DEFECTO: Nicklas Sonne im Interview

04.05.2016 | 14:02

Wenn die Produzenten-Legende Flemming Rasmussen einer jungen Band ein großes Potential bescheinigt, dann sollte der interessierte Metalfan hellhörig werden. Immerhin hat der Däne bereits METALLICA zu den Superstars gemacht, als die wir die Amerikaner heute kennen.

Auch beim Debüt der dänischen Truppe DEFECTO hatte Rasmussen erneut seine Finger im Spiel, was sich auch prompt in der unglaublichen musikalischen Qualität des ersten Longplayers "Excluded" widerspiegelt. Für uns war das Grund genug, um Frontmann Nicklas Sonne einmal auf den Zahn zu fühlen und ihn zur aktuellen Scheibe und den Zukunftsplänen des Quartetts zu befragen.

Hallo Nicklas, bevor wir mit dem Interview loslegen, würde ich mich noch gerne dafür bedanken, dass du dir die Zeit für unsere Fragen nimmst. Euer Debüt "Excluded" ist ja nun seit einigen Tagen im Handel, wie zufrieden seid ihr mit den bisherigen Reaktionen auf die Scheibe?

Hallo Tobias, nichts zu danken, viel mehr möchte ich mich für die Chance bedanken, uns den Lesern in Deutschland vorzustellen. Die Reaktionen auf "Excluded" waren bisher durchweg positiv, egal ob von unseren Fans, der Crew, dem Managament oder den Rezensenten. Gerade heute ist noch eine 9/10 Rezension für unser letztes Konzert veröffentlicht worden, daher sind wir alles in allem mehr als zufrieden.

Viele unserer Leser werden mit dem Namen DEFECTO aktuell noch nicht viel anfangen können, daher würde ich dich bitten, uns eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Geschichte der Band zu geben. Wenn ich richtig informiert bin, warst du ja zuerst als Solo-Künstler unterwegs, bevor du zur Band dazugestoßen bist?

Ja, da hast du vollkommen recht. Vor DEFECTO hatte ich mein eigenes Projekt, bei dem ich die komplette Musik alleine geschrieben habe. Das Material, das ich damals für dieses Projekt ausgearbeitet habe, ist nun zu großen Teilen auf unserem Debüt "Excluded" gelandet, daher könnte man sagen, dass mich die Songs schon seit einigen Jahren begleitet haben. Thomas (Bass) und Frederik (Gitarre) hatten vor der Gründung von DEFECTO ihre eigene Band, für die sie allerdings noch einen Sänger suchten. Gleichzeitig war ich auf der Suche nach Musikern und ich kannte Frederik bereits seit vielen Jahren, da lag es dann natürlich nahe, die beiden Projekte unter dem Banner DEFECTO zu vereinen. Schlussendlich haben wir dann in Lars unseren Schlagzeuger gefunden, nachdem der vorherige Drummer von Frederiks Projekt nach der Zusammenlegung ausgestiegen ist.

In eurer bisherigen Karriere konntet ihr unter anderem schon einen Underground Music Award einheimsen als bester Newcomer im Bereich Metal. Der Preis beschränkt sich dabei ja eigentlich nur auf Dänemark, trotzdem kann ich mir vorstellen, dass so etwas schon eine gewisse Erwartungshaltung schürt. Hat euch das bei den Arbeiten an "Excluded" unter Druck gesetzt?

Ja, das hat uns wirklich unter Druck gesetzt. Insbesondere für mich war das eine echte Last, weil wir zwischendrin auch eine längere Phase hatten, in der auf Grund von persönlichen Problemen die Arbeit nahezu still stand. Gerade in dieser Zeit kam dann natürlich noch mehr Druck auf, weil sich ständig alle nach dem Album und dem Stand der Arbeiten erkundigten. Jede dieser Fragen hat mich wirklich genervt, weil ich selbst die Scheibe unbedingt fertigstellen wollte, mir dafür aber einfach die Energie fehlte. Daher hat der UMA-Award natürlich schon einen großen Einfluss auf die Erwartungshaltung der Fans gehabt, denn von "Excluded" wurde vor diesem Hintergrund schon einiges erwartet.

Nicklas, lass uns nun auf die Produktion der Platte zu sprechen kommen. Mit Flemming Rasmussen hattet ihr einen weltberühmten Produzenten mit im Studio, der für solche unsterblichen Klassiker verantwortlich ist wie "Ride The Lightning", "Master Of Puppets" oder "... And Justice For All". War es ein komisches Gefühl, mit einem solch großen Namen der Szenen zu arbeiten?

Es war großartig. Flemming ist einfach ein toller Produzent mit einer großartigen Persönlichkeit. Mit ihm gemeinsam haben wir das Schlagzeug in seinem Studio aufgenommmen und hatten dabei jede Menge Spaß. Ganz besonders dankbar waren wir für seine vielen kleinen Anmerkungen und Ideen. Zusätzlich hat er einfach ein Gespür dafür, welcher Take der richtige ist, und schafft es, das Beste aus jedem Musiker herauszuholen.

In euren Songs nutzt ihr auch eine ganze Menge Orchestrationen und Keyboards, allerdings habt ihr keinen festen Keyboarder in der Band. Wie löst ihr dieses Problem bei euren Konzerten? Arbeitet ihr hier mit einem Click-Track?

Auch hier hast du recht. Beim Song 'The Sands Of Time' hatten wir beim Mixen des Album ganze 197 Spuren, wovon alleine 50 Spuren nur auf das Orchester entfielen. Um das auf die Bühne zu bringen, nutzen wir einen Click-Track, den unser Schlagzeuger aufs Ohr bekommt, während der Backing-Track mit allen Orchestrationen simultan auf die PA übertragen wird. Unser Traum wäre es natürlich, eines Tages mit einem echten Orchester auf der Bühne zu stehen. Das wäre die perfekte DEFECTO-Experience. (lacht)

Bei den Träumen passen natürlich auch meine musikalischen Assoziationen zu SYMPHONY X und DREAM THEATER, immerhin haben letztere ja auch bereits mit einem Orchester auf der Bühne gestanden. Wer sind  denn deine persönlichen Idole, egal ob als Band oder als Musiker ganz persönlich?

SYMPHONY X und DREAM THEATER sind auf jeden Fall zwei unserer größten Idole. Nimmt man noch METALLICA hinzu, dann wären das wahrscheinlich unsere drei Lieblingsbands. Wenn ich aber einige persönliche Idole nennen müsste, dann wären das John Petrucci, Michael Romeo, Russel Allen, James Hetfield, Jeff Loomis und natürlich Yngwie Malmsteen.

Zur Promotion des Album habt ihr auch zwei Videos produziert, wobei 'Sovereign' fast schon komisch daher kommt, während das Video zu 'Excluded' eher düstere Bilder benutzt. Wie wichtig ist euch dieses Medium, um die Message hinter euren Songs zu transportieren und woher nimmst du die Inspiration für deine Texte?

Beim Video zu 'Sovereign' ging uns nicht darum, die Botschaft des Textes zu transportieren. Die Lyrics sind nämlich eigentlich wirklich dunkel und fast schon zynisch, während das Setting des Clips ja doch eher komisch ist. Eigentlich wollten wir mit dem Video alle Freundinnen von Musikern ansprechen, die sich allabendlich beim Essen mit ihren Musiker-Freunden beschäftigen müssen. Jeder wird das kennen, dieses "du musst dir das unbedingt anhören, was wir heute aufgenommen haben", während die Partnerin eigentlich nur in Ruhe ihr Abendessen genießen möchte. Aber als Musiker weiß man, dass so etwas nicht verschoben werden kann, weil man einfach über die eigene Kunst sprechen muss. So etwas kann dann einfach nicht bis nach dem Essen warten. (lacht)

'Excluded' ist hingegen eine ernste Story, bei der wir uns auch direkt am Text orientiert haben. Die Lyrics sind dabei für mich wirklich persönlich, denn es geht darum, sich während einer unschönen Trennung der eigenen Eltern komplett verloren zu fühlen, während sich die Eltern nur um ihr eigenes Wohlergehen sorgen.

Was die Texte der gesamten Scheibe angeht, so basieren sie auf meinen eigenen Erfahrungen. Dabei geht es um meinen Kampf mit Depressionen, die Erfahrungen, die ich während meiner Kindheit gemacht habe, und darum, sich ganz alleine aus dem Dreck zu ziehen, während niemand da ist, um dir zu helfen. Das klingt zwar auf den ersten Blick sehr negativ, hat mir aber dabei geholfen, diese Erfahrungen zu verarbeiten.

Neben euren Musik-Videos habe ich auch einige Mitschnitte von Konzerten gesehen und muss sagen, dass ich extrem begeistert war. Gibt es schon Pläne für eine ausgiebigere Tour, vielleicht sogar mit Shows in Deutschland?

Erst einmal vielen Dank für das Lob, das freut uns. Was das Touren angeht, so würden wir am liebsten überall spielen. Aktuell sind das allerdings nur grobe Pläne, wir werden uns aber im April mit unserem Management zusammensetzen und über Konzerte sprechen, auch in Deutschland. Wir werden euch also besuchen kommen, früher oder später. Seid also bereit! (lacht)

Wie sehen denn eure weiteren Pläne für die Zukunft aus, abseits von den kurzfristigen Tournee-Plänen? Was möchtet ihr mit DEFECTO in den nächsten Jahren erreichen?

Im Moment arbeiten wir fleißig am nächsten Album. Bevor wir uns aber diesem Thema zuwenden, wollen wir "Excluded" erst einmal mit Konzerten in Dänemark und ganz Europa im Sommer vorstellen. Anschließend hoffen wir, dass wir gegen Ende des Jahres das nächste Album veröffentlichen können. So sieht der Plan zumindest aktuell aus. Außerdem wollen wir uns natürlich eine größere Fanbasis erspielen und auch die größeren Labels, Booking-Agenturen und Bands auf uns aufmerksam machen.

Damit wären wir auch fast schon am Ende angekommen, daher würde ich dir gerne noch einmal für deine Zeit danken. Die letzten Worte gehören natürlich dir, sodass du unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben kannst.


Wir hoffen natürlich, dass euch unsere Musik gefällt und dass ihr uns auch bei unseren zukünftigen Abenteuern im Musik-Business begleiten werdet.

Redakteur:
Tobias Dahs

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