EDGUY: Diskografie-Check Teil 2 | Platz 5-1

03.05.2024 | 11:29

Best of the Hess! Welche Alben sind die Klassiker der deutschen Heroen?

Nachdem wir uns im ersten Teil mit einigen der Frühwerke sowie der Phase nach "Hellfire Club" auseinandergesetzt haben, kommen jetzt die großen Klassiker - und eine Überraschung in der oberen Hälfte!

 

Platz 5:

Space Police (Defenders Of The Crown) (2014)


Na, hättet ihr hier mit Platz 5 gerechnet? Ich jedenfalls nicht! Man dachte ja, Tobi wäre nur noch im AVANTASIA-Modus, da erschien diese wunderbare, großartige Scheibe, die (außer bei Marcel) bei allen im Mittelfeld rangiert – und oft sogar in der oberen Hälfte. So ist es Rang 5 geworden. Stefan und Chris hieven das Album sogar aufs Treppchen, und das ist angemessen. 'Love Tyger' ist eine Monster-Hymne, die beiden Titelsongs sind ebenfalls EDGUY-Gold, das Cover ist phänomenal, 'Alone In Myself' eine der besten Balladen der Band... Was gibt's zu kritisieren? Das 'Rock Me Amadeus'-Cover ist viel zu nah am Original und dadurch irrelevant. Platz 2 der deutschen Albencharts zeigt aber: Tobi, es gibt einen Markt für EDGUY! Mehr davon bitte!

[Jonathan Walzer]

 

Platz 4:

Vain Glory Opera (1998)


Meine Erstbegegnung mit EDGUY war das mächtige "Hellfire Club". Erst danach entdeckte ich nach und nach die älteren Alben und "Vain Glory Opera" wurde schnell zu meinem Liebling. Auch heute noch symbolisiert es für mich die gute alte EDGUY-Zeit. Damals noch zu dritt - neben Tobi am Bass noch Jens Ludwig und Dirk Sauer als Gitarristen - lieferten die 20-jährigen Hessen eine Blaupause des völlig unbeschwerten, im besten Sinne des Wortes, naiven Melodic Metals. Klar konnte man damals bereits den Pomp späterer AVANTASIA-Alben erahnen, aber er wirkt eben weitaus weniger kalkuliert und damit so viel sympathischer. Ob Authentizität das Wort ist, um das ich gerade ringe? Sammet-typisch drehen sich viele Texte darum, dass irgendwelche Leute Idioten sind, er und seine Freunde schlecht behandelt wurden oder ihr Leben die Hölle ist. Jugendliches Edgelordtum at its best. Soviel zu Thema Unbeschwertheit. Dennoch wird munter geposed, man lässt sich heftig von HELLOWEEN und Co. inspirieren und ahmt den große Rockstar-Habitus nach. Diese erfrischende Energie und Koketterie trifft auf die Tatsache, dass hier mittlerweile durchaus fähige Musiker am Werk waren. Aber eben noch voller Ideen und Tatendrang, so dass am Ende etwas wirklich Eigenes herauskam. Ohne auch nur eine Spur des Stadionrocks, der diese Band später für mich so schwierig machte.

Uncoolheit wird zelebriert, es wird gejodelt, in höchsten Sphären jubiliert und das (zumeist) mit Doublebass-Unterstützung des befreundeten Session-Drummers Frank Lindenthal. So hart, dass es einfach unfassbar cool ist. Timo Tolkki mixte das Ganze zusammen und seine bzw. Hansi Kürschs Gastauftritte bei 'Out Of Control' und 'Vain Glory Opera' adelten das Ganze dann endgültig und machen dieses Album auch heute noch zu einem ergreifenden Ausflug in unbeschwertere Jugendtage. So und zwar genau so muss Melodic Metal klingen.

[Jakob Schnapp]

 

Platz 3:

Theater Of Salvation (1999)


Dieses Album verbinde ich immer mit dem Vorgänger "Vain Glory Opera", da sich der Stil kaum unterscheidet. Klar, könnte man meinen, es liegt ja nur ein knappes Jahr zwischen den Veröffentlichungen. Dennoch gab es größere personale Veränderungen, beziehungsweise erfolgte die Erweiterung auf die heute aktuelle Besetzung durch Schlagzeuger Felix Bohnke sowie Tobias Exxel am Bass, die erstmals an der Erstellung des Albums beteiligt wurden. Heraus kamen sensationelle Kracher wie 'Babylon', das, befände sich die Band nicht seit geraumer Zeit in einer Pause, auch heute noch zum Live-Repertoire gehören würde. Oder die Power-Ballade 'Land Of The Miracle' mit ihren wunderschönen Gesangs-Arrangements. Mit 'Falling Down' folgt ein toller und EDGUY-typischer Song, in dem sich über dümmliche Mitmenschen aufgeregt wird. (Wir erinnern uns: Identitätssuche. 'King Of Fools' sollte dann später den Höhepunkt dieses, nennen wir es mal Zyklus' darstellen.) Dazu 'Arrows Fly' - was für ein Refrain!

Erwähnenswert ist auch das titelgebende Lied am Schluss, das allerdings hinter anderen Longtracks der Band etwas zurücktritt. Eigentlich zu Unrecht. Es stellt in jedem Fall so etwas wie eine Vorausdeutung künftiger AVANTASIA-Großtaten dar. Ach, symphonischer Metal kann so schön sein. Dennoch: Für mich ist es im Vergleich zum Vorgänger ein klein wenig unspektakulärer.

[Jakob Schnapp]

 

Platz 2:

Mandrake (2001)


"Mandrake". Das einzige Ein-Wort-Album markiert in mehrerlei Hinsicht einen Umbruch. Nicht nur stand danach mit dem Wechsel zu Nuclear Blast der endgültige Sprung in kommerziell erfolgreiche Regionen an, auch fuhr Mastermind Sammet seit Beginn des Jahres 2001 zweigleisig: Sein heutzutage deutlich populäreres Projekt AVANTASIA debütierte im Februar des Jahres noch vor dem Erscheinen von "Mandrake" im September. Doch auch musikalisch wird auf Album Nummer fünf das letzte Mal die reine Melodic-Speed-Metal-Schule praktiziert. Ähnlichkeiten zu "The Metal Opera" drängen sich natürlich auf. Und selbstredend: Qualitativ gibt es hier nichts auszusetzen! Gerade die A-Seite beinhaltet auch aktuell noch hochgeschätzte Songs wie den Quasi-Titeltrack, das mächtige 'Jerusalem' oder 'All The Clowns'. Schneller, melodischer Metal in Formvollendung, noch hinreichend frisch und auch immer noch mit der gewissen Prise Naivität, die diese Band mal so großartig machte. Mit 'Wash Away The Poison' haben wir auch die EGDUY-typische Albenballade, die sich auf gewissen Streaming-Plattformen ebenfalls gesteigerter Beliebtheit erfreut. Und 'The Pharao' ist so etwas wie ein oft unterschätzter, kleiner Geheimtipp für Freunde eher epischer Klänge. Dennoch zünden nicht alle Lieder gleichermaßen, gerade gegen Ende fällt das ansonsten hohe Niveau leicht ab. Aber das mag Geschmackssache sein und ändert nichts daran, dass es sich bei "Mandrake" um ein grandioses und sehr abwechslungsreiches Melodic-Metal-Album handelt, das dieses Genre (innerhalb seiner Grenzen) gut ausreizt.

[Jakob Schnapp]

 

Platz 1:

Hellfire Club (2004)


Es war der letzte Urlaub einer so wunderschönen und unbeschwerten Kindheit. Ich ging im Sommer 2005 alleine und glücklich durch ein kleineres Städtchen Norddeutschlands, voller Vorfreude auf mein allererstes Festival: das Wacken Open Air. Und ich sollte EDGUY sehen, was habe ich mich gefreut. Und während ich durch Neustadt schlendere, ertönen auf meinem CD-Player die Hits von "Hellfire Club". Anderthalb Jahre zuvor lief tatsächlich im Fernsehen (!) der Videoclip zu 'King Of Fools' und ich war vom ersten Ton an gefesselt: das Keyboard-Intro, kraftvolles Riffing, ein Refrain zum Niederknien und - sind wir einmal ehrlich - ein sexy Tobi Sammet im schwarzen Hemd. Ohja, Freunde, ich wollte wie der EDGUY-Fronter sein. Zumindest fehlten mir hierzu (noch) die langen Haare, doch das 'King Of Fools'-Outfit zählte ab diesem Tag zu meinem Alltag. Einen Monat später erschien mit "Hellfire Club" wohl DAS EDGUY-Album, ein Aushängeschild des deutschen Kraftstahls, das mit 'Mysteria' einen gigantischen Opener hat und vor dessen Remix-Version mit Mille ich mich anfänglich sogar erschrocken habe. Und was daraufhin mit dem mächtigen 'The Piper Never Dies'-Opus, dem so genialen 'Down To The Devil', dem so herrlichen wie bekloppten 'Lavatory Love Machine' passierte, war schlichtweg gigantisch. Und wenn ich noch heute an den Neustadt-Urlaub zurückdenke, wie ich durch diese engen Gassen den Refrain zu 'Navigator' grölte, dann erfüllt es mich mit einer nostalgischen Glückswelle. Ich hatte eine sehr schöne Kindheit. Danke Mama, danke Papa - auch dass ihr mir das W:O:A 2005 ermöglicht habt - auch wenn es nasser wurde als erhofft.

[Marcel Rapp]

 

Was bleibt sonst noch zu sagen?

Natürlich waren die ersten beiden AVANTASIA-Alben stilistisch noch nah an EDGUY um die Jahrtausendwende angesiedelt. Glaubt mir: Einen AVANTASIA-Diskografiecheck liefern wir in jedem Fall mal nach! Trotzdem vermisse ich den klassischen EDGUY-Sound sehr.

 

Ach ja: Es gibt zwei Live-Alben: "Burning Down The Opera" stellt die Frühphase der Band gut dar, "Fucking With F*** - Live" eher schon die rockigere Hit-Phase. Ich schätze beide Live-Alben sehr. Mit der Kollektion "The Singles" bekommt ihr nicht nur die obligatorischen Single-Hits, sondern vor allem auch das Bonusmaterial der Single-Auskopplungen, das oft enorm stark war. "Monuments" war dann eine schöne Best-of, die aber mit zusätzlichen starken Tracks einen echten Mehrwert bietet. Ein bisschen zweite-Reihe-Songs gibt es auch auf der zweiten CD der Best-of "Hall Of Flames".

Mit diesem Diskografie-Check haben wir die Band ein wenig aus der Versenkung geholt. Ich hoffe, ihr hattet Freude dran.

 

Zum Ende bieten wir euch noch unsere Abstimmungsergebnisse:

 

Mario Dahl:

01. Mandrake
02. Hellfire Club
03. Age Of The Joker
04. Vain Glory Opera
05. Space Police (Defenders Of The Crown)
06. Tinnitus Sanctus
07. Rocket Ride
08. Theater Of Salvation
09. The Savage Poetry
10. Kingdom Of Madness

 

Maik Englich:

01. Theater Of Salvation
02. Age Of The Joker
03. Mandrake
04. Hellfire Club
05. Space Police (Defenders Of The Crown)
06. Vain Glory Opera
07. Tinnitus Sanctus
08. Rocket Ride
09. Kingdom Of Madness
10. Savage Poetry

 

Hannelore Hämmer:

01. Hellfire Club
02. Vain Glory Opera
03. Theater Of Salvation
04. Mandrake
05. Rocket Ride
06. Tinnitus Sanctus
07. Space Police (Defenders Of The Crown)
08. Age Of The Joker
09. Kingdom Of Madness
10. Savage Poetry

 

Mahoni Ledl:

01. Mandrake
02. Hellfire Club
03. Theater Of Salvation
04. Rocket Ride
05. Space Police (Defenders Of The Crown)
06. Vain Glory Opera
07. Tinnitus Sanctus
08. Savage Poetry
09. Kingdom Of Madness
10. Age Of The Joker

 

Marcel Rapp:

01. Hellfire Club
02. Mandrake
03. Theatre Of Salvation
04. Vain Glory Opera
05. Tinnitus Sanctus
06. Kingdom Of Madness
07. Rocket Ride
08. Savage Poetry
09. Space Police (Defenders Of The Crown)
10. Age Of The Joker

 

Stefan Rosenthal:

01. Mandrake
02. Hellfire Club
03. Space Police (Defenders Of The Crown)
04. Theater Of Salvation
05. Vain Glory Opera
06. Rocket Ride
07. Age Of The Joker
08. Tinnitus Sanctus
09. Savage Poetry
10. Kingdom Of Madness

 

Jakob Schnapp:

01. Hellfire Club
02. Mandrake
03. Vain Glory Opera
04. Theater Of Salvation
05. Rocket Ride
06. Space Police (Defenders Of The Crown)
07. Age Of The Joker
08. Savage Poetry
09. Tinnitus Sanctus
10. Kingdom Of Madness

 

Chris Staubach:

01. Tinnitus Sanctus
02. Hellfire Club
03. Space Police (Defenders Of The Crown)
04. Mandrake
05. Kingdom Of Madness
06. Vain Glory Opera
07. Rocket Ride
08. Theater Of Salvation
09. Age Of The Joker
10. Savage Poetry

 

Rüdiger Stehle:

01. Vain Glory Opera
02. Theater Of Salvation
03. The Savage Poetry
04. Mandrake
05. Hellfire Club
06. Kingdom Of Madness
07. Space Police (Defenders Of The Crown)
08. Age Of The Joker
09. Rocket Ride
10. Tinnitus Sanctus

 

Jonathan Walzer:

01. Hellfire Club
02. Mandrake
03. Theater Of Salvation
04. Rocket Ride
05. Space Police (Defenders Of The Crown)
06. Vain Glory Opera
07.
Age Of The Joker
08.
Tinnitus Sanctus
09. Kingdom Of Madness
10. Savage Poetry

Redakteur:
Jonathan Walzer

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