GENERATION STEEL: Ein Nachmittag zum Eintauchen in den Teutonen-Metal

03.08.2023 | 21:36

Teutonen-Metal heißt das Zauberwort, mit dem ich in Frankfurts Kneipenviertel in Sachsenhausen gelockt werde, um zu erfahren, was die hessische Heavyband GENERATION STEEL auf ihrem neuen Album hervorbringen wird.

Steel-Metal ist eigentlich nicht mein Stil. Aber manchmal tut es gut, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Diese Weisheit wird mir wieder einmal gewahr, als ich Ende Juli in der traditionellen Frankfurter Metalkneipe Speak Easy an der exklusiven Vorstellung des neuen Albums von GENERATION STEEL teilnehmen darf, das am 27.10.2023 bei El Puerto Records erscheint. Die fünfköpfige Formation, die sich 2019 im hessischen Wetzlar gegründet hat, hat im Jahre 2021 mit "The Eagle Will Rise" ihr Debütalbum in den Teutonenring geworfen. Nun ist es offensichtlich Zeit, die Fans mit einem Nachfolgewerk zu beglücken. Und das hat es tatsächlich in sich, wie der Nachmittag im Speak Easy zeigt.

Die beiden Gitarristen Jack the Riffer und Pascal Lorenz sowie Sänger Rio Ullrich präsentieren dem anwesenden Fachpublikum zehn neue Titel, die sich auf dem Album "Lionheart" finden. Und man merkt tatsächlich direkt bei den ersten Takten, dass die neuen Songs bedeutend mehr Wums haben, als jene auf dem Erstlingswerk vor zwei Jahren. Das liegt daran, so verrät uns Gitarrist Jack, dass man sich diesmal an die Empfehlungen des Produzenten gehalten habe. Und das ist – wie beim Erstlingswerk auch – Uwe Lulis, der neben seinen Aktivitäten als Gitarrist bei ACCEPT vielversprechende Bands produziert. Unter seiner Führung ist "Lionheart" nun deutlich rauer und aggressiver als der Vorgänger.

Das macht sich sogleich beim Opener 'Baptized In Sorrow' bemerkbar, einem sehr rhythmischen Titel, der eine wilde Attitüde an den Tag legt, die sich durch das komplette Album zieht. Track zwei trägt den sinnbildlichen Titel 'Bloodrage'. Dieser Song wird sich nach Abschluss des gesamten Hördurchlaufes als mein Favorit erweisen. Er ist voller Energie, ohne dabei die nötige Eingängigkeit bei der Melodieführung vermissen zu lassen. Erstmals lenkt er meine Aufmerksamkeit bewusst auf die Stimme von Rio Ullrich, die mich bei den folgenden Titeln noch öfter in den Bann zieht. Rio klingt auf faszinierende Weise, als habe er sich ein Reibeisen auf die Stimmbänder gelegt. Die Vocals sind beißend und borstig, dabei voller Kraft. Die Art des Gesangs weckt in mir Assoziationen an einen Wirbelsturm, der eine Schneise durch das Land zieht.

Dazu passt auch der sehr temporeiche Titelsong 'Lionheart', der sich als drittes Stück auf dem Album findet und später zu einer Diskussion über das Artwork und die Story hinter dem Album einlädt. So erfahren wir von Rio, dass es sich bei "Lionheart" zwar nicht um ein Konzeptalbum handele, ihn beim Komponieren und Schreiben der Songtexte jedoch ein Leitgedanke beschäftigt habe: das Gefängnis, in dem wir in verschiedensten Lebenssituationen auf unterschiedliche Weise feststecken. Kriege, Politik, die eigene Psyche – überall müssen die Menschen ringen, wie sie sich aus Krisen und von Schranken befreien, um ein gutes Leben auf der Welt zu erlangen.

Wie dieses Ringen aussehen kann, kann man mithilfe des Cover-Artworks von Gyula Havancsák imaginieren. Ich muss erst einmal genau hinschauen, um zu erfassen, was dort alles zu sehen ist: das Herz in Ketten, umklammert von einer riesigen Kralle, davor das Maul des Löwen.

Inzwischen sind wir bei Track vier angelangt: 'Executor'. Immer wieder wird diese Titelzeile voller Intensität und von kreischenden Gitarren begleitet, durch den Song getrieben. "Executur, Executor"! Mir schwirrt der Kopf.

In dieser Weise geht es auch mit den übrigen Songs weiter. Sie tragen bildhafte Titel wie 'Wastelands', 'The Lost And The Damned' oder 'The Ripper'. Allen ist die raue, wilde Grundstimmung eigen, die durch die druckvolle Produktion gut zur Geltung kommt. Zum Schluss rundet 'United' mit einer eingängigen Melodieführung die Scheibe ab. Und dann kann man wirklich sagen: wie aus einem Guss. Jemand sagt es auch. Und ich überlege mir schon, wen ich ganz bestimmt für dieses Album begeistern kann. Und wo. Denn es wird Gelegenheiten geben, GENERATION STEEL im Herbst live zu sehen. Am 30.09.2023 spielt die Band quasi vor der Haustür auf dem "Metalstorm"-Festival in Kelsterbach. Und im November dürfen die Wetzlarer Teutonen-Metaller die schwedische Band MANIMAL sowie die Power-Metaller von MENTALIST auf ihrer Tour begleiten. Die Tour-Termine finden sich auf der Homepage der Band.


Ein großes Dankeschön geht an El Lobo Photography für die Möglichkeit, obige Fotos zur Illustration des Berichts nutzen zu dürfen!

Redakteur:
Erika Becker

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