BLACK SABBATH: The Ten Year War

02.10.2017 | 09:58

Regen, Glockenschläge, Donner, ein Riff. Es ist ohne Übertreibung das wichtigste Intro in der Geschichte des Heavy Metal. Die Geburtsstunde unserer favorisierten Musikrichtung. Über BLACK SABBATH wurde schon endlos viel geschrieben und doch ist es ein Traum zur richtigen Gelegenheit selbst den Stift in die Hand zu nehmen und einer Legende den Tribut zu zollen, den sie verdient.

Anlass ist hier die monumentale "The Ten Year War"-Box, die die Alben von "Black Sabbath" bis "Never Say Die!" als hübsche Vinylversionen enthält und noch vieles andere mehr. Aber dazu später.

Black Sabbath The Ten Year War

Blicken wir also zurück auf die Diskographie der Herren Osbourne, Butler, Iommi, Ward und beginnen natürlich mit "Black Sabbath". Das in der Einleitung beschriebene Intro ist eines der wenigen Overdubs einer ansonsten live im Studio eingespielten Platte. Und das an einem einzigen Tag im Herbst 1969. Bis heute hat dieses Intro nichts von seiner furchteinflößenden Wirkung verloren. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass 'Black Sabbath' mein favorisierter Track der Truppe und einer der besten Songs der Siebziger Jahre ist. Die Atmosphäre, Ozzys 'Oh, no, no, please God help me', die Steigerung zum Ende, es ist ein formvollendetes Meisterwerk. Doch auch darüber hinaus hat dieses Debüt nur ganz große Klasse zu bieten. 'The Wizard' besticht mit prägnantem Harmonika-Gebrauch und ist ein eingängiger Hit, 'N.I.B.' hat eines dieser Iommi-Riffs, die eben nur er in Perfektion spielt. 'Evil Woman' war im Januar 1970 die erste Single und ist im Verhältnis noch der "gewöhnlichste" Track auf diesem Debüt. Sehr eingängig, eher bluesig, auch textlich weniger auffallend. Wer das Album aufgrund dieses Songs im Jahr 1970 gekauft hat, dürfte beim Opener ganz schön verschreckt worden sein. Außerdem enthält die Box die Single als Japan-Version mit originalem Cover.

Trotz nicht besonders guter Kritiken wurde das Debütalbum ein großer Erfolg, erreichte die Top10 in UK und Deutschland und auch in den USA platzierte man sich auf #23 sehr beachtlich. Dazu musste man damals noch viele, viele Platten verkaufen. Das Vinyl ist lila-schwarzes Splatter, 180 Gramm schwer und steckt im Gatefold.

Nur wenige Monate nach Veröffentlichung von "Black Sabbath" ging es schon wieder ins Studio - dieses Mal für gleich fünf Tage - um "Paranoid" einzuspielen. Und alleine, wenn ich daran denke, wie viele Coverversionen ich zu den Songs dieses Albums kenne, wird klar wie wegweisend es ist. FAITH NO MORE, SACRED REICH, OVERKILL, REVEREND, ICED EARTH, TYPE O NEGATIVE, MEGADETH, PANTERA, ISIS, die Liste ist endlos. Musikalisch ist man natürlich nicht allzu weit vom Debüt entfernt, baut aber mit 'Planet Caravan' auch wahrlich psychedelische Elemente ein und hat zudem mit dem kurzen, flotten Titeltrack einen echten, radiotauglichen Hit am Start. Dieser sorgt auch dafür, dass das Album bis heute das erfolgreichste Werk der Briten ist. Und dafür, dass wir uns immer noch an 'Der Hund von Baskerville' von CINDY & BERT erfreuen können. Mein persönlicher Favorit ist das grandiose 'Hand Of Doom', mit seiner fantastischen Dynamik und Schwere. Die LP in der Box steckt im Gatefold und kommt im coolen rot-schwarzen Splatterdesign daher. Ein echter Hingucker. Außerdem gibt es eine Nachpressung der auf 100(!) Stück limitierten chilenischen Single-Version von 'Paranoid'. Nice.
Black Sabbath The Ten Year War

 

 

"Master Of Reality" folgte wieder nur einige Monate später im Sommer 1971. Allerdings dauerten die Aufnahmesession dieses Mal bereits knappe drei Monate. Herausgekommen ist wohl - mehr noch als bei den beiden Vorgängern - der Grundstock für Stoner Rock und gar Sludge. Die Marihuana-Hymne 'Sweet Leaf' dürfte daran maßgeblichen Anteil haben. Überhaupt spürt man den Konsum von bewusstseinserweiternden Substanzen hier etwas deutlicher. Aber die verdrogte Atmosphäre und Songs wie 'After Forever' oder 'Children Of The Grave' sorgen auch dafür, dass "Masters Of Reality" ein würdiger Nachfolger für den grandiosen Doppelpack zuvor ist. Daran ändert auch ein verpeiltes, verstimmtes, kurzes Instrumental wie 'Embryo' nichts, bei dem ich mich schon immer frage, was denn das nun eigentlich soll. Am Erfolg dieses Werk ändert das natürlich nichts. Im Gegenteil, bis zum Release von "13" 42 Jahre später ist es das einzige Album der Band, das es in die Top10 in den USA schafft.

Das Vinyl ist - wie alle LPs - eine Replika der Erstveröffentlichung im Sleeve-Design, das man oben öffnet und kommt im hübschen lila-schwarzen Splatter (sehr anders als "Black Sabbath") daher und beinhaltet auch einen Nachdruck des Posters, das bereits 1971 enthalten war.

Bis zur Veröffentlichung von "Vol 4" verging erstmals mehr als ein Jahr zwischen zwei Alben. Zudem wurde erstmalig im fernen Kalifornien statt im heimischen England produziert, was Tony Iommi höchstpersönlich übernahm. Die Drogen mögen zu Spannungen zwischen den Bandmitgliedern geführt haben und insgesamt kommt das Album sicher auch nicht an den Genius der ersten drei Meisterwerke heran, aber dennoch gibt es hier mit dem großartigen Opener 'Wheels Of Confusion', der später von Ozzy recycleten Piano(!)-Ballade 'Changes' oder 'Snowblind' einige Klassiker auszumachen. Der auf "Master Of Reality" etablierte Sound wird fortgeführt, Ozzys Vocals sind immer noch unverkennbar und auch Iommis Riffs sind natürlich erste Sahne. Nur das Gesamtbild fügt sich einfach nicht mehr so homogen zusammen, so dass auch etwas verfahrene Songs wie 'Cornucopia' herauskommen. Dem Erfolg tat dies nur sehr wenig Abbruch. Die Chartplatzierungen waren zwar etwas schwächer, aber für Platzierungen in den Top15 hat das alles noch gereicht.

Die LP ist erneut im Gatefold und hat innen noch ein Sleeve mit zusätzlichen Fotos, das Vinyl ist dieses Mal im schwarz-gelben Splatterlook.

Wieder vergeht etwas mehr als ein Jahr bis zum nächsten Album. Tatsächlich nehmen die Briten zum ersten Mal sogar zwischendurch so etwas wie Urlaub. Die Aufnahmen zu "Sabbath Bloody Sabbath" stehen dennoch unter keinem guten Stern. Zuerst quartiert man sich wieder in Los Angeles ein, weil die Band so zufrieden mit "Vol 4" ist, doch produzieren sie innerhalb eines Monats dort nichts. Drogen und Alkohol bleiben ein Problem und sorgen wohl auch für die Schreibblockade. Man entschließt sich später nach England zurückzukehren und in Clearwall Castle aufzunehmen, was bis auf ein paar geisterhafte Erlebnisse dann auch gut gelingt. Das Resultat kann sich absolut hören lassen, auch wenn die Band selbst sagt, dass dieses Album der Anfang vom Ende für das Original-Line-Up war. Dennoch der bärenstarke Titeltrack, 'A National Acrobat', 'Sabbra Cadabra' (mit Rick Wakeman von YES am Keyboard) oder 'Spiral Architect' sind superbe Nummern, die in der Zeit eben auch nur von BLACK SABBATH kommen konnten.

Die LP ziert das beste Cover der Band seit "Black Sabbath" und kommt ebenfalls als Gatefold daher. Die Vinyls kommen im hübschen orange-schwarzen Splatterlook.

 

Black Sabbath The Ten Year War

18 Monate und erstmals auch ein komplettes Kalendarjahr vergehen bis zur Veröffentlichung von "Sabotage" im Juli 1975. Und das zeigt BLACK SABBATH heavier und wütender als je zuvor. Gerade die beiden eröffnenden 'Hole In The Sky' und 'Symptom Of The Universe' sind für das Quartett erstaunlich angepisst, was auch die Stimmung in der Band wiedergibt, die sich zu dem Zeitpunkt im Rechtsstreit mit ihrem Management und dem Label befindet. Auch das fast zehnminütige 'Megalomania' ist mit seiner Dynamik und seiner Steigerung alles andere als gewöhnlich. In meinen Ohren kann die B-Seite diese hohe Qualität nicht ganz halten, dafür ist 'Am I Going Insane (Radio)' nicht zwingend genug und das mit Kirchenchor unterlegte Instrumental 'Supertzar' gar fast überflüssig. Dennoch ist das hier natürlich auch ein super Album. Relativ erfolgreich war es zudem, auch wenn es die Chartplatzierungen der Vorgänger nicht mehr erreichen konnte. In ihrer Heimat reichte es aber noch für die Top10.

Das Vinyl kommt im weiß-roten Splattergewand daher, ist dieses Mal aber - wie schon einst in 1975 - kein Gatefold, sondern eine einfache Umhüllung.

Als im Herbst 1976 "Technical Ecstasy" erschien, dürften sich viele Fans gefragt haben, ob das denn wirklich BLACK SABBATH ist, was sie da hören. Das Doom-Element ist verschwunden, ebenso die Heavyness des Vorgängers. Ozzy & Co. wollten sich neu definieren in einer Zeit, in der AOR und Punk groß in Mode kamen. Herausgekommen ist ein Werk, das kaum mehr Zutaten des originalen SAB-Sounds beinhaltet. Auch die ständige Sonne Floridas, wo das Album aufgenommen wurde, war ohrenscheinlich kein besonders guter Einfluss für die Band. Ein Song wie 'It's Alright' wäre sonst wohl undenkbar gewesen. Dass hier Bill Ward die Stimmbänder vibrieren lässt, hilft auch nicht wirklich. Im Gegenteil. Wenig verwunderlich gingen mit der schlechten Rezeption auch die Verkaufszahlen zurück, so dass "Technical Ecstasy" als erstes Album nicht in die Top10 in UK einstieg, in Deutschland chartete es gar überhaupt nicht. Nach den Aufnahmen und der folgenden Tour stieg Ozzy sogar für eine Weile aus und suchte eine Entzugsklinik auf. Er wurde temporär durch Dave Walker (SAVOY BROWN) ersetzt, kehrte aber für die Aufnahmen zu "Never Say Die!" zurück zur Band.

Das Vinyl kommt im grau-violetten Splatterlook daher und ist damit ganz hübsch. Vielleicht ein Anreiz das Album ab und zu mal aufzulegen.

Exakt zwei Jahre vergehen bis zur Veröffentlichung von "Never Say Die!", dem für 35 Jahre letztem Album mit Ozzy Osbourne. Der Box ist das Tourprogramm der Tour zum zehnten Geburtstag der Band beigelegt, in dem der "Bond" zwischen den Mitgliedern betont wird und das dieser Zusammenhalt durch den kurzen Ausstieg Ozzys nur noch stärker geworden ist. Wie wir alle wissen, dauerte es nur noch ein paar Monate bis nach der Tour, bevor dieses Line-up für viele Jahre Geschichte war. "Never Say Die!" ist in meinen Ohren etwas besser als "Technical Ecstasy", gerade der ziemlich nach vorne gehende Titeltrack macht durchaus Laune. Doch insgesamt ist das Werk etwas verfahren. BLACK SABBATH war an einem Tiefpunkt angekommen und die Trennung von Ozzy hat sich als absolut richtige Maßnahme erwiesen wie die Historie belegt.

Die LP kommt im transparent-blauen Splatterlook. Den Rest des Satzes könnt ihr bei "Technical Ecstasy" nachlesen.

Black Sabbath The Ten Year War

Doch auch abgesehen von den zehn Vinyls (acht Alben, zwei Singles) hat "The Ten Year War" noch einiges zu bieten. Da ist das bereits erwähnte offizielle Programm zur "Never Say Die!"-Welttour mit VAN HALEN, das auf 28 Seiten Fotos und Notes von Ozzy, Tony, Geezer und Bill beinhaltet. Dann gibt es noch die "The Ten Year War"-Broschüre, die die Band anno 1978 hat drucken lassen. Mit dem Untertitel "More good press than most - more bad press than any" gehen die Birminghamer sehr ironisch mit der Presse um. Dann gibt es noch ein 84-seitiges Hardcover-Buch im Vinylformat mit vielen Bildern und Zitaten von Musikgrößen wie Rob Halford, Keith Emerson, Bruce Dickinson, Marilyn Manson, Trent Reznor, Scott Ian, Rick Wakeman oder Lady Gaga, aber auch von anderen Prominenten wie Tony Blair, Cameron Diaz oder Pat Cash (australischer Tennisspieler der 80er). Eine wohl verdiente Laudatio. Zu guter letzt gibt es noch das berühmte BLACK SABBATH-Kreuz, das hier gleichzeitig ein USB-Stick ist und die Alben im MQA-Format noch einmal digital enthält. Abgerundet wird die Box von einem Tourposter aus dem Jahr 1972. Damals konnte man BLACK SABBATH für fünf(!) Dollar sehen.

Im eigens von der Band dafür eingerichteten Shop könnt ihr diese Box für ca. 250,- EUR erwerben. Bis Weihnachten solltet ihr damit aber nicht warten.
Black Sabbath The Ten Year War

Redakteur:
Peter Kubaschk

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