FLOWING TEARS: Interview mit Benjamin Buss

01.01.1970 | 01:00

Mit ihrem neuen Album "Razorbliss" haben FLOWING TEARS ein richtig gutes Scheibchen Gothic Metal, fernab von unnötigem Kitsch und Bombast, eingespielt, bei dem nicht zuletzt die vor einem Jahr zur Band gestoßene Helen Vogt einen Einstand nach Maß feiert. Die Songs darauf sind härter und noch ohrwurmiger ausgefallen als auf den bisherigen Werken.
Gitarrist Benjamin Buss stand mir Rede und Antwort zum neuen Album, dem Einstieg der (nicht mehr ganz) neuen Sängerin Helen Vogt und möglichen zukünftigen Death-Metal-Ausrutschern.


Stephan:
Ihr werdet für das neue Album mit Lob ja geradezu überschüttet. Wie bleibt man da trotzdem am Boden und siehst du dennoch Ansätze für Verbesserungen?

Benjamin Buss:
Naja, wir machen das ja nicht seit gestern und haben dementsprechend mit der Zeit gelernt mit Kritiken umzugehen. Wir freuen uns natürlich riesig darüber, dass "Razorbliss" so gut ankommt, aber trotzdem laufen wir alles andere als Gefahr, abzuheben. Wir haben ein hartes Jahr als Band hinter uns, wir haben hart gearbeitet und sind froh mit Helen eine neue Sängerin gefunden zu haben, die hervorragend zu uns passt, und mit "Razorbliss" ein Album geschrieben zu haben, mit dem wir mehr als zufrieden sind. Das ist alles, was für uns wirklich zählt. Ansätze für Verbesserungen sehe ich immer, sonst würde es für mich keinen Sinn machen, weiterzumachen und neue Songs zu schreiben. Es gibt immer neue Herausforderungen und neue Einflüsse. Würden wir "Razorbliss" heute aufnehmen, würde das Album sicherlich wieder ein wenig anders klingen, und das ist gut so. FLOWING TEARS ist für mich eine Reise und der Weg das Ziel.

Stephan:
Auch wenn es bereits ein Jahr her ist, möchte ich doch noch ein paar Fragen zu Helen's Einstieg loswerden...
Wie ist Helen von den Fans aufgenommen wurden und gab es Fans, die ihre Vorgängerin zurückhaben wollten?

Benjamin:
Helen wurde sehr offen angenommen, was wir so nicht wirklich erwartet hätten. Wenn man als Band den Sänger bzw. die Sängerin wechselt, dann ist das natürlich immer eine schwierige Sache, das weiß ich von mir selbst. Wenn eine Band, die ich mag, den Sänger wechselt, bin ich erstmal skeptisch, ob sie mit neuem Sänger noch den Geist der Band bewahren kann. Von daher waren wir schon darauf eingestellt, dass ein Teil der Fans Helen ablehnen würden, aber bisher sind solche Reaktionen ausgeblieben. Vielleicht liegt das daran, dass wir zum einen bei der Suche nach der neuen Sängerin sehr darauf geachtet haben, jemanden zu finden, mit dem wir selbst uns noch als FLOWING TEARS fühlen können, und zum anderen auch daran, dass Helen selbst jahrelanger FLOWING TEARS-Fan war und dementsprechend von Anfang an nie ein "Fremdkörper" war, sondern die Band fast so gut kannte, wie wir selbst.

Stephan:
War Helen vor FLOWING TEARS schon in anderen Metalbands aktiv und in welche Richtung ging das so?

Benjamin:
Helen war vorher in diversen lokalen Bands aktiv, die teilweise auch gar nicht so weit von dem entfernt waren, was wir machen. Ein gemeinsamer Freund nahm mich damals mit auf ein Konzert ihrer vorherigen Band, weil er sich dachte, dass Helen gut zu uns passen könnte, und er wusste, dass es ihr Traum wäre, bei uns zu singen. Ich sah sie auf der Bühne, hörte ihre Stimme und wusste sofort, dass genau sie die perfekte Sängerin wäre. Ein paar Tage und gemeinsame Proben später waren wir dann alle dieser Meinung und Helen war schneller ein wichtiger Teil von FLOWING TEARS, als wir das je gedacht hätten.

Stephan:
Da Helen ja live und nicht im Studio für die Band debütiert hat, habt ihr sie ja quasi ins kalte Wasser gestoßen. War das eine schwierige Situation für sie und auch für die gesamte Band, denn es hätte ja auch schief gehen können?

Benjamin:
Wir haben das bewusst so gemacht, denn wir fanden es am ehrlichsten und am direktesten unsere neue Sängerin live vorzustellen. Live kannst du nichts schönen, die Leute sehen dein Gesicht, sie merken, ob da oben jemand steht, der einfach nur einen Job macht, oder ob da jemand steht, der seine Musik liebt und lebt. Und genau das ist bei Helen der Fall, und das ist wohl auch einer der Gründe, warum die Fans Helen sehr schnell akzeptiert haben. Helen hat auf der Bühne jede Menge Spaß, und das hat auch uns angesteckt. Ich denke, jeder, der uns bei einem der ersten Gigs mit Helen gesehen hat, wird gemerkt haben, dass da nicht irgendein zusammengewürfeltes Kompromiss-Lineup auf der Bühne steht, sondern eine Band, die mehr Spaß zusammen hat als jemals zuvor in der Bandgeschichte.
Natürlich war es für Helen ein Sprung ins kalte Wasser ihren ersten Gig mit uns gleich auf der Wave Gotik Treffen zu haben, aber wir waren uns sicher, dass sie das schaffen würde, und auch sie selbst war dadurch eher motiviert als verunsichert, denn sie liebt Herausforderungen.

Stephan:
Hat Helen auch soundmäßige Veränderungen bewirkt, inwieweit ist sie auf "Razorbliss" beim Songwriting involviert gewesen und hat sie der Band nochmal einen ordentlichen Schub verpasst?

Benjamin:
Helen’s Einfluss auf "Razorbliss" war sehr wichtig, wenn er auch eher indirekter Art war. In einer der ersten Proben mit Helen spielten wir aus Spaß ein paar heftigere Riffs an und plötzlich meinte Helen: "Hey, das ist cool - wir müssen unbedingt ein paar härtere Sachen schreiben!". Wir waren erstmal ziemlich verblüfft, denn wir wussten bis dahin nicht, dass Helen ein echter Metalfan ist, und privat gerne Kram à la IN FLAMES hört. Stefanie (vorherige Sängerin – d. Verf.) hatte nie wirklich was mit Metal am Hut und daher war es in der Vergangenheit immer ungeschriebenes Gesetz, dass es so etwas wie eine "Härtegrenze" gab - denn ich finde, es ist sehr wichtig, dass gerade die Sängerin sich mit der Musik identifizieren kann um eine gute Gesangsperformance abzuliefern. Und mit Steffi hätte es einfach nicht gepasst wirklich harte Sachen zu spielen. Helen’s Anregung, doch mal härtere Songs zu schreiben, war dann auch so etwas wie der Startschuss für das Songwriting von "Razorbliss". Wir fühlten uns ein wenig, als hätten wir die Band gerade erst gegründet - alles war erlaubt und alles war möglich. Wir haben vieles sehr spontan entschieden, wo wir früher wochenlang überlegt hätten, ob dies oder das zu uns passen würde. Das Songwriting war diesmal definitiv bauchlastiger als früher, und das ist zu einem großen Teil Helen zuzuschreiben, auch wenn sich an unserer grundsätzlichen Arbeitsweise - ich schreibe die Grundlagen der Songs und wir arbeiten sie als Band zusammen aus - nichts geändert hat.

Stephan:
Ihr habt auf "Razorbliss" eine etwas härtere Gangart eingeschlagen. Habt ihr keine Angst, dass der ein oder andere Fan sich jetzt enttäuscht abwendet und werdet ihr diese härtere Ausrichtung beibehalten?

Benjamin:
Wenn man als Band wächst, experimentiert und sich verändert, dann wird es immer Leute geben, denen die Entwicklung nicht passt. Genauso wird es aber auch Leute geben, die früher nichts mit uns anfangen konnten und "Razorbliss" mögen. Letztendlich ist das aber - auch wenn es arrogant klingt - in dem Moment, in dem man einen Song schreibt, scheißegal. In dem Moment zählt einzig und allein, ob uns das gefällt, was wir da machen, und ob wir das Gefühl haben, dass es zu FLOWING TEARS passt. Es wäre doch ziemlich arm, wenn wir während dem Songwriting abwägen würden, was die Fans oder unsere Plattenfirma wohl von uns hören wollen und dann dementsprechend Songs zu schreiben.
Bisher sind die Reaktionen auf die härtere Gangart von "Razorbliss" aber sehr gut und gerade live funktionieren die neuen Songs sehr gut. Würden wir morgen mit dem Songwriting für die nächste Scheibe beginnen, dann würde sie sicherlich noch um einige Ecken härter ausfallen als "Razorbliss", zumal Helen vor Kurzem sogar angefangen hat in Richtung richtig derbem Death-Metal-Gesang zu experimentieren. Aber noch ist es viel zu früh, um da Prognosen abzugeben, denn wir fangen nie mit dem Songwriting an, bevor wir die gerade aktuelle Platte betourt haben, und wer weiß, nach was uns in einem halben Jahr ist. Denn auch wenn "Razorbliss" sehr heftig ausgefallen ist, dann ist das doch nur eine Seite unseres Sounds. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die nächste Platte ein wenig mehr die Extreme auslotet: Einerseits noch wesentlich heftigere Songs, andererseits aber auch mehr trippige Elemente. Auf der Semi-Akustik-Tour mit THE GATHERING hatten wir SLAYER’s 'Dead Skin Mask' gecovert, was für uns alle sehr inspirierend war.

Stephan:
Ist Waldemar Sorychta der perfekte Produzent für euch oder wollt ihr in Zukunft auch mal mit einem anderen Produzenten zusammenarbeiten?

Benjamin:
Waldemar ist mittlerweile so etwas wie unser Stammproduzent und irgendwie fast ein zusätzliches Bandmitglied geworden. Er kennt uns sehr gut, er kennt unsere Stärken und Schwächen und weiß ganz genau, wie er das Maximum aus unseren Songs herausholen kann. Bevor wir "Razorbliss" aufnahmen, machten wir eine ausgiebige Vorproduktion mit Waldemar in unserem Proberaum, während der er fast wie ein Bandmitglied agierte, viele Anregungen und Ideen mit einbrachte, so dass wir während der eigentlichen Produktion sehr konzentriert und entspannt arbeiten konnten, und das obwohl wir nur sehr kurz im Studio waren.
Wir wollten die Produktion diesmal bewusst rauer und roher klingen lassen, denn wir sind der Meinung, dass es im Moment gerade im Gothic-Metal-Bereich sehr viele Produktionen gibt, die mehr tot als lebendig klingen. Da werden ganze Orchester und Chöre und weiß der Geier was alles dazuprogrammiert, und die Band selbst ist nur noch ein kleiner Teil der ganzen Maskerade.
Waldemar mochte die Idee, der Scheibe eine Art Livefeeling zu verpassen und ich denke, wir hätten niemand besseren als Produzent für "Razorbliss" finden können - was nicht heißt, dass wir in der Zukunft nicht offen für neue Ideen sind, oder niemals mit einem anderen Produzenten arbeiten würden.

Stephan:
Ihr ward im März mit THE GATHERING auf ihrer Semi-Akustik-Tour unterwegs. Das war ja ein etwas anderes Konzerterlebnis als die üblichen Shows. Kannst du kurz deine Eindrücke von den Auftritten beschreiben?

Benjamin:
Es war für uns eine neue und sehr interessante Erfahrung. Nicht nur, dass wir unsere Songs komplett umgestaltet und in ein trippiges Gewand gekleidet hatten, es waren ja zudem noch bestuhlte Shows und auch wir haben auf der Bühne gesessen. Es war definitiv sehr ungewohnt, und als wir bei der ersten Show in Essen auf die Bühne gingen, waren wir schon ein wenig nervös, aber wir haben die Konzerte sehr genossen. Dadurch, dass das Publikum gesessen hat, war alles viel intensiver und sehr auf die Musik fixiert. Wo bei normalen Shows sich Leute unterhalten oder umherlaufen, war diesmal alles sehr still und erwartungsvoll - fast schon ein wenig wie früher bei Aufführungen bei Schulfeiern, haha.

Stephan:
Habt ihr euer Set in Anbetracht dieser Akustik-Ausrichtung auch etwas umgestellt?

Benjamin:
Ja, wir haben viele alte Songs ausgegraben, die wir teilweise aufgrund ihrer ruhigen Gangart nie zuvor live gespielt hatten wie etwa 'Portsall' vom "Serpentine"-Album oder auch 'Lovesong For A Dead Child' von "Jade", das wir komplett neu arrangiert hatten. David Buballa, ein guter Freund der Band, der auf unseren Alben zusammen mit mir für das Programming verantwortlich ist, begleitete uns auf der Tour als Livekeyboarder und da er eher aus der Trip-Hop-Ecke kommt, beeinflusste er die Versionen der Songs sehr stark. Wir ließen ihm da weitgehend freie Hand und es war sehr spannend, wie anders ein FLOWING TEARS-Song klingen kann, wenn man ihm die Gitarren nimmt und stattdessen etwa ein Rhodes Piano einsetzt.

Stephan:
Ihr habt die Shows auch aufgenommen. Wann und in welcher Form werdet ihr dieses Material veröffentlichen?

Benjamin:
Das steht im Moment noch in den Sternen. Wir haben die Shows in erster Linie deswegen aufgenommen, weil wir kurz vor Tourstart realisierten, dass diese neuen Versionen der Songs verdammt gut geworden sind und es eine Schande wäre, sie nur auf der Tour zu spielen und dann wieder zu vergessen. Da aber die Aufnahmen von einigen der Shows richtig klasse geworden sind und die Tour zudem für uns etwas ganz Besonderes war, überlegen wir im Moment tatsächlich, ob und wie wir das veröffentlichen könnten, aber es gibt im Moment noch keine konkreten Pläne. Möglicherweise werden wir die Aufnahmen mal als Bonus irgendwo draufpacken oder auf einer DVD als Bonus benutzen, wir werden sehen. Sicher ist aber, dass wir die Coverversion von Slayer’s 'Dead Skin Mask', die wir auf der Tour gespielt haben, demnächst aufnehmen werden und in irgendeiner Form - etwa auf einer Compilation - veröffentlichen werden, da die Reaktionen auf den Song unglaublich waren.

Stephan:
Nächste Woche geht es dann für euch auf Tour mit AFTER FOREVER. Glaubst du, dass ihr bei den Fans der Holländer gute Chancen habt, da diese Band ja deutlich symphonischer und mit hohem Sopran-Gesang ausgestattet ist?

Benjamin:
Natürlich, warum nicht? Ich denke, dass das Publikum zum einen sehr offen ist, und die beiden Bands zum anderen gar nicht so schlecht zusammen passen, gerade weil sie ein wenig unterschiedlich sind. Es wäre eher langweilig, wenn du zwei symphonische Bands auf eine Tour packen würdest. So gibt es gesunde Abwechslung und trotzdem zwei Bands, die ein ähnliches Publikum haben. Wir waren in der Vergangenheit schon mit vielen verschiedenen Bands auf Tour - THERION etwa gehen ja auch in die symphonische Richtung - und es hat immer sehr gut funktioniert. Ich finde es sogar sehr spannend vor Publikum zu spielen, dass nicht zwangsläufig genau unsere Richtung mag.

Stephan:
Werdet ihr trotzdem richtig abrocken oder packt ihr auch ein paar ruhigere Stücke aus?

Benjamin:
Wir werden definitiv rocken. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Material von "Razorbliss" und da speziell auf den heftigen Songs. Natürlich werden wir auch älteres Material spielen, bei dem ja auch der ein oder andere ruhigere Ton dabei ist, aber es wird definitiv das bisher rockigste FLOWING TEARS-Liveset werden. Auch wenn wir im Moment ein paar Personalprobleme haben, unser Drummer Stefan liegt nämlich mit akuter Sehnenscheidenentzündung an beiden Armen im Krankenhaus und kann die Tour auf keinen Fall mitspielen. Wir sind gerade dabei einen Ersatzdrummer einzuarbeiten, was angesichts der Tatsache, dass uns nicht mal mehr eine Woche bis zum ersten Gig bleibt ziemlich stressig werden könnte.

Stephan:
Nachdem ihr in Deutschland ja schon zur Speerspitze in eurem Bereich zählt, werdet ihr jetzt verstärkt auch das Ausland anpacken und wie sehen die Pläne diesbezüglich aus?

Benjamin:
Die Tour mit AFTER FOREVER deckt ja hauptsächlich Deutschland und Benelux ab, zudem werden wir in Deutschland auf einigen Sommerfestivals zu sehen sein. Damit werden wir also zunächst mal unser Augenmerk auf Deutschland legen, danach werden wir aber sicherlich verstärkt versuchen in Ländern zu spielen, in denen wir bisher nie oder nur selten waren, denn es ist mit das Spannendste an unserem Job überhaupt, in Ländern zu spielen, in denen man noch nie war, und zu sehen, dass es dort auch Leute gibt, die die selbe Musik lieben wie man selbst. Wir waren z.B. im Januar zum ersten Mal in Portugal und sehr überrascht, wie herzlich und fanatisch wir da empfangen wurden. Osteuropa ist auch immer wieder unglaublich, und auch in England war es für uns bisher immer super.

Stephan:
Ihr seid ja mittlerweile gern gesehener Gast auf deutschen Festivals. Welches ausländische Festival würde dich mal reizen und warum?

Benjamin:
Ich würde gerne mal ein größeres Festival in Spanien oder Portugal spielen. Die Leute dort sind schon bei Clubshows so fanatisch, dass es gigantisch sein muss, ein solches Publikum auf einem großen Festival zu sehen. Das Metalmania-Festival in Polen ist auch geil. Da waren wir vor zwei Jahren und es war ein beeindruckendes Erlebnis.

Stephan:
War es eigentlich damals eine große Umstellung als ihr euch bei "Serpentine" von einem Sextett auf ein Quartett verkleinert habt und was waren die Gründe dafür?

Benjamin:
Das passierte damals - es war nicht geplant. Damals stieg in relativ kurzem Abstand unser damaliger Keyboarder und unser zweiter Gitarrist aus. Da wir erstmal keinen Ersatz suchen wollten und ohnehin schon mitten im Songwriting für "Serpentine" waren, blieben wir erstmal zu viert. Wir spielten ein paar Shows zu viert und merkten, dass wir uns verdammt wohl fühlten, und es viel einfacher und effektiver war zu viert zu arbeiten. Du musst dir vorstellen, bei sechs Bandmitgliedern hat immer irgendwer was zu meckern. Bei Vieren ist die Chance viel höher, dass alle zufrieden sind. Außerdem hat man mehr Platz auf der Bühne und im Tourbus, haha.

Stephan:
Was hältst du von Bands mit extremeren weiblichen Vocals, wie z.B. ARCH ENEMY mit Angela Gossow?

Benjamin:
Wir finden das super! Gerade ARCH ENEMY mag ich sehr, eine verdammt gute Band, und seit Angela dort singt, haben sie deutlich an Format gewonnen, wie ich finde. Ich mag extremen weiblichen Gesang und ziehe ihn klassischem weiblichem Operngesang definitiv vor! Um ehrlich zu sein, ich mag überhaupt nur sehr wenige weibliche Stimmen. Das mag komisch klingen von einer Band, die selbst eine Sängerin hat, aber ich sehe unseren Gesang, dadurch dass er sehr tief und absolut nicht klassisch ist, auch weniger als herkömmlichen weiblichen Gesang.
Helen entdeckt gerade viele neue Aspekte ihrer Stimme und gerade extremer Gesang ist etwas, was ihr sehr zu liegen scheint. Es kann also gut sein, dass wir demnächst auch mal ein paar extremere Gesangspassagen einbauen werden.

Stephan:
Kannst du dir vorstellen mal ein Konzeptalbum zu machen oder behandelt ihr in euren Lyrics gern vielfältige Themen?

Benjamin:
Ich kann mir das sogar sehr gut vorstellen, aber nur dann, wenn ich ein Thema finden würde, das ein wirklich gutes Konzeptalbum hergeben würde. Ich finde, dass sich viel zu oft Bands an Konzeptalben versuchen, nur um eins gemacht zu haben. Die wenigsten haben wirklich Substanz oder verlangen wirklich nach der Umsetzung als Konzeptalbum. Aber ich stelle es mir sehr reizvoll vor von vornherein ein Thema festzulegen und auch das Songwriting daran auszurichten. Doch, irgendwann werde ich so etwas mal machen, aber das muss sich ergeben, ich muss das Gefühl haben, dass es genau jetzt an der Zeit ist, und das war bisher nie der Fall.

Stephan:
Wen würdest du gerne mal als Gastmusiker im Studio begrüßen und warum?

Benjamin:
Johan Edlund von TIAMAT. Johan ist seit der gemeinsamen Tour ein guter Freund der Band und wir schätzen ihn sehr. Für mich ist Johan einer der besten Songwriter überhaupt. Wir haben schon öfter darüber gesprochen mal etwas zusammen zu machen und wenn es die Terminkalender beider Bands erlauben, werden wir das sicherlich bald tun.
Ich finde es aber ganz allgemein sehr interessant mit Gastmusikern zu arbeiten. Auf "Razorbliss" hat ja Dirk von ANGEL DUST spontan ein paar Gesangslinien beigesteuert - das allererste Mal, dass auf einer FLOWING TEARS-Platte ein Gastmusiker mit drauf ist - und definitiv nicht das letzte Mal.

Stephan:
Wann werdet ihr voraussichtlich mit den Arbeiten am "Razorbliss"-Nachfolger beginnen und was steht bei euch in der Zwischenzeit so an?

Benjamin:
Im Moment steht erstmal touren an. Wir können es kaum erwarten, das "Razorbliss"-Material live zu spielen und wir werden definitiv dieses Jahr so viel live spielen wir irgendwie möglich. Mit dem Nachfolger von "Razorbliss" wollen wir zwar zügig beginnen, aber uns trotzdem die Zeit lassen, die wir brauchen, bis wir der Meinung sind, dass die Zeit reif ist für ein neues Album.
Irgendwie hat es sich herauskristallisiert, dass wir exakt alle zwei Jahre ein neues Album herausbringen. Das ist zwar eine recht lange Zeitspanne, aber ich finde, dass der Markt heute eh schon von viel zu vielen Veröffentlichungen überflutet wird und da sollte sich jede Band die Zeit lassen ein wirklich gutes Album zu schreiben, statt alle zwölf Monate was Halbgares herauszubringen. Für mich hat ein neues Album jedenfalls etwas mit Inspiration zu tun. Ich muss das Gefühl haben, dass wir alle darauf brennen ein neues Album zu schreiben.

Redakteur:
Stephan Voigtländer

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