FIFTH REASON: Interview mit Kristian Andrén

01.01.1970 | 01:00

Auch wenn die Schweden FIFTH REASON mit ihrem Zweitwerk „Within Or Without" kein Meisterstück vorgelegt haben, so ist das Scheibchen allemal innovativ und auf jeden Fall ziemlich unkonventionell. Sänger Kristian Andrén plauderte mit mir unter Anderem über Kritiker, die der Band am Allerwertesten vorbeigehen und zeigte sich besorgt über den Zustand seines Heimatlandes:

Rouven: Kristian, was für Feedback habt ihr bisher auf euer neues Album bekommen?

Kristian: Nun, auf jeden Fall insgesamt deutlich positiveres Feedback als wir es je erwartet hätten. Klar, einige mögen das Album sehr, andere überhaupt nicht - aber das dürfte ja bei fast jedem Release so sein. Wir versuchen, die Songs so auf CD zu bringen, wie wir sie haben wollen, und hoffen dabei, dass auch andere die Gefühle für die Musik entdecken, die wir beim Spielen empfinden (sehr esoterisch... - d. Verf.)
Da wir, was du „Nicht-einfach-zu-verstehende-Musik" nennst, spielen, können wir auch nicht erwarten, dass wir die grossen Stars oder Ähnliches werden, und das tun wir auch nicht. Aber wir sind mehr als Zufrieden mit den Reaktionen, die wir bisher bekommen haben.

Rouven: Kann man von FIFTH REASON eigentlich noch weitere Longplayer erwarten? Für mich macht die ganze Chose immer noch den Eindruck eines schwedischen All-Star-Projektes, da die meisten Bandmitglieder auch noch bei anderen Bands involviert sind...

Kristian: Auf jeden Fall wird es weitere Alben geben! Wir haben sogar schon einige Tracks fertig. Für mich persönlich ist FIFTH REASON meine Hauptband, auch wenn ich nebenher noch bei einigen anderen Combos was mache. Als Simon (Johansson, g. - d. Verf.) und ich FIFTH REASON gründeten, da war für uns schon klar, dass dies kein Projekt bleiben sollte. Also keine Angst, wir werden euch auch in Zukunft mit weiteren Platten quälen, haha!

Rouven: Bei einer Stilvielfalt wie der euren fragt sich der geneigte Hörer sicherlich mal nach den Bands, die euch so im Laufe der Jahre beeinflusst haben. Welche waren das denn?

Kristian: Hmm...wir hören alle sehr viel unterschiedliches Zeugs, eigentlich alles von brutalem Death bis hin zu beschissener Pop-Mucke, von daher ist es sehr schwer zu sagen, was die Haupteinflüsse für FIFTH REASON waren oder sind. Aber ich glaube, wenn man sich unsere Musik in Ruhe und genau anhört, dann dürfte es nicht so schwer sein, zu erraten, an welchen Bands wir uns teilweise orientiert haben...

Rouven: In einigen Kritiken - durchaus auch meiner eigenen - wurde bemängelt, dass eure Musik schon zu technisch sei, zu unnachvollziehbar, fast ohne Konzept. Das RockHard nannte es mal „Mathematikstudentenmucke". Wie stehst du dazu?

Kristian: Wie ich schon vorher sagte, unsere Musik ist sicherlich kein easy-listening-Zeug. Aber ich würde auf jeden Fall sagen, dass wir schon so etwas wie einen roten Faden in den Songs verfolgen, und es gibt beispielsweise tolle Hooklines, welche die Songelemente zusammenhalten. Von daher können uns die Kritiker mal, hahaha!

Rouven: Wieso nennt ihr das Material auf „Within Or Without" eigentlich „Psychotic Metal"? Hat das was mit den Lyrics zu tun?

Kristian: Nein, das kam noch von unserer alten Plattenfirma. Unser Debut hiess ja „Psychotic", und die Jungs dort dachten, das wäre eine klasse Überleitung, um die Musik der Band zu beschreiben. Naja, und das blieb irgendwie an uns haften...

Rouven: Wie schaut’s denn momentan in der schwedischen Metal-Szene aus? Auf der einen Seite hast du die ganzen Treumetaller der Marke HAMMERFALL und LOST HORIZON, die sich unglaublicherweise immer noch weiter vermehren, und auf der anderen Seite hauptsächlich Melodic-Deather. Wie fühlt man sich da, wenn man auf keiner dieser Seiten steht?

Kristian: Die Metal-Szene ist deutlich stärker geworden in den letzten Jahren. Davor war ja praktisch gar nichts, und in Schweden läuft in dieser Hinsicht eh sehr wenig. Ich bin HAMMERFALL für ihren Durchbruch dankbar, denn das war ein bedeutender Schritt nach vorne für alle schwedischen Metal-Acts.
Und uns betreffend...nun, wir machen das, was wir für richtig halten, natürlich würden wir dabei auch gerne ‘ne Menge Platten verkaufen, aber für uns als Band ist es viel wichtiger, das richtige Feeling bei der ganzen Sache zu haben, als irgendwie „trendy" zu sein oder wie auch immer du es nennen magst. Ich würde nicht sagen, dass die von dir genannten Bands in irgendeiner Art und Weise schlecht sind, aber das wäre für uns nicht der Weg, den wir gehen wollen.

Rouven: In den letzten Wochen hat man vermehrt von schwedischen Acts (z.B. DARKANE) Beschwerden über deren Heimatland gehört. Das Leben in Schweden sei fast so schlimm wie in den USA, die Kriminalitätsrate betreffend, die Ghettos, usw. - was ist da dran?

Kristian: Es ist nicht schlimm, in Schweden zu leben. Auf keinen Fall. Es kommt natürlich drauf an, wo man lebt - der Part von Stockholm, in dem ich lebe, ist sehr nett und ruhig. Allerdings kann ich den Leuten insofern zustimmen, dass es schon recht frustrierend ist, wenn man sieht, was mit der alten „Svedala" passiert.

Rouven: Zum Schluss, deine Top-5!

Kristian: Oh, das ist schwer, ich bin momentan so viel im Studio unterwegs, dass ich kaum dazu komme, gescheit Musik zu hören. Aber ich wird’s versuchen.
MESHUGGAH - „Chaosphere", BADLANDs „Dusk", den „Clayman" von IN FLAMES, SPIRITUAL BEGGARS „Ad Astra" und KING DIAMONDs neuestes Werk, „House Of God".

Rouven: Vielen Dank für das Interview.


Redakteur:
Rouven Dorn

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