BARCODE: Interview mit Panter

07.04.2005 | 23:43

Über "Showdown":

Mick:
Sprechen wir zuerst über das neue Album. Erscheinen wird es am 11.April, bist du zuversichtlich oder nervös?

Panter:
Ich bin zuversichtlich, das ist möglicherweise unser bester Release überhaupt.

Mick:
Wie verliefen denn die Aufnahmen zu dem Album? Immerhin sind es die ersten mit eurem neuen Label Nuclear Blast.

Panter:
Sehr angenehm. Dadurch, dass unser Gitarrist Dr. J. das Album produzierte, hatten wir nicht diesen Druck zu einem bestimmten Termin fertig zu werden. Wir konnten uns die Zeit nehmen, die nun mal nötig war, um dieses Album aufzunehmen. Das war mal eine völlig andere Art und Weise ein Album aufzunehmen, viel entspannter.

Mick:
Und das war bei "Hardcore" noch nicht so, oder?

Panter:
Ja, bei "Hardcore" hatten wir vielleicht eine Woche oder zwei, und dann mussten wir fertig sein. Da standen wir unter großem Druck.

Mick:
Ihr bleibt euch und eurem Genre treu indem ihre die Lieder sehr kurz haltet. Siehst du das als ein ungeschriebenes Gesetz bei Hardcore-Musik an?

Panter:
Nun ja, ich denke im Vergleich zu zum Beispiel Metal, wo Lieder vier bis fünf Minuten lang sind, ist das bei Hardcore nicht möglich. Man kreiert beim Hardcore viel schneller diese Spannung und wenn man das geschafft hat, ist man auch mit dem Lied fertig, und auch man selbst (lacht). Also geht man zum nächsten Lied über.

Mick:
Wer ist denn bei euch für die Texte verantwortlich?

Panter:
Hauptsächlich Butch, unser Sänger.

Mick:
Das erste Lied des Albums ist eigentlich nur ein Statement. Hältst du es für nötig mit so etwas das Album zu eröffnen?

Panter:
Ja, es soll so eine Art Weckruf sein, um die Leute zum Aufstehen zu zwingen.

Mick:
Es wirkt auf mich wie eine "Hier sind wir wieder, wir sind zurück!"-Ansage. Das machen recht viele Hardcore-Bands. Hast du eine Erklärung dafür?

Panter:
Naja, um ganz ehrlich zu sein, ich glaube Butch versuchte ICE T. zu kopieren. (lacht) Wir wollten uns eben ankündigen, dass die Leute aufmerksam auf uns werden. Wir veröffentlichen mit BARCODE ja nicht jedes Jahr ein Album, deshalb muss man sich bei den Hörern wieder ins Gedächtnis zurückrufen. Das war unsere Art dieses Album einzuleiten, zu zeigen, dass wir etwas Neues machen. Wir wollten damit aber keine andere Hardcore-Band kopieren.

Mick:
Kannst du uns etwas zum Cover und zum Titel des Albums sagen?

Panter:
Der Titel "Showdown" bezieht sich auf die Abrechnung mit den Leuten, die uns zu Fall bringen wollen.
Das Cover stammt von einem Amerikaner namens Adam Hensel. Es hat aber weniger mit dem Thema oder dem Titel des Albums zu tun. Es richtet sich gegen Gewalt, besonders nachdem Dimebag Darrell getötet wurde. Wohl auch ein wenig gegen die amerikanischen Waffengesetze.

Mick:
Was bedeutet dir das Album und was sollte es bei den Hörern auslösen?

Panter:
Bei den Fans soll es einfach für eine gute Zeit stehen! Das ist auch genau unsere Intension, wenn wir live auftreten, den Besuchern eine gute Zeit bescheren.
Für uns ist es wichtig, weil wir erstmals die Chance haben, unsere Musik einer breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln. Auf einem kleinen Label hat man nur einen sehr eingeschränkten Kreis von Hörern. Ich glaube, dass wir auch mit unserem vorherigen Album "Hardcore" mit einem größeren Label auch sehr viel mehr Hörer erreicht hätten. "Showdown" wird unser größtes Aushängschild.

Mick:
Was ist deiner Meinung nach das wichtigste Lied des Albums?

Panter:
Hm, ich bin nicht sicher, ob die Beschreibung "wichtig" das richtige Wort für unsere Lieder ist, aber ich würde sagen 'Fanatics', 'Rise To Dignity' und 'In The Pit'. Eigentlich sind mir aber alle Lieder "wichtig". 'Drinkslinger' zum Beispiel ist ein Tribut an eine Bar in Hamburg, die mittlerweile geschlossen wurde.

Mick:
Bleiben wir mal bei 'Fanatics'. Interpretiere ich dieses Lied richtig als eine Kritik am sozialen System Amerikas?

Panter:
Nein, nicht als Kritik am Gesamten, sondern lediglich an einigen Bewegungen in der amerikanischen Gesellschaft.

Mick:
Würdest du sagen, dass es wichtig ist auf einem Album politisch zu sein?

Panter:
Nein, definitiv nicht. Ich glaube das ist überhaupt das erste Mal, das wir ein Lied haben, das sich gegen das Handeln eines bestimmten Landes ausspricht. Normalerweise sind wir unpolitisch. Wir haben sogar ein Abkommen in der Band, keine politischen Lieder zu machen, aber in diesem Fall machten wir eine Ausnahme.

Mick:
Wo wir schon bei dem Thema sind: In der Vergangenheit gab es immer wieder Gerüchte, das ihr eine rechtsradikale Band seid. Hast du dafür eine Erklärung?

Panter:
Ja, ich kenne diese Gerüchte und wir glauben, das kommt von unserem Lied 'Intolerance' vom "Beerserk"-Album. Und ja, dieses Lied ist recht rassistisch. Aber, in Verbindung mit dem Titel 'Intolerance' haben es die Leute völlig falsch verstanden! Sie haben nicht die Ironie im Titel des Liedes verstanden und dachten wir seien rassistisch. Wir mussten das in der Folgezeit immer und immer wieder in unseren Interviews erklären. Aber wir können uns doch nicht dafür verantwortlich fühlen, wenn die Hörer unsere Texte falsch verstehen. Das ist doch nicht unser Problem.

Mick:
In dem Lied 'Make My Day' sprecht ihr alle möglichen Personen und Dinge an, die sprichwörtlich zur Hölle fahren können. Was ist euer Problem mit diesen?

Panter:
Ach, das war so eine lustige Geschichte auf der Heimreise im Bus von einem Gig in Deutschland. Irgendjemand fing damit an zu sagen, wer oder was ihn wirklich anpisst. Dann machte ein anderer weiter und sagte wieder irgendeine Person, die ihm aus irgendeinem Grund nicht gefällt und so weiter uns so fort. Und irgendwann warf jeder immer neue Namen in die Runde, bis Butch meinte: "Hey, wartet mal eine Sekunde, wiederholt das noch mal. Ich habe gerade eine Idee für einen Song!" Das ist also alles nur aus Spaß.

Mick:
Was hat es denn mit 'Padre Siffredi' auf sich?

Panter:
Das ist auch eine der Sachen, die wir gern machen. Wir haben auf jedem unserer Alben einen Tribut an einen Pornostar drauf.

Mick:
Wie sieht es denn nach dem Album mit einer Tour aus? Bisher sind leider erst drei Konzerte in Deutschland und sechs Konzerte überhaupt bestätigt. Wird es noch mehr Konzerte geben?

Panter:
Hoffentlich! Unser Booker arbeitet gerade daran. Das Problem ist, dass Dr. J., unserer Gitarrist auch bei HATESPHERE singt und diese Band permanent tourt. Dementsprechend sind unsere Möglichkeiten, in den nächsten Monaten zu touren, beschränkt. Wir versuchen aber dennoch einige Open Air-Auftritte im Sommer einzurichten.

Über den Hardcore-Hype:

Mick:
Was sagst du als Mitglied einer Hardcore-Band zu dem momentanen Hype, der um Hardcore betrieben wird? Macht dieser Hype euch das Leben leichter?

Panter:
Die Dinge ändern sich jederzeit und wir selbst sind durch eine Menge Höhen und Tiefen gegangen. Für uns hat sich nicht wirklich viel verändert. Wir haben die Möglichkeiten aufzutreten bekommen, die wir wollten, und das einzige, was uns vom Auftreten abhält, sind wir selbst.
Außerdem bin ich nicht sicher, ob Hardcore wirklich fähig ist populär zu werden. Aber sollte es tatsächlich dazu kommen, dann wäre das doch cool. Ich denke, wir würden dann auch davon profitieren, denn wir sind jetzt schon seit zehn Jahren präsent und einige Leute werden uns kennen.

Mick:
Markantestes Merkmal dieses Hypes sind die unzähligen Metalcore-Bands. Hältst du den Mix aus Metal und Hardcore für sinnvoll?

Panter:
Ich glaube, selbst wir mixen unseren Hardcore. Wir haben schwere Breakdowns und einige Anleihen von Punk. Aber in Bezug auf diese Metalcore-Bands sehe ich gar nicht so sehr die Verbindung zum Hardcore. Für mich klingen die mehr nach purem Metal, fast wie NAPALM DEATH oder so etwas. Und einige der Bands haben einen Sound, der auch sehr weit von dem weg ist, was meine Auffassung von Hardcore-Musik ist. Aber die Fans bezeichnen sie als Hardcore-Bands und ich habe nicht das Recht darüber zu richten, was Hardcore ist und was nicht. Viele Fans entscheiden darüber auch nicht an Hand der Musik, sondern durch das Lebensgefühl, das diese Bands vermitteln.

Über Allgmeines:

Mick:
Wie ist denn zur Zeit der Haussegen in der BARCODE-Familie?

Panter:
BARCODE hat im Moment das beste Line-Up, das wir je hatten. Musikalisch und freundschaftlich ist alles super.
Wenn wir aber von BARCODE-Familie sprechen, dann bezieht das aber auch jeden ein, der BARCODE nahe steht, ob das nun die Mitglieder befreundeter Bands sind oder Organisatoren, wer auch immer.

Mick:
Wo siehst du BARCODE denn in fünf Jahren?

Panter:
Puh, möglicherweise machen wir dann noch immer das Gleiche, was wir jetzt auch tun: hin und wieder touren und Alben veröffentlichen.
Um ehrlich zu sein, ich glaube allerdings nicht, dass wir eine typische Major-Band sind oder werden. Unser Stil ist meiner Meinung nach nicht so massentauglich, dass er mal im Allgemeinen sehr populär wird. Wir sind jetzt zwar bei Nuclear Blast, aber Hardcore ist immer noch Underground. Wir werden niemals so etwas wie LIMP BIZKIT.

Mick:
Was versprichst du dir von der Zusammenarbeit mit Nuclear Blast?

Panter:
Natürlich unsere Musik nun einem breiteren Publikum vorstellen zu können. Wir waren viele Jahre bei kleinen Labels, die einfach nicht die finanziellen Mittel hatten die Band großartig zu promoten. Nuclear Blast kann eben auch Promos verteilen und so was.
Klar waren wir am Anfang skeptisch, weil alles was man von Nuclear Blast hörte Death und Black Metal war. Aber sie haben uns wirklich überzeugt, dass sie unsere Band und die Musik, die wir machen, mögen, und eine guten Job machen werden als Label. Bisher haben sie das auch auf jeden Fall getan.

Mick:
Also wird auch das Merchandising von nun an mehr ausgebaut? Bisher kann man ja Fanartikel hautsächlich nur auf eurer Homepage oder euren Konzerten kaufen.

Panter:
Ja, Nuclear Blast wird in dieser Richtung sicher etwas machen. Außerdem haben wir vor mit diversen Katalogen zusammen zu arbeiten, zum Beispiel dem EMP. Andererseits braucht man einfach nur zu unseren Konzerten zu kommen. (lacht)

Mick:
Welche Beziehung habt ihr zu eurem Heimatland und wie populär ist eure Musik dort?

Panter:
Wir lieben unser Heimatland, aber dort gibt es leider keine wirkliche Hardcore-Szene. Die meisten Leute wissen nicht mal was Hardcore ist, deshalb können wir dort hauptsächlich nur als Support von national bekannten Bands spielen. Oder als Support von Metal-Bands.

Mick:
Welche Bedeutung hat für euch das With Full Force-Festival?

Panter:
Das WFF ist eine der wichtigsten und größten Hardcore-Plattformen überhaupt. Klar geht es hauptsächlich um Metal, aber sie haben auch das Hardcore-Zelt und es ist wichtig dort spielen zu können.

Mick:
Ihr spielt ja dieses Jahr wieder dort, kannst du dich noch an euren Auftritt beim WFF 2000 erinnern? Was denkst du, wird dieses Mal anders sein?

Panter:
Klar erinnere ich mich, wir haben nämlich einen Live-Mitschnitt davon! Es war ein super Gefühl, aber wir hatten damals nicht unser eigenes Soundsystem, deshalb war der Soundcheck auch scheiße. Wir sind dann einfach raus gegangen, haben unser Ding durchgezogen und es genossen. Dieses Jahr werden wir aber unser eigenes Soundsystem mitbringen, dann wird hoffentlich auch der Sound um einiges besser.

Mick:
Habt ihr denn die Absicht in nächster Zeit etwas Visuelles von euch auf den Markt zu bringen?

Panter:
Wir wollen einige Videos raus bringen. Das Problem ist nur, dass die auch von Adam Hansel gemacht werden sollen, und der sitzt ja bekanntlich in Amerika. Geplant ist aber ein animiertes Video mit den Figuren, die auch auf dem Cover zu sehen sind. Diese sollen dann die Handlungen in dem Video übernehmen. Wir selbst werden also nicht zu sehen sein.

Mick:
Ihr habt schon an so einigen Split-CDs mitgewirkt. Macht ihr das, weil ihr so gerne mit anderen Künstlern zusammenarbeitet oder hat das andere Gründe?

Panter:
Tja, weil wir so nett sind! (lacht) Wir werden eben immer wieder angesprochen, ob wir das nicht machen wollen und sagen meistens "Klar, was sollen wir tun?"

Mick:
Wird das nun bei einem Major-Label auch noch möglich sein?

Panter:
Ja, wir haben in unserem Vertrag verankert, dass wir solche Sachen immer noch machen können. Das ist uns wichtig. Es ist ein wichtiger Bestandteil der Hardcore-Szene.

Mick:
Last but not least, kannst du uns bitte noch erklären, was es mit dem Lied 'Kreuzberg Hustlers' auf sich hat?

Panter:
Nun ja, Berlin ist für uns schon fast eine zweite Heimatstadt. Wir waren dort schon einige Male und haben uns irgendwann überlegt dieser Stadt in einem Lied Tribut zu zollen. Wir kennen dort einige Leute, besonders Heini und Schlumpf.

Redakteur:
Michael Langlotz

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