DORO: Interview mit Doro

05.03.2009 | 12:04

25 Jahre und kein bisschen leise. Mit "Fear No Evil" stürmt die deutsche "Metal Queen" die Charts und gewährt uns einen kleinen Einblick in ihre Welt davor und danach.

Seit dem Veröffentlichungstag ihrer zweiten Scheibe "Hellbound" habe ich mir die Platten der Düsseldorferin in absoluter Regelmäßigkeit zugelegt und daher ihren Weg über all die Jahre hinweg genau verfolgt und begleitet. Und trotz aller Höhen und Tiefen hat es DORO geschafft, in der ganzen Zeit eine stabile und treue Fangemeinschaft aufzubauen, die es ihr heutzutage sogar ermöglicht, musikalisch fremde Welten zu entdecken. Ihre Authentizität ist in der aktuellen Musiklandschaft einmalig. Ehrlichkeit, Treue und wahre Gefühle sind die Säulen ihres Erfolges. Manche belächeln zwar diese Art von "Gefühlsduselei", aber an ihrem Stellenwert für den Heavy Metal gibt es mal so gar nichts zu rütteln. Deshalb traf ich mich mit Frau Pesch zu einem gemütlichen Kaffee und plauderte mit ihr ein wenig über die Jubiläumsshow, das neue Album "Fear No Evil" und ein paar Dinge, die mir schon lange auf der Seele brannten. Herausgekommen ist ein sehr emotionales und interessantes Interview, aber lest doch einfach selbst.

Chris:
Du hast vor kurzem mit einem rauschenden Fest dein 25-jähriges Jubiläum gefeiert. Gerade erscheint mit "Fear No Evil" dein vierzehntes Studioalbum. Interessiert dich da eigentlich noch, was die so genannte Fachpresse positiv wie negativ über deine Arbeit denkt?

Doro:
Das Allerwichtigste für mich ist, was die Fans denken, denn für sie mache ich es. Die Hauptsache ist, dass sie es lieben, deshalb mache ich überhaupt Musik; und das seit immerhin 25 Jahren. Alles andere, was jetzt beispielsweise Journalisten sagen, ist mir eigentlich gar nicht so wichtig.

Chris:
Was sagen denn deine Fans zur neuen Scheibe "Fear No Evil"?

Doro:
Es gibt ein paar Lieblingssongs bei den Fans, wie beispielsweise 'Night Of The Warlock', 'Celebrate', 'Herzblut' und 'Walking With The Angels'. Bei den schnellen Songs sind 'Caught In A Battle' und 'On The Run' sehr beliebt. Ich glaube, auf der neuen Platte sind einige Songs dabei, die einmal einen Stellenwert wie 'Für immer' oder 'All We Are' erreichen könnten. Vor allem aber kann ich mir gut vorstellen, dass wir einige Stücke ewig in der Setlist haben werden. Bis jetzt sind die Resonanzen besser als in den ganzen letzten zehn Jahren. Darüber bin ich sehr glücklich. In Spanien ist 'Celebrate' sogar auf Platz 3 gestiegen, was noch nie bei irgendeiner Single der Fall war. Wir hatten sogar noch nie eine Single in den Top Ten. Normalerweise zählt da nur das Album, aber 'Celebrate' kletterte von Platz 20 über Platz 5 auf letztendlich Platz 3. Da ist der Bär am Steppen (lacht).

Chris:
Du hast ja in letzter Zeit einige Singles und EPs auf den Markt gebracht. Rechnen die sich denn in der heutigen Zeit überhaupt noch?

Doro:
Eine Single rechnet sich eigentlich nicht. Ist eher so eine zusätzliche Promotion-Geschichte. Es sei denn, es ist so eine Kiste wie damals der Song für Regina Halmich. Das haben wir ihr zu Ehren gemacht und dann macht so etwas schon Sinn. Trotzdem sind Singles mehr Werbung. Daran verdient eine Plattenfirma nur ganz gering, wenn überhaupt.

Chris:
Man muss ja echt sagen, dass du eine wahrlich stabile Fanbase hast, die dir sogar in den "dunklen Jahren des Metals" die Treue gehalten hat. Wie sieht denn die aktuelle Situation aus?

Doro:
Die Tourneen sind meistens gut besucht oder gar ausverkauft. Wir spielen weltweit die schönsten Festivals. Es haben sich in den letzten Jahren mehr Türen in Ländern geöffnet, in denen wir früher nie gespielt haben. Beispielsweise Tschechien, Russland, Rumänien, Bulgarien - der ganze ehemalige Ostblock ist phänomenal. Jedes Jahr kommen jetzt ein bis zwei Länder mehr dazu, was früher nie der Fall war. Vor ein paar Jahren waren wir in Thailand, in der Türkei, Australien, letztes Jahr haben wir zum ersten Mal in China gespielt. Die Resonanzen waren so überwältigend, so dass wir im Mai oder Juni wieder hingehen werden. China war einfach unglaublich.

Chris:
Macht sich das denn auch an steigenden Zuschauerzahlen bemerkbar?

Doro:
Natürlich steigen die Zuschauerzahlen. Das sieht man auch am 25-jährigen Jubiläum, das wir gerade in meiner Heimatstadt Düsseldorf, wo auch alles angefangen hat, gefeiert haben. Da waren zwischen 8.000 und 9.000 Leute vor Ort. Das habe ich noch nie gehabt. In meinem ganzen Leben nicht, auch nicht zu WARLOCK-Zeiten oder zu den Hochzeiten des Metals. Vor allem aber kamen diese 8.000 Leute von überallher. Es wurden so viele Fahnen hochgehalten, die ich vorher noch nie gesehen hatte, weil es ja jetzt auch so viele neue Länder gibt. Natürlich waren auch die einschlägigen Fahnen, wie beispielsweise Brasilien, USA, England, Frankreich oder Spanien vertreten. Ich glaube, die Hälfte der Leute kam extra aus dem Ausland. Noch eine wunderschöne Geschichte dazu: Eine Frau, Cathy, reiste extra aus Vancouver, Kanada, im Rollstuhl an, obwohl sie sehr krank ist. Das sind wahrlich bewegende Momente.

Chris:
Du hast halt unbestritten eine sehr enge Beziehung zu deinen Fans. Da kann ich mir vorstellen, dass dich kritische Stimmen aus dem Business wahrscheinlich komplett kalt lassen dürften.

Doro:
Ich versuche nur, die bestmöglichste und schönste Musik zu machen. Bei den Autogrammstunden bitten mich viele, "Herzblut" auf das Album zu schreiben. Das berührt die Leute. Das berührt das Herz. Ich will die Menschen einfach nur glücklich machen. Bei den Autogrammstunden waren jetzt viele junge Mädchen oder auch Jungs, so genannte Die-Hard-Fans, die echt geweint haben. Die standen mit Tränen in den Augen vor mir und haben gesagt, dass es sie berührt hat. Da bekomme ich Gänsehaut. '25 Years' oder 'Herzblut' wurde beispielsweise oft erwähnt. Bei 'Night Of The Warlock' standen die Fans in der Schlange und haben mitgesungen, weil die Scheibe meistens im Hintergrund lief. Das bedeutet mir was. Zur Jubiläumsshow kam sogar eine Hochschwangere, die jetzt in Dortmund bei der Autogrammstunde mit ihrem zwei Wochen alten Baby war und meinte, das Kind könnte ohne die Musik nicht mehr einschlafen. So etwas bedeutet mir die Welt. Man kann es eben nicht allen recht machen. Ich gebe mir immer 180 Prozent Mühe, wobei ich da erst wirklich anfange (lacht). Wer ist denn schon das Business? Die ganze Industrie existiert doch schon gar nicht mehr und besteht ja eigentlich nur noch aus Fans.

Chris:
Da hast du wohl vollkommen Recht. Kommen wir aber mal langsam zur neuen Scheibe. Wie bereits erwähnt ist das dein 14. Studioalbum. Hast du mittlerweile irgendein für dich funktionierendes Schema gefunden, wie du an ein solches Werk herangehst?

Doro:
Nein, das ist jedes Mal anders. Wenn ich ein neues Album anfange, schreibe ich so viele Songs wie möglich. Zum Schluss werden die Songs ausgewählt, die man dann aufnimmt und an denen man weiterarbeitet. Es ist natürlich ganz wichtig, dass man ein ausgewogenes Album hinbekommt. Ich könnte mir jetzt beispielsweise nicht vorstellen, ein Album nur mit Double-Bass-Nummern oder nur in Deutsch zu schreiben. Die Fans wären auch enttäuscht, wenn keine einzige Ballade drauf wäre. Viele Fans mögen die Heavy-Sachen, aber wenn keine Ballade auf dem Album ist, wäre das eine Megaenttäuschung. Das geht also gar nicht. Man könnte das höchstens als Nebenprojekt unter einem anderen Namen verkaufen. Vielleicht ein kleines Death-Metal-Projekt, dann wäre das in Ordnung. Ich weiß noch, ich habe damals zur "Force Majeure" Autogrammstunden gehabt, wo die Leute das Album aber noch nicht kannten. Das ist nicht wie heute, wo man im Internet schon vorher reinhören kann. Jedenfalls haben die Fans die Platte gekauft und bestimmt sechzig bis siebzig Prozent haben mich gefragt, wo der deutsche Song auf dem Album ist. Ich meinte nur, da sei gar keiner drauf. Und sie nur: "Verarsch uns nicht, wo ist der denn?". Auf der "Force Majeure" war zwar mit 'Bis aufs Blut' ein A-capella-Stück in Deutsch drauf, aber sie wollten eben einen richtigen Song haben und waren dementsprechend arg enttäuscht. Ich mache aber immer nur das, was aus der Seele und dem Herzen so rauskommt und damals habe ich mich einfach nicht danach gefühlt. Ist da eine deutsche Idee, bei der ich auch wirklich das Gefühl habe, dass sie Magie hat, dann ist das ein richtiger Glücksfall. Die Idee zu 'Herzblut' hatte ich beispielsweise schon seit ein paar Jahren. Bereits zur "Warrior Soul", aber ich hatte nicht das Gefühl, der Song würde auf die Scheibe gehören. Jetzt hat es aber gepasst.

Chris:
Schreibst du eigentlich nur die Texte?

Doro:
Nein, auch die Musik. Auf "Fear No Evil" sind ein paar Songs, die habe ich ganz alleine geschrieben. Ein paar Stücke sind mit Andreas Bruhn (ex-SISTERS OF MERCY) entstanden und ein paar Songs hat die Band angeschleppt. 'Celebrate' und 'Walking With The Angels' habe ich außerdem mit Joey Balin gemacht. Meistens mache ich aber alles alleine, nicht nur die Texte.

Chris:
Nach welchen Kriterien komponierst du? Legst du vor allem viel Wert darauf, dass die Songs auf der Bühne gut funktionieren?

Doro:
Ich schreibe einfach Songs. Wenn es ans Komponieren geht, dann ziehe ich mich meistens zurück und überlege, was mir wichtig ist und über was ich schreiben möchte. Manchmal haben sich aber auch Ideen einfach angesammelt.

Chris:
Und wie war das speziell bei "Fear No Evil"?

Doro:
Beim neuen Album wollte ich einen Querschnitt aus 25 Jahren machen, weil eben das Jubiläum anstand, worauf wir uns schon vor anderthalb Jahren vorbereitet haben. Ich dachte mir, dass ich auch gerne einen Song hätte, bei dem die Leute vom Fan-Club ins Studio kommen und mitsingen könnten. Einen Song wie beispielsweise 'True As Steel' oder 'All We Are'. Daraus entstand 'Celebrate". Der Tontechniker meinte vorher zu mir, er bräuchte genügend Auswahl an soften und harten, lauten und leisen Stimmen. Anschließend haben wir mal nur Männer und mal nur Frauen gemacht, zwischen all den anderen Variationen. Als die Mädels gesungen haben, dachte ich mir, das ist echt fett. So kam die Idee auf, alle Mädels anzurufen, die ich kenne, mit denen ich befreundet bin oder mit denen ich mal auf Tour war. Einige sind zu uns ins Studio gekommen, andere haben es bei sich im Studio gemacht. Das Ergebnis war einfach der Hammer. Hinterher gab es dann die so genannte "Full Metal Female Version". Auch Biff von SAXON hat noch gesungen - einfach geil. Im Anschluss habe ich mit der Plattenfirma gesprochen und meinte, auf der Single wären drei unterschiedliche Versionen des Songs gut, was wir ja dann auch so gemacht haben. Auf dem regulären Album sind nun alle Stimmen zusammen gemischt. So Sachen entwickeln sich einfach. Bei 'Herzblut' dachte ich mir auch, eine Version in Spanisch wäre schön. Dann meinte aber der brasilianische Fan-Club, sie würden doch portugiesisch sprechen und das sei total unfair. Somit musste noch eine Version in Portugiesisch her und man macht sich eben die Mühe, jemanden zu finden, der einem hilft und das übersetzt. Bei der Jubiläumsshow wollte ich eine Bühne mit den vielen Aufbauten und Ruinen wie in den Achtzigern und zum ersten Mal den "Warlock" als richtige Figur haben - und nicht nur auf dem Backdrop. Es hat ein Jahr gedauert, diesen bauen zu lassen. So entstand auch die Idee zu einem Song für den "Warlock". Mit einem coolen Intro, bei dem er hochfährt. So Sachen denkt man sich halt einfach aus und probiert sie umzusetzen. Wenn man hinterher denkt, die Nummer ist jetzt nicht so gut rausgekommen, dann kommt sie eben weg oder vielleicht mal auf eine B-Seite. Meistens ist es aber so, wenn es eine Nummer nicht aufs Album schafft, kommt sie auch nicht mehr in irgendeinen Pool für weitere Sachen.

Chris:
Da dir die Texte so viel bedeuten, könnte man da sagen, dass die Musik sekundär ist? Immerhin verzichtet ihr überwiegend auf irgendwelche Spielereien oder großartigen zusätzlichen Firlefanz.

Doro:
Es kommt auf den Song an. Der deutsche Song 'Herzblut' zum Beispiel, da ist mir die Melodie und der Gesang wichtiger als bei einem Song wie beispielsweise 'Wildfire', wo die Gitarren im Vordergrund stehen und der Gesang mehr eingebunden ist. Das ist von Song zu Song unterschiedlich. Bei 'Night Of The Warlock' haben wir aber ein riesiges Intro, bei 'Running From The Devil' ein megalanges Solo, bei dem wir uns auch überlegt haben, ob wir das vielleicht halbieren sollten, es aber zum Glück so gelassen haben. Der Song ist das Wichtigste, da müssen auch keine Extraspielereien dazu kommen. Ich gehe immer nach Gefühl. Wenn es mir gefällt, denke ich, hat es eine gute Chance, dass es auch den Fans gefällt. Diesmal haben wir beispielsweise mit mehr Chören gearbeitet, im Gegensatz zur "Warrior Soul". Mit Andreas Bruhn habe ich wieder schön gearbeitet, weil ich seit Jahren mit ihm sehr gut auskomme. Bei ihm habe ich einfach das Vertrauen, ihm meine Ideen wie 'Caught In A Battle' oder 'Herzblut' vorstellen zu können. Gerade bei 'Herzblut' war es mir wichtig, dass jemand versteht, worum es mir in diesem Song geht.

Chris:
Könntest du dir denn mal vorstellen, ein richtiges Konzeptalbum zu machen?

Doro:
Das kann ich dir nicht sagen. Ich mache immer das, was ich gerade fühle. "Classic Diamonds" war so etwas, ein Orchesteralbum. Das war eher ein Zufall, denn ich habe an einem Projekt teilgenommen, "Rock für Tiere", wo wir mit so einem jungen Orchester gearbeitet haben. Es hat den Fans so gut gefallen, dass wir es noch einmal live und noch einmal für einen guten Zweck wiederholt haben. Das war einfach grandios. Irgendwann wurden die Stimmen laut, mach das doch auf Platte. So haben wir es gemacht, sind dann irgendwann nach Wacken gekommen und haben es Gott sei Dank auch auf DVD veröffentlicht. Die Sachen entwickeln sich einfach so. Jede Platte ist ein Spiegel der Zeit oder von dem, was man gerade selbst durchlebt. Auf "Fight" ist beispielsweise ein Song drauf, der heißt 'Undying', den ich geschrieben habe, weil mein Vater damals gestorben war. Viele Leute, die das Selbe durchlebt haben, dass jemand von der Familie oder den Freunden gegangen ist, konnten sich mit diesem Song einfach identifizieren. Sie meinten, der Song habe ihnen geholfen, alles ein bisschen besser zu verarbeiten und wieder Hoffnung zu schöpfen. Ich schreibe halt Songs für Menschen, für die Fans.

Chris:
Ein sehr starker Song auf dem neuen Album ist die Ballade 'Walking With The Angels', bei dem du ein Duett mit Tarja Turunen (ex-NIGHTWISH) hast. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande? Denkt man bei solchen Sachen auch an irgendwelche Marketingstrategien?

Doro:
Nein, an so etwas denke ich nie. Ich wollte einen spirituellen Song über positive "Angel-Power" schreiben, vor allem, wenn man sich total alleine oder verloren fühlt. Ich habe dann ein Demo gemacht und dachte anschließend, es wäre vielleicht schön, wenn noch jemand mit einer engelsgleichen Stimme mitsingen würde. Ich kannte Tarja zwar vorher schon ein bisschen, habe sie aber erst beim letzten Kampf von Regina Halmich zufällig wieder getroffen. Wir waren uns einig, dass es schön wäre, wenn wir mal was zusammen machen würden. Sie schickte mir daraufhin einen Song, 'The Seer', den sie auf eine Winteredition packen wollte. Ich habe einfach so gesungen, wie ich es gefühlt habe und es hat geklappt. Dann hörte ich Tarjas Stimme auf 'Walking With The Angels' und wusste genau, das ist es - so richtig wie ein Engel. Wie du siehst, das hat sich einfach so ergeben.

Chris:
Kann es eigentlich sein, dass du diesmal im Studio mehr gestresst warst als sonst?

Doro:
Eigentlich nicht. Nicht mehr als sonst. Es ist immer super stressig, eine Platte zu machen. Ich habe aber wieder mit den gleichen Leuten aufgenommen, zum Beispiel mit Chris Lietz und Andreas Bruhn. Bei Balladen hat man natürlich viel mehr Zeit und Platz, um sich zu entfalten. Das ist was anderes als bei Double-Bass-Nummern, wo man die ganze Zeit mit voller Kraft singen muss. Ich hatte eigentlich genau so viel Spaß wie immer.

Chris:
Ein weiterer sehr guter Song: 'Long Lost For Love'.

Doro:
Ja, finde ich auch. Da stammt die Musik komplett von Joe.

Chris:
Ich dachte erst, es wäre eine Coverversion.

Doro:
Nein, definitiv nicht.

Chris:
Trotzdem erinnert mich die Melodie ein wenig an CELINE DIONs 'My Heart Will Go On'.

Doro:
Ich glaube, dass Joe den Song gar nicht richtig kennt (lacht).

Chris:
Gut, schauen wir mal voraus. Wann geht es auf Tour?

Doro:
Ab April geht es los. Wir haben zunächst ein paar Gigs in Deutschland, dann gehen wir wieder nach China. In England machen wir eventuell eine Tour mit SAXON, das ist aber noch nicht ganz klar (mittlerweile schon - Chris). Ein paar Festivals sind ebenfalls bereits bestätigt wie Wacken, Rock Of Ages und Rock am Härtsfeldsee.

Chris:
Du trittst ja nun seit 25 Jahren in hautengen Lederklamotten auf, die du unbestritten auch noch ohne Bedenken tragen kannst. Hast du dir aber nicht mal überlegt, dein Outfit ein wenig zu ändern? Vielleicht sogar mal in einem Kleid aufzutreten?
Doro:
Auf der "Classic Diamonds"-Tour habe ich das Outfit mal mit einem weißen Kleid dem Anlass angepasst. Bei einer normalen Show würde ich das Kleid aber jetzt nicht unbedingt anziehen. Ich hatte auch schon einmal ein komplett weißes Outfit, was nicht aus Lack und Leder bestand. Ich ziehe aber immer das an, wonach ich mich gerade fühle. Es gibt schon verschiedene Outfits in weiß, rot, schwarz und rot, schwarz und weiß. Du siehst, es muss nicht immer schwarz sein, wobei ich schwarz nach wie vor am liebsten habe. Es kommt einfach auf den Event an. Ich ziehe immer noch gerne enge Hosen an, Top und Weste drüber, je nach Gefühl, aber Farbtupfer sind manchmal schon drin. Einmal hatte ich so ein Tigeroutfit, war auch ganz hübsch. Ich entscheide mich letztendlich immer vor Ort. Dann habe ich meistens drei Outfits dabei, überlege und entscheide mich doch wieder für das Schwarze (lacht). Morgen dann entweder Weiß, Schwarz oder Rot ... mmh, (Pause) ich nehme Schwarz (lacht weiter).

Chris:
Du machst darin ja auch absolut eine super Figur. Wie siehst du aber generell in der heutigen Zeit die Frauenrolle im Metal? Hat sich der Stellenwert geändert?

Doro:
Als ich damals angefangen habe gab es noch nicht so viele Frauen im Metal. Das hat sich heute glücklicherweise geändert, denn es gibt so viele fantastische Musikerinnen. Angefangen bei Tarja Turunen, aber auch die neue Sängerin von NIGHTWISH finde ich super. Angela von ARCH ENEMY ist klasse, genau wie Sabina von HOLY MOSES, die das ja ebenfalls seit den Achtzigern schon durchzieht. Floor von AFTER FOREVER mag ich ebenfalls total gerne. Die ganzen Frauen, die bei 'Celebrate' mitgesungen haben, vor denen habe ich absolut Respekt. Jede hat da viel Qualität, Talent und super Stimme. Es ist nicht mehr wie in den Achtzigern, wo man nur sexy sein musste und nicht so viel Wert auf die Stimme gelegt wurde. Da war nur wichtig, dass die Frauen in den Videos sexy rüberkamen. Ich finde, heute haben die Frauen einen super hohen Stellenwert, wo man echt den Hut vor ziehen muss. Wenn es gut ist, ist es egal, ob da nun eine Frau oder ein Mann am Mikrofon, der Gitarre oder am Keyboard steht.

Chris:
Wäre denn auch mal eine weitere Frau bei DORO denkbar?

Doro:
Durchaus. Ich habe bisher halt nur Männer in meiner Band gehabt, weil sich aber eventuell auch nie eine Frau vorgestellt hatte. Vielleicht wäre dann tatsächlich auch mal eine Frau mit in die Band gekommen.

Chris:
So, Doro, ich danke dir für dieses sehr nette und äußerst interessante Interview. Jetzt hast du noch die Chance, ein paar Worte an deine Fans zu richten.

Doro:
Ich danke euch für die ganzen super 25 Jahre, all den Support und all die Liebe. Es war für mich immer das Allergrößte. Fans sind für mich das Allerwichtigste im Leben. Das wird sich niemals ändern. Ich mache das bis zum letzten Atemzug und so lange die Fans es wollen. Ich hoffe, man sieht sich auf unserer Tour oder auf Festivals. Vielen Dank für all die tollen Jahre und ich hoffe, dass es noch viele weitere so geben wird. Metal ist im Moment in "a good shape", das freut uns alle. Wir haben wieder so viel Aufwind. Das ist mein Leben. Alles, alles Gute und tausend Dank.

Redakteur:
Chris Staubach

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