FREEDOM & PAIN: Interview mit Jo Schnirch

25.04.2023 | 21:45

Im Gespräch mit uns plaudert der schwäbische Sympathikus und Frontmann Jo von FREEDOM & PAIN über seine Liebe zu Coversongs, ein verunglücktes Debütalbum, Metal-Sirene Ralf Scheepers, bekannte Gesichter und noch viel mehr. Viel Spaß beim Lesen!

Hallo Jo, schön, dass du dir die Zeit nimmst, meine Fragen bezüglich deiner Band FREEDOM & PAIN zu beantworten. Zuallererst einmal, wie geht es dir?

Hallo Mahoni! Erst einmal vielen Dank für die Einladung zum Interview! Ich fühl mich prima, wir haben ja vor kurzem erst wieder einen neuen Song veröffentlicht und somit ein Lebenszeichen von uns gegeben. Corona war für uns als Band natürlich auch nicht einfach, aber wir sind noch da.

Möchtest du unseren Lesern, welche vielleicht noch nie etwas von euch gehört haben, deine Band etwas näherbringen und uns alles Wissenswerte zusammenfassen?

Gerne. Die Geschichte von FREEDOM & PAIN hat im Herbst 2012 begonnen. Zu diesem Zeitpunkt ist Schorsch, mittlerweile unser Ex-Drummer, zu uns gestoßen. Wir haben damals Cover-Musik gemacht, aber auch schon ein wenig an eigenen Songs gebastelt. 2014 haben wir dann ein Demo erstellt und uns erstmals als Band auf Label-Suche begeben. Bei Hansi Derer und unter der Flagge von 7HARD fanden wir dann eine Heimat. Hansi, und das muss ich kurz einwerfen, hat damals und auch heute an uns geglaubt. Obwohl der erste Schuss wirklich nach hinten losging.

Wir haben damals dieses Demo-Album im Proberaum gebastelt und sind damit losgezogen, um ein Label zu finden und leider wurde genau dieses Demo so veröffentlicht. Die Songs waren nicht ausgereift und fertig produziert, es war nichts auf den Punkt eingespielt, der Sound war unterirdisch und mein Gesang war auch nicht qualitativ herausragend, um es mal sanft auszudrücken. Mit ein wenig mehr Ahnung wäre das sicher anders gelaufen. Wir waren damals hochmotiviert, wurden aber schnell wieder in die Realität zurückgeholt. Die Rezensionen waren damals teilweise ein regelrechter Verriss. Aber wir haben gelernt und vieles besser gemacht. Unser zweites Album "The Ghosts I've Sworn" hat dies dann auch gezeigt. Wir lernen natürlich immer noch und wollen es immer besser machen. Unseren Stil würde ich als eine Mischung aus Rock und Metal bezeichnen, aber ich kenn' mich da nicht so wirklich aus, das sollen dann lieber andere tun. Entweder mir gefällt was oder eben nicht.

Ihr habt gerade 'The Great Commandment' von CAMOUFLAGE gecovert und ein formidables Video dazu veröffentlicht, in dem man zwei neue, durchaus bekannte Gesichter zu sehen bekommt. Dazu aber später im Interview etwas mehr. Woher kommt dein Faible für Coversongs? Ihr habt schließlich bereits 2020 mit dem Cover 'You Spin Me Round' der Truppe DEAD OR ALIVE für Aufsehen gesorgt. Weshalb habt ihr euch gerade für diese beiden Songs entschieden?

Dieser 80er Jahre Synthie-Pop ist so eine Sache aus meiner Kindheit. Ich bin damals ziemlich auf das Zeugs abgefahren und hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt, diese Songs zu metallisieren. Die Jungs fanden das cool, also haben wir das umgesetzt. Ich möchte gerne mehr dieser Songs auf meine Art verwandeln. Mal sehen, da kommt bestimmt noch was.

Nun zu den beiden von mir angesprochenen neuen, durchaus promineneten Gesichtern im FREEDOM & PAIN-Lager. Getreu des DEAD OR ALIVE-Covers hoffe ich, dass sich das Besetzungskarussell bei euch in absehbarer Zeit nicht wieder allzu schnell dreht. Es gibt sowohl hinter der Schießbude als auch am Bass jeweils einen neuen Mann. Euer neuer Schlagzeuger heißt Micha Kasper und hat schon in Bands wie GLENMORE oder STORMWITCH die Trommelstöcke geschwungen und mit Ronny Gleisberg aka Ronny Pearson am Bass ist es dir gar gelungen, einen sehr namhaften Musiker zu reaktivieren, welcher maßgeblich am Erfolg der ersten vier STORMWITCH-Alben beteiligt war. Was kannst du uns über die Hintergründe der Besetzungswechsel erzählen und wie ist es dir gelungen, solch großartige Musiker von deiner Band zu überzeugen?

Ronny und ich kennen uns schon ein paar Jahre. In der Vergangenheit gab es schon die Idee zu einem gemeinsamen Projekt, aber außer gemeinsame Stadionbesuche beim 1. FC Heidenheim haben wir nie etwas in die Tat umgesetzt. Durch die Corona-Pandemie, den Verlust unseres Proberaums und die Tatsache, dass sich die Band dadurch lange nicht getroffen hat, hat sich unser Drummer Schorsch für seine zweite Band entschieden und unser Basser Dani hatte keine Lust mehr, Musik zu machen. Dann war da dieser Song 'The Great Commandment' von CAMOUFLAGE und den wollte ich unbedingt noch machen. Ich habe dann Ronny gefragt, ob er Lust dazu hat, das mit Ray und mir umzusetzen. Er hat, ohne lange zu überlegen, direkt zugesagt. Und weil noch ein Drummer fehlte, hat er Micha gleich mal mitorganisiert. Ursprünglich war nur dieser eine Song in Zusammenarbeit geplant, mehr nicht. Aber als dann das Video im Kasten war, hatten wir so eine positive Stimmung, so viel positive Energie und so viel Spaß gehabt, dass wir beschlossen haben, gemeinsam weiterzumachen. Wir haben uns gegenseitig von uns selbst überzeugt. Es ist natürlich klasse, solch gute Musiker/ Legenden in der Band zu haben. Wichtig ist mir dabei aber der Mensch, die Person dahinter und nicht, wer diese war, ist oder noch sein könnte. Diese Dinge sind meines Erachtens für eine gute zwischenmenschliche Beziehung ohne Wert. Wenn du verstehst, was ich meine.

Ja, da verstehe ich dich natürlich vollkommen. Gibt es bereits Ideen zu einem neuen Album oder Liveauftritten und wofür steht der Bandname?

Zum Bandnamen gibt es keine besondere Geschichte. Wir haben da einfach ein paar Wortspielchen ausprobiert. Letztlich hat uns FREEDOM & PAIN am besten gefallen. Ein neues Album ist auf jeden Fall geplant. Ray, Ronny und auch ich haben jeder für sich schon einiges geschrieben. Wir werden uns demnächst zusammensetzen und die ganzen Ideen mal zusammenbringen. Ich bin schon sehr gespannt, was daraus entstehen wird. Liveauftritte sind auch schon in Planung und auch schon zugesagt, so spielen wir am 14.07.2023 auf der Harley Party in Neresheim. Die Songauswahl hierzu dürfte interessant werden. Wenn es letztendlich so weit ist, geben wir das dann auch zeitnah bekannt. Es werden allerdings nicht allzu viele Gigs werden. Wir legen die Priorität mehr aufs neue Album.

Mir ist zu Ohren gekommen, dass du bei niemand geringerem als der deutschen Metal-Ikone Ralf Scheepers (PRIMAL FEAR, Ex-TYRAN PACE) Gesangsunterricht genommen hast oder immer noch nimmst. Was kannst du uns darüber erzählen? Wie kam der Kontakt zustande und wie ist euer Verhältnis zueinander?

Ja, das ist richtig, durch den Verriss unseres Debüts damals konnte ich dies nicht einfach so stehen lassen, das hat mich schon ziemlich getroffen. Und wie immer, wenn du das Beste aus dir herausholen willst, musst du auch bei den Besten lernen. Bei dem Gedanken daran bin ich sehr schnell bei Ralf hängen geblieben. Ray hatte mir irgendwann mal auf einem Festival den Tipp gegeben, PRIMAL FEAR anzuschauen. Da stand dann diese Maschine mit der Wahnsinnspower in der Stimme auf der Bühne. Daran habe ich mich erinnert und über Ralf recherchiert, woraufhin ich ihn dann einfach angeschrieben habe und auch sehr schnell in Kontakt mit ihm gekommen bin. Wer ihn kennt, weiß, dass er ein super sympathischer und netter Mensch ist. Mittlerweile haben wir ein sehr gutes, freundschaftliches Verhältnis zueinander. Ich freue mich immer, ihn zu treffen, mit ihm zu quatschen oder zu recorden. Übrigens, meine Vocalaufnahmen macht ausschließlich Ralf. Da gibt es auch keine Kompromisse. Bei 'The Great Commandment' war es nicht anders. Die übrigen Spuren zum Song sind in meinem kleinen Keller-Studio entstanden und im Anschluss von Ralf gemischt worden.

Was für Bands haben dich eigentlich zum Metal gebracht und welche Alben muss deiner Meinung nach jeder pflichtbewusste Headbanger im Regal stehen haben?

Das war ganz klar AC/DC mit dieser Fliege an der Wand, die hat mich doch sehr beeindruckt. Als ich zehn Jahre alt war, lernte ich die Songs von HELLOWEEN kennen und das Gespann Kiske mit Hansen hat mich einfach umgehauen. Das waren so im Groben meine damaligen Idole, von denen ich auch alles haben musste. Als Michael Kiske dann ausgestiegen ist, bedeutete dies für mich auch das Ende der Band. KREATOR, SODOM, ANTHRAX, IRON MAIDEN, METALLICA und was es da sonst noch alles gab, waren damals total mein Ding. Im Regal sollte man allen voran die beiden "Keeper"-Alben und die "Walls Of Jericho" haben. Hinzu gesellen sich "Future World" von PRETTY MAIDS, "Master Of Puppets" von METALLICA, "British Steel" von JUDAS PRIEST, ziemlich alles von DIO und auch die alten WARLOCK-Sachen. Da gibt es so unendlich viel Gutes.

Du hast hier die Möglichkeit, deine eigene Super-Group sowohl mit noch lebenden als auch mit schon verstorbenen Musikern zusammenzustellen. Dafür kannst du deine absoluten Lieblingskünstler an ihrem jeweiligen Instrument beziehungsweise Gesang benennen. Wie würde diese Band aussehen?

Ok, an den Drums würde ich gerne Mike Portnoy haben, den Bass übernimmt natürlich Steve Harris. Als Klampfer hätte ich gerne Steve Vai und Brian May. Brauche ich noch Keyboards? Ach komm, da nehmen wir noch den Tuomas Holopainen dazu und die Vocals würde ich gerne mit Ralf Scheepers und Michael Kiske besetzen. Das wäre fein. Oder sollte ich mich vielleicht selbst auch noch für den Gesang hinzunehmen? Wann sonst hätte ich die Chance, mit solchen Musikern was zu machen. Haha!

Welche Schlagzeile würdest du gerne über euch lesen?

"Nach vielen Jahren der Absagen sagt FREEDOM & PAIN endlich auf dem Wacken-Festival zu!" Haha. Nein, dies ist natürlich nicht ernst gemeint. Es wäre einfach schön, wenn man uns ein wenig auf dem Schirm behält. Mehr brauchts nicht.

Gibt es eine Frage, die ich dir nicht gestellt habe, die du aber schon immer einmal beantworten wolltest?

Da fällt mir auf Anhieb nichts ein. Vielleicht irgendetwas, bei dem ich dann ganz wichtig "Kein Kommentar" antworten würde. Haha.

Hast du noch eine Message an unsere Leserschaft?

Ja, unbedingt. Leute, geht auf Konzerte, kauft CDs und Merch. Unterstützt vor allem die kleinen Bands, Veranstalter und Locations. Die 10 bis 30 Euro Eintritt sind da oftmals besser angelegt als die 100 bis 200 Euro für die 150.000ste Stadion-Tour einiger weniger, die das Geld eigentlich schon nicht mehr brauchen. Support your local bands! Allen voran natürlich uns. Haha. Dankeschön.

Ich bedanke mich, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten und wünsche euch viel Erfolg für die Zukunft!

Ich danke dir! Immer wieder gerne, Mahoni!

 

Vielen Dank an RAVENPIX für die Bereitstellung der Bilder.

Redakteur:
Mahoni Ledl

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