine sehr lange betrachten, denn prinzipiell zählen die Jahre 2000 bis einschließlich 2007 zu den Anfängen von GODSLAVE. In diesen Jahren existierte nämlich die Band SLAVERY, aus der dann GODSLAVE mehr oder weniger hervorgegangen sind, jedoch erst nach mehreren Besetzungswechseln. Diese Zeit war leider durch unfähige Musiker und Stagnation geprägt, was allerdings dazu führte, dass wir mit GODSLAVE umso vehementer loslegten, weil man als motivierter Musiker irgendwann einfach alles dermaßen satt hat, dass sich eine Art eiserner Wille entwickelt. Es existiert auch ein erstes Demo von SLAVERY, doch damals, als "Beauty Bastard" eingespielt wurde, war ich noch nicht involviert.

Walter:
Wie seid ihr überhaupt auf den bemerkenswerten Bandnamen gekommen und was steckt eigentlich dahinter? Ich interpretiere GODSLAVE als Ausdruck dafür, dass ihr einen recht kritischen Bezug zu Religionen habt.

Bernhard:
Damit liegst du gar nicht so falsch. Auf den Namen sind wir irgendwann mal gekommen, als wir uns schon eine ganze Weile Gedanken darüber gemacht hatten. Mit der neuen, verbesserten Band brauchten wir natürlich auch einen anderen Bandnamen. Unsere einzige "Vorgabe" war, dass er irgendwie das Wort "Slave" beinhalten sollte, weil wir dieses Motiv gerne beibehalten wollten. Irgendwann kam dann GODSLAVE dabei heraus. Die Bedeutung hast du schon recht clever erfasst, allerdings geht es uns generell um Charakteristika der Menschheit. Menschen sind von Grund auf schwach und auf etwas aus, an dem sie sich festhalten können. Manche Geschöpfe sind so einfach zu manipulieren, wenn man ihnen nur ihr Heil verspricht! Das geht weit über Religionen hinaus, auch wenn die zumeist die Basis dafür sind. Allerdings sind Religionen nicht immer nur negativ zu betrachten, zumindest in ihren Grundgedanken lassen sich durchaus auch positive Aspekte finden. Auffällig ist aber, dass Menschen durch deren Einfluss aufhören, für sich allein etwas zu entscheiden. Es muss also immer ein Vorbild her, das einen leitet. Wie erbärmlich! Das ist die pure, selbst gewählte Sklaverei. Schau dir doch nur einmal den Konsumwahn an den Weihnachtstagen an! Geht es einem denn wirklich so schlecht, wenn man sich dem nicht hingibt? Ich glaube nicht, trotzdem strömen unzählige Leute aus und kaufen, kaufen, kaufen.

Walter:
Zurück zu GODSLAVE als Band. Könntet ihr bitte die aktuelle Besetzung der Band näher vorstellen?

Bernhard:
Die aktuelle Besetzung existiert erst seit April des letzten Jahres, als unser Drummer Max zu uns gestoßen ist. Unser Basser "Blitz" kam 2007 hinzu, als wir gerade am Aufbau von GODSLAVE waren. Einzig Thommy und ich spielen bereits seit 2003 zusammen, damals eben noch bei SLAVERY. Thommy hatte die Band zuvor gegründet und auch unser zweiter Gitarrist Michael Meyer ist im Laufe der Jahre dazu gestoßen, so dass wir uns zumindest als "Stamm" entwickeln konnten. Auch wenn es manchmal hart war, die Band auf Grund der zahlreichen Probleme, wie Besetzungsschwierigkeiten und mangelnder Professionalität, am Leben zu halten, sind wir froh nicht aufgegeben zu haben, denn als GODSLAVE läuft die Sache prima. Hier passt einfach alles, auch wenn der Altersunterschied zwischen den Musikern (von 17 bis 34) an sich enorm ist und Konfliktpotential in sich birgt, hehe. Aber nichts ist umsonst, Erfolg benötigt Anstrengung!

Walter:
Welche Bands sind denn zu nennen, wenn wir über Inspirationsquellen sprechen?

Bernhard:
Ich denke, wie bei vielen anderen Bands auch, kann man hier nicht direkt einzelne Bands nennen. Thommy steht total auf Old-School Thrash Metal (das ist eigentlich unser aller gemeinsamer Nenner), dazu aber auch auf MÖTLEY CRÜE und Konsorten. Ich liebe Death Metal im Stile von BLOODBATH über alles und Meyer fährt total auf Bands der NWOBHM ab. Eine feine Mixtur von allem also!
Zuletzt hat es mir die neue LEGION OF THE DAMNED angetan, da fahre ich voll drauf ab, das Teil ist einfach der KILLER!

Walter:
Jau. Da sind sich Presse und Fans einig. Wie sind denn die Kritiken auf euer Debüt-Demo ausgefallen?

Bernhard:
Wie erwartet eigentlich. Ganz gut, aber auch nicht überschwänglich. Die Songs und auch die Aufnahmen (außer Schlagzeug und Bass) stammen noch aus der SLAVERY-Zeit und sollten für uns gleichzeitig Abschluss und Neuanfang darstellen. Da wir uns in den Jahren natürlich weiterentwickelt haben, stellen die Tracks auch nicht unbedingt unseren Status zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dar. Im Endeffekt haben wir aber das Beste aus der ganzen Sache herausgeholt und sind damit zufrieden. Auch mit den Reaktionen, die sich zum Großteil mit unserer Meinung decken, können wir ganz gut leben.

Walter:
Seid ihr im Anschluss daran mit einer bestimmten Erwartungshaltung an die Veröffentlichung von "Out Of The Ashes" herangegangen?

Bernhard:
Hm, schwer zu sagen. Eher mit einem bestimmten Anspruch. Da die Songs ja dann die ersten Songs dieser neuen Band gewesen sind, wollten wir doch einen echten Knaller abliefern. Ich meine, man schreibt im Endeffekt ja immer die besten Songs, die man zum entsprechenden Zeitpunkt zu schreiben im Stande ist. Schließlich bleibt das einzige Kriterium, ob man auch selbst damit zufrieden ist, und das sind wir! Wir haben uns für die EP den Arsch aufgerissen und ich glaube, das hört man auch, haha.

Walter:
In der Tat, ich bin bloß froh, dass man es nicht riechen kann, hähä. Das Demo erscheint erst einmal in Eigenregie, doch in Anbetracht der Klasse sollten mittlerweile Angebote für Plattenverträge und Vertriebsdeals in rauen Mengen vorhanden sein, oder?

Bernhard:
Dafür lassen wir uns noch Zeit. Der erste Gig in der aktuellen Besetzung war die Release-Party zu unserem Debüt am 3.Mai 2008, also erst vor relativ kurzer Zeit. Wir haben jetzt die EP herausgebracht, machen Promotion dafür und werden so viel Gas geben, wie nur möglich. Wenn sich etwas ergeben sollte, freuen wir uns natürlich über ein bisschen Unterstützung, ansonsten machen wir einfach selbst weiter, denn das klappt bisher auch recht gut. Prinzipiell sind wir aber offen für alles.

Walter:
Sehr interessant finde ich an "Out Of The Ashes" nicht nur die Musik an sich, sondern sehr wohl auch die lyrische Komponente. Könnt ihr die Texte bzw. die Hintergründe zu den Songs kommentieren?

Bernhard:
Das freut mich sehr zu hören! Für mich sind Lyrics enorm wichtig, auch wenn nicht jeder Text ein hochtrabendes, sozialkritisches Thema beinhalten muss. Die Texte sollten einfach nur gut geschrieben sein und nicht einfach dahingesaut, egal zu welchem Thema man auch immer schreibt. Auf der EP befinden sich mit 'Where The Sun Sleeps' und 'Wings Of Wrath' zwei Songs über den Luftkrieg aus jeweils verschiedenen Perspektiven. 'Dead Reckoning' dagegen ist an einen bekannten Zombiefilm angelehnt, schon alleine daran sieht man, wie verschieden die Themen werden können. 'Slaves To The Black' handelt von inneren Zwängen im Menschen selbst und der Titeltrack ist eine Art Hymne auf den Neuanfang von uns als Band.

Walter:
Die Inspirationen für die Texte kommen demnach aus unterschiedlichen Ecken?

Bernhard:
Genau, aus völlig verschiedenen Ecken. Man sieht einen Film, der begeistert, schaut Nachrichten, die schockieren, oder liest Bücher. Oder aber man hat das Bedürfnis, sich einfach mal etwas von der Seele zu schreiben. Politische Meinungsmache wird es bei GODSLAVE aber sicher nicht geben, denn das finde ich persönlich furchtbar und so lang ich das verhindern kann, bleibt es auch dabei.

Walter:
Gibt es denn auch Nebenprojekte, in die ihr involviert seid, oder seid ihr mit GODSLAVE ausreichend ausgelastet?

Bernhard:
Momentan spielen nur Thommy und ich in einer anderen Band und zwar bei ICON. Das ist eine Death-Metal-Band, die - außer dem Drummer, der erst seit mehr als einem Jahr dabei ist – an sich schon seit 2003 in der aktuellen Besetzung besteht. Wir hatten diesen Dezember unser 5-jähriges Bestehen und bringen gegen Sommer/Herbst unser zweites Album raus. GODSLAVE haben zwar Vorrang, aber auf dem Abstellgleis werden ICON dennoch nie landen.

Walter:
Was gibt es zum Thema "Live-Erfahrung" zu berichten?

Bernhard:
Nun, wir sind froh, dass wir seit April/Mai 2008 schon reichlich davon sammeln konnten. Wir hatten das Glück, mit Bands wie DESTRUCTION, GAMA BOMB oder DESASTER spielen zu dürfen und sowohl auf kleinen, aber auch auf großen Bühnen stehen zu können und einen Haufen Spaß dabei zu haben. So soll es auch weitergehen, denn wir machen Musik, um diese auch live zu spielen. Auf "Versauern" im Proberaum haben wir keine Lust, wir gehören auf die Bühne!

Walter:
Gibt es denn schon ausreichend Material um in Bälde mit einem Full-Length-Album nachsetzen zu können?

Bernhard:
Um ehrlich zu sein, ganz und gar nicht. Wir haben innerhalb kürzester Zeit die EP eingetrümmert, dafür sogar noch in Windeseile 'Wings Of Wrath' und 'Slaves To The Black' geschrieben und dann mehrere Gigs gezockt. Bisher blieb leider einfach noch keine Zeit, sich intensiv um weiteres Songwriting zu kümmern. Wir haben aber zumindest vor, Anfang 2010 unser Full-Length-Album aufzunehmen. Ein wenig Zeit bleibt also noch, haha. 2009 wird erstmal die EP ausgiebig promo-mäßig "bearbeitet".

Walter:
Na dann, viel Glück dabei. Die letzten Worte gehören euch, ein kurzer Ausblick in die Zukunft sollte aber doch dabei sein.

Bernhard:
Ab sofort werden GODSLAVE wieder die Bühnen kurz und klein schlagen! Wenn ihr Lust auf eine Portion davon habt, dann schaut euch einfach auf unserer Website vorbei, dort sind alle Daten zu finden!
Wir werden auch weiterhin unser Ding durchziehen! Das solltet ihr auch! Lasst euch nicht von irgendwelchen Regelwerken saudummer Idioten den Spaß an der Musik verderben. Keep it Metal!

Redakteur:
Walter Scheurer

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