GOBLINS BLADE: Interview mit Gitarrist Jörg M. Knittel

07.10.2019 | 22:05

Mit GOBLINS BLADE hat sich quasi eine deutsche All-Star-Power-Metal-Truppe der alten Schule formiert, deren limitierte EP für Furore im Underground sorgt. Zeit für uns, ein paar Worte mit Jörg M. Knittel zu wechseln.

Wie ist der Gedanke entstanden, GOBLINS BLADE zu starten?
Ich bin ja damals bei SACRED STEEL ausgestiegen, weil mein Akku einfach leer war. In den zehn Jahren, in denen ich bei SACRED STEEL war, haben wir fünf Studioalben und eine Live-DVD aufgenommen sowie drei Europatouren und viele Einzelgigs gespielt. Dabei war ich einer der Hauptsongwriter und habe auch das Management gemacht. Als es dann an die Arbeit zur nächsten Platte ging, habe ich gemerkt, dass ich mich zum Songwriting "zwingen" musste, weil mir einfach die Inspiration fehlte. Daraufhin bin ich dann schweren Herzens ausgestiegen und habe mich auf meine beiden anderen Bands MY DARKEST HATE und DAWN OF WINTER konzentriert.
Natürlich habe ich währenddessen weiterhin Power Metal gehört, weil ich diese Musik einfach liebe, und habe in den letzten Jahren wieder angefangen, Riffs in diese Richtung zu schreiben. Aus diesen Ideen habe ich dann drei Songs gebastelt, die einfach zu schade für die Tonne waren. Das war der Punkt, an dem ich beschloss GOBLINS BLADE zu gründen.

War von Beginn an klar, wer in der Band spielen würde?
Ja. Die jetzige Besetzung ist meine Wunschbesetzung, und ich freue mich sehr, dass es geklappt hat. Die Jungs kenne ich alle schon recht lange, Florian Reimann war mit seiner alten Band DESTILLERY damals auf meinen Label Iron Glory Records unter Vertrag und die Jungs haben auch mal bei SACRED STEEL im Vorprogramm gespielt. Seitdem waren wir lose in Kontakt und als ich ihm von GOBLINS BLADE erzählt habe, war er sofort Feuer und Flamme. Unser Basser Robert Palacios spielt mit mir bei MY DARKEST HATE, ist aber auch ein großer Power-Metal-Fan, und unser Drummer Claudio Sisto kommt auch aus dem Dunstkreis und war unter anderem früher auch bei MYSTIC PROPHECY.

Ist die Band von Beginn an als richtige Band geplant gewesen oder war das zuerst nur eine Art Projekt, um mal wieder US Metal spielen zu können?
Ganz am Anfang war das ein Projekt um mal zu sehen, ob es in der Besetzung und mit meinen Riffs so überhaupt funktioniert. Es war aber recht schnell klar, dass das eine richtig geile Nummer wird und so hat sich das dann zu einer richtigen Band entwickelt. Die Übergänge sind da ja auch fließend.

Wäre bei großer Lust auf diesen Stil nicht auch eine Reunion von TRAGEDY DIVINE eine Option gewesen?
Es gab ja 2016 eine kleine TRAGEDY DIVINE-Reunion, als wir beim 20-jährigen SACRED STEEL-Jubiläum im Vorprogramm aufgetreten sind. Das war eine witzige Geschichte, nach all den Jahren mit den Jungs wieder zu spielen, aber TRAGEDY DIVINE war ja doch recht progressiv. Das war unter anderem ein Grund, warum Gerrit und ich dann SACRED STEEL aus der Taufe hoben. Es würde daher auch für Gerrit überhaupt keinen Sinn machen neben SACRED STEEL auch wieder TRAGEDY DIVINE zu machen. Zumal die anderen TRAGEDY-Jungs auch zeitlich ziemlich eingespannt sind.

Der Bandname kommt von einem Songtitel des HEATHEN-Debüts. Mit Bay-Area-Thrash hat ihr aber nicht wirklich viel gemeinsam...
Wir wollen HEATHEN ja auch nicht kopieren, sondern ich fand einfach, dass 'Goblins Blade' nicht nur ein geiler Song ist, sondern auch ein toller Bandname wär. RUNNING WILD oder EXCITER klingen ja auch nicht wie JUDAS PRIEST. Allerdings sehe ich HEATHEN auch nicht als Thrash-Metal-Band, da sie ja auch viel melodiöser als die klassischen Thrash-Bands wie EXODUS, SLAYER oder DARK ANGEL ist.

Weshalb eine so strikt limitierte EP?
Ich dachte, dass das reichen würde für ein erstes Lebenszeichen. Zudem steh ich auf so limitierte, handnummerierte Sachen. Ich war allerdings total geplättet, wie schnell das dann alles ging! Ich dachte, wir nehmen diese EP auf und lassen davon hundert Stück pressen, dann haben wir welche. Nachdem ich das dann zusammen mit einem YouTube-Link auf Facebook gepostet hatte, waren sechs Tage später die EPs vergriffen. Unglaublich!

Ihr habt in der Zwischenzeit einen Plattenvertrag unterschrieben. Was sind die nächsten Schritte?
Wir sind fleißig am Songs schreiben und wollen das Album bis spätestens Januar eingetütet haben, so dass es im März oder April 2020 erscheinen wird.

Werden die drei Songs in diesen Versionen auf dem Longplayer landen?
Wir werden zwei der drei Songs nochmal neu einspielen und zwar 'Final Fall' und 'Call For Unity'. Alle drei Songs zu übernehmen wäre langweilig, zudem bleibt so auch die Exklusivität der EP erhalten.

Was dürfen wir von dem Album erwarten?
Ein abwechslungsreiches Power-Metal-Album im Geiste solcher Bands wie OMEN und METAL CHURCH. Ich denke, wer die EP mag bzw. den Song 'Final Fall', den wir ja auf YouTube gestellt haben, wird das Album lieben!

Jörg, du hast schon etliche Bands gegründet in den letzten Jahrzehnten. Was hat sich verändert?
Die Gründung einer Band selbst hat sich fast gar nicht verändert. Ich spüre jedes Mal ein Prickeln und bin richtig heiß darauf, die neuen Songs zu spielen. Ich sitze aktuell jeden Abend in meinem Keller und schraube an neuen Liedern herum. Dieses Feuer ist ganz wichtig, vor allem ganz am Anfang, wenn man den eigenen Bandsound kreiert und auch zu einem gewissen Grad entdeckt. Die Kunst ist es, sich dieses Feuer über die Jahre zu erhalten, was nicht immer so ganz einfach ist. Was hingegen ganz anders ist, sind die technischen Möglichkeiten. Früher dauerte es länger, bis man sich per Tapes und Liveshows einen Namen gemacht hatte. Das Internet ist dahingehend ein richtiger Segen für uns! Natürlich gehen durch Streaming-Angebote die reinen CD-Verkäufe eher in den Keller. Für die Verbreitung unserer Musik ist das aber eher ein Vorteil, wie der schnelle Verkauf der EP gezeigt hat. Wobei ich privat old school bin und mir lieber physische Tonträger kaufe.

Hat sich deine Arbeitsweise beim Komponieren verändert? Ich denke hierbei jetzt nicht nur an neue technische Möglichkeiten, sondern auch an die mentale Herangehensweise. Verliert man mit den Jahren nicht ein bisschen die Unbekümmertheit, die man vielleicht bei VARIETY OF ARTS und/oder TRAGEDY DIVINE noch hatte. Wie bewahrt man sich das?
Meine Arbeitsweise beim Komponieren hat sich nicht geändert. Früher hab ich die Ideen halt auf Kassette festgehalten und heute mit dem Handy. Die Gefahr diese Unbekümmertheit zu verlieren, ist allerdings tatsächlich sehr groß. Daher sind oftmals die ersten Releases einer Band auch die besten. Irgendwann beginnst du immer mehr den Kopf einzuschalten und zu prüfen, ob man das so noch bringen kann oder ob wir das schon mal hatten. Das ist eigentlich sehr schade und ich hab mir auch bei GOBLINS BLADE von Anfang an vorgenommen einfach Songs zu machen, wie sie aus dem Bauch kommen, ohne zu analysieren, ob ich vielleicht ein ähnliches Riff irgendwann schon mal verbraten hab oder ob man nicht mal einen anderen Songaufbau machen muss etc. Entweder es kommt von selber oder ich lasse es.

Wo wir gerade schon bei diesen beiden Bands sind: Gab/gibt es da eventuell schon mal Anfragen bezüglich Reunion-Shows? Wäre das überhaupt möglich?
Eine richtige Reunion von VARIETY OF ARTS oder TRAGEDY DIVINE wird es sicher nicht geben. Die Zeiten sind vorbei. Ob es eventuell irgendwann mal wieder in einem besonderen Kontext einen TRAGEDY DIVINE-Auftritt geben wird, möchte ich nicht ausschließen. Mehr aber sicher nicht.

Zurück ins Jetzt: Was sind denn die nächsten Schritte bei GOBINS BLADE? Auftritte? Eventuell ein zweiter Klampfer (nur live)?
Wir machen jetzt ein geiles Album und dann schauen wir mal was passiert. Ich bin da ganz entspannt. Wir werden sicher live spielen, aber nur ausgewählte Gigs. Bis jetzt gab es auch noch nicht die Notwendigkeit für einen zweiten Gitarristen, aber ich mache mir darüber natürlich Gedanken. Für Gigs hätte ich schon gern einen zweiten Klampfer, und vielleicht werden wir in dem Zug auch einen zweiten Gitarristen in die feste Besetzung aufnehmen. Aber da schauen wir mal, was sich ergibt.

Was möchtest du noch ergänzen?
Schaut für weitere Infos unter www.facebook.com/goblinsblade vorbei. Heavy Metal to the End!

Redakteur:
Holger Andrae

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