GAMA BOMB: Interview mit Joe McGuigan

13.12.2015 | 10:43

Schnell, schneller, GAMA BOMB! Bereits seit 13 Jahren kommen entsprechend thrashige und rasante Töne aus Nordirland zu uns herüber und versorgen die geschwindigkeitsfanatische Thrash-Metal-Anhängerschaft mit neuem Futter. Nun steht mit "Untouchable Glory" das bereits fünfte Album der Jungs ins Haus.

Und wie es sich für einen neuen Release gehört, ist die Stimmung innerhalb der Mannschaft gut, wie uns Bassist Joe McGuigan in einem sehr netten Plausch verrät. "Uns geht's klasse, vielen Dank! Wir kamen für eine Album-Launch-Show nach London, hatten einen fantastischen Gig, viele Bier und sahen eine Menge fröhlicher GAMA BOMBers." Doch seit ihrer letzten Scheibe "The Terror Tapes" ist bei den fünf Burschen viel passiert. Darum ließen sie es sich auch nicht nehmen, die letzten zwei Jahre ein wenig zusammenzufassen. "Hm, lass mich etwas weiter ausholen: Nach dem Release unserer letzten LP gingen wir mit ARTILLERY auf Europatour. Danach mussten wir leider eine Tour durch die Staaten aufgrund der immensen Kosten canceln. Du kannst dir vorstellen, dass es für eine kleine Band wie GAMA BOMB keine Option ist, ein paar tausend Dollar dabei in den Wind zu schießen! 2014 spielten wir dann einige Shows in Russland, waren im Vereinten Königreich unterwegs, nahmen einige Festivals mit und begannen mit den Arbeiten für unser neues Album. Damit haben wir auch dieses Jahr sehr viel Zeit verbracht neben einigen echt coolen Sachen wie der Gig auf dem 70000 Tons Of Metal-Festival".

Nun steht der "The Terror Tapes"-Nachfolger in den Läden, der auf den illustren und unmissverständlichen Titel "Untouchable Glory" hört. Die Entwicklung ist kaum zu überhören, selbst den Vorgänger stellt Album Nr. 5 in den Schatten. Joe verriet uns die Gründe. "Ich würde sagen, dass wir uns in puncto Songwriting seit unserer ersten LP in den letzten zehn Jahren stetig weiterentwickelt haben. Um ehrlich zu sein, ist die "The Terror Tapes"-Platte im Nachhinein betrachtet ein wenig zu stark von der NWoBHM beeinflusst. Das Album ist zwar immer noch verflucht schnell, aber die Einflüsse und die Parts im mittleren Tempo lassen sich nicht wegdenken. Ich glaube, dass wir diese Umstände mit dem aktuellen Album ein wenig kompensieren wollten und es darum ziemlich schnell werden ließen".

Doch was ist das Besondere an "Untouchable Glory"? Ist es die kompromisslose Schnelligkeit, die Sangeskünste des Frontmanns oder diese Refrains, die sich binnen weniger Anläufe festsetzen können? Laut Joe spielen diese Faktoren jedenfalls eine große Rolle. "Wir sind unglaublich glücklich mit der neuen Scheibe. Unser Hauptziel war, es ziemlich schnell, technisch versiert und catchy zu machen, wir haben auch entsprechend viel Zeit investiert. Wir sind auch verdammt happy, Philly zu haben, da mir bei allen modernen Thrash-Metal-Bands kein anderer Sänger einfallen würde, der so viel Fingerspitzengefühl für knackige Refrains hat. Ob es die beste GAMA BOMB-Scheibe ist, weiß ich nicht; das sollen die Fans entscheiden".

Auch konzeptionell schielt GAMA BOMB in eine neue Richtung. Wer den Videoclip zum Opener 'Ninja Untouchables/Untouchable Glory' gesehen und einen Blick auf das Artwork geworfen hat, wird ahnen, in welche Richtung die Thematik auf dem neuen Rundling geht. "Nun, wie du vielleicht weißt, orientierten sich unsere alten Alben eher im Horror- und Sci-Fi-Genre. Also versuchten wir diesmal etwas anders an die Sache heranzugehen. Bei der aktuellen Scheibe geht es um Kung Fu-Filme aus den 1970er Jahren, Streifen mit Bruce Lee und so. Das Artwork stammt von einem Engländer namens Graham Humphrey, der schon die Originalcover vieler toller Horrorfilme gemacht hat, mit denen wir aufgewachsen sind. "Evil Dead", "Nightmare On Elmstreet" und unser Album "The Terror Tapes" haben ihn als gemeinsamen Nenner. Das Konzept hinter dem Artwork war, dass wir das wie ein 70er Jahre B-Streifen-Poster aussehen lassen wollten. Das verbindet Artwork und Konzept der Platte".

Zugegeben, in diesem Kung-Fu-Geschwindigkeitsrausch einen Liebling auszuwählen, ist nicht einfach. Doch für den Bassisten stehen die Favoriten fest. "Für mich steht 'Ride The Night' an erster Stelle, da es die Schnelligkeit, ein wahnsinniges Drumming und einen schön mitsingbaren Refrain hat. Aber auch 'Avenge Me!' ist ziemlich cool, sehr klassisches GAMA BOMB-Material, und handelt von einem meiner und Phillys Lieblingsfilmen "Red Dawn" von 1984. 'I Will Haunt You' widerum war eine der letzten Entscheidungen, die wir über die Platte getroffen haben, und hat einen Song namens 'Technocaust' ersetzt. Ich mag Domo's Gitarrensolo, erinnert mich stark an TESTAMENT!".

Vielleicht wird uns irgendwann noch einmal die Ehre zu teil, diesen Smasher im GAMA BOMB-Stil hören zu können. Und wer denkt, dass sich McGuigan und seine Jungs nun auf den verdienten Lorbeeren ausruhen, der irrt. "Im Januar geht es nach Spanien und Portugal. Danach haben wir das eine oder andere lange Wochenende, bevor wir uns mit den Planungen für den Sommer auseinandersetzen. Zudem versuchen wir Südamerika zwischen den Festivals miteinzubeziehen und setzen uns als Ziel, im Herbst eine vollständige Europatour zu absolvieren." Auch in den nächsten Wochen und Monaten wird bei GAMA BOMB fleißig gethrasht. Wir fragten Joey derweil auch, ob es noch irgendwelche unerfüllten Wünsche und Supportslots gibt, nach denen sich die Nordiren sehnen. "Gott! Eigentlich fehlt da nicht mehr viel. Wir haben schon beinahe jede Metal-sprachige Region bereist, abgesehen von Japan, das wir uns eventuell für unsere letzte Tour aufheben. Vielleicht kommt auch Australien dazu. Wir haben fünf Full-Speed-No-Clean-Guitar-No-Down-Tuning-No-Selling-Out-Thrash-Alben veröffentlicht, nicht allzu viele Bands können das vorweisen. Da sind also schon einige Träume wahr geworden. Wir würden gerne einen GAMA BOMB-Film machen! Und von den Supportslots her sind wir auch wunschlos glücklich, haben schon Tourneen mit OVERKILL und EXODUS hinter uns. Vielleicht klappt ja irgendwann die eine oder andere Show mit HELSTAR oder FLOTSAM & JETSAM".

Nun, was nicht ist, wird irgendwann vielleicht noch einmal werden. Jedenfalls ist es dieser "young & wild"-Generation rund um Bands wie eben GAMA BOMB, aber auch BONDED BY BLOOD, EVILE, LOST SOCIETY, HAVOK oder FUELED BY FIRE zu verdanken, dass sich Thrash Metal nach wie vor wachsender Popularität erfreut. Wie sieht Joey diese Sache eigentlich? "Ich denke nicht, dass wir noch zu den Jüngeren gehören. Schließlich gehen wir mit GAMA BOMB bereits ins 14. Jahr. Anscheinend gab es größere Aufmerksamkeit auf das Thrash-Revival vor einigen Jahren und das tat der Szene auch enorm gut. Aber, wie schon gesagt, existierten wir schon vor diesem Ereignis und uns gibt es immernoch. Ich denke, ich habe BONDED BY BLOOD an die 90, EVILE vielleicht 60 mal gesehen, weil wir schon öfters zusammen auf Tour waren. Und ich mag diese Bands, wir sind durch die vielen Tourneen zu richtigen Freunden geworden."

Wie jedes nette Gespräch, neigt sich auch unseres mit Joey langsam dem Ende entgegen. Doch ohne entsprechende Grüße an die GAMA BOMB-Anhängerschaft entlassen wir ihn natürlich nicht. "Vielen Dank für den Support! Im Dezember sind wir für einige Shows in Deutschland und den Niederlanden, vielleicht sieht man sich zu dem einen oder anderen Bier. Und für unsere europäischen GAMA BOMB-Fans: 'Keep drinking human blood, keep vomiting, keep embarrassing yourselves and keep listening to MÖTÖRHEAD really loud. Satan is watching and has two big red thumbs up'." In diesem Sinne wünschen wir auch ihm und GAMA BOMB alles erdenklich Gute mit der neuen Platte und den Taten, die da noch folgen werden. "Untouchable Glory" jedenfalls macht viel Freude!

 

 

Redakteur:
Marcel Rapp

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